- Corps Guestphalia et Suevoborussia Marburg
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Das Corps Guestphalia et Suevoborussia Marburg ist ein Corps (Studentenverbindung) im Kösener Senioren-Convents-Verband (KSCV), dem ältesten Dachverband deutscher Studentenverbindungen. Das Corps ist in Marburg ansässig, pflichtschlagend und farbentragend. Die Corpsmitglieder werden „Westfalen und Schwabenpreußen“ oder „Schwarze Westfalen“ genannt (letzteres zur Unterscheidung von der Marburger Landsmannschaft Hasso-Guestfalia, die blaue Mützen trägt und deren Mitglieder folglich „Blaue Westfalen“ genannt werden. Folglich ist mit dem Adjektiv "schwarz" keine entsprechende Kreiszugehörigkeit gemeint.)
Im Jargon werden die Mitglieder des Corps auch "Piesen" genannt. Zurückzuführen ist dieser Name auf die äußerliche Erscheinung der Kneipjacken. Jene erinnern aufgrund ihrer Farbe sowie insbesondere aufgrund des hohen Stehkragens an die Amtskleidung eines Pfarrers. Basierend auf der hessischen Mundart, welche einen Pfarrer als "Piese" bezeichnet, entstand sodann dieser umgangssprachliche Name.
Inhaltsverzeichnis
Couleur
Guestphalia et Suevoborussia hat die Farben "grün-weiß-schwarz-weinrot" mit silberner Perkussion. Dazu wird eine schwarze Mütze getragen.
Die Füchse der Westfalen und Schwabenpreußen tragen ein Fuchsenband in den Farben "grün-schwarz", ebenfalls mit silberner Perkussion.
Die Wahlsprüche lauten "In virtute honos" (deutsch: "In der Tugend liegt die Ehre") und "Honeste et hilare" (deutsch: "Ehrenvoll und heiter"), der Wappenspruch "Vivant fratres intimo foedere iuncti! (v.f.i.f.i.)" (deutsch: "Es leben die Brüder verbunden durch einen innigsten Bund!").
Geschichte
Das Corps Guestphalia et Suevoborussia ist 1978 durch Fusion aus den Corps Guestphalia Marburg (gestiftet 10. Mai 1840) und Suevo-Borussia zu Hamburg (gestiftet am 21. Juni 1868 in Berlin) hervorgegangen.
Das Stiftungsdatum ist, entsprechend der Kösener-Satuten, der 10. Mai 1840.
2002 war Guestphalia et Suevoborussia präsidierendes Vorortcorps im KSCV und stellte den Vorsitzenden des oKC.
Geschichte der Guestphalia Marburg
Am 13. Juni 1806 wurde in Marburg ein "Westfälisches Kränzchen" gegründet, aus dem sich bald eine alte (Corps-)Landsmannschaft bildete, die mit Unterbrechungen bis 1838 bestand. Zwei Jahre später wurde erneut eine Guestphalia gegründet, die später ebenfalls suspendierte. Im Wintersemester 1878/79 gründeten frühere Mitglieder der Reformverbindung Germania eine Landsmannschaft Guestphalia, die vom Marburger SC Satisfaktion auf eigene Waffen erhielt und das Recht erhielt, an den SC-Ehrengerichten teilzunehmen. Am 22. Juni 1880 wurde sie als Corps in den Marburger SC aufgenommen. 1909/10 wurde das Corpshaus an der Lutherstraße errichtet, in dem das Corps bis heute zu Hause ist.
Am 19. Mai 1936 wurde der aktive Betrieb eingestellt. Auf dem Hause des Corps Teutonia Marburg wurde am 17. Dezember 1938 die "Kameradschaft Carl Allmenröder" gegründet, in der die corpsstudentische Tradition fortgesetzt wurde. Die Kameradschaft bestand bis zur Besetzung Marburgs durch die Alliierten Ende März 1945 fort.
Die Rekonstitution der Guestphalia fand am 26. Februar 1949 statt.
1956 war Guestphalia präsidierendes Vorortcorps im KSCV und stellte den Vorsitzenden des oKC.
Geschichte der Suevo-Borussia
An der Pépinière wurde am 21. Juni 1868 der Verein der Studierenden der Militärärztlichen Bildungsanstalten gegründet, aus dem die Suevo-Borussia hervorging. Der Wahlspruch war Honeste et hilare.
