Sigmund von Henle

Sigmund von Henle

Sigmund Henle, auch Siegmund, ab 1882 Ritter von Henle (* 30. Juni 1821 in München; † 9. Oktober 1901 ebendort) war ein deutscher Jurist und bayerischer Politiker.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Henle entstammte einer wohlhabenden jüdischen Hoffaktorenfamilie, war Sohn eines Großkaufmannes und der Thérèse Ottenheimer[1] sowie ein Enkel des Kaufmannes Elkan Henle (1761–1833) in Fürth, eines Vorkämpfers für die jüdischen Emanzipation.

Im Jahr 1845 wurde Henle mit seiner Dissertation De jure quoad embryones (Verlag F.S. Hübschmann, 1845) an der Ludwig-Maximilians-Universität München promoviert.[2] Anschließend war er von 1846 bis 1870 Korrespondent der in Augsburg erscheinenden Allgemeinen Zeitung.[3]

Er war königlich bayerischer Geheimer Hofrat, Advokat in München, Kronanwalt und Syndikus der bayerischen Krone. Im Secundo-Genitur-Prozess, dem Streit um das Erbe des Griechenkönigs Otto, vertrat Henle den bayerischen Prinzen Otto.[4] Henle war auch bis zu dessen Tod (1888) ein enger Vertrauter und Berater des Herzogs Max Joseph in Bayern, dem Vater der österreichischen Kaiserin Elisabeth (Sisi).[5]

Ab 1871[6] gehörte er zehn Jahre lang für den Wahlkreis München I als Nationalliberaler der Abgeordnetenkammer der Bayerischen Ständeversammlung an, wodurch zum ersten Mal das katholische München durch einen Juden im Parlament vertreten war.[7] Dort spielte er eine große Rolle als Parlamentsredner, musste sich allerdings auch antisemitische Anzüglichkeiten seiner politischen Gegner anhören.

Es gelang ihm 1873, seinen Sohn Heinrich – aus seiner 1850 geschlossenen Ehe – als ersten jüdischen Zögling in das Kadettenkorps aufnehmen zu lassen.[8] Nach Ende seiner Abgeordnetentätigkeit wurde er – gemeinsam mit seinem Bruder Jakob – im Jahr 1882 vom bayerischen König Ludwig II. mit Verleihung des Verdienstordens der Bayerischen Krone in den bayerischen persönlichen Adelsstand als Ritter von Henle erhoben.[9][10] Henle war bis zu seinem Tod (1901) Aufsichtsratsmitglied der Schwandorfer Tonwarenfabrik.

Literatur

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Ihre Schwester war die Dichterin Henriette Ottenheimer.
  2. Monika Richarz: Der Eintritt der Juden in die akademischen Berufe, 1974, Seite 116 (Fußnote 118) Digitalisat
  3. Werner Funk: Die Verfassungsfrage im Spiegel der Augsburger „Allgemeinen Zeitung“ von 1818-1848, Verlag Schweitzer, 1977, Seite 184 Auszug
  4. Hans Lamm: Von Juden in München, Ner-Tamid-Verlag, 1958, Seite 67
  5. Richard Bauer, Michael Brenner: Jüdisches München. Vom Mittelalter bis zur Gegenwart, 2006, Seite 104 Digitalisat
  6. Manche Quellen nennen das Jahr 1873.
  7. Ernest Hamburger: Juden im öffentlichen Leben Deutschlands , Verlag Mohr Siebeck, 1968, Seite 255
  8. Frank Nägler: Deutsche jüdische Soldaten. Von der Epoche der Emanzipation bis zum Zeitalter der Weltkriege, Ausstellung des Militärgeschichtlichen Forschungsamtes in Zusammenarbeit mit dem Moses Mendelssohn Zentrum Potsdam und dem Centrum Judaicum Berlin, Verlag E.S. Mittler, 1996, ISBN 3813205258, Seite 75 Auszug
  9. Jacob Toury: Die politischen Orientierungen der Juden in Deutschland, Verlag Mohr, 1966, Seite 197 Auszug
  10. El sitio de la Collectividad Judía

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