Robert Scholz (Kunstjournalist)

Robert Scholz (Kunstjournalist)

Robert Scholz (* 9. Februar 1902 in Olmütz; † 15. Januar 1981 in Fürstenfeldbruck) war ein deutscher Kunsthistoriker, Kunstjournalist, Kunstschriftleiter im Völkischen Beobachter und Leiter im Amt „Bildende Kunst“ in der DBFU-Dienststelle des Parteiideologen Alfred Rosenberg. Als Leiter des „Sonderstabes Bildende Kunst“ im Einsatzstab Reichsleiter Rosenberg war er am Kunstraub während des Zweiten Weltkriegs beteiligt.

Inhaltsverzeichnis

Ausbildung und erste Berufsjahre

Ab 1920 besuchte Robert Scholz die Berliner Kunsthochschule. Seine Lehrer waren Erich Wolfsfeld und Erich Hofer. Von 1924 bis 1927 war er Meisterschüler des Malers Arthur Kampf in der kunstgeschichtlichen Abteilung der Preußischen Akademie der Künste. Danach betätigte er sich als Kunstkritiker bei der Deutschen Tageszeitung und beim Steglitzer Anzeiger. Schon vor 1933 war er Mitglied des Kampfbundes für Deutsche Kultur (KfdK).

Tätigkeit zur Zeit des Nationalsozialismus

Scholz trat erst Januar 1935 in die NSDAP ein, aber er war schon früh für die Nationalsozialisten tätig. Ab 1930 war Scholz Kunstjournalist bei der NS-Gauzeitung Der Angriff und ab 1933 Kunstschriftleiter beim Völkischen Beobachter. Zudem schrieb er für die Deutsche Kulturwacht, der Zeitung der KfdK, deren Erscheinen 1933 eingestellt wurde. Scholz wurde Hauptschriftleiter der Nachfolgezeitschrift Die Völkische Kunst der nationalsozialistischen Kulturgemeinde. Gleichzeitig bekleidete Scholz ein hohes Amt bei der Parteiorganisation DBFU unter Alfred Rosenberg. Er fungierte erst als Abteilungsleiter Kunst bei der Unterorganisation NS-Kulturgemeinde der Nachfolgeorganisation des bald aufgelösten Kampfbundes für Deutsche Kultur und wurde dann Leiter der Hauptstelle für Bildende Kunst im Amt Kunstpflege der „Dienststelle Rosenberg“ einer Parallelorganisation zur Organisation DBFU.[1] Daneben war Scholz von 1938 bis 1945 Direktor des Moritzburg-Museums in Halle.[2]

Als einer seiner bekanntesten Aufgaben übernahm Scholz ab 1937 die Redaktion (Hauptschriftleitung im NS-Jargon) der auf Wunsch Adolf Hitlers produzierten Zeitschrift Kunst im Dritten Reich (Herausgeber Der Beauftragte des Führers für die Überwachung der gesamten geistigen und weltanschaulichen Schulung und Erziehung der NSDAP Alfred Rosenberg), die ab 1939 unter dem Titel Die Kunst im Deutschen Reich herausgegeben wurde.[3]

Scholz war ein Opportunist, der sich vor 1933 für Expressionisten einsetzte und sich zur Zeit des Nationalsozialismus gegen Moderne Kunst wandte.[4] Dies wurde ihm auch öffentlich von Dr. Walter Hansen, einem Hamburger Zeichenlehrer und Journalisten, der die Moderne Kunst bekämpfte und neben dem Göttinger Kunstmaler Wolfgang Willrich als Erfinder der Ausstellung Entartete Kunst gilt.[5] Hansen hängte 1937 im Zuge der Ausstellung Entartete Kunst in München Kopien von Zeitungsartikeln darunter auch welche von Scholz öffentlich aus, die vor der „Machtergreifung“ erschienen. In den von Scholz verfassten Artikeln sprach dieser sich für die Expressionisten aus. Das war natürlich eine große Blamage für Scholz und Alfred Rosenberg. Hansen wurde daraufhin in Gestapo-Haft genommen.[6] Rosenberg forderte zudem im März 1938 umgehend den Ausschluss von Hansen aus der NSDAP, der Scholz als Kulturbolschwist verleumdet hatte.[7] Damit sollte die nationalsozialistische Reputation von Scholz gerettet werden, die auch im folgenden Zitat deutlich wird.

