Gustav Adolf Knittel

Gustav Adolf Knittel

Gustav Adolf Knittel (* 10. März 1852 in Freiburg im Breisgau; † 17. Mai 1909 ebenda) war ein deutscher Bildhauer.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Grabmal der Familie Knittel, errichtet 1875 von Gustav Adolf vermutlich zusammen mit seinem Bruder Berthold

Der Sohn des Bildhauers Josef Alois Knittel wurde zunächst von seinem Vater ausgebildet und studierte danach an der Akademie in Karlsruhe bei Carl Steinhäuser, einem Schüler von Christian Daniel Rauch und einem Freund von Bertel Thorvaldsen. Ab November 1872[1] folgten Studien an der Münchener Akademie bei Joseph Knabl, wo er eine teilweise viel beachtete Kolossalstatue August von Werders fertigte.[2] Danach wurde er Meisterschüler von Karl Friedrich Moest in Karlsruhe, wo er an den Figuren für das Siegesdenkmal in Freiburg im Breisgau mitarbeitete. Als Knittels Vater starb, schuf Gustav Adolf (vermutlich in Zusammenarbeit mit seinem Bruder Berthold) das Knittel-Grabmal auf dem Freiburger Hauptfriedhof.

Nach kurzer Tätigkeit am Kölner Dom unter Peter Fuchs zwischen 1876 und 77, kehrte Knittel wieder nach Freiburg zurück. Begleitet wurde eher von seiner Ehefrau Maria (geborene Gsell), die er in Karlsruhe kennengelernt und 1876 geheiratet hatte. 1893 scheiterte er mit seinem Vorhaben ein privat finanziertes Denkmal für den Freiburg Stadtschreiber Franz Ferdinand Meyer zu errichten. Offenbar warfen ihm Bezirksamt und Stadtrat vor, eher sein finanzielles Interesse als denn die Ehrung Meyers im Sinn gehabt zu haben.[3] Im selben Jahr wurde er mit der Erstellung einer Denkmalbüste des Historikers Heinrich Schreiber beauftragt, da er im Besitz einer Totenmaske Schreibers war. Die ursprüngliche Marmorbüste wurde 1896 durch Unbekannte stark beschädigt und 1897 durch eine Bronzebüste ersetzt. [4] 1895 schuf er für den Stadtteil Stühlinger eine 2,40 m hohe Figurengruppe.

„Diese Gruppe besteht in einer lebensgroßen Friburgia, die zur Rechten einen trotzigen munteren Knaben, den Gewerbefleiß darstellt, die erschlossenen und noch zu erschließenden Gefilde zeigt. Zur Linken steht ein zweiter Knabe, einen Spaten in der Hand, im Begriff, das Land zur Weiterentwicklung umzugraben“

Pfennig-Blatt[5]

Die Figurengruppe wurde auf Wunsch des Lokalvereins Stühlinger und der Stühlinger Unternehmer Julius Brenzinger und des Berthold Welte am östlichen Ende des Stühlinger Kirchplatzes errichtet.[6] Knittel fertigte lediglich das Tonmodell und beauftragte den Freiburger Bildhauer Wilhelm Wintermantel mit der Ausführung.

Vermutlich aufgrund der Konkurrenz durch seinen erfolgreichen Kollegen Julius Seitz, arbeitete Knittel ab 1896 im lothringischen Metz, wo er u. a. am Portal der Kathedrale Saint-Étienne tätig war. Für die dortige Stadthalle fertigte er Büsten von Albert Calmette und Jules Ferry sowie eine von Heinrich von Stephan für die dortige kaiserliche Reichspost.[2] 1898 scheiterte er sowohl gegen Seitz im Wettbewerb um die Denkmäler auf der Schwabentorbrücke als auch mit einem Entwurf für die Figuren an der Fassade des Rathauses. Diese wurden durch den Karlsruher Fridolin Dietsche erstellt.[7] Ob Knittel, wie sein Sohn Adolf Gustav behauptet, der Schöpfer der beiden Figuren neben der Uhr des Goethe-Gymnasiums war, ist fraglich. Dass sie von Julius Seitz stammen, wie seine Tochter behauptet, wird zumindest dadurch gestützt, dass zwei der Nischenfiguren am Gebäude von ihm signiert wurden. Allerdings schuf auf Knittel zwei weibliche Allegorien für die Seitenfassaden.[8]

Bei der Stadt Rezonville schuf Knittel die am 18. August 1899 eingeweihte Kaiser-Wilhelm-Rast. Hier hatte Wilhelm I. 1871 die Nachricht vom siegreichen Ende des Deutsch-Französischen Kriegs erhalten. In Gravelotte fertigte Knittel für die Gedenkhalle der Gefallenen dieses Krieges 14 Reliefs von Heerführern und Generälen und wurde dafür mit dem Kronenorden ausgezeichnet.[2]

1907 kehrte Knittel wieder nach Freiburg zurück, wo er an der Münsterbauhütte und vermutlich auch am Neubau des Freiburger Theaters wirkte. Ende des Jahres besserte er die drei Säulen vor dem Münster aus.[9] 1909 erlag er mit nur 57 Jahren einem Herzinfarkt während der Arbeit an einer Büste des preußischen Generalfeldmarschalls Gottlieb von Haeseler, die in Metz aufgestellt werden sollte.[2]

Knittels Söhne waren ebenfalls künstlerisch in Freiburg aktiv: Hugo Knittel war als Bildhauer tätig und Adolf Gustav (* 30. November 1880) betätigte sich nach kaufmännischer Ausbildung als selbsternannter Gebrauchsgrafiker und Kunstmaler.

