Lord of War – Händler des Todes

Lord of War – Händler des Todes
Filmdaten
Deutscher Titel: Lord of War – Händler des Todes
Originaltitel: Lord of War
Produktionsland: USA
Erscheinungsjahr: 2005
Länge: 117 Minuten
Originalsprache: Englisch
Altersfreigabe: FSK 16
Stab
Regie: Andrew Niccol
Drehbuch: Andrew Niccol
Produktion: Norman Golightly,
Andreas Grosch,
Nicolas Cage,
Andrew Niccol,
Chris Roberts,
Teri-Lin Robertson,
Philippe Rousselet
Musik: Antonio Pinto
Kamera: Amir M. Mokri
Schnitt: Zach Staenberg
Besetzung

Lord of War – Händler des Todes [lɔrd ʌv wɔ(ə)r] ist ein im Jahr 2005 veröffentlichter Film von Andrew Niccol. In dem Drama mit Nicolas Cage, Ethan Hawke und Jared Leto werden die Geschäfte internationaler Waffenhändler dargestellt.

Inhaltsverzeichnis

Handlung

Die Hauptfigur Yuri Orlov eröffnet den Film, dem Zuschauer zugewandt, mit dem Satz, es gäbe über 550 Millionen Schusswaffen auf der Welt, was bedeute, dass jeder zwölfte Mensch auf der Welt eine besäße. Die Frage sei nur: „Wie bewaffnet man die anderen elf?“ Der Vorspann zeigt nun dokumentarisch den Weg einer Gewehrpatrone – von der Produktion in der Fabrik über den Handel, die Verschiffung, das Einlegen in eine Waffe, das Abfeuern der Waffe und den Flug des Geschosses bis in den Kopf eines afrikanischen Jungen. Da die Patrone direkt vor der Kameralinse befestigt ist, verfolgt man das Geschehen quasi aus der Ich-Perspektive.

Danach erzählt Yuri rückblickend aus dem Off, wie er zum Waffenhändler wurde.

Seine Familie wanderte aus der Ukraine in die USA ein, als er noch ein Kind war. Seine Familie hatte in der Sowjetunion vorgegeben, Juden zu sein, um flüchten zu können. Yuri wächst in Little Odessa in Brighton Beach, New York auf, wo viele ukrainische Immigranten leben. Seine Familie betreibt dort ein Restaurant. Nachdem zwei Menschen vor Yuris Augen erschossen werden, beschließt er, zusammen mit seinem Bruder Vitaly Schusswaffen zu verkaufen. Er fängt klein an, indem er Uzis und M16-Gewehre aus dem Libanonkrieg 1982 verkauft. Bald begegnet er zum ersten Mal Jack Valentine, einem verbissenen, unbestechlichen Interpol-Agenten, auf einem seiner Schmuggelschiffe. Doch vor seinem Erscheinen lässt er den Schiffsnamen kurzerhand umlackieren und hisst eine andere Flagge, womit er Valentine austrickst und dieser ihn laufen lassen muss.

Damit Yuri im großen Stil Waffenhandel betreiben kann, schlägt er dem renommierten Waffenhändler Simeon Weisz auf einer Waffenmesse in West-Berlin eine Zusammenarbeit vor, die dieser jedoch ablehnt, indem er ihn als Amateur bezeichnet.

Yuri verkauft 1984 das erste Mal im größeren Umfang Waffen nach den Selbstmordattentaten im libanesischem Beirut und an den brutalen Diktator von Liberia, André Baptiste.

Im Laufe des Filmes stellt er vier Regeln auf:

  1. Lass dich niemals von deiner eigenen Ware anschießen
  2. Habe immer einen idiotensicheren Plan, bezahlt zu werden
  3. Nimm niemals selbst eine Waffe in die Hand und schließe dich deinen Kunden an
  4. Ziehe niemals in den Krieg. Besonders nicht mit dir selbst.

Nach einem Geschäft mit einem kolumbianischen Drogenboss, der darauf besteht, Yuri mit Kokain zu bezahlen, wird dieser angeschossen. Anschließend beginnen die Brüder, einen Teil der Drogen selbst zu konsumieren. Nach zwei Wochen Abgeschiedenheit und exzessivem Kokainkonsum wird Vitaly süchtig. Yuri schickt ihn in eine Entziehungsanstalt und wird von nun an Alleinunternehmer. Er beginnt, das von ihm schon lange begehrte Model Ava Fontaine zu umwerben und erreicht mit seinem Geld und Lügen, dass sie ihn heiratet und ihm einen Sohn schenkt. Yuri verschweigt Ava seine Waffengeschäfte und gibt stattdessen vor, im Transportgeschäft tätig zu sein. Sie ahnt von seiner Kriminalität, bittet ihn aber, ihr nichts davon zu erzählen.

