- Corps Bremensia
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Das Corps Bremensia Göttingen ist eine Studentenverbindung), die in ihrer heutigen Verfassung 1812 gegründet wurde. Das Corps ist farbentragend und schlägt im Gegensatz zu den meisten anderen Corps seit 1971 keine Mensuren mehr. Es vereint Studenten und ehemalige Studenten der Georg-August-Universität Göttingen. Die Corpsmitglieder werden „Bremenser“ genannt.
Inhaltsverzeichnis
Couleur
Bremensia trägt die Farben rot-grün-schwarz mit goldener Perkussion, dazu wird eine grüne Mütze getragen. Die Füchse tragen wie bei allen Göttinger Corps kein Band.
Das Corpswappen zeigt neben den Farben die gekreuzten Schlüssel des Herzogtums Bremen, das Nagelspitzkreuz des Bistums Verden und die Bärentatzen der Grafschaft Hoya. Diese Territorien sind die Stammlande der Bremensia, sie bezeichnen also das Herkunftsgebiet der Bremenser zu der Zeit, als diese noch landsmannschaftlich verfasst war, vor Stiftung des Corps.
Rot und Grün gehen zurück auf die Uniformen der Bremischen Ritterschaft, Schwarz kam hinzu beim Aufgehen der Frisia in die Bremensia. Traditionell ist die Redeweise von "den düsteren, und doch so heiteren Farben der Bremensia".
Geschichte
Das Corps Bremensia wurde 1811 gestiftet. Es wurde vor 1971 zum Grünen Kreis im KSCV gezählt.
Göttinger Mensurenprozeß
Ein Mitglied der Bremensia war 1951 in den Göttinger Mensurenprozeß verwickelt, trug also durch Einstehen für sein Tun vor Gericht wesentlich mit dazu bei, der Tradition des akademischen Fechtens aus der Heimlichkeit und Strafbarkeit heraus zur Legalität zu verhelfen.
Die Fechtdebatte
Ende der Sechziger Jahre verfolgte der CC der Bremensia vor dem Hintergrund einer veränderten Hochschullandschaft zusammen mit den aktiven Conventen anderer maßgeblicher Corps im KSCV das Ziel, das Schlagen von Mensuren als Verpflichtung und Ausweis charakterlicher Qualitäten neu zu bewerten. Dies geschah vor allem unter dem Gesichtspunkt der Wahrung der Glaubwürdigkeit und des Anspruchs, unter der Vielzahl der Studierenden eine Auslese an sich binden zu können. Tragender Gedanke hierbei war die Vorstellung, daß der aktive Student auch im Corps hineinwächst in die Verantwortung herausgehobener Stellungen in Beruf und Gesellschaft, auf der Höhe der Zeit und ohne Dünkel.
Die Geschehnisse der beiden Weltkriege und das Verhalten von Corpsstudenten im Dritten Reich waren aus der Perspektive vieler aktiver und inaktiver Corpsstudenten dazu geeignet, den Zusammenhang zwischen Bewährung in der Mensur und im späteren Leben in Frage zu stellen. Der Beginn der Diskussion über das Für und Wider der Beibehaltung der Pflichtmensur fällt daher bei der Bremensia wie bei anderen Corps auch bereits in die Zeit nach dem Wiederauftun nach dem zweiten Weltkrieg; Vorläufer hierzu gab es bereits in den ersten Jahren der Weimarer Republik. Hinzu kamen die weitreichenden Veränderungen des Aktivenbetriebs im Vergleich zu den Vorkriegsverhältnissen, als das Fechten noch in Blüte stand, auf hohem technischem Niveau betrieben wurde und der Einzelne eine sehr viel höhere Zahl an Mensuren zu bestehen hatte. Aus Sicht der Nachkriegsgenerationen standen Aufwand und Ergebnis nicht mehr in einem rechten Verhältnis. So gesehen steht die Fechtdebatte im weiteren Sinne auch im Zusammenhang mit den Umwälzungen durch die Studentenproteste von 1968.
Als eine allgemeine Debatte über die Mensurfrage in diesem Sinne auf der Verbandsebene nicht zu erreichen war, trat die Bremensia im Jahre 1971 nach eingehender corpsinterner Diskussion aus dem Göttinger Seniorenconvent aus, ähnlich wie die Kartellcorps Suevia Tübingen, Vandalo-Guestphalia Heidelberg und die befreundete Rhenania Straßburg aus ihren SC. Im Falle der Bremensia, der Suevia und der Vandalo-Guestphalia wurde dieser Schritt von den älteren Corpsbrüdern nachvollzogen durch Austritt aus dem Verband Alter Corpsstudenten. Sie entsprachen damit ihrer Tradition, wonach der aktive Convent die für das Corps im Ganzen maßgebliche Instanz darstellt. Seitdem haben Angehörige dieser Corps keine Bestimmungsmensuren mehr auf ihre Farben geschlagen.
Die im KSCV verbliebenen befreundeten Verbindungen der Bremensia stellten sich in der Folge zumeist auf den Standpunkt, dass das Verhältnis an die Verbandszugehörigkeit und die Verbandsprinzipien wie das Festhalten an der Mensur gekoppelt sei. Daher brachen diese den offiziellen Kontakt zu den nichtschlagenden Verhältnissen weitestgehend ab, die Verhältnisse bestehen weiterhin, werden jedoch als suspendiert betrachtet. Inoffiziell gab und gibt es immer wieder Begegnungen, insbesondere mit den Jenenser und gelegentlich auch mit den Münchener Franken.
Namhafte Mitglieder
- Wilhelm II. (1848–1921), Generalfeldmarschall im Ersten Weltkrieg, König von Württemberg (1891–1918), auch Mitglied des Corps Suevia Tübingen
- Friedrich von Waldeck-Pyrmont, Fürst von Waldeck-Pyrmont bis 1918
- Julius Freiherr von Soden (1846–1921), Beamter und Politiker, Gouverneur von Kamerun und Deutsch-Ostafrika sowie Kabinettschef des Königs von Württemberg und dessen Außenminister
- Georg Friedrich Calsow (1857-1931), Oberbürgermeister von Göttingen
- Carl Manfred Frommel (1884–1938), deutscher Studentenschaftsführer, Publizist und Studentenhistoriker
- Eilhard Mitscherlich (1794–1863), Chemiker, Hochschullehrer in Berlin, Entdecker der Isomorphie bei Kristallen sowie der Selen- und Permangansäure
- Wilhelm Arnold Drews (1870–1938), genannt Bill Drews, bedeutender deutscher Jurist
- Eberhard Schmidt-Aßmann (* 1938), Staatsrechtslehrer in Bielefeld und Heidelberg
- Christian von Bar (* 1952), Zivilrechtswissenschaftler in Osnabrück
Quellen
- Archiv des Kösener Senioren-Convents-Verbandes, Institut für Hochschulkunde der Universität Würzburg
Literatur
- Carl Manfred Frommel: Die Mitglieder der Bremensia zu Göttingen vom 25. Februar 1911 bis zur Gegenwart, Göttingen 1912
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