- Corps Silesia Breslau zu Frankfurt (Oder)
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Das Corps Silesia Breslau zu Frankfurt (Oder) (kurz meist Corps Silesia Breslau oder Corps Silesia) ist ein Corps (Studentenverbindung) im Kösener Senioren-Convents-Verband (KSCV), dem ältesten Dachverband deutscher Studentenverbindungen. Das Corps ist pflichtschlagend und farbentragend. Es vereint Studenten und ehemalige Studenten der Europa-Universität Viadrina in Frankfurt (Oder). Außerdem gehören dem Corps ehemalige Studenten der Universität Köln und der RWTH Aachen sowie der Universität und Technischen Hochschule Breslau an. Die Corpsmitglieder werden Schlesier genannt. Silesia ist die älteste heute noch bestehende Vereinigung ursprünglich schlesischer Studenten.
Basisdaten Sitz: seit 2000 in Frankfurt (Oder) Universität: Europa-Universität Viadrina Gründung: 24. Mai 1821 in Breslau Verband: KSCV Wahlspruch: Virtus nos et cana fides coniunge Silesos! Farben: Zirkel: Wappen: Homepage: http://www.silesia-breslau.de Inhaltsverzeichnis
Couleur
Das Band der Silesia Breslau hat die Farben weiß-hellblau-rosa mit silberner Perkussion. Dazu wird eine hellblaue Mütze getragen. Die Füchse der Schlesier tragen ein Fuchsenband in den Farben hellblau-weiß-hellblau, ebenfalls mit silberner Perkussion. Die Chargierten tragen zusätzlich das schwarz-weiß-schwarze Band des früheren Corps Borussia-Polonia als Traditionsband. Der Wahlspruch lautet "Virtus nos et cana fides coniunge Silesos!" (deutsch: "Mannhaftigkeit und unverbrüchliche Treue verbinde uns Schlesier!").
Geschichte
Geschichte bis 2000
Das Corps Silesia Breslau geht in seinen Anfängen auf das Schlesische Kränzchen zurück, das ab 1787 als Zusammenschluss der aus Schlesien stammenden Studenten an der damaligen Universität zu Frankfurt (Oder) bis zu deren Umzug nach Breslau im Jahr 1811 bestanden hat. In Breslau setzten dann die aus Frankfurt übergesiedelten Mitglieder des Schlesischen Kränzchens ihre Studentenverbindung mit gleichen Grundsätzen als Landsmannschaft Silesia fort, aus der schließlich am 24. Mai 1821 in Abgrenzung zu der 1818 entstandenen Allgemeinen Deutschen Burschenschaft, die mehr politisch ausgerichtet war, das Corps Silesia wurde. Als der Komponist Franz Liszt 1842 während einer Tournee längere Zeit in Breslau gastierte, war er mehrfach zu Besuch bei Silesia und trug als Zeichen der Verbundenheit mit dem Corps während mehrerer zu seinen Ehren veranstalteten Kommersen die Farben der Silesia[1].
1927 war Silesia präsidierendes Vorortcorps im KSCV.
1935 löste sich das Corps selbst auf, um dem Verbot durch die NS-Behörden zuvorzukommen.Am 7. Dezember 1950 rekonstituierte Silesia mit Doppelsitz an der Universität zu Köln und der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule Aachen, um die Breslauer Tradition der Verbindung von Universitätsstudenten und Ingenieurwissenschaftlern aufrechtzuerhalten. Aus Mangel an Nachwuchs musste Silesia 1974 den aktiven Corpsbetrieb in Aachen aufgeben und im Wintersemester 1994/95 auch in Köln suspendieren.
Zusammenschluss mit Borussia-Polonia
In diese Zeit der Suspension ab Ende 1994 fiel die Gründung des Corps Borussia-Polonia am 22. Juni 1995 in Frankfurt (Oder).[2] Nachdem dieses Corps am 9. Juli 1997 in den KSCV aufgenommen wurde, nahm Silesia 1999 Verhandlungen über einen gemeinsamen Corpsbetrieb in Frankfurt (Oder) auf. Mit Hilfe der Corpsstudenten der Borussia-Polonia ist Silesia dann am 24. Mai 2000 an der Europa-Universität Viadrina in Frankfurt (Oder) erneut rekonstituiert worden, während das Corps Borussia-Polonia gleichzeitig suspendierte. Anschließend hat das Corps Silesia Breslau seinen Namen in Borusso-Silesia geändert und eine Reihe von Änderungen bei den Corpsinsignien (Fuchsenfarben, Zirkel, Wappen, Wahlspruch) vorgenommen, um dadurch auch nach außen hin zum Ausdruck zu bringen, dass die Rekonstitution nur mit Hilfe der Borussia-Polonia möglich war; die Corpsfarben weiß-hellblau-rosa blieben unverändert.
