- Rosemarie Springer
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Rosemarie Springer (* 5. Juli 1920 in Danzig als Rosemarie Lorenz) ist eine ehemalige deutsche Dressurreiterin, die fünf Mal den deutschen Meistertitel erlangte und 1960 an den Olympischen Spielen in Rom teilnahm. Von 1953 bis 1961 war sie die dritte Ehefrau des Verlegers Axel Springer.
Leben
Rosemarie Alwine Anneliese Lorenz wurde 1920 als ältestes von drei Kindern von Werner Lorenz und Charlotte Lorenz, geborene Ventzki geboren. Ihr Vater Werner Lorenz, der ihre Mutter zehn Monate vor der Geburt im September 1919 geheiratet hatte, war ein pommerscher Gutsbesitzersohn, der als Offizier im Ersten Weltkrieg und danach in einem Freikorps im Grenzschutz Ost gekämpft hatte. Ihre Mutter Charlotte Lorenz stammte aus einer reichen und gesellschaftlich hochstehenden Familie im westpreußischen Graudenz, das nun zu Polen gehörte. Mit dem Geld seiner Frau erwarb Werner Lorenz das Landgut Mariensee im Gebiet der Freien Stadt Danzig, wo Rosemarie aufwuchs. Ihre Eltern schickten Rosemarie zusammen mit ihrer jüngeren Schwester Jutta (* 1922) auf ein Mädchenpensionat in England, wo sie mit den Angehörigen der europäischen Society zusammentrafen. Ihr Vater Werner Lorenz machte in der SS Karriere und brachte es als SS-Obergruppenführer bis zum General und leitete u.a. die Volksdeutsche Mittelstelle.[1] Eine Zeitgenossin beschrieb die Lorenz-Töchter 1942 als „wilde Schönheiten mit langen Beinen [...], Lieblinge des Reichskanzlers [sc. Hitler ] und Debütantinnen, die im ganzen von Deutschland besetzten Europa auffielen, diese schönen verwöhnten Kinder [...]“.[2] Rosemarie Lorenz sprach perfekt englisch und französisch und reiste schon als Kind von Danzig aus mit ihren Eltern zum Urlaub nach Sylt.[3]
In erster Ehe war Rosemarie Lorenz mit dem Hamburger Zementhersteller Horst-Herbert Alsen (1918–2001) verheiratet, Inhaber der Alsen'schen Portland-Cementfabriken bei Itzehoe, die heute Teil von Holcim ist. Horst-Herbert Alsen war mit Axel Springer befreundet, der so Rosemarie Alsen kennenlernte. Rosemarie trennte sich von ihrem ersten Mann, um Springer 1953 zu heiraten. Die Ehe blieb kinderlos.[4] Im Jahr ihrer Hochzeit kauften Axel und Rosemarie Springer für 45.000 DM ein Friesenhaus in Kampen von Annemarie Seidel, das der Architekt Otto Heinrich Strohmeyer 1929 für den Musikwissenschaftler Anthony van Hoboken und dessen Frau Annemarie „Mirl“ Seidel errichtet hatte.[5] Seidel hatte 1935 in zweiter Ehe Peter Suhrkamp geheiratet, der nun mit einem Teil des von Springer erlösten Geldes die Rechte für die deutsche Gesamtausgabe von Marcel Proust erwarb.[6]
Als Reiterin wurde Rosemarie Springer 1950 in Berlin entdeckt. Dort traf sie bei einem Turnier den Springreiter Hans Günter Winkler, der ihr Talent erkannte und sie an den Dressurtrainer Willi Schultheis empfahl. 1960 gewann sie erstmals die Deutsche Meisterschaft im Dressurreiten. Im selben Jahr nahm sie an den Olympischen Spielen in Rom teil, erreichte aber nur einen enttäuschenden siebten Platz im Dressurreiten.[7] 1961 wurde sie von Axel Springer geschieden, der sie für Helga Springer, geborene Ludewig verließ. Helga Springer war vorher ebenso wie Rosemarie Springer mit Horst-Herbert Alsen verheiratet.[4] Bis 1965 gewann Rosemarie Springer noch weitere vier Mal die Deutsche Meisterschaft im Dressurreiten. 1966 gewann sie das Deutsche Dressur-Derby in Klein Flottbek.[8]
Nach ihrer aktiven Zeit befasste sie sich auf ihrem Gut Halloh bei Bad Bramstedt, nördlich von Hamburg, mit der Zucht von Trakehnern und trainierte selbst Dressurreiter. Eines der von ihr selbst mit Erfolg gerittenen Dressurpferde – Thyra v. Trebonius – war ein Trakehner.[9] Auch DLG-prämierte Vorzugsmilch produzierte sie auf Gut Halloh, wo sie bis heute lebt.[10] Noch im Alter von 90 Jahren gab Rosemarie Springer Reitunterricht und fuhr zum Skilaufen in die Alpen.[11]
Weblinks
- Rosemarie Springer in der Datenbank von Sports-Reference.com (englisch)
- Auf dem Pulverfaß – Dressurreiten. In: Der Spiegel Nr. 34/1960 vom 17. August 1960.
