Condoleezza

Condoleezza
Condoleezza Rice (2005)

Condoleezza Rice (* 14. November 1954 in Birmingham, Alabama) ist eine US-amerikanische Politikerin. Von 2005 bis 2009 war sie Außenministerin der Vereinigten Staaten unter George W. Bush und die erste schwarze Frau in diesem Amt. Von 2001 bis 2005 war sie dessen Nationale Sicherheitsberaterin.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Rice wurde als Tochter eines Pastors und einer Musiklehrerin in Birmingham (Alabama) geboren, als dort noch die Rassengesetze galten. Der Name „Condoleezza” ist von der musikalischen Anweisung „con dolcezza” abgeleitet (italienisch, „mit lieblichem Vortrag”). Hier wuchs Condoleezza Rice auf und lernte Eiskunstlauf und Klavierspielen. Sie konnte nach eigener Aussage früher Noten lesen als Schrift und wurde mit zehn Jahren eine der ersten afro-amerikanischen Schülerinnen des Birmingham Southern Conservatory of Music in Birmingham. Familie Rice war auch mit der Familie Colin Powells befreundet.

Am 15. September 1963 zündeten weiße Rassisten vom Ku-Klux-Klan in der Baptistenkirche der 16. Straße Dynamitstangen. Vier Mädchen, darunter eine Freundin von Rice, starben.

Rice mit dem Cellisten Yo-Yo Ma in Washington D.C., 2002

Nach dem Umzug der Familie nach Denver gewann sie dort mehrere Musikwettbewerbe. Mit 15 Jahren – sie hatte zwei Klassen übersprungen – ging sie an die University of Denver, zunächst mit dem Ziel, Musik zu studieren und Konzertpianistin zu werden. Sie entschied jedoch nach zwei Jahren, dass ihr Talent nicht für eine große Karriere reiche. Sie wechselte das Studienfach und machte 1974 ihren Bachelor-Abschluss in Politikwissenschaften cum laude. Sie war Mitglied der studentischen Ehrenverbindung (academic honor society) Phi Beta Kappa.

Ihr Interesse an der Außenpolitik resultierte aus der Begegnung mit dem aus der Tschechoslowakei stammenden Professor Josef Korbel, Vater der späteren US-Außenministerin Madeleine Albright. 1975 folgte der Master-Abschluss an der University of Notre Dame in South Bend (Indiana) und 1981 die Promotion an der Universität von Denver. Von 1993 bis 1999 war Rice Provost der Stanford University.

Sie war u.a. Mitglied im Direktorium des Ölkonzerns Chevron Corporation. Nach ihr wurde der Öltanker „Condoleezza Rice” benannt, der 2001 in „Altair Voyager” umbenannt wurde. 1991 bis 1997 arbeitete sie für die RAND Corporation.

Weitere Stationen ihrer Karriere waren u.a. Tätigkeiten bei der Investment-Firma Charles Schwab Corporation, der William and Flora Hewlett Foundation, einer Stiftung des Hewlett-Packard-Mitbegründers und seiner Frau mit laut eigener Aussage sozialen und umweltschützenden Zielsetzungen, dem Versicherungskonzern Transamerica sowie bei der Investment-Bank J. P. Morgan. Sie gehörte auch längere Zeit dem Board of Governors (Verwaltungsrat) des San Francisco Symphony Orchestra an, in dem immer noch die Ehefrau von Charles Schwab sitzt.

Als Beraterin des Präsidenten George H. W. Bush und seines Außenministers James Baker befürwortete sie 1990 die Wiedervereinigung Deutschlands, als diese bei anderen Siegermächten des Zweiten Weltkriegs wie Frankreich und Großbritannien noch auf erhebliche Vorbehalte stieß. Zu dieser Zeit war sie als Russisch sprechende Expertin für die Beziehungen zur Sowjetunion einfaches Mitglied des Nationalen Sicherheitsrates. In der Streitfrage zur Einschätzung des Zerfalls der Sowjetunion plädierten Condoleezza Rice und James Baker zunächst für einen Erhalt der Sowjetunion als staatliches Gebilde. Diesem Rat folgend, rief der Präsident die Ukraine auf, in der Sowjetunion zu bleiben.

In der ersten Amtsperiode der Regierung Bush jun. bewies sie sich als enge Verbündete und wohl wichtigste Beraterin des Präsidenten und machte sich anlässlich der transatlantischen Zerwürfnisse wegen des von den USA und einer „Koalition der Willigen” ohne Zustimmung des Weltsicherheitsrats begonnenen Irakkrieges durch Sätze wie „Bestraft Frankreich, ignoriert Deutschland und verzeiht Russland” vor allem in Europa nicht überall Freunde. Bei der Anhörung zu ihrem Amtsantritt verkündete Rice die Nachfolgedoktrin der „Achse des Bösen“, indem sie sechs Staaten zu „Vorposten der Tyrannei“ erklärte.

Ende März 2004 stand ihre Person erneut im Mittelpunkt, als das Weiße Haus verhindern wollte, dass sie vor der Untersuchungskommission zu den Anschlägen des 11. Septembers aussagt. Am 30. März 2004 gab das Weiße Haus dem öffentlichen Druck nach und ließ eine Aussage zu. Rice nahm vor dem Senatsausschuss zu den schwerwiegenden Vorwürfen des ehemaligen Regierungsberaters Richard Clarke Stellung, der die Regierung bezichtigt hatte, Warnungen monatelang nicht ernst genug genommen zu haben.

Seit 2009 lehrt Rice wieder Politikwissenschaft an der Stanford University.

Nachdem Rice mehrfach als Präsidentschaftskandidatin der Republikanischen Partei im Jahr 2008 gehandelt und zuletzt u.a. auch von Laura Bush dazu gedrängt worden war, lehnte sie im Januar 2006 erneut ab – nicht ohne zu betonen, dass sie sich sehr geehrt fühle.

Condoleezza Rice ist ledig.

Politische Ansichten

C. Rice mit dem damaligen polnischen Ministerpräsidenten Jarosław Kaczyński

Rice befürwortet die Strategie der Präventivschläge, also vorgreifender militärischer Schläge gegen als terroristisch geltende Organisationen und so genannte Schurkenstaaten (→ Bush-Doktrin).

Zitate

„Die größten Bedrohungen entstehen heute mehr innerhalb von Staaten als zwischen ihnen. Der grundsätzliche Charakter von Regimen ist jetzt wichtiger als die internationale Verteilung von Macht. Auf dieser Welt ist es unmöglich, saubere, klare Trennlinien zwischen unseren Sicherheitsinteressen, unseren Entwicklungsanstrengungen und unseren demokratischen Idealen zu ziehen.“[1]

„Meine Eltern überzeugten mich davon, dass ich möglicherweise keinen Hamburger bei Woolworth bekommen, aber Präsidentin der Vereinigten Staaten werden könne. („My parents had me absolutely convinced that, well, you may not be able to have a hamburger at Woolworth's but you can be president of the United States.“ – BBC News)

Verweise

Interne Verweise

Literatur

  • Philip Zelikow, Condoleezza Rice: „Sternstunde der Diplomatie”. Berlin: Ullstein, 1999. ISBN 3-54826-561-8
  • Schaake, Erich: Condoleezza Rice. Die Frau an der Spitze der Macht. Herbig: München, 2004. ISBN 3-77662-382-9

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Washington Post, 23. Januar 2006


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