Das Ende des Kalten Krieges und der Zusammenbruch der Sowjetunion stellen den Wendepunkt in Yuris Karriere dar. Er setzt sich mit seinem Onkel Dimitri, einem Armeegeneral, in Verbindung und deckt sich günstig mit Panzern und Kalaschnikows aus ukrainischen Armeebeständen ein. Valentine gelingt es beinahe, Yuri beim Verladen eines Kampfhubschraubers vom Typ Mi-24 zu verhaften, doch dieser nutzt eine Gesetzeslücke, indem er vorgibt, dass der Hubschrauber und die dazu gehörenden Startbehälter und Raketen zwar zusammen verschifft, jedoch an verschiedene Kunden ausgeliefert werden.

Kurz darauf stirbt Onkel Dimitri durch eine Autobombe, mit der Yuris Konkurrent Weisz eigentlich ihn töten wollte. Bei der Durchsuchung von Yuris Hausmüll entdeckt Valentine nach dem Zusammensetzen geschredderter Dokumente Yuris nächstes Ziel: Sierra Leone.

Dort wird sein mit leichten Waffen geladenes Transportflugzeug vom Typ Antonow An-12 von einem Abfangjäger der Luftwaffe unter Waffeneinsatz aufgefordert, den nächstgelegenen Flughafen in Kabala anzusteuern. Um einer möglichen Verhaftung zu entgehen, bedrängt Yuri seine Piloten zu einer Landung auf einer unbefestigten Straße in der Savanne. Damit die Behörden bei ihrer Ankunft keine Beweise vorfinden, verschenkt Yuri die gesamte Ladung an die Bevölkerung. Als Valentine schließlich ankommt, gibt es nichts mehr, wofür er Yuri hätte verhaften können. Er hält ihn lediglich 24 Stunden fest.

Liberias Diktator Baptiste macht Yuri ein „Geschenk“: den gefesselten Simeon Weisz, den Yuri als Revanche für seinen getöteten Onkel erschießen darf. Er zögert, weshalb Baptiste ihm anbietet, es gemeinsam zu tun. Baptiste führt Yuris Hand an die Waffe und bietet ihm an, dass dieser jederzeit „Stopp!“ sagen könne, doch tut er dies erst, nachdem Baptiste den Abzug betätigt hat. Yuri nimmt daraufhin starke Drogen und läuft benommen durch die Straßen. Ein kleines Mädchen mit amputiertem Arm fragt ihn, ob ihr Arm nachwachsen werde, denn der weiße Mann wisse bestimmt die Antwort. Erschrocken von diesem Anblick torkelt er weiter, als ihm der Geist von Simeon Weisz in einer dunklen Gasse erscheint und ihn mahnt, Partei zu ergreifen. Nachdem er von zwei bewaffneten Männern geschlagen und nur dank einer Ladehemmung nicht erschossen wird, hat Yuri anscheinend ungeschützten Sex mit einer Prostituierten.

Inzwischen offenbart Valentine Yuris Frau Ava dessen wirklichen Beruf. Yuri verspricht ihr daraufhin, damit aufzuhören und verdient sein Geld ein halbes Jahr mit legaler Arbeit. Doch Baptiste und sein Sohn nutzen ein Treffen der Vereinten Nationen zu einem Besuch bei Yuri. Es gelingt ihnen mit einem riesigen Diamanten (vgl. Orlow-Diamant), ihn für weitere Geschäfte zu gewinnen. Ava folgt ihm heimlich und findet in seinem Container-Büro Beweise, dass er wieder als Waffenhändler tätig ist. Gemeinsam mit ihrem Sohn verlässt sie ihn. Yuri nimmt an, dass die Tatsache, dass er das Geburtsdatum seines einzigen Sohnes als Code für das Container-Zahlenschloss benutzt hat, ausschlaggebend für ihren Weggang war.

