- Zitadelle von Bitsch
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Die Zitadelle von Bitsch ist das stadtbildprägende Festungswerk der Stadt Bitche im Departement Moselle der Region Lothringen. Als Meisterwerk der militärischen Technik wurde die Zitadelle 1979 als Monument historique des Pays de Bitche eingestuft.
Inhaltsverzeichnis
Lage
Das etwa 366 m lange und 30 bis 60 m breite Sandsteinplateau auf dem die Zitadelle errichtet wurde, überragt die Umgebung von Bitsch um etwa 80 m. Es liegt strategisch günstig an der Kreuzung von mehreren bereits seit dem frühen Mittelalter wichtigen Fernverbindungen vom Rhein nach Lothringen und vom Elsass in die Pfalz. So maß auch der für Lothringen und Bar zuständige Militärkommissar Marschall Belle-Isle Bitsch als Knotenpunkt von sechs Straßen, nämlich der von Straßburg, von Phalsbourg, von Saargemund, von Zweibrücken, von Landau und von Wissembourg, eine derart hohe Bedeutung bei, dass eine Neubefestigung im großen Stil beschlossen wurde. Um das dazu erforderliche Geld zu erhalten, wurde, da bei den verschwenderischen Hofhaltungen der Herzöge Franz III. und Stanislaus Leszczyński andere Gelder nicht flüssig waren, eine besondere Steuer in Lothringen ausgeschrieben.
Bis ins 19. Jahrhundert hinein war der Felsen großräumig von Teichen und Sumpf umgeben, was die Verteidigungsfähigkeit weiter erhöhte, da der Feind kein schweres Belagerungsmaterial in Stellung bringen konnte. Eine Markierung auf dem obersten Plateau zeigt eine Höhe über dem Meeresspiegel von 365 m an. Der Blick von der Höhe der Festung reicht in die weiten, kuppenreichen Nordvogesen.
«Bitche, laissee à elle-mème, c'est la solitude, l'isolement, l'abandon le plus absolu»
„Bitche, sich selbst überlassen, es ist die absolute Einsamkeit, Isolation, Verlassenheit“, sagt Dalseme in seinem Buch „Le Siege De Bitche“. [1]Aufbau
Die Zitadelle bildet mit dem Sandsteinkegel etwa 40 m hohe senkrechte Wände. In den Felsen getriebene Souterrains boten in der Zeit bis zum 20. Jahrhundert bombensicheren Schutz für die Besatzung der Festung in Form von separaten Räumen für Offiziere, Unteroffiziere und Mannschaften sowie für erforderliche Infrastruktureinrichtungen. Für Friedenszeiten wurden auf dem obersten Plateau zwei Kasernen (caserne de la garnison) und eine Kapelle im klassizistischen Stil errichtet. Unter der Kapelle befindet sich ein 400 m3 großes Wasserreservoir. Das Gebäude des Festungskommandanten (État-major) befindet sich gegenüber der Kapelle.
Die Oberfläche der Kuppe zerfällt, wie dies bei vielen Burgen in den Nordvogesen der Fall ist (z.B. Waldeck, Falkenstein, Ramstein und andere), in drei Teile: einen mittleren größeren und, durch Schluchten davon getrennt, einen kleineren nordöstlichen — der große (grosse Tête) — und südwestlichen — der kleine Kopf (petite Tête) genannt. Der Zugang zur Feste führt über eine große Rampe mit Zugbrücke und Poterne. Im Dreiecksgiebel des Haupttors der Zitadelle befindet sich ein Wappen, das mit drei silbernen Alérionen belegt ist.
Geschichte
12. bis 17. Jahrhundert
Die Geschichte der Zitadelle ist eng mit dem Herzogtum Lothringen verwoben. Die erste Erwähnung von Bitche findet sich in einem Schreiben aus dem 12. Jahrhundert, in dem der Herzog Matthäus I. von Lothringen den Graf von Saarwerden auffordert, die Grenzen und Einwohner seiner Lehnsherrschaft zu respektieren.