Geschichte seit 2000
Am 7. Dezember 2007 nahm Borusso-Silesia wieder den ursprünglichen Namen Silesia Breslau, aber mit dem Zusatz zu Frankfurt (Oder) an. Auch die alten Corpsinsignien wurden wieder eingeführt.[3]
Besondere Verpflichtung
Auf Grund seiner geographischen Lage und als Teil des Bewahrens der Tradition des Corps Borussia-Polonia sieht das Corps Silesia Breslau seine Aufgabe einerseits darin, an der Aussöhnung und Freundschaft zwischen dem deutschen und dem polnischen Volk mitzuarbeiten, andererseits aber auch die Erinnerung an Breslau und Schlesien im Rahmen eines geeinten Europas wach zu halten.
Bekannte Mitglieder
- Werner Barthold (1908-1996), Regierungsbeamter und Rechtsanwalt
- Paul Baumm (1860-1936), Arzt, Leiter der Hebammenlehranstalt Breslau
- Heinrich Beer (1829-1926), Richter am Reichsgericht
- Caesar-Rudolf Boettger (1888-1976), Professor für Zoologie in Braunschweig
- Albert Bovenschen (1864-1939), Journalist
- Hermann von Choltitz (1868-1947), Landrat von Neustadt (Oberschlesien)
- Ernst Conrad (1858-1930), Richter am Reichsgericht
- Hermann Credner (1841–1913), Professor für Geologie und Paläontologie
- Ferdinand Ebeling (1878-1933), Landrat
- Karl Rudolf Friedenthal (1827–1890), Staats- und Landwirtschaftsminister im Kabinett Bismarck
- Arthur Gabriel (1865-1924), Arzt und medizinischer Schriftsteller
- Johann Heinrich Gadow (1815-1895), evangelischer Pastor und Forschungsreisender
- Maximilian von Garnier (1844-1888), Landrat in Grottkau, Mitglied des Preußischen Abgeordnetenhauses
- Walter Gebhardt (1870-1918), Professor für Medizin
- Hans Gehrels (1904-1998), Landrat in Posen
- Carl Gemander (1839-1904), Landrat
- Wilhelm Gesellius (1872-1935), Verleger
- Georg Foerster ( -1916), Richter am Reichsgericht
- Wilhelm Haberling (1871–1940), Professor für Medizin, Medizinhistoriker
- Eugen Hahn (1841-1902), Professor für Medizin, Direktor der Chirurgie des Krankenhauses Friedrichshain in Berlin
- Oscar Hahn (1831-1898), Jurist, Mitglied des Reichstags
- Oscar Hanke (1893-1988), Landrat, Träger des Großen Bundesverdienstkreuzes
- Richard Georg von Hauenschild, Pseudonym Max Waldau (1825–1855), Schriftsteller
- Hans-Adolf Hedemann (1920-1990), Professor für Geologie
- Adolph Hermiersch (1827-1903), katholischer Pfarrer und Politiker
- Jürgen Herrlein (* 1962), Rechtsanwalt und Studentenhistoriker
- Eduard Hinze (1898-1986), Generalarzt und Medizinhistoriker
- Karl Hoffmann (1891-1969), Rechtsabteilungsleiter der Preussag, Träger des Bundesverdienstkreuzes
- Paul Hoffmann (1853-1935), Landrat
- Adolf Hoffmann-Heyden (1877-1964), Professor für Chirurgie
- Johann Adrian Hermann Graf von Hoverden (1819-1900), Altertumsforscher und Politiker
- Johann Carl Otto Jancke (1804-1870), Historiker und Bibliothekar
- Wolfgang Lauterbach (1893–1973), Mitherausgeber des Baumbach/Lauterbach-Kommentars zur Zivilprozeßordnung
- Rudