Sirupartikel

Sirupartikel

Der Begriff Sirupartikel bezeichnet in der Schweiz eine Art Gesetzesartikel auf kantonaler Stufe, der der Alkoholprävention dient und in dem Anbieter alkoholischer Getränke verpflichtet werden, günstigere nicht-alkoholische Getränke anzubieten.

Obwohl die Bezeichnung salopp klingt – sie bezieht sich auf Sirup im Sinne eines harmlosen Getränks für Kinder – findet sie sowohl in Amtssprache als auch in Fachliteratur Verwendung, es handelt sich dabei also um einen terminus technicus. So benutzen beispielsweise sowohl das Bundesamt für Gesundheit[1] als auch der Kommentar zum Bernischen Verwaltungsrecht («Aus gesundheitspolizeilichen Gründen enthält das bernische Recht insbesondere auch den sog. Sirupartikel»)[2] den Begriff.

Inhaltsverzeichnis

Rechtliche Grundlage

Die Kantone sind nach schweizerischem Recht zuständig für alle Gebiete, für die sich nicht ausdrücklich der Bund zuständig erklärt (Art. 3 BV). Aufgrund mangelnder Zuständigkeit des Bundes sind daher die Kantone zuständig für das Gebiet der Alkoholprävention.

Aufgrund der kantonalen Kompetenz sind die angewandten Massnahmen im Bereich der Alkoholprävention entsprechend vielfältig und von Kanton zu Kanton unterschiedlich. Dennoch gibt es einige Gemeinsamkeiten, wie insbesondere den Sirupartikel.

Ausgestaltung

Der Sirupartikel verpflichtet Wirte dazu, eine bestimmte Anzahl nicht-alkoholischer Getränkte billiger anzubieten als das billigste alkoholische Getränk mit der gleichen Menge. So soll einerseits generell das Preisdumping im Bereich des Alkoholverkaufs vermindert werden. Andererseits sollen Konsumenten – insbesondere Jugendliche – nicht dazu verleitet werden, nur aus Kostengründen Alkohol zu konsumieren.

Die konkrete Ausgestaltung variiert dabei von Kanton zu Kanton – einige Kantone verfügen gar über keinerlei derartige Regelung. Weit verbreitet ist jedoch die Verpflichtung, drei billigere nicht-alkoholische Getränke anbieten zu müssen. So bestimmt beispielsweise Art. 28 des bernischen Gastgewerbegesetzes (GGG):

«Gastgewerbebetriebe mit Alkoholausschank haben mindestens drei alkoholfreie Getränke billiger anzubieten als das billigste alkoholhaltige Getränk in der gleichen Menge.»

Übersicht über die kantonalen Regelungen

Im Folgenden eine Übersicht über die geltenden Regeln, aufgefächert nach Kantonen:

Inhalt der Sirupartikel nach Kantonen
Kanton Regelung Anzahl alkoholfreier Getränke Bemerkungen
Kanton AargauKanton Aargau Aargau Symbol support vote.svg Eine Auswahl
Kanton Appenzell InnerrhodenKanton Appenzell Innerrhoden Appenzell Innerrhoden Symbol support vote.svg Eine Auswahl
Kanton Appenzell AusserrhodenKanton Appenzell Ausserrhoden Appenzell Ausserrhoden Symbol support vote.svg Eine Auswahl
Kanton BernKanton Bern Bern Symbol support vote.svg Mindestens 3
Kanton Basel-LandschaftKanton Basel-Landschaft Basel-Landschaft Symbol support vote.svg Mindestens 2
Kanton Basel-StadtKanton Basel-Stadt Basel-Stadt Symbol support vote.svg Mindestens 3
Kanton FreiburgKanton Freiburg Freiburg Symbol support vote.svg Mindestens 3
Kanton GenfKanton Genf Genf Symbol support vote.svg Mindestens 3 Hinweis auf nicht-alkoholisches Angebot
Kanton GlarusKanton Glarus Glarus Symbol oppose vote.svg
Kanton GraubündenKanton Graubünden Graubünden Symbol support vote.svg Eine Auswahl
Kanton JuraKanton Jura Jura Symbol support vote.svg Mindestens 3
Kanton LuzernKanton Luzern Luzern Symbol support vote.svg Mindestens 3
Kanton NeuenburgKanton Neuenburg Neuenburg Symbol support vote.svg Mindestens 3 Hinweis auf nicht-alkoholisches Angebot
Kanton NidwaldenKanton Nidwalden Nidwalden Symbol support vote.svg Eine Auswahl
Kanton ObwaldenKanton Obwalden Obwalden Symbol support vote.svg Eine Auswahl
Kanton St. GallenKanton St. Gallen St. Gallen Symbol support vote.svg Mindestens 3
Kanton SchaffhausenKanton Schaffhausen Schaffhausen Symbol support vote.svg Eine Auswahl
Kanton SolothurnKanton Solothurn Solothurn Symbol support vote.svg Mindestens 3
</Kanton Schwyz>Kanton Schwyz Schwyz Symbol oppose vote.svg
Kanton ThurgauKanton Thurgau Thurgau Symbol oppose vote.svg
Kanton TessinKanton Tessin Tessin Symbol support vote.svg Mindestens 3
Kanton UriKanton Uri Uri Symbol support vote.svg Eine Auswahl
Kanton WaadtKanton Waadt Waadt Symbol support vote.svg Mindestens 3
Kanton WallisKanton Wallis Wallis Symbol support vote.svg Eine Auswahl
Kanton ZugKanton Zug Zug Symbol oppose vote.svg
Kanton ZürichKanton Zürich Zürich Symbol support vote.svg Eine Auswahl

(Stand: 1. November 2009; Quelle: Bundesamt für Gesundheit[1])

Literaturverzeichnis

  • Markus Müller/Reto Feller (Hrsg.): Bernisches Verwaltungsrecht. Stämpfli, Bern 2008, ISBN 978-3-7272-9819-6.

Einzelnachweise

  1. a b Seite Sirup-Artikel der Homepage des BAG, besucht am 23. November 2009.
  2. Müller/Feller: Bernisches Verwaltungsrecht. 2008, S. 713.


Rechtshinweis Bitte den Hinweis zu Rechtsthemen beachten!

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужно сделать НИР?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Drogenprävention — bezeichnet zum einen Maßnahmen zur Verhinderung des Konsums, zum anderen Maßnahmen, die Gesundheitsschäden durch den Konsum legaler (oft Alkohol, Nikotin, Koffein und einige Medikamente) und illegaler Drogen vorbeugen. Inhaltsverzeichnis 1… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”