Suevo-Borussia bildete mit den Corps Franconia und Saxonia den zweiten Berliner Senioren-Convent. Viele deutsche Militärärzte beider Weltkriege waren Mitglieder dieser Corps.
Als die Kaiser-Wilhelm-Akademie 1919 nach dem Versailler Vertrag aufgelöst wurde, verlegten die drei Corps nach Hamburg, wo sie den ersten SC an der gerade gegründeten Universität Hamburg bildeten. Saxonia suspendierte bereits am 18. Mai 1923 wieder und eröffnete erneut am 25. Juli 1930 in Hann. Münden. Alle drei Corps suspendierten 1935. Nach der Wiedergründung der militärärztlichen Akademie am 1. Oktober 1934 in Berlin nahm Suevo-Borussia dort am 14. November 1937 den Betrieb als Gemeinschaft Studierender wieder auf und war so die einzige freie deutsche Studentenverbindung. 1944 wurde die Akademie und mit ihr die Gemeinschaft nach Breslau verlegt, wo gegen Ende des Jahres der Corpsbetrieb eingestellt werden musste.
Am 10. Januar 1949 rekonstituierte Suevo-Borussia in Hamburg, wo sie 1976 wegen Nachwuchsmangels erneut suspendieren musste.
Bis zu der Fusion mit Guestphalia bestanden Verhältnisse zu Corps Hansea Bonn, Corps Holsatia Kiel, Corps Hannovera Göttingen sowie Corps Hubertia Freiburg. Die drei erstgenannten Verhältnisse sind im Rahmen Fusion erloschen. Gleichwohl kann festgestellt werden, daß aufgrund der Verhältnisse zu Hansea und Holsatia eine Nähe zum grünen Kreis bestand. Dies drückt sich darin aus, daß ältere und jüngere Corpsmitglieder in diesem Kreis ebenfalls aktiv waren und sind.
Siehe auch: Pépinière-CorpsBekannte Mitglieder
- Hartmut Aschermann (1921-2009), Theologe
- Emil von Behring (1854-1917), erster Nobelpreisträger der Medizin
- Alfred Dührssen (1862-1933), Hochschullehrer, Gynäkologe (vaginaler Kaiserschnitt)
- Friedrich August Ebke (1913-1981), Jurist, Ritterkreuzträger
- Wilhelm Fabricius (Historiker) (1857-1942), Bibliothekar
- Karl Heinrich Friauf (* 1931), em. Professor für Staatsrecht
- Horst Gnekow (1916-1982), Theaterwissenschaftler, Intendant in Schleswig, Luzern, Münster und Hof
- Jochen Heine, Orthopäde, em. Ordinarius in Mainz
- Arnold Hiller (1847-1910), Sanitätsoffizier
- Wolf-Dieter Hütteroth (1930–2010), Geograph, Ordinarius in Erlangen
- Rudolf Joerges (1868-1957), Philologe, Jurist und Hochschullehrer in Halle an der Saale
- Manfred Kanther (* 1939), ehem. deutscher Bundesinnenminister
- Friedemann Keßler (1928-1985), Rechtsanwalt und Oberbürgermeister von Siegen
- Rudolf Kratochwill (1898-1974), Versicherungsmathematiker, Generaldirektor des Deutschen Ringes Lebensversicherung, Vorstand des Gerling-Konzerns
- Kurt Kummer (1894-1966), Ministerialdirektor im Reichsministerium für Ernährung und Landwirtschaft
- Carl Friedrich Wilhelm Ludwig (1816-1895), Hochschullehrer, Physiologe
- Friedrich Loeffler (1852-1915), Hochschullehrer, Mitbegründer der Virologie
- Wilhelm Jehn (1883-1935), Chirurg, Sauerbruchschüler, 1926-1935 Direktor des Allgemeinen Krankenhauses Mainz (heute Universitätsklinik Mainz)
- Walter Schellenberg (1910-1952), SS-Brigadeführer und Chef im Reichssicherheitshauptamt
- Oskar Scheunemann (1890-1972), Studentenhistoriker (VAC-Silberschale, Rudelsburg-Plakette)
Weblinks
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