„Kunst ist […] eine blutgebundene Selbstdarstellung der Rasse und ihres schöpferischen Ingeniums [Geistesanlage].“

Robert Scholz 1937 in seiner Publikation Lebensfragen der bildenden Kunst[8]

Scholz sollte 1939 auf Betreiben Rosenbergs und Goebbels den Titel Professor verliehen bekommen. Hitler verweigerte dies anfangs mit der Begründung, dass Scholz kein Künstler sei.[3] Scholz erhielt den Professorentitel schließlich 1941, nachdem er sich weitere Verdienste für die Durchführung der nationalsozialistischen Politik erworben hatte.[9]

Ab Sommer 1940 arbeitete Scholz auch im ERR-„Amt Westen“ in Paris, obwohl er sich vornehmlich in Berlin aufhielt.[2] Formal besetzte Scholz, Leiter des Hauptamtes Bildende Kunst im Amt Rosenberg, ab Herbst 1941 den Posten des Leiters des Sonderstabes Bildende Kunst. Damit war er schon von Amts wegen für die zu beschlagnahmende Kunst zuständig. Scholz konnte sich jedoch nicht gegen Kurt von Behr behaupten, der von Hermann Göring protegiert wurde und in Paris Regie führte.[10] Als Görings Einfluss nach den vielen Fehlschlägen seiner Luftwaffe abnahm, gab von Behr Anfang 1943 seine Aktivität für den Einsatzstab auf und ließ Scholz gewähren. Scholz hatte Lohse und Borchers zu seinen Stellvertretern gemacht und blieb in Berlin. Daher waren Lohse und Borchers ab Januar 1943 faktisch Leiter der Tätigkeit des Sonderstabs „Bildende Kunst“ in Paris.[11]

„... der wesentlichste Teil des in Judenhänden gewesen Kunstbesitzes in Frankreich ... [wurde] vom Einsatzstab sichergestellt ...“

Bericht von Robert Scholz vom 16. April 1943[12]

Im Februar 1944 erhielt Scholz die Mitteilung, dass die Kunstgegenstände Hitlers in das österreichische Salzbergwerk Altaussee verlagert werden sollten. Die Transporte der Kunstgüter dauerten bis März 1945 an.[13] Ende des Zweiten Weltkrieges war Scholz für das ERR-Depot Schloss Neuschwanstein zuständig.[2] Scholz konnte im April 1945 durch Intervention bei Rosenberg erreichen, dass die in Schloss Neuschwanstein eingelagerten Kulturgüter nicht vernichtet wurden. Zuvor hatte es entsprechende Überlegungen gegeben, das Schloss samt Kulturgütern zu sprengen um die Kunstwerke nicht in Feindes Hand fallen zu lassen.[13] Zudem wirkte er an der Bergung von Hitlers Kunstsammlung im Salzbergwerk Altaussee mit.[3] Auch in diesem Fall gelang es Scholz gemeinsam mit anderen eine Sprengung des Salzbergwerkes zu verzögern und damit die dort eingelagerten Kunstwerke zu retten.[13]

Nach dem Krieg

Scholz wurde in Buxheim verhaftet[14] und geriet in amerikanische Haft.[15] 1950 wurde vor einem Militärgericht in Paris ein Verfahren gegen die Kunsträuber des ERR durchgeführt. Es richtete sich einerseits gegen Scholz, Gerhard Utikal - den Gesamtleiter des ERR - und Walter Hofer - den Hauptkunsteinkäufer Görings. Die anderen Beschuldigten waren der in Frankreich ansässige Maler und Kunsträuber Artur Pfannstiel, Georg Ebert - der bis Anfang 1941 amtierende erste Leiter des ERR Frankreich- und der seit fünf Jahren im Gefängnis befindliche Bruno Lohse. Das Verfahren gegen Utikal wurde abgetrennt. Scholz und Hofer wurden zu je zehn Jahren Gefängnis verurteilt. Der in Paris lebende Georg Ebert erhielt ein Jahr Gefängnis, Artur Pfannstiel drei Jahre. Lohse wurde freigesprochen. Ob Scholz für den Prozess ausgeliefert und die Haftstrafe angetreten hat ist nicht gesichert.

In der Sowjetischen Besatzungszone wurden 1946 Werke von Scholz als Bestandteile der NS-Propaganda in die Liste der auszusondernden Literatur aufgenommen.[16] Später betätigte er sich als Autor.

Werke im NS

  • Kollektiv-Ausstellung : [Berlin] 4. März bis 4. April 1935: Joseph Thorak,Plastiken, Zeichngn ... ; Ferdinand Spiegel, Bergbauern ..., Schlageter-Ehrenmal und Haus der Hitler-Jugend ..., Vorrede Robert Scholz, NS-Kulturgemeinde, Berlin 1935
  • Lebensfragen der bildenden Kunst. München: Eher 1937.
  • Tierkunst-Ausstellung: [Berlin] 5. Mai bis 5. Juni 1937 / Veranstaltung von der NS-Kulturgemeinde. Vorr.: Robert Scholz, Berlin NS-Kulturgemeinde 1937.
  • Der nordische Gedanke in der Kunst, Vortrag gehalten am 21. Okt. 1938 anlässlich der Nord. Woche 1938 in Hamburg, Kontor der Nordischen Gesellschaft, Hamburg 1938
  • Ausstellung Fritz Klimsch. Katalog, Städtisches Moritzburg-Museum, Halle 1939
  • Fritz Klimsch: Kollektiv-Ausstellg Juni-Juli 1941 im Hause der ehememaligen Secession, Wien. Beauftragter des Führers für die Überwachung der gesamten geistigen und weltanschaulichen Erziehung der NSDAP, Berlin 1941

Werke in der Bundesrepublik

  • Vom Eros der Kunst. Türmer, München 1970
  • Dürers lebendiges Werk. Türmer, München 1971
  • Meister der Form und Farbe. Lebensbeschreibungen europäischer Künstler. Türmer, München 1973
  • Architektur und bildende Kunst 1933 -1945. Deutsche Verlagsgesellschaft DVG, Preussisch-Oldendorf 1977
  • Grosse deutsche Baudenkmäler. Deutsche Verlagsgesellschaft DVG, Rosenheim 1979.- Für Mitglieder des Buchkreises der DWZ
  • Volk, Nation, Geschichte : dt. histor. Kunst im 19. Jh.. Deutsche Verlagsgesellschaft , Rosenheim 1980.- Für Mitglieder des Buchkreises der "DWZ"

Literatur

Einzelnachweise

  1. Mortimer G. Davidson, Kunst in Deutschland 1933 - 1945: eine wissenschaftliche Enzyklopädie der Kunst im Dritten Reich. Band 1, Skulpturen. Grabert, Tübingen 1988, ISBN 3-87847-089-4, S.17 + 31.
  2. a b c Robert Scholz auf residence.aec.at
  3. a b c Ernst Klee: Das Kulturlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945, Frankfurt am Main 2007, S. 490.
  4. Reinhard Bollmus: Das Amt Rosenberg und seine Gegner. Studien zum Machtkampf im nationalsozialistischen Herrschaftssystem. München 2006, S. 363.
  5. * Peter-Klaus Schuster (Hrsg.): Nationalsozialismus und „Entartete Kunst“. Die Kunststadt München 1937. Prestel-Verlag, München 1987. ISBN 3-7913-0843-2. Seite 13.
  6. Reinhard Bollmus: Das Amt Rosenberg und seine Gegner. Studien zum Machtkampf im nationalsozialistischen Herrschaftssystem. München 2006, S. 106.
  7. Helmut Heiber: Akten der Partei-Kanzlei der NSDAP'. Teil I: Regesten, Band 2, Oldenbourg, München 1983, S. 370.
  8. Zitiert bei: Ernst Klee: Das Kulturlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945, Frankfurt am Main 2007, S. 490.
  9. Mortimer G. Davidson, Kunst in Deutschland 1933 - 1945: eine wissenschaftliche Enzyklopädie der Kunst im Dritten Reich. Band 2/1, Malerei: A-P. Grabert , Tübingen 1991, ISBN 3-87847-095-9, S. 19.
  10. Interrogation Robert Scholz vom 29.Mai 1946 durch Lieutent Wilbur F. Dobber, Dokument IMT 39, Rosenberg Dok 41.
  11. Aussage Lohses im Verhör Bruno Lohses in O.S.S. ALIU Detailed Interrogation Report No. 6, Bruno Lohse, August 1945 Seite 6 siehe unter Weblinks.
  12. Zitiert bei: Ernst Klee: Das Kulturlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945, Frankfurt am Main 2007, S. 490.
  13. a b c Günther Haase: Kunstraub und Kunstschutz, Band I, Norderstedt 2008, S. 146f.
  14. Günther Haase: Kunstraub und Kunstschutz, Band I, Norderstedt 2008, S. 402.
  15. siehe DIR No. 3 unter Literatur.
  16. Deutsche Verwaltung für Volksbildung in der sowjetischen Besatzungszone, Liste der auszusondernden Literatur, Zentralverlag, Berlin 1946.

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