- Constantius III.
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Constantius III. (* in Naissus (heute Niš in Serbien); † 2. September 421 in Ravenna), eigentlich Flavius Constantius, war ein (Mit-)Kaiser im weströmischen Reich. Es war maßgeblich sein Verdienst, dass sich das taumelnde Westreich noch einmal stabilisierte.
Leben
Constantius stammte ursprünglich aus dem Osten des Imperium Romanum, war aber zusammen mit dem magister militum (Heermeister) Stilicho nach dem Tod Theodosius’ I., des letzten Kaisers, der über das Gesamtreich herrschte, im Westen geblieben. Er war ein erfolgreicher Militär und errang als magister utriusque militiae Aufmerksamkeit durch seine erfolgreichen Feldzüge zur Rettung des Reichs, das im Westen schon ernsthaft durch germanische Invasionen gefährdet wurde: Zum Jahreswechsel 406/07 hatten mehrere germanische Stämme (Vandalen, Sueben, Sachsen) sowie die Alanen die römische Grenze am Rhein durchbrochen (siehe Rheinübergang von 406), weil Stilicho die dortigen Truppen zur Verteidigung Italiens abkommandiert hatte, und verwüsteten seitdem Gallien und Hispanien. Die wenigen verbliebenen regulären Einheiten waren durch den Aufstand Konstantins III. gebunden. Dieser war 407 in Britannien zum Kaiser erhoben worden, hatte nach Gallien übergesetzt und seinen Machtbereich rasch bis nach Hispanien ausgedehnt. Der weströmische Kaiser Honorius war der Situation nicht gewachsen und musste sich vorläufig mit Konstantin arrangieren. Vom 24. bis 26. August 410 plünderten die Westgoten unter ihrem Heerkönig Alarich die Stadt Rom. Constantius, über dessen vorherige Karriere kaum etwas bekannt ist, gelang es nun jedoch, den Aufstand Konstantins im Jahr 411 niederzuschlagen; der Usurpator musste sich in Arles ergeben und wurde kurze Zeit später hingerichtet.
Im Jahr darauf konnte Constantius die Westgoten unter Athaulf aus Italien vertreiben und machte aufgrund seiner Erfolge rasch Karriere. Ab dieser Zeit lenkte faktisch nicht der schwache Honorius, sondern Constantius das Westreich. 414 bekleidete er erstmals das Consulat, wurde dann mit dem Ehrentitel patricius ausgezeichnet und schließlich im Jahr 417 mit Galla Placidia, der Halbschwester des Honorius, verheiratet. Er war nun für alle erkennbar der eigentliche Machthaber im Westen des Imperium Romanum. Insgesamt dreimal bekleidete er das Consulat, ein zweites Mal 417, ein drittes 420. 418 konnte er die Westgoten, die nun (vorläufig) in römischen Diensten standen und in Constantius' Auftrag gegen Vandalen, Alanen und Sueben gekämpft hatten, als foederati in Südgallien ansiedeln. Am 8. Februar 421 wurde Constantius schließlich zum Augustus und Mitkaiser erhoben. Damit fand seine faktische Machtstellung nach Jahren auch einen offiziellen Ausdruck. Er starb jedoch überraschend nur wenige Monate später am 2. September 421, laut Olympiodoros von Theben während der Vorbereitungen zu einem Feldzug gegen den östlichen Kaiser Theodosius II, den Neffen des Honorius, der Constantius die Anerkennung verweigerte und ihn als Usurpator betrachtete.
Fest steht aber: Auf jeden Fall unterstützte Theodosius vier Jahre später Constantius’ Sohn Valentinian im Kampf gegen den Usurpator Johannes durch Entsendung eines Heeres gegen Ravenna, die westliche Kaiserresidenz, wo sich der Hofbeamte Johannes nach dem Tod des Honorius 423 selbst zum Kaiser proklamiert hatte. Am Ende wurde daher der Sohn aus der Ehe Constantius’ III. mit Galla Placidia als Valentinian III. 425 mit Hilfe seines Vetters Theodosius II. neuer Augustus des Westens.
Constantius’ Aufstieg vom Oberbefehlshaber der schrumpfenden weströmischen Armee zum eigentlichen Machthaber, zum Schwager des Kaisers und zuletzt gar zum Augustus beeinflusste nachhaltig die späteren Inhaber des Heermeisteramtes, besonders Aëtius und Ricimer, doch hatte zuvor schon Stilicho als Reichsfeldherr und Schwiegervater des Honorius eine sehr starke Stellung errungen: Constantius unterschied sich von Stilicho und Ricimer allerdings in seiner genuin römischen Herkunft, was ihm die Möglichkeit eröffnete, selbst Kaiser zu werden, während sich Ricimer mit der Rolle des Kaisermachers und Kaisermörders begnügte, zwischenzeitlich aber auch ohne nominellen Kaiser regierte. Zu Recht sind einige Forscher der Ansicht, nur der frühe Tod des Constantius habe eine dauerhafte Stabilisierung Westroms verhindert, die auch sein mittelbarer Nachfolger als comes et magister utriusque militiae et patricius, Aëtius, nicht erreichen konnte.
Seit Constantius war der Titel patricius im weströmischen Bereich (anders als im Osten) ausschließlich dem jeweils nächst dem Kaiser mächtigsten Mann vorbehalten; auch nach dem Ende des westlichen Kaisertums 476/80 sollten daher Männer wie Odoaker oder Theoderich der Große diesen Titel führen. Selbst Karl der Große nannte sich noch patricius Romanorum.
Literatur
- Werner Lütkenhaus: Constantius III. Studien zu seiner Tätigkeit und Stellung im Westreich 411–421. Habelt, Bonn 1998, ISBN 3-7749-2873-8.
- John M. O'Flynn: Generalissimos of the Western Roman Empire. Edmonton 1983.
- Otto Seeck: Constantius 9). In: Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft (RE). Band IV,1, Stuttgart 1900, Sp. 1099–1102.
Weblinks
Commons: Constantius III. – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien- Literatur von und über Constantius III. im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Hugh Elton: Fachwissenschaftliche Kurzbiografie (englisch) aus De Imperatoribus Romanis (inkl. Literaturangaben).
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