- Reichstädt (Dippoldiswalde)
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Reichstädt Koordinaten: 50° 53′ N, 13° 38′ O50.88277777777813.64370Koordinaten: 50° 52′ 58″ N, 13° 38′ 24″ O Höhe: 370–550 m ü. NN Einwohner: 1.450 (1999) Eingemeindung: 1. Juli 1995 Postleitzahl: 01744 Vorwahl: 03504 Reichstädt ist ein Ortsteil der sächsischen Großen Kreisstadt Dippoldiswalde im Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge.
Inhaltsverzeichnis
Geografie
Lage
Reichstädt ist eines der längsten Dörfer Sachsens, es misst mehr als sieben Kilometer Länge. Der Ort verläuft im Tal des Reichstädter Baches, der zur Roten Weißeritz nach Nordosten hin entwässert. Der höchste Punkt des Ortes ist der alte Wegweiser in Oberreichstädt auf 550 Meter Meereshöhe. Von seiner Siedlungsform ist Reichstädt ein großes Waldhufendorf. Reichstädt wird von der Staatsstraße 187 erschlossen.
Nachbarorte
Ruppendorf Paulsdorf Dippoldiswalde Beerwalde Ulberndorf, Obercarsdorf Hartmannsdorf-Reichenau Hennersdorf Sadisdorf Geschichte
Reichstädt wurde im Jahre 1319 als Richenstad das erste Mal urkundlich erwähnt, und zwar in einem Schreiben Papst Johannes XXII. an den Abt des Klosters Ossegg. Es unterstand zunächst der Burg Freiberg, später dem dortigen Amte. Ab 1569 wurde es von Dippoldiswalde aus verwaltet.
Die Geschichte Reichstädts wurde wesentlich durch den Herrensitz Reichstädt mit Rittergut und einer großen Schäferei beeinflusst. Das Schloss von 1535 ist Nachfolger einer befestigten Anlage von 1335 und wurde im 18. Jahrhundert im barocken Stil umgebaut. So befand sich auch die Grundherrschaft über die Reichstädter Flur beim Herrensitz, und sich später zum Rittergut und Schloss entwickelte. 1875 sind ein Nieder- und ein Oberreichstädt aktenkundig.
Seit 1500 existiert in Reichstädt eine eigene Pfarrkirche, die Niederkirche[1]. Bis 1872 bestand auch eine mittelalterliche Kirche zu den Vierzehn Nothelfern, wo heute die Kapelle an der Kahlen Höhe existiert. Der Ort besitzt eine eigene Grundschule.
Das Schloss Reichstädt, seit 1717 und seit 1998 wieder im Besitz derer von Schönberg, wurde 1945/46 in der Bodenreform in Deutschland enteignet und als Kulturhaus, Kindergarten, zuletzt als Kreispionierhaus sowie für Wohnungen genutzt.
Am 1. Juli 1995 wurde Reichstädt nach Dippoldiswalde eingemeindet.[2]
Bekannt ist Reichstädt für die höchstgelegene Windmühle Sachsens, eine konische Turmholländer-Windmühle.
Entwicklung der Einwohnerzahl
- 1552: 104 besessene Männer, 112 Inwohner
- 1569: 66 besessene Mann, 39 Häusler, 17 Gärtner (63½ Hufen)
- 1764: 52 besessene(r) Mann, 12 Gärtner, 41 Häusler
- 1834: 1092
- 1871: 1095
- 1890: 1248
- 1910: 1238
- 1925: 1263
- 1939: 1190
- 1946: 1644
- 1950: 1673
- 1964: 1400
- 1990: 1430
- 2008: 1370
Ortsnamenformen
Der Name des Ortes Reichstädt änderte sich geschichtlich wie folgt:[3]
- 1319: Richenstat
- 1378: Richenstat
- 1445/47: Richstat, Richstad
- 1460: Reichstat
- 1548: Reychstedt
- 1791: Reichstädt
Persönlichkeiten
- Die drei Brüder Blochmann:
- Rudolf Sigismund Blochmann (1784–1871), Pionier der deutschen Gastechnik und -industrie, geboren in Reichstädt
- Karl Justus Blochmann (1786–1855), Pädagoge, Mitarbeiter Pestalozzis, wurde in Reichstädt geboren
- Heinrich August Blochmann (1787–1851), Agrarreformer – einer der „intelligentesten Landwirthe“ seiner Zeit laut William Löbe: Blochmann, Heinrich August. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 2, Duncker & Humblot, Leipzig 1875, S. 708 f.
- Hermann Adolph Klinger (* 14. Juli 1806 in Reichstädt; † 1874), Jurist und Politiker, Bürgermeister von Leipzig.
- Johannes Zepnick, freischaffender Maler und Grafiker, lebt in Reichstädt
Literatur
- Richard Steche: Reichstädt. In: Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Königreichs Sachsen, 2. Heft: Amtshauptmannschaft Dippoldiswalde. C. C. Meinhold, Dresden 1883, S. 70.
Weblinks
- Reichstädt (Dippoldiswalde) im Digitalen Historischen Ortsverzeichnis von Sachsen
- Elferrat Reichstädt
- Webseite über den Heimatverein Reichstädt von Prof. Heger
Einzelnachweise
- ↑ Webpräsenz der Kirchgemeinde Reichstädt
- ↑ StBA: Änderungen bei den Gemeinden Deutschlands, siehe 1995
- ↑ Reichstädt im Digitalen Historischen Ortsverzeichnis von Sachsen
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