Yuri überredet den widerstrebenden Vitaly, ihn nach Liberia und schließlich nach Sierra Leone zu begleiten. Vitaly bekommt jedoch Gewissensbisse, als er am Treffpunkt bemerkt, wie die Verhandlungspartner das Zeltdorf von Zivilisten umkreisen, die mit den Waffen massakriert werden sollen. Dann beobachtet er, wie ein Junge und dessen Mutter brutal ermordet werden. Vergeblich versucht er, Yuri dazu zu bringen, den Handel abzubrechen, doch dieser erkennt im Gegensatz zu Vitaly, in welcher Gefahr sie sich befänden, wenn sie das Geschäft nicht abwickeln würden. Vitaly sprengt mit einer Handgranate die Hälfte der gelieferten Sturmgewehre, wodurch auch der Sohn von Andre Baptiste umkommt. Vitaly wird daraufhin erschossen und kann das Massaker an den Dorfbewohnern somit nicht verhindern.

Ein bei der Entfernung der Gewehrkugeln übersehenes Projektil in Vitalys Brustkorb führt im New Yorker Zoll zu Yuris Festnahme. Zusammen mit den Funden aus Yuris Container-Büro meint Valentine, genug Beweise für eine lebenslange Verurteilung gegen ihn in der Hand zu haben und versteht Yuris Gelassenheit trotz der erdrückenden Beweislast nicht. Yuri erklärt ihm, der Ernst seiner Lage sei ihm sehr wohl bewusst, schließlich sei er von seiner Familie verlassen, von seinen Eltern enterbt und sein Bruder getötet worden. Er eröffnet Valentine, dass auf Intervention des US-Präsidenten seine Freilassung kurz bevorstehe. Denn es seien Waffenschieber wie er selbst, die den Willen der Regierung indirekt unterstützten, weil sie durch die Destabilisierung der betroffenen Regionen lukrative Geschäfte abschließen, die die Vereinigten Staaten nicht offen abwickeln könnten. So sei er nichts weiter als ein Werkzeug der Regierung. In der Tat wird Valentine als nächstes von einem hochrangigen Armeeoffizier aufgefordert, Yuri laufen zu lassen.

Dieser macht nach seinem Hafttag so weiter wie bisher. In der Schlussszene besticht er bei einer Waffenlieferung Zollbeamte in der Sahara, um Waffen durchtransportieren zu können. Der Film endet in derselben Kameraeinstellung wie zu Filmbeginn. Wieder steht Orlov da und zieht ein Fazit: „Wissen Sie, wer die Erde übernehmen wird? Waffenhändler. Denn alle anderen sind viel zu beschäftigt damit, sich zu erschießen. Das ist das Geheimnis des Überlebens. Ziehe niemals in den Krieg. Besonders nicht mit dir selbst.“ Die Kamera schwenkt auf die Patronenhülsen auf dem Boden und das Bild wird schwarz.

Produktion

Drehbuch

Andrew Niccol schrieb das Drehbuch innerhalb von nur vier Monaten, da er schon vor der Filmidee Informationen rund um das Thema sammelte, in der Hoffnung, es später in einen Film einbauen zu können. Um den Film nicht langweilig werden zu lassen, hat er nicht die ganze Geschichte um den Waffenhandel, sondern den Protagonisten Yuri Orlov, in den Vordergrund gestellt. Es erwies sich als sehr schwer, diesen Charakter glaubhaft darzustellen, denn diese Person sollte märchenhaft, charmant und zugleich zynisch sein.[1]

Casting

Als Niccol die Figur Yuri Orlov entwarf, hatte er nicht von Anfang an Nicolas Cage im Auge. Doch als er mit dem Drehbuch fertig war, kam für ihn kein anderer Schauspieler in Frage. Cage nahm die Rolle auch ohne Zögern an.[2] Um den Waffenhändler im Film glaubhaft darzustellen, kam Cage mit bekannten Waffenhändlern ins Gespräch, um sich perfekt auf die Rolle vorbereiten zu können.[1]

Für die Figur des Agent Valentine besetzte Niccol Ethan Hawke, welcher sichtlich an der Rolle sowie der Story interessiert war. Die beiden sind seit den Dreharbeiten zu Gattaca, welche im Jahre 1997 stattfanden, befreundet. Was Niccol an der Rolle des Agenten Valentine schätzt, ist, dass dieser kein Heiliger und Weltverbesserer sei. Es ist eine Person mit einem großen Ego, welche den Bösewicht überführen will, zugleich aber auch Ruhm sucht.[1]