In diesem Brief, der in gebrochener Schrift, aber in Latein geschrieben wurde, sind die Grenzen dieses Herrenhaus exakt dargestellt. In einem Dokument von 1170 erscheint ein Bitis Castrum, in dem Friedrich I. von Lothringen als Dominus de Bites benannt ist. Bereits im Jahre 1172 finden wir ein „castrum Bytis“ erwähnt, und zwar als Familiengut der Herzöge von Lothringen. Die Lust zur Jagd gab Anlass zum Bau des Schlosses Bitsch. Die Geschichte lokalisiert das erste Schloss Bitsch oder Altbitsch auf dem Schlossberg im Norden der Stadt Lemberg (Moselle). Die strategisch günstige Lage des Vorgebirges mit Panoramablick über mehrere Täler entging den Herrschern der damaligen Zeit nicht.
Bei der Teilung der Zweibrücker Lande unter den Söhnen des Grafen Heinrich II. von Zweibrücken kam nach 1286 das Amt Lemberg mit der gleichnamigen Burg an den älteren Sohn Eberhard I. Zu seinem Teil gehörten auch Morsberg, Linder und Saargemünd. 1297 vertauschte er diese drei Burgen an Herzog Friedrich III. von Lothringen und erhielt von diesem Burg und Herrschaft Bitsch zu Lehen. Im gleichen Jahr entschied er, dort den Sitz seiner Regierung einzurichten, und erneuerte de Burg auf dem Felsplateau. Er nennt sich „Comes Gemini Pontis et Dominus in Bitsch“. Während des 13. Jahrhunderts war das Territorium der Herren von Bitche das einzige deutschsprachige Gebiet der Herzöge von Lothringen und wegen der Zersplitterung des Besitzes der Grafen von Zweibrücken, geographisch isoliert.
Dass Bitsch bereits im 14. Jahrhundert sehr wehrhaft und von tapferen Männern verteidigt, ein schwer zu nehmender Platz war, ist dadurch belegt, dass im Jahre 1366 sich der junge Kurfürst Ruprecht mit einer ganzen Menge von Fürsten, Grafen, Herren und Städten verband, um die Grafen Simon und Hanemann „nebst deren Gemeiner in der Burg zu Bitsch“, die sich durch außerordentliche Gewalttätigkeiten und Räubereien vor ihren anderen Standesgenossen auszeichneten, unschädlich zu machen. Es ist nicht bekannt, wer der Klügere war und nachgegeben hat, aber es kam nicht zu einem Kampf.
Im Laufe des 15. Jahrhunderts wurde es während des Bauernkrieges teilweise zerstört. Bis in das frühe 16. Jahrhundert war die Herrschaft Bitsch definitiv Teil des Heiligen Römischen Reichs.
Nach dem Tod Jakobs von Bitsch, der wie sein schon 1540 verstorbener Bruder Simon V. Wecker nur jeweils eine Tochter hinterlassen hatte, entwickelte sich 1570 ein Streit zwischen den Ehemännern der beiden Cousinen, Graf Philipp I. von Leiningen-Westerburg und Graf Philipp V. von Hanau-Lichtenberg. Dies führte dazu, dass das Amt Bitsch 1604 an das Herzogtum Lothringen fiel. Im Zuge der Fronde wurde Lothringen im September 1633 auf Geheiß Richelieus besetzt. Bitsch wurde 1634 genommen.
Ausbau durch Vauban
Als Ludwig XIV. Bitsch nach dem Frieden von Nimwegen vereinnahmte, lag die Burg der Grafen von Zweibrücken-Bitsch in Ruinen, obwohl sie im Laufe ihrer Geschichte mehrmals restauriert wurde. Auf den früheren Ratschlag von Turenne hin, der während des Französisch-Niederländischen Kriegs im Winter 1673–1674 sein Quartier in der Pfalz genommen hatte, beauftragte der König seinen Festungsbaumeister Vauban, den Felsen von Bitsch uneinnehmbar zu machen. Der Festungsbau dauerte von 1683 bis 1697, und die Kosten für Frankreich beliefen sich auf 2.500.000 Livre d'or, eine riesige Summe für die damalige Zeit. Durch geschickte Geländeausnutzung gelang ihm die Anordnung von mehrstufigen Geschützetagen. Das gestufte Feuer wurde durch eine Aufteilung des Felsens in einen Hauptteil und zwei Detachierte Werke, eine Lünette im Westen (Kleiner Kopf) und ein Hornwerk im Osten (Großer Kopf) gewährleistet. Die Flankensicherung wurde durch vier, aus dem Hauptteil hervorspringende Basteien gewährleistet.
