Vögte von Gera

Vögte von Gera

Die Vögte von Gera waren eine bedeutende mittelalterliche Adelsfamilie im Gebiet der heutigen Länder Thüringen und Sachsen.

Inhaltsverzeichnis

Anfänge

Herrschaftsgebiet der Vögte von Weida, Gera und Plauen um 1350

Die Vögte von Gera waren eines Stammes mit den Vögten von Weida. Vogt Heinrich der Reiche von Weida (* um 1164/1165; † um 1209) gilt als Stammvater beider Linien. Sein ältester Sohn Heinrich der Ältere erhielt die Vogtei Weida und wurde Stifter der Linie Weida, die im Jahr 1531 im Mannesstamm erlosch. Der zweitgeborene Sohn Heinrich der Mittlere († 1249/1250) erhielt bei der Landesteilung die Vogtei Gera und die Pflege Reichenfels, er nannte sich 1238 Vogt von Gera. Der ältere seiner Söhne erhielt, in einer 1244 mit seinem jüngeren Bruder vorgenommenen Landesteilung, die Vogtei Plauen mit Auerbach und Pausa sowie die Herrschaft Greiz mit Werdau und Reichenbach und wurde Begründer der Linie der Vögte von Plauen. Der jüngere Bruder erhielt die Vogtei Gera und die Pflege Reichenfels, sowie Tanna und Mühltroff. Als Heinrich I. gezählt, wurde er Begründer der Linie der Vögte von Gera.

Aufstieg und Niedergang

Heinrich I. (* um 1227; † 1269/1274) erwarb nach 1248 aus der Andechs-Meranschen Erbschaft Nordhalben und die Höfer Lehen. Sein Sohn Heinrich II., der Ältere, erweiterte 1278 den Besitz um den der Herrschaft Lobenstein. Dessen Sohn Heinrich IV., der Ältere, erwarb um 1314 die Herrschaft Schleiz mit der Pflege Saalburg und dem Schloss Burgk, trat aber Mühltroff an die Linie Plauen ab. Infolge des Vogtländischen Krieges (1354 bis 1357) mussten die Geraer Vögte die Wettiner als Herren anerkennen, ein bedeutender Machtverlust. Von 1410 bis 1427 hatten die Vögte von Weida schrittweise ihre Vogtei an die Wettiner veräußern müssen, den Vogttitel hatten sie nun abgelegt und nannten sich fortan nur Herren von Weida. Als Lehnsträger der Krone Böhmen respektive des Hauses Wettin begannen nun auch die Vögte von Gera ihren alten Titel abzulegen und sich als Herren von Gera zu titulieren. Im Jahr 1425 wurde in der Linie der Vögte von Gera eine Landesteilung vorgenommen, die aber ohne weitere Folgen blieb, da von den teilenden Brüdern nur einer, Heinrich IX., der Mittlere (* 1406; † 1482), Nachkommen hinterließ. Zu dieser Zeit tobte der Sächsische Bruderkrieg (1446 bis 1451), in dessen Folge die alte Stammburg der Vögte von Gera zerstört wurde. Neuer Sitz wurde die Burg Osterstein.

1482 teilten die drei Söhne Heinrichs IX. das Herrschaftsgebiet unter sich auf. Sein Enkel Heinrich XV., der Jüngere (* 1476; † 1550) vereinigte 1538 letztmalig die Herrschaft in seiner Hand. Der Schmalkaldische Krieg läutete endgültig das Ende der Herrschaft des Geschlechts ein. Nach der verlorenen Schlacht bei Mühlberg musste er die Herrschaft Gera an seinen Verwandten Heinrich IV. von Plauen abtreten, der 1550 nach Heinrichs XV. kinderlosen Tod als rechtmäßiger Erbe auch die noch verbliebenen Herrschaften Schleiz und Lobenstein erhielt. 1562 traten die beiden Söhne Heinrichs IV. die Herrschaft Gera an die nächsten Verwandten, die Reußen, mit denen sie in der Person des Stifters der Vögte von Plauen ihren gemeinsamen Vorfahren hatten, ab. Die Herrschaft der Vögte von Gera ging nach 300 Jahren damit in Form der Herrschaften Gera, Schleiz und Lobenstein in reußischen Besitz über und hatte ihr Ende nach zahlreichen Teilungen und annähernd weiteren 300 Jahren im Fürstentum Reuß jüngerer Linie.

Literatur

  • Brunhild Meyfarth: Die Stadt Gera in der Epoche der Herausbildung und Entfaltung des Feudalismus (10. bis 15. Jahrhundert), in: Wissenschaftliche Zeitschrift der Friedrich-Schiller-Universität Jena, Gesellschaftswissenschaftliche Reihe ; 35(1986)3/4.
  • André Thieme: Landesherrschaft und Reichsunmittelbarkeit : Beobachtungen bei den Burggrafen von Meißen aus dem Hause Plauen und anderen Nachfolgefamilien der Vögte von Weida, Gera und Plauen, in: Hochadelige Herrschaft im mitteldeutschen Raum (1200 bis 1600) : Formen, Legitimation, Repräsentation / Hrsg.: Rogge, Jörg, 2003.
  • Stammtafeln zur Geschichte der Europäischen Staaten Tafeln 163-174

Weblinks

Siehe auch


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