Finanzierung

Auch wenn es eine Diskussion um den weltweiten Waffenhandel in den Medien gibt, ist Lord of War der erste Spielfilm, der sich so intensiv mit diesem aktuellen Thema befasst. Diese Nähe zu tatsächlichen Ereignissen wurde zum Problem, die Finanzierung des Projekts zu sichern. Da der Film auch nicht davor zurückschreckt, die Rolle der Vereinigten Staaten im weltweiten Waffenhandel zu zeigen, und man unfreiwillig das Skript eine Woche vor Beginn des Irak-Kriegs eingereicht hatte, verbaute man sich die Finanzierung durch amerikanische Gelder.[3] Mit diesem Hintergrund brauchte Produzent Philippe Rousselet eineinhalb Jahre, um einen Investor zu finden. Doch schließlich fand sich eine Gruppe ausländischer Investoren, die sich bereiterklärten, den Film zu finanzieren.[3]

Der Film hatte ein Budget von 50 Millionen US-Dollar und hat weltweit gut 72 Millionen US-Dollar eingespielt.[4] Auch wenn der Film an den Kinokassen floppte, war der DVD-Verkauf ein voller Erfolg. In den Vereinigten Staaten wurden allein in der ersten Woche über 2,5 Millionen DVDs verkauft.[5]

Dreharbeiten

Die Dreharbeiten begannen am 2. August 2004 in New York. Es wurde an mehreren verschiedenen Stellen gedreht, darunter in Manhattan sowie am Brighton Beach in Coney Island. Neun Drehtage später flog das Team ins südafrikanische Kapstadt, um dort für zehn Wochen zu drehen. Die Dreharbeiten fanden am 2. November 2004 und nach weiteren drei Drehtagen in Tschechien ihr Ende. Die osteuropäische Landschaft sowie einen ehemaligen sowjetischen Militärstützpunkt nutzte man für den Filmschauplatz in der Ukraine.[6]

Die Schauspieler und die Filmcrew waren vom sehr hohen Aufwand und Drang zur Perfektion beeindruckt, mit dem Andrew Niccol seine Recherchen noch vor Beginn der Arbeit an seinem Drehbuch betrieben hatte. Niccol eignete sich Unmengen an Hintergrundinformationen und Fachwissen an, um den Film realistisch darzustellen. So entschloss er sich auch dazu, in einer der gefährlicheren Gegenden von Kapstadt zu drehen. Auch wenn es zahlreiche Sicherheitsbedenken gab, hielt Niccol die Szenerie für perfekt. Es handelt sich um eine Straßenszene in der liberischen Hauptstadt Monrovia.[6]

Die südafrikanische Landschaft eignete sich nicht nur dafür, mehrere afrikanische, asiatische und südamerikanische Länder darzustellen, so musste sie auch teilweise für Gegenden wie die Ukraine oder Karibik herhalten.[6] Der Vorteil liegt auf der Hand, denn der Protagonist Yuri bereist im Film eine Vielzahl verschiedener Länder.

Die im Film aneinandergereihten, echten T-72-Kampfpanzer gehörten einem tschechischen Waffenhändler. Dieser drang auf einen schnellen Dreh der Szenen, weil er die rund 50 Panzer später an Libyen verkaufen wollte.[7] Vor den Aufnahmen musste die Produktionsfirma die NATO informieren, damit diese nicht aufgrund von Satellitenaufnahmen des Drehortes eine reale Kriegssituation vermuten würde.[8] Ebenso gehört das Transportflugzeug des Typs Antonow An-12 einem russischen Waffenhändler, der dieses wenige Wochen vor dem Dreh für einen realen Waffendeal im Kongo genutzt hatte. In der Filmszene wurden jedoch keine echten Waffen benutzt.[1] In der Szene, in der ein Bunker mit 3.000 AK-47 zu sehen ist, wurde dieser tatsächlich mit echten Sturmgewehren gefüllt. Der Regisseur Andrew Niccol sagte dazu, dass es billiger war, 3.000 echte Gewehre zu kaufen, als 3.000 Exemplare künstlich herstellen zu lassen, und verwendete Sa-58, aus tschechischer Fertigung, die der russischen AK-47 äußerlich sehr ähnlich sehen.[9]

Nachdem Nicolas Cage mit den Dreharbeiten zu Lord of War fertig war, schloss er sich der Organisation Control Arms an.[10]