Die Zitadelle wurde im Jahre 1698 als Ergebnis der Bedingungen des Friedens von Rijswijk geschleift, die Stadt Bitche an Leopold I., Herzog von Lothringen übertragen. Die vaubanschen Befestigungen sollten abgerissen werden. Von Herbst 1697 bis Sommer 1698 sollte ein Regiment aus Flandern diese Aufgabe erledigen. Im Jahre 1701 brach der Spanische Erbfolgekrieg aus, und wieder nahm eine französische Garnison Bitsch ein. Die Soldaten begannen sofort mit dem Wiederaufbau der Befestigungsanlagen von Vauban, die kurz zuvor dem Erdboden gleichgemacht worden waren.
Ausbau durch Cormontaigne
Die Jahre 1735 und 1736 sind gekennzeichnet durch die Vereinbarungen, wonach der Herzog Franz Stephan von Lothringen auf seine Herzogtümer Bar und Lothringen, zugunsten des im Exil lebenden Königs von Polen Stanislaus I. Leszczyński, dessen Tochter den König von Frankreich Ludwig XV. heiratete, verzichtet. Der abgesetzte König nahm den Titel eines Herzogs von Lothringen an und ließ sich in Luneville nieder. Im Jahre 1738 erlaubte Ludwig XV. es, die Festung von Bitsch in das Verteidigungssystem der französischen Grenzen neu zu integrieren.
Da der Felsen von Bitsch nichts an seiner strategischen Bedeutung eingebüßt hatte, wurden die Ruinen freigelegt und Vaubans Ideen als Grundlage einer für eine neue Zitadelle genutzt. Planer der neuen Festung war der Ingenieur Louis de Cormontaigne. In den folgenden 13 Jahren entstanden die Befestigungen, die im Wesentlichen auch heute noch den das Stadtbild von Bitsch prägen. Der ganze steile Sandsteinfelsen ist dabei durchzogen von einem Labyrinth in den Fels getriebener unterirdischer Gänge, Kasematten und großen Hallen.
Die Befestigungsarbeiten erstreckten sich bis 1765, wie eine Gedenkplatte im Dreiecksgiebel des Haupttors der Zitadelle zeigt. Der Grundriss von Vauban wird respektiert und durch andere Werke verstärkt. Die Arbeiten Cormontaignes umfassen die Kasernengebäude, Gebäude für die technischen Offiziere und des Festungsgouverneurs, Magazine und Pulverspeicher für die Artillerie, das Wachhaus und die Anschüttung des Glacis.
Die Zitadelle im preußisch-französischen Krieg 1870–1871
Während der Belagerung im preußisch-französischen Krieg in den Jahren 1870–1871 wurde die Zitadelle teilweise zerstört. Die Anlage wurde 230 Tage lang belagert. In dieser Zeit widerstand die Zitadelle unter dem Kommando von Louis-Casimir Teyssier den Angriffen einer bayerischen Armee mit einer Stärke von 7000 Mann und drei starken Bombardierungen. Auch nach der Reichsgründung leistete Teyssier erbitterten Widerstand, da er bis zum 27. März 1871 keinen offiziellen Evakuierungsbefehl erhielt.
Die deutsche Militärverwaltung des Reichslands Elsaß-Lothringen ließ die Festung von von 1870 bis 1900 modernisieren und mit einer preußischen Garnison besetzen. Die Zitadelle war die letzte große Festung, die zur Verstärkung der Reichslande ausgebaut wurde. Durch die Weiterentwicklung der Artillerie verlor das Werk gegen Ende des 19. Jahrhunderts seine militärische Bedeutung.
Während des Ersten Weltkrieges hatte sie nicht unter den Kämpfen zu leiden. 1944–1945 wurde die Zitadelle durch amerikanische Artillerie beschädigt. Die Zitadelle befindet sich laut Inventar der historischen Denkmäler (monument historique) seit 1979 unter Denkmalschutz.
Siehe auch
Literatur
- Hermann Irle: Die Festung Bitsch. In: Beiträge zur Landes- und Volkeskunde von Elsass-Lothringen. Straßburg, J. H. Ed. Heitz (Heitz & Mündel), 1902
Weblinks
Commons: Citadelle de Bitche – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien- offizielle Website der Citadelle de Bitche
- La citadelle de Bitche auf der Website Bitcherland, französisch
- Garten für den Frieden im Zitadellenumfeld
Einzelnachweise
- ↑ A.-J. Dalseme: Le Siege De Bitche, 6 Aout 1870 - 27 Mars 1871 Verlag E. Dentu, Paris, 1877
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