Einzelnachweise
- ↑ Valdis O. Lumans: Werner Lorenz – Chef der »Volksdeutschen Mittelstelle«. In: Ronald Smelser, Enrico Syring (Hrsg.): „Die SS: Elite unter dem Totenkopf“. Schöningh, Paderborn 2000, ISBN 3-506-78562-1, S. 334–335.
- ↑ Rosie Waldeck (Rosie Goldschmidt): Athene Palace. R. M. McBride and company, New York 1942, S. 304f.
- ↑ Kristine von Soden: „In dieser Welt gilt das menschliche Wort nichts…“. Peter Suhrkamp und sein Autorengästehaus auf Sylt. SWR2 Literatur, Manuskript der Sendung vom 31. März 2009, 22.05 Uhr, S. 28–29.
- ↑ a b Inge Kloepfer: Die Frau von der Insel und ihre große Liebe. In: „Die Welt“ vom 6. Februar 2005.
- ↑ Kristine von Soden: „In dieser Welt gilt das menschliche Wort nichts…“. Peter Suhrkamp und sein Autorengästehaus auf Sylt. SWR2 Literatur, Manuskript der Sendung vom 31. März 2009, 22.05 Uhr, S. 27.
- ↑ Kristine von Soden: „In dieser Welt gilt das menschliche Wort nichts…“. Peter Suhrkanmp und sein Autorengästehaus auf Sylt. SWR2 Literatur, Manuskript der Sendung vom 31. März 2009, 22.05 Uhr, S. 32.
- ↑ Ellen Bertke: Rosemarie Springer, die Grande Dame des Reitsports In: „People“, 2003
- ↑ Werner Langmaack: Plädoyer für den Pferdewechsel bei der Dressur in Klein Flottbek. In: „Die Welt“ vom 11. Mai 2010.
- ↑ Ohne Dressur geht’s nicht!. In: „reitsport MAGAZIN“, vom November 2008, ISSN 1862-782X.
- ↑ Großer Preis für „Gut Halloh“. In: „Hamburger Abendblatt“ vom 27. Oktober 1970.
- ↑ Werner Langmaack: Ritte des Jahrhunderts. In: „Die Welt“ vom 19. Februar 2010.
Damen – 1959: Madeleine Winter | 1960 bis 1963: Rosemarie Springer | 1964: Ines von Badewitz | 1965: Rosemarie Springer | 1966 und 1967: Vroni Meier-Johann | 1969: Ilsebill Becher | 1970: Karin Schlüter | 1971: Liselott Linsenhoff | 1973 bis 1975: Karin Schlüter | 1977: Gabriela Grillo | 1978: Ilsebill Becher | 1979 bis 1983: Gabriela Grillo | 1984: Gabriele Disterer | 1985: Ingeborg Fischer | 1986 und 1987: Gina Capellmann | 1988 und 1989: Nicole Uphoff | 1990: Monica Theodorescu | 1991 und 1992: Isabell Werth | 1993: Nicole Uphoff | 1994: Karin Rehbein | 1995 bis 1998: Isabell Werth | 1999: Nadine Capellmann-Biffar | 2000: Ulla Salzgeber | 2001 und 2002: Nadine Capellmann | 2003 und 2004: Ulla Salzgeber | 2005 und 2006: Heike Kemmer | 2007 und 2008: Isabell Werth
Herren – 1959 bis 1961: Willi Schultheis | 1962: Josef Neckermann | 1963: Walter Günther | 1966: Harry Boldt | 1967: Reiner Klimke | 1969: Josef Neckermann | 1970: Wolfgang Haug | 1971: Josef Neckermann | 1973: Harry Boldt | 1974: Josef Neckermann | 1975: Reiner Klimke | 1977: Harry Boldt | 1978: Reiner Klimke | 1979 und 1980: Uwe Schulten-Baumer | 1981: Reiner Klimke | 1982: Uwe Schulten-Baumer | 1983 bis 1986: Reiner Klimke | 1987: Johann Hinnemann | 1988: Reiner Klimke | 1989 und 1990: Sven Rothenberger | 1991 bis 1993: Klaus Balkenhol | 1994: Martin Schaudt | 1995 und 1996: Klaus Balkenhol | 1997: Martin Schaudt | 1998 und 1999: Jürgen Wirths | 2000: Michael Klimke | 2001: Rudolf Zeilinger | 2002 und 2003: Klaus Husenbeth | 2004: Martin Schaudt | 2005: Hubertus Schmidt | 2006: Klaus Husenbeth | 2007: Hubertus Schmidt | 2008: Matthias A. Rath
Grand Prix Spécial – 2009: Isabell Werth | 2010: Isabell Werth | 2011: Matthias A. Rath
Grand Prix Kür – 2009: Matthias A. Rath | 2010: Isabell Werth | 2011: Matthias A. Rath
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