Hintergrund

Yuri Orlov teilt seinen Namen zudem mit dem gleichnamigen Menschenrechtsaktivisten aus der ehemaligen Sowjetunion, der auf diese Weise geehrt wird. Die Figur ist mehreren echten Waffenschiebern nachempfunden, unter anderem Viktor Bout und Karlheinz Schreiber. Der deutsche und der israelische Geheimdienst hatten auch schon einen Schmuggel mit Kampfpanzern nach Israel eingefädelt, die in den Frachtpapieren als „landwirtschaftliche Maschinen“ ausgewiesen wurden.[11] Auch die Methoden der Waffenschieber, beispielsweise Kampfhubschrauber als Rettungshubschrauber zu tarnen, stammen zum großen Teil aus der Realität.

Die vielen Diamanten aus Liberia, die im Film vorkommen, darunter ein unwahrscheinlich großer, erinnern an einen der größten geschliffenen Diamanten mit 189,6 Karat, der in der Diamantenfonds-Exposition des Moskauer Kremls aufbewahrt wird und nach Graf Grigori Grigorjewitsch Orlow benannt wurde, der ihn 1755 Katharina II. schenkte, die ihn in das Zepter der russischen Zaren einsetzte. Einige Quellen geben an, der Orlow-Diamant sei ein Teilstück des Großmoguls, der ebenfalls im klassischen indischen Rosenschliff gearbeitet ist.

Der politische Hintergrund ist realitätsnah. Alle im Film gezeigten Lieferungen gehen in tatsächliche Krisengebiete. Von dem drogenfinanzierten Contra-Krieg über die Unterstützung des Bürgerkriegs im Libanon bis zu den westafrikanischen Konflikten, die über Blutdiamanten abgewickelt werden, sind auch die Zahlungsmittel weitestgehend glaubwürdig. Der gewaltige Ausverkauf und Diebstahl der Restposten der Arsenale der Sowjetischen Armee werden sehr drastisch geschildert. Der Verkauf der US-Restposten ist ebenfalls ein bekanntes Faktum.

Eine wichtige Rolle ist die des liberianischen Präsidenten, der im Film André Baptiste heißt. Die Ähnlichkeiten mit dem auf internationalen Druck hin verdrängten Charles Taylor sind nicht nur visuell mehr als deutlich. Der im Film verwendete Nachname „Baptiste“ könnte ebenfalls als Anspielung auf Charles Taylor, der Baptistenprediger war, gemeint sein.[12] Taylors streng autoritärer Kurs und seine zahlreichen Menschenrechtsverletzungen werden angemessen dargestellt. Insbesondere ist seine Unterstützung der barbarischen Revolutionary United Front historisch richtig eingeordnet, und auch die Parteinahme der Amerikaner (Weisz wird wohl bei einer Waffenlieferung an die Rebellen gefasst) für Taylors Gegenspieler. Im Film ist Baptiste zuerst als selbsternannter Präsident an die Macht gekommen. Die durchgeführten Wahlen werden im Film stark angezweifelt und Baptiste wird Wahlbetrug nachgesagt. Allerdings ist Taylors Sohn, im Gegensatz zum Sohn von Baptiste, nicht bei einer Waffenlieferung zu Tode gekommen, sondern derzeit in Miami inhaftiert.

Der hochrangige US-Militäroffizier, der Yuri beschützt, nennt sich „Colonel Oliver Southern“, eine Anspielung auf den real existierenden Colonel Oliver North, der an der Finanzierung eines contra-nicaraguanischen Projekts beteiligt war, wobei illegale Waffenverkäufe an den Iran durchgeführt wurden (siehe auch: Iran-Contra-Affäre). Der Name Kono, den Yuri über den alten Schiffsnamen Kristol malen lässt, ist auch der Name einer Provinz mit großem Diamantenvorkommen in Sierra Leone. Kristol wiederum ist der Name von Irving Kristol, einem amerikanischen Neokonserativen, der für die militärisch gestützte Hegemonie der USA weltweit und eine umfassende Revision des Völkerrechts plädiert.

