- Siegesdenkmal (Freiburg im Breisgau)
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Das Siegesdenkmal in Freiburg im Breisgau ist ein Denkmal, das an den Sieg Deutschlands im Deutsch-Französischen Krieg im Jahre 1871 erinnern soll. Es wurde am nördlichen Rand der Altstadt vor der ehemaligen Karlskaserne errichtet.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Das Siegesdenkmal war dem XIV. Armeekorps gewidmet, bei dem größtenteils Soldaten aus Baden dienten. Unter dem Befehl des Generals August von Werder wurden die Kämpfe bei Montbéliard 1871 siegreich bestritten. Durch die allgemeine Siegesstimmung wurde eine Spendenaktion in Baden, genauer von Lörrach bis Karlsruhe, durchgeführt, um die Statue in der Mitte Badens aufzustellen.
Zur Erlangung eines Entwurfs wurde ein öffentlicher Wettbewerb unter den Bildhauern Deutschlands ausgeschrieben, zudem wurden einige Künstler explizit zur Beteiligung eingeladen. Das Preisgericht bestand aus fünf ausübenden Künstlern und Kunstkennern:
- Ernst Hähnel aus Dresden
- Wilhelm Lübke aus Stuttgart
- Eduard Magnus aus Berlin
- Friedrich Pecht Hofmaler aus München
- Gottfried Semper aus Wien
Unter den achtzehn Bewerbern erhielt der an der Kunstschule in Karlsruhe wirkende Bildhauer Karl Friedrich Moest den ersten Preis, der in der Übertragung der Ausführung bestand. Die Professoren Caspar von Zumbusch in München und Reinhold Begas in Berlin, deren Modelle in der städtischen Altertümersammlung (heute: Augustinermuseum[1]) aufgestellt wurden, belegten je einen zweiten und dritten Platz. Ein weiterer zweiter Platz ging an den Freiburger Bildhauer Josef Alois Knittel, dessen Sohn Gustav Adolf Knittel später als Meisterschüler Moests an der Ausführung beteiligt war.[2]
Der bildnerische und ornamentale Schmuck, für dessen Herstellung Kaiser und Großherzog eine Anzahl erbeuteter Geschützrohre überließen, wurde in der Bildgießerei von Christoph Lenz in Nürnberg gefertigt, während die Granitarbeiten von dem hiesigen Bildhauer Alberto Luratti hergestellt wurden. Die Gesamtkosten beliefen sich auf 85.000 Mark.
Das Denkmal wurde am 3. Oktober 1876 eingeweiht. Bei der Einweihung waren unter anderem Kaiser Wilhelm I., Großherzog Friedrich I. von Baden mit seiner Gemahlin Großherzogin Luise, Reichskanzler Otto von Bismarck sowie von Werder selbst als Ehrengäste anwesend.
Anlässlich einer Metallsammelaktion forderte 1940 Robert Wagner, Gauleiter der NSDAP, dazu auf, das Denkmal Adolf Hitler zum Geburtstag zu schenken, was aber von städtischer Seite abgelehnt wurde. Den Bombenangriff am 27. November 1944 überstand das Denkmal unbeschadet, obwohl die unmittelbar daneben stehende Karlskaserne völlig zerstört wurde. Der Westflügel der im 18. Jahrhundert erbauten Kaserne wurde 1950–51 wieder aufgebaut und beherbergt heute das städtische Sozial- und Jugendamt.
Im Jahre 1948 wurde ein Antrag pazifistischer Kreise, das Denkmal abzubauen, abgelehnt. Im Zusammenhang mit dem Bau einer Innenstadt-Ringstraße erwies sich das Denkmal im Jahr 1961 als Verkehrshindernis und wurde deshalb etwa 100 m nach Westen versetzt. Ungefähr dort hatte sich zuvor das Denkmal für das 3. Badische Dragoner-Regiment befunden, das nach dem Krieg abgetragen wurde.[3] Am alten Standort des Siegesdenkmals entstand eine große Straßenkreuzung mit Straßenbahn- und Omnibushaltestellen und Fußgängerunterführungen.
