St. Peter und Paul (Eltville)

St. Peter und Paul (Eltville)
Pfarrkirche St. Peter und Paul Eltville

Die katholische Pfarrkirche St. Peter und Paul ist eine unsymmetrische zweischiffige Hallenkirche in Eltville am Rhein.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Erste Spuren eines frühen Kirchenbaues aus dem 10. Jahrhundert wurden bei Bauarbeiten und Grabungen 1933/34 entdeckt, im 12. Jahrhundert folgte ein romanischer Bau. Zeugnis davon gibt vermutlich eine dünne runde Säule, welche die Empore im Hauptschiff abstützt. Im 14. Jahrhundert – Eltville war erzbischöfliche Residenz geworden – genügte der Bau den Ansprüchen nicht mehr, weshalb man sich zu einem Neubau entschloss.

Anhand von Schlusssteinen ist zu erkennen, dass das Mainzer Petersstift, welches das Patronat über die Eltviller Kirche innehatte, sowie das Mainzer Domstift und Adlige aus Eltville Geld für den Neubau gestiftet haben. Zur Finanzierung trug ebenfalls ein im Jahr 1352 oder 1353 verliehener Ablass bei.

Der Baubeginn der heutigen Kirche lag möglicherweise im Jahr 1305[1], der Chor konnte ab 1359 benutzt werden. Als Turm der bis dahin einschiffigen Hallenkirche diente zunächst, ähnlich wie bei St. Martin in Oestrich oder St. Vincentius in Hattenheim, der Turm des romanischen Vorgängerbaues.

Gegen 1420 beginnt eine Erweiterung der Kirche nach Süden mit einem neuen Seitenschiff. Grund war wohl ein Hostienwunder, das sich 1400 in Niedergladbach zutrug. Mit Umzug der Hostie nach Eltville begann eine Wallfahrt, die eine Vergrößerung der Kirche erforderlich machte.

Das Westportal mit dem Wappen des Mainzer Erzbischofs Konrad von Dhaun

Etwa zur selben Zeit wurde der landschaftsprägende Westturm zugefügt. Er wurde von einem Schüler des Frankfurter Baumeisters Madern Gerthener errichtet und besitzt reichen spätgotischen Formenschmuck. Das Westportal zeigt das Wappen des Mainzer Erzbischofs Konrad von Dhaun. Es erinnert an Arbeiten Madern Gertheners am Memorienportal im Mainzer Dom, das Südportal des Frankfurter Domturmes sowie an das Westportal der Kirche St. Valentinus (Kiedrich).

Nach einem Blitzschlag 1683 brannte der Turm ab, statt eines steilen gotischen Helmes wurde 1686 von Dombaumeister Veit Schneider aus Mainz eine neue barocke Turmhaube errichtet.

Das heutige Dach über dem Langhaus mit Dachreiter aus dem Jahre 1783 wurde nach einem Brand 1782 errichtet.

Die nächsten größeren Veränderungen fanden 1933/34 statt. Es wurde eine neue Sakristei geschaffen, die alte in eine Marienkapelle umgewandelt. Auch der Stumpf des alten romanischen Turmes wurde entfernt.

St. Peter und Paul bildet zusammen mit St. Markus in Erbach, St. Vincentius in Hattenheim und St. Valentinus in Kiedrich den Gemeindeverband „Pastoraler Raum Eltville“.

Ausstattung

Taufstein aus der Werkstatt Hans Backoffens, 1517
  • Beachtenswerte spätgotische Wandmalereien: Wappenreigen über dem Triumphbogen, um 1400.
  • Hervorragend erhaltene Darstellung des Jüngsten Gerichtes eines mittelrheinischen Meisters an der Ostwand der Turmhalle, um 1400.
  • Lamm Gottes-Darstellung in der Marienkapelle, erste Hälfte des 15. Jahrhunderts.
  • Taufstein (datiert auf 1517) aus der Werkstatt von Hans Backoffen,[2] der über den Symbolen der 4 Evangelisten paarweise die 12 Apostel und Christus als Weltenrichter zeigt.
  • Zwei Mondsichelmadonnen aus dem Anfang des 16. Jahrhundert.
  • Reihe von Heiligenfiguren aus dem 18. Jahrhundert.
  • Zahlreiche Grabsteine und Epitaphien
  • Renaissance-Denkmal Agnes von Koppenstein mit ihren beiden Kindern.
  • Kreuzigungsgruppe in der Schmidtburg-Kapelle auf dem Kirchhof aus der Werkstatt von Hans Backoffen, um 1505.
  • Die Ölberggruppe an der Außenseite der Kirche (um 1520) wird ebenfalls dem Umkreis Hans Backoffens zugeordnet.

Orgeln

Die Eltviller Kirche verfügt über zwei Orgeln: Auf Initiative von Baron John Sutton wurde nach dem Vorbild der Orgel in St. Valentinus (Kiedrich) 1868 eine Schwalbennestorgel von Orgelbaumeister Louis-Benoît Hooghuys (1822-1885) aus Brügge/Belgien fertiggestellt. Dieser hatte auch schon die Restaurierungsarbeiten an der Kiedricher Orgel ausgeführt.

Die Hauptorgel von 1962 wurde von der Firma Förster&Nikolaus aus Lich gebaut. Sie enthält auch einige Register der Schwalbennestorgel, die u.a. dadurch nicht mehr bespielbar ist.[3]

I Hauptwerk C–g3
Prinzipal 8′
Rohrflöte 8′
Spitzflöte 4′
Prinzipal 2′
Sesquialter II 22/3
Mixtur IV
Trompetenregal 8′
II Positiv C–g3
Gedackt 8′
Prinzipal 4′
Nachthorn 4′
Nasard 22/3
Waldflöte 2′
Sifflet 1′
Kling. Zimbel III
Krummhorn 8′
Tremulant
II Schwalbennestorgel C–g3
Quintade 8′
Rohrflöte 4′
Prinzipal 2′
Quinte 11/3
Pedal C–f1
Subbaß 16′
Oktavbaß 8′
Gemshorn 4′
Nachthorn 2′
Fagott 16′
Klarine 4′
  • Koppeln: II/I, III/I, I/P, II/P, III/P

Literatur

Weblinks

 Commons: St. Peter und Paul in Eltville – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. [1] Pfarrarchiv der Pfarrkirche St. Peter und Paul Eltville
  2. [2] Metz, Peter, „Backoffen, Hans, von Sulzbach“, in: Neue Deutsche Biographie 1 (1953), S. 506 f.
  3. [3] Dr.phil. Markus Frank Hollingshaus: Orgel in Eltville
50.0248118.121223

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