Wallfahrtskirche Maria Gern

Wallfahrtskirche Maria Gern
Die Wallfahrtskirche Maria Gern mit dem Untersberg
Die Kirche von der Straße aus gesehen
Maria Gern im Winter mit dem Watzmann
Das Innere der Kirche
Das Gnadenbild
Der Altaraufsatz. Der vom Erzengel Michael besiegte Drachen hat ein Frauenbein!

Die Wallfahrtskirche Maria Gern ist eine römisch-katholische Wallfahrtskirche in der Marktgemeinde Berchtesgaden in Oberbayern. Sie gehört zur Berchtesgadener Pfarrei St. Andreas in der Erzdiözese München und Freising.

Inhaltsverzeichnis

Lage

Die Kirche befindet sich am Eingang zu dem in einem Hochtal nördlich des Ortskerns von Berchtesgaden gelegenen Ortsteil Maria Gern. Sie steht auf einem kleinen Hügel, dem Reitbichl, am südwestlichen Fuße der Kneifelspitze mit Blick auf den Untersberg im Norden und das Watzmannmassiv im Süden.

Geschichte

Bereits um 1600 sind im Zuge der Gegenreformation die ersten Wallfahrten nach Maria Gern beschrieben, allerdings zu einer kleineren Kapelle weiter talwärts mit einem anderen Gnadenbild. Das jetzige schnitzte der in Itter als fürstlich salzburgischer Unterwaldmeister beschäftigte Wolfgang Hueber aus Gern, der es 1666 in seinen Heimatort brachte. Um 1669 wurde dafür auf dem Grund und Boden der heutigen Kirche eine kleine Kapelle als Rundbau errichtet.

Aber auch diese Kapelle wurde bald bei dem zunehmenden Andrang von Wallfahrern zu klein, und so wurde an ihrer Stelle um 1680 eine Kirche mi Langhaus, Turm und Sakristei gebaut. Auskunft über die ersten Bauten geben die zahlreichen bis heute erhaltenen Votivtafeln, die bis in das Jahr 1628 zurückreichen und oft Darstellungen des Wallfahrtszieles zeigen.

1691 war auch bereits eine Herberge für Wallfahrer und ein Kramerladen für Kerzen, Lebzelten u.ä. notwendig geworden. Mit der Marienstatue von Wolfgang Hueber, der man, wie es die vielen Votivtafeln zeigen, wundertätige Wirkung zuschrieb, nahm die Marienwallfahrt aus dem Berchtesgadener Land, aber auch aus dem Österreichischen in einem solchen Umfang zu, dass auch dieses Kirchlein zu klein wurde und an eine neue, größere Kirche gedacht werden musste.

Auf Betreiben des Stiftskapitulars Heinrich Maximilian Freiherr von Piesser wurde 1708-–1710 ein Neubau errichtet. Dabei waren vor allem Berchtesgadener Handwerker tätig. Der Name des Architekten ist nicht bekannt. Stuckaturen und Deckenmalereien schufen Joseph Schmidt aus Salzburg und Christoph Lehrl aus dem Kloster Höglwörth. Kirche, Turm und Sakristei wurden zunächst mit Notdächern versehen. Am 2. Januar 1710 feierte man in der neuen Kirche die erste heilige Messe. Den Hochaltar aus Nussbaumholz und seine Figuren fertigten 1715 drei Berchtesgadener Handwerker. 1719/20 folgten Kanzel und Beichtstühle. 1724 wurden das feste Zeltdach und der Turm in seiner jetzigen Form fertiggestellt, und am 21. November war die Weihe der Kirche durch den Augsburger Weihbischof Johann Jakob Maximilian von Mayer.