Am Filmende ist zu lesen, dass die Vereinigten Staaten, Großbritannien, Frankreich, Russland und China (die fünf ständigen Mitglieder des Sicherheitsrats der Vereinten Nationen) die fünf größten Waffenexporteure sind. Das ist nicht ganz korrekt: China ist an siebenter Stelle, nach Deutschland und Kanada (siehe Waffenexport). Im Jahr 2004 standen die Vereinigten Staaten beim konventionellen Waffentransfer an Entwicklungsländer mit 6,9 Mrd. US-Dollar an erster Stelle, gefolgt von Russland mit 5,9 Mrd. US-Dollar.[13] Die vier westeuropäischen Lieferanten (Frankreich, Großbritannien, Deutschland, Italien) registrierten zwischen 2003 und 2004 einen signifikanten Anstieg ihres Anteils am gesamten konventionellen Waffentransfer an Entwicklungsländer. Der Anteil dieser Länder stieg von 5,5 Prozent (2003) auf 22 Prozent (2004). Der Gesamtwert dieser Ländergruppe am konventionellen Waffentransfer an Entwicklungsländer betrug 2004 4,8 Mrd. US-Dollar verglichen mit insgesamt 830 Mio. US-Dollar ein Jahr zuvor.[14]

Soundtrack

Der Soundtrack The Lord of War, von Antonio Pinto, wurde am 24. Februar 2006 als Audio-CD veröffentlicht. Die CD wird vom Label edel records publiziert und umfasst 15 Lieder. Die Musik selbst besteht größtenteils aus einer ruhigen Hintergrundmusik, in der vor allem akustisches Gitarrenspiel dominiert.

Neben der Musik Pintos begleitet der Oldie For What It's Worth von Buffalo Springfield den Vorspann des Films.

Weitere eingespielte Musikstücke sind unter anderem Cocaine von Eric Clapton, Leonard Cohens Hallelujah in der Version von Jeff Buckley, Fade Into You von Mazzy Star, Schwanensee von Tschaikowski, "Money" von "Flying Lizards" und der Ritt der Walküren von Richard Wagner.

DVD-Veröffentlichung

Die DVD, am 8. August 2006 in Deutschland herausgebracht, enthält neben dem Film noch umfangreiches Bonusmaterial. Dazu gehören ein 20-minütiges Making-of, sieben entfallene Szenen, ein Audiokommentar des Regisseurs Andrew Niccol, ein Amnesty-International-Spot mit Nicolas Cage, verschiedene Trailer sowie ein 15-minütiger Dokumentarfilm mit dem Titel „Ein lukratives Geschäft – Internationaler Waffenhandel“.

Die Bildübertragung ist im anamorphen Widescreen (2,40:1) und der Ton in Dolby Digital 5.1.

Die veröffentlichte DVD-Version in Großbritannien beinhaltet, als Vorspann, einen Beitrag von Amnesty International, in welchem eine AK-47 auf einem Teleshopping-Sender präsentiert und zum Verkauf angeboten wird.[15]

Filmplakat

Es gibt eine Vielzahl verschiedener Filmplakate. Auf dem amerikanischen Filmplakat ist Nicolas Cages Kopf bis zu den Schultern auf weißem Hintergrund abgebildet. Von weitem sieht es wie ein Foto aus, doch bei näherem Betrachten erkennt man, dass Cage vollständig aus einzelnen unterschiedlich farbigen Waffenpatronen besteht. Das deutsche Filmplakat zeigt Nicolas Cage mit einem edlen Anzug und einem Koffer, ähnlich dem Filmplakat des Filmes Family Man, auf dem Cage fast identisch abgebildet ist. Im Hintergrund sind eine große Explosion, ein blauer Himmel und ein Flugzeug zu sehen. Auf dem französischen, italienischen und vielen anderssprachigen Filmplakaten ist Nicolas Cage, wie auf dem deutschen, mit Anzug und Koffer abgebildet. Jedoch steht er in diesen Versionen in einem Meer von Patronenhülsen. Dies ist auch der Schauplatz der Anfangs- und Endsequenz des Filmes.

