Walther Hofer

Walther Hofer

Walther Hofer (* 10. November 1920 in Kappelen, Kanton Bern) ist ein Schweizer Historiker und Politiker (SVP).

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Leben und Wirken

Hofer studierte von 1939 bis 1946 an den Universitäten Bern und Zürich Geschichte, Philosophie und Germanistik. Seine Dissertation von 1947 trägt den Titel «Friedrich Meinecke als geschichtlicher Denker». Nach seiner Assistentenzeit am Historischen Seminar der Universität Zürich und seiner Tätigkeit als Dozent für Geschichte an der ETH Zürich lehrte er ab 1950 an der Freien Universität Berlin, wo er 1954 zum ausserordentlichen Professor und 1958 zum ordentlichen Professor für Wissenschaft von der Politik mit dem Schwerpunkt Geschichte und Theorie der auswärtigen Politik berufen wurde. Parallel lehrte er an der Deutschen Hochschule für Politik, wo er ab 1954 die Abteilung «Außenpolitik und Auslandskunde» leitete. 1959/60 lehrte er an der Columbia University in New York. 1960 wurde er von der Universität Bern zum ordentlichen Professor für neuere Geschichte berufen, wo er bis zu seiner Emeritierung 1988 verblieb und das Historische Institut leitete.

1963 wurde Hofer in den Nationalrat gewählt, dem er bis 1979 angehörte. Von 1968 bis 1980 war er Mitglied der Parlamentarischen Versammlung des Europarates und auch Präsident der Politischen Kommission des Europarates.

Als Gründer der Schweizerischen Fernseh- und Radiovereinigung, des sog. Hofer-Klubs, stritt Hofer im Geist des Kalten Krieges für eine stärkere Kontrolle der – seiner Ansicht nach – linkslastigen Medienschaffenden.[1] Ausserdem war Hofer Vorstandsmitglied der Schweizerischen Gesellschaft für Aussenpolitik.

Neben Büchern und Aufsätzen zur Geschichte des Zweiten Weltkrieges, der internationalen Beziehungen und der Menschenrechte sowie zur Philosophie und Theorie der Geschichte wurde er vor allem mit dem von ihm herausgegebenen und kommentierten auflagenstarken Werk «Der Nationalsozialismus, Dokumente 1933–1945», das 1957 zum ersten Mal als Taschenbuch im Frankfurter Fischer-Verlag erschien, bekannt.[2] Es wurde in acht Sprachen übersetzt.

Bei der Kontroverse um die Frage der Täterschaft beim Reichstagsbrand 1933 exponierte sich Hofer ab den 1970er Jahren in zwei zusammen mit Edouard Calic u.a. herausgegebenen Bänden als prominenter Vertreter der These einer NS-Täterschaft.

Sein aus der Berliner Habilitationsschrift hervorgegangenes Buch "Die Entfesselung des Zweiten Weltkrieges" erschien 2007 in sechster Auflage. Es gehöre "seit Jahrzehnten zum Kernbestand der Literatur über das Dritte Reich", schrieb Hofer im Vorwort zur sechsten Auflage. Eine These dieses Buches lautete: "Der Krieg von 1939 ist ... lange geplant, genau vorbereitet und schließlich bewußt ausgelöst worden, vom Führer des Dritten Reiches, in sozusagen alleiniger Verantwortung, allerdings mit diplomatischer Unterstützung der sowjetrussischen Regierung."

Für sein Gesamtwerk erhielt Hofer 1983 das deutsche Große Bundesverdienstkreuz.

Werke (Auswahl)

  • Der Nationalsozialismus. Dokumente 1933–1945. Fischer, überarbeitete Neuausgabe, Frankfurt am Main 1993, ISBN 3-596-26084-1 (Erstausgabe 1957).
  • Hrsg. zusammen mit Edouard Calic, Karl Stephan, Friedrich Zipfel: Der Reichstagsbrand. Eine wissenschaftliche Dokumentation. Band 1, Berlin 1972; Band 2, München 1978. Neuauflage Freiburg 1992, ISBN 978-3922774808
  • Die Entfesselung des Zweiten Weltkrieges. Darstellung und Dokumente., mit dem Essay „Führte der Hitler-Stalin-Pakt zum Ende der Sowjetunion?“, Wien/Zürich/Berlin/Münster 2007, ISBN 3-8258-0383-X.
  • Hitler, der Westen und die Schweiz 1936–1945. Vortrag, 4. Dezember 2001. Mit einem Statement von Herbert Reginbogin, Verein für Finanzgeschichte (Schweiz und Fürstentum Liechtenstein), Zürich 2002.

Literatur

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Vgl. Hofer, Walther im Historischen Lexikon der Schweiz.
  2. Walther Hofer (Hrsg.): Der Nationalsozialismus, Dokumente 1933–1945. Fischer, Frankfurt a. M. 1957, ISBN 3-436-00183-X.

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