Aufbau
Über dem Sockelunterbau aus Schwarzwald-Granit, zu dem von allen Seiten Stufen hinaufführen, erhebt sich ein nach oben verjüngtes Postament. Dieses ist bekrönt von einer, auf einer Halbkugel stehenden, Siegesgöttin mit dem Lorbeerkranz in den erhobenen Händen. Die dem Unterbau über Eck vorgelagerten gerundeten Postamente tragen vier Kriegergestalten verschiedener Waffengattungen, von denen drei den Verteidigungskampf versinnbildlichen, während der vierte, ein Artillerist, tödlich getroffen zusammenbricht. Die Figuren werden als das Hauptwerk von Karl Friedrich Moest betrachtet.[4]
In das Postament sind vier Bronzetafeln mit Inschriften eingelassen, während die Ecken mit jugendlichen Genien von bewegter Haltung geschmückt sind:
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Tafel 2: Schlacht bei BELFORT 15. 16. 17. Januar 1871. Belagerung von Straßburg, Schlettstatt, Neubreisach, Belfort. Gefechte bei Etival, am Ognon, bei Dijon, Pasques, Autun, Nuts, Langres, Vellefaux, Villersexel.
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Tafel 4: Telegramm der Kaiserin-Königin Auguste in Berlin. Bourbaki hat nach dreitägiger Schlacht sich vor dem Werder'schen heldenmüthigen Widerstande zurückgezogen. Werder gebührt die höchste Anerkennung und seinen tapfern Truppen. Versailles den 18. Januar 1871 Wilhelm.
Darüber erblickt man in Medaillons die Abzeichen des deutschen Reiches.
Rezeption
„Das Ganze ist eine, den Standort weithin beherrschende trefflich gelungene Leistung, wenn auch Architectur etwas zu weichlich und zu stumpf gegliedert erscheint.“
– Badischer Architekten- und Ingenieur- Verband[5]
„Höchst sinnig ist vom Künstler durch die Vertheidigungsstellung der vier Kriegergestalten auf den Ausladungen an den vier Ecken des Unterbaues der Hauptcharakter jenes großartigen Kampfes bezeichnet, dessen Aufgabe war, nicht, wie der Gegner, angriffsweise zu verfahren, sondern das offene Thor zum unbeschützten Vaterland bis zum letzte Mann zu vertheidigen. So sind nun drei deutsche Männer in Freiburg durch Denkmale geehrt worden: Rotteck, Berthold Schwarz und Werder. “
– Adolf Kröner in der Gartenlaube[6]
Literatur
- Ingrid Conradi: Glanz und Gloria – oder Geschmacklosigkeit? In: Michael Klant (Hg.): Skulptur in Freiburg, Band 2 – Kunst des 19. Jahrhunderts im öffentlichen Raum. Freiburg 2000, modo verlag. ISBN 3-922675-77-8
- Schadek, Hans (Hg.): Freiburg ehemals, gestern, heute. Die Stadt im Wandel der letzten 100 Jahre. Steinkopf Verlag, 2004. ISBN 978-3-7984-0771-8; ISBN 3-7984-0771-1
- Scherb, Ute: "Wir bekommen die Denkmäler, die wir verdienen". Freiburger Monumente im 19. und 20. Jahrhundert, Freiburg 2005 ISBN 3-923272-31-6
- Badischer Architekten- und Ingenieur- Verband: Freiburg im Breisgau. Die Stadt und ihre Bauten, 1898, S. 492, 493, 494
Einzelnachweise
- ↑ Die Modelle befinden sich heute nicht mehr Augustinermuseum, dafür jedoch die Entwurfszeichnungen von Karl Friedrich Moest (D 0148, D 0148 b und Zeichnung G 2744)
- ↑ Michael Klant: Die Künstlerfamilie Knittel in: Freiburger Biographien, Promo-Verlag, Freiburg im Breisgau 2002, ISBN 978-3-923288-33-5, S. 173-180
- ↑ Ulrich P. Ecker: Die Zerstörung Freiburgs im Zweiten Weltkrieg in: Stadt Freiburg (Hrsg.): Freiburg 1944–1994. Zerstörung und Wiederaufbau, Waldkirch 1994 ISBN 3-87885-293-2, S. 18
- ↑ Hermann Alex. Müller: Biographisches Künstler-Lexikon, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig, 1882, S. 385 f.
- ↑ Badischer Architekten- und Ingenieur- Verband, S. 494
- ↑ Das Freiburger Sieges-Denkmal. In: Die Gartenlaube, Jahrgang 1877, S. 716 – online verfügbar bei Wikisource
Weblinks
Commons: Siegesdenkmal Freiburg – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien- Das Denkmal 1890 und heute
- Freiburger Zeitung vom Tag der Enthüllung
47.9981987.851411Koordinaten: 47° 59′ 53,51″ N, 7° 51′ 5,08″ OKategorien:- Bauwerk in Freiburg im Breisgau
- Denkmal in Baden-Württemberg
- Denkmal (Militär)
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