Während der Gegenreformation forderten die heftig bedrängten Protestanten der Fürstpropstei Berchtesgadens freie Religionsausübung, die Umwidmung der Kirche Maria Gern und die Anstellung eines Geistlichen ihrer Glaubens. Das wurde von der Fürstpropstei abgelehnt, was wiederum eine offene Forderung nach freier Ausreise bedingte.[1]
Siehe zu diesem Absatz auch den Abschnitt: Fürstpropstei Berchtesgaden#Religion / Kirchengeschichte

Nach einem bescheidenen Orgelpositiv von 1728 folgte 1765/66 eine neue Orgel. 1737 und 1739 entstanden die beiden Seitenaltäre, und 1777 schmiedete der Hofschlosser Johann Prandtner das prächtige Abschlussgitter. Damit war die Kirche in ihrer heutigen Form vollendet. Renovierungen erfolgten 1874, 1924, 1945, 1968/69, 1978 und 1983.

Das Bauwerk

Auf den Kirchenhügel führt eine breite Freitreppe in vier Absätzen. Die Kirche ist nahezu nordsüdlich ausgerichtet. Der zweigeschossige Turm im Süden mit doppelt gestuftem Kuppelhelm und die Sakristei im Norden sind äußerlich durch niedrigere Übergangsteile vom Hauptbau, der ein nach unten etwas abgeflachtes Zeltdach trägt, abgesetzt. Der gesamte Bau bis auf die Turmspitze ist mit Holzschindeln gedeckt. Rosarot getönte Pilaster, Ecklisenen und Fensterumrahmungen auf weißem Untergrund gliedern den Baukörper.

Der Grundriss des Innenraums ist eine Ellipse, der sich im Norden der Altarraum und im Süden eine Vorhalle, die durch ein schmiedeeisernes Gitter getrennt ist, anschließen. Über der Vorhalle befindet sich die Empore mit einer geschwungenen Balustrade. In der Mitte der Grundrissellipse nehmen Ausbuchtungen die Seitenaltäre auf. Der Innenraum wird überspannt von einem flachen Muldengewölbe, das mehrfach gegliedert ist.

Ausstattung

Im Zentrum des Hochaltars, der von zwei geraden und zwei gewundenen Säulen begrenzt wird, tragen Engel das Gnadenbild mit Maria und dem Kind. Je nach Zeit im Kirchenjahr wird das Gnadenbild mit verschiedenen barocken Prunkgewänder bekleidet, von denen es 24 gibt. An den Seiten des Altars stehen die Eltern Mariens, Anna und Joachim. Im aufgesetzten Auszug des Altars besiegt der Erzengel Michael den Drachen mit dem Flammenschwert, begleitet von zwei weiteren Engeln.

An den Wänden des Altarraums sind zahlreiche Votivbilder aus der Zeit vom 17. bis zum 20. Jahrhundert angebracht. Darüber hängen zwei Kopien von Marienbildern, wobei das rechte das Gnadenbild Mariahilf von Lucas Cranach dem Älteren aus dem Innsbrucker Dom darstellt. Die Seitenaltäre, links der Kreuzaltar und rechts der Josephsaltar enthalten neben den Haupt- noch jeweils vier Medaillonbilder. Die gesamte Decke ist stuckiert, unterbrochen von über 20 Fresken von Christoph Lehrl, die in einem ausführlichen Zyklus das Marienleben darstellen. Im Stuck sind über 50 Putten eingearbeitet.

Die Orgel ist ein Instrument von Johann Jacob Haaß aus Mondsee. Im Turm hängen drei Glocken, die älteste aus dem 14. Jahrhundert aus St. Leonhardt (jetzt zu Grödig) und zwei weitere von 1951, mit der Disposition h0 – a1 – cis2.

Literatur

Walter Brugger: Maria Gern Wallfahrtskirche, Schnell & Steiner Regensburg 2002, ISBN 978-3-7954-5177-6

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Alfred Spiegel-Schmidt: Reformation und Emigration im Berchtesgadener Land. Text zur Emigration der Protestanten aus der Fürstpropstei Berchtesgaden. In: berchtesgaden-evangelisch.de
47.6531613.002496

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