- Saarland (1947–1956)
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Saarland
1947–1956Flagge des Saarlandes
1947–1956Navigation Saarland ↔ Bundesrepublik Deutschland Das Saarland war vom Ende des Zweiten Weltkrieges an bis Ende 1956 ein Protektorat Frankreichs, die wirtschaftliche Angliederung bestand noch bis Mitte 1959. In der Geschichte des Saarlandes war es schon zuvor, unter Ludwig XIV., Napoleon I. und von 1920 bis 1935 (als Saargebiet), zu einer Abtrennung von Deutschland gekommen.
Das 1947 festgelegte Protektoratsgebiet entsprach, abgesehen von einer kleinen Grenzkorrektur 1949, dem heutigen Saarland. Politisch wurde das Protektorat jedoch der Vierten Französischen Republik nicht eingegliedert. Die Währung, der Saar-Franken, war an den Französischen Franc gekoppelt; es gab eine Zollgrenze zu den Westzonen beziehungsweise der späteren Bundesrepublik, aber keine zu Frankreich. Dies begünstigte einen frühen Aufschwung der Wirtschaft. Ein Beitritt zur 1949 gegründeten Bundesrepublik Deutschland war nicht möglich. Die begrenzte Eigenständigkeit des Saarlandes wurde durch eine eigene Staatsangehörigkeit, eigene Flagge und Hymne symbolisiert sowie durch ein eigenes Nationales Olympisches Komitee des Saarlandes (mit Teilnahme einer eigenen Olympiamannschaft an den Spielen 1952), eine Saarländische Fußballnationalmannschaft und den Großen Preis des Saarlandes, einen Lauf zur Motorrad-Weltmeisterschaft, unterstrichen.
Demokratische Grundrechte wie das Grundrecht auf Meinungsfreiheit wurden den Saarländern jedoch lange nicht zugebilligt. Politische Parteien, die für eine Wiedervereinigung mit dem deutschen Kernland innerhalb der völkerrechtlichen Grenzen des Deutschen Reiches von 1937 eintraten, wurden nicht zugelassen, insbesondere keine Ableger der Parteien der Bundesrepublik, wo die Unterstützer des Protektorats beziehungsweise die frankophilen Verfechter eines Anschlusses an Frankreich (Mouvement pour le Rattachement de la Sarre à la France) als Separatisten angesehen wurden. Bei der Landtagswahl 1952 gab deswegen rund ein Viertel der Wahlberechtigten aus Protest ungültige Stimmzettel ab.
Bundeskanzler Konrad Adenauer, der das Problem Saarland zugunsten seiner bevorzugten Westbindung und der Aussöhnung mit Frankreich weitgehend ausgeklammert hatte, nahm daraufhin auch Kontakt zur separatistischen Saarregierung auf. Dies führte zur Unterzeichnung des sogenannten „zweiten Saarstatuts“ (Abkommen zwischen den Regierungen der Bundesrepublik Deutschland und der Französischen Republik über das Statut der Saar) am 23. Oktober 1954 in Paris als Teil der Pariser Verträge. In der Bundesrepublik wurde Adenauer deswegen scharf angegriffen, die SPD und FDP befürchteten eine De-facto-Abtretung des Saarlands an Frankreich. Allerdings sah das Statut zunächst eine Volksabstimmung am 23. Oktober 1955 vor. Adenauer und die Bundes-CDU warben dabei für die Annahme des Statutes, die Saar-CDU lehnte es jedoch ab. Bei einer Beteiligung von 96,6 Prozent (620.000 Teilnehmer) stimmten 67,7 Prozent der abstimmenden saarländischen Bürger gegen das Saarstatut. Dieses Votum wurde als Ausdruck des Willens zu einem Beitritt zur Bundesrepublik angesehen.
Anschließende internationale Verhandlungen führten zum Luxemburger Vertrag vom 27. Oktober 1956, in dem Frankreich der Rückgliederung des Saarlandes unter deutsche Hoheit zum 1. Januar 1957 zustimmte. Am 14. Dezember 1956 erklärte der saarländische Landtag den förmlichen Beitritt zum Geltungsbereich des deutschen Grundgesetzes. Durch das Gesetz über die Eingliederung des Saarlandes vom 23. Dezember 1956 wurde das Saarland am 1. Januar 1957 politisch als zusätzliches Bundesland in das Bundesgebiet der damaligen Bundesrepublik eingegliedert.
Wirtschaftlich war das Saarland jedoch noch an Frankreich angekoppelt. Der Termin für die wirtschaftliche Eingliederung an die Bundesrepublik durch die Einführung der D-Mark wurde vor der Bevölkerung lange geheim gehalten. Der hoffnungsvoll erwartete „Tag X“ war der 6. Juli 1959. Erst mit dem wirtschaftlichen Anschluss wurde die „kleine Wiedervereinigung“ an der Saar vollständig. Das Beitrittsverfahren wurde 1990 zum Vorbild für die verfassungsrechtliche Gestaltung der deutschen Wiedervereinigung.
Weblinks
- 50. Jahrestag der „Saar-Abstimmung“
- Die Stuttgarter Rede des US-Außenministers James F. Byrnes am 6. September 1946 („Rede der Hoffnung“)
- Französischer Antrag betreffend die Abtrennung der deutschen Industrieregionen September 8, 1945 (englisch; Flash)
- Auswärtige Beziehungen der Vereinigten Staaten, 1947, S. 1073 ff. („Haltung der Vereinigten Staaten betreffend die Abtrennung der Saar aus Deutschland und seiner Integration in die französische Wirtschaft“; englisch)
- Die Zeit: Heim ins Reich – Zur politischen Schlacht um das Saarland nach dem Zweiten Weltkrieg
- Die Zeit: Brudermörder Adenauer – Zur politischen Schlacht um das Saarland nach dem Zweiten Weltkrieg
- saar-nostalgie.de – Erinnerungen an das teilautonome Saarland von 1945 bis 1959 mit zahlreichen Fotos, Dokumenten usw.
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