Werke

Grabmal für Franz Baer
Figuren am Portal zum Bursengang
  • Büste des Dichters Joseph Victor von Scheffel in Karlsruhe aus dem Leben (1877)[2]
  • Büste des Generalarztes Bernhard von Beck in Freiburg[2]
  • Büste des Geheimen Hofrates Wilhelm Jakob Behaghel[2]
  • Maria Immaculata über der Segenspforte[2] an der südlichen Vorhalle des Freiburger Münsters (1883)
  • Statue des Freiburger Erzbischofs Johann Baptist Orbin in der Lochererkapelle des Freiburger Münsters (1887)
  • Statue des Freiburger Weihbischofs Lothar von Kübel in der Konviktkirche (1891, zerstört)
  • Denkmalbüste des Historikers Heinrich Schreiber (1893)
  • Figurengruppe mit Friburgia im Stühlinger (1895)
  • Kaiser-Wilhelm-Rast bei Rezonville (1899)
  • Säulen vor dem Freiburger Münster (Wappen, Schaftoberteile, Kapitelle) sowie Statue des Heiligen Alexanders[10]
  • Grabmale auf dem Freiburger Hauptfriedhof
    • Familie Marbe
    • Zahnarzt Günther
    • erzbischöflicher Baudirektor Franz Baer (Bronzeportrait, Einfassung von Wilhelm Walliser)[11]
  • Büste des badischen Erzherzogs Friedrich I. (Baden
  • Denkmal für Generalmajor Ernst Adolf von Craushaar (1815–1870) bei Saint-Privat im Auftrag des sächsischen Königs
  • Figuren Gelehrter und Student am Eingang zum Bursengang in Freiburg (nach einem Entwurf von Fritz Geiges)

Literatur

  • Michael Klant: Die Künstlerfamilie Knittel. In: Skulptur in Freiburg. Kunst des 19. Jahrhunderts im öffentlichen Raum, Freiburg 2000, S. 173–180 ISBN 3-922675-77-8

Einzelnachweise

  1. Matrikel AdBK München: 02822 Adolph Knittel, Zugriff am 20. März 2010
  2. a b c d e f g h Alfred Biehler: Der Vater: Bildhauer Gustav Adolf Knittel in: Heinz Spath: Bildhauer Hugo Knittel, ca. 1956
  3. Ute Scherb: Wir bekommen die Denkmäler, die wir verdienen. Freiburger Monumente im 19. und 20. Jahrhundert, Freiburg 2005, ISBN 3-923272-31-6, S. 52
  4. Ute Scherb: Wir bekommen die Denkmäler, die wir verdienen. Freiburger Monumente im 19. und 20. Jahrhundert, Freiburg 2005, ISBN 3-923272-31-6, S. 46f., S. 48
  5. Pfennig-Blatt nach Klant, S. 177
  6. Ute Scherb: Wir bekommen die Denkmäler, die wir verdienen. Freiburger Monumente im 19. und 20. Jahrhundert, Freiburg 2005, ISBN 3-923272-31-6, S. 90f.
  7. Ute Scherb: Wir bekommen die Denkmäler, die wir verdienen. Freiburger Monumente im 19. und 20. Jahrhundert, Freiburg 2005, ISBN 3-923272-31-6, S. 88f.
  8. Michael Klant: Vergessene Bildhauer. In: Skulptur in Freiburg. Kunst des 19. Jahrhunderts im öffentlichen Raum, Freiburg 2000, S. 164–172 ISBN 3-922675-77-8, S. 169 f.
  9. Karl Schuster: Zur Baugeschichte des Freiburger Münsters im 18. Jahrhundert. in: Münsterbau-Verein (Hrsg.): Freiburger Münsterblätter: Halbjahrsschrift für die Geschichte und Kunst des Freiburger Münsters 5, Freiburg im Breisgau 1909, S. 2
  10. Karl Schuster: Zur Baugeschichte des Freiburger Münsters im 18. Jahrhundert in: Münsterbau-Verein Freiburg, Breisgau (Hrsg.): Freiburger Münsterblätter: Halbjahrsschrift für die Geschichte und Kunst des Freiburger Münsters,Bd. 5, 1909, S.4
  11. Michael Klant: Vergessene Bildhauer. In: Skulptur in Freiburg. Kunst des 19. Jahrhunderts im öffentlichen Raum, Freiburg 2000, S. 164–172 ISBN 3-922675-77-8, S. 167 f.

Weblinks

 Commons: Gustav Adolf Knittel – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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