Rezensionen

Kritiken

  • Roger Ebert schrieb 2005 in der Chicago Sun-Times „Lord of War ist eine trostlose Komödie“, die „so "lustig" wie der Film Catch-22 sei, des Weiteren ist der Film aber auch gleichzeitig „ein wütender Aufschrei gegen den Waffenhandel.“[16]
  • Manohla Dargis schrieb in der New York Times „Wie alles andere in dem Film, ist auch Herr Cages Auftritt sichtbar unglaubwürdig, denn der Regisseur löst nie die Trennung zwischen der Star-Funktion (zu unterhalten) und die des Charakters (abzuschrecken) auf.“[17]
  • Filmstarts ist der Meinung, dass der Film „dank einer Top-Besetzung, einer brisanten Thematik und einem so großen Schuss Zynismus, „selbst bekennende Nicht-Zyniker den einen oder anderen Lacher von sich geben werden.“[18]
  • Sascha Westphal von der Welt fand es bemerkenswert, wie sympathisch Yuri Orlov gezeichnet werde: „Man kann sich ohne große Bedenken mit ihm identifizieren, aber schließlich kommt der Moment, in dem man sich distanziert, nicht nur von ihm, sondern auch von dem System, das sich seiner bedient. Niccol will sein Publikum wachrütteln, und dafür muss er es erst mal mit seinem eigenen Zynismus konfrontieren. So gesehen erweist sich Lord of War als virtuos inszeniertes Agitprop-Kunstwerk. Für subtile Zwischentöne und ausgewogene politische Analysen ist da kein Platz.“[19]
  • Andreas Busche von epd-Film störte der Zynismus: „Dabei beschreibt Andrew Niccol die Szenarien durchaus richtig, ohne daraus jedoch die entsprechenden Schlüsse zu ziehen. Er bringt die Kausalitäten schlicht durcheinander oder opfert sie – umso ärgerlicher – der nächsten Pointe.“[20]
  • Blickpunkt:Film ist mit dem Film zufrieden, dennoch glauben sie „diese Mischung aus erhobenem Zeigefinger und bissigem Zynismus wird nicht unbedingt nach der Fasson von Jedermann“ sein. „Geneigte Zuschauer hingegen werden ihren Spaß haben und neben der komplexen Erzählung zudem Feuer und Flamme für die bestechende Kameraarbeit von Amir Mokri sowie den Soundtrack mit smarter Songauswahl sein.“[21]
  • Die Webseite www.7mpictures.com resigniert: „Schließlich und endlich hat uns ‚Lord of War‘ eine hoffnungslose Welt gezeigt. Krieg ist die Hölle, aber was soll man machen?“[22]

Auszeichnungen

Der Film bekam 2005 vom National Board of Review einen Filmpreis in der Kategorie Special Recognition For Excellence In Filmmaking (Besondere Anerkennung hervorragender Leistung in der Filmproduktion) verliehen.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b c d Interview mit Andrew Niccol von 2005 von Sara Michelle Fetters (en)
  2. Interview mit Andrew Niccol vom 15. September 2005 von Todd Gilchrist (en)
  3. a b cinefacts.de Hintergrundinformationen zum Film
  4. [1] BoxOfficeMojo
  5. tvspielfilm.de DVD-Verkaufszahlen
  6. a b c cinefacts.de Informationen zur Produktion
  7. movieweb.com Filminfos vom 10. September 2005 von Heather Newgen (en)
  8. filmflip.de Filminfos, 11. Juli 2006
  9. Interview mit Andrew Niccol vom 14. September 2005 von Devin Faraci (en)
  10. extremnews.com - Filmnews vom 15. Februar 2006 von Thorsten Schmitt
  11. Rüstung in Deutschland TU Braunschweig, Institut für Sozialwissenschaft, Sommer 1997
  12. „Geschäftsmann des Krieges“, von Andrea Böhm in DIE ZEIT, Ausgabe 15/2006 vom 6. April 2006 ([2])
  13. Summary in: Conventional Arms Transfers to Developing Nations, 1997-2004 [3]
  14. Conventional Arms Transfers to Developing Nations, 1997-2004, S. 9 [4]
  15. „Guns for Sale“, Werbefilm der Amnesty International [5]
  16. Kritik vom 16. September 2005 auf den Seiten von Roger Ebert (en)
  17. Kritik von 2005 von Manohla Dargis (en)
  18. filmstarts.de Film-Review von Alina Bacher
  19. welt.de Film-Review vom 16. Februar 2006 von Sascha Westphal
  20. epd-film.de Film-Review von Andreas Busche
  21. Blickpunkt:Film Filmkritik und Review
  22. Kevin Carr: "Lord of War" Movie Review. In: www.7mpictures.com. : „When all is said and done, “Lord of War” presents us with a hopeless world. War is hell, but what are you going to do about it?“. Abgerufen am 14. Januar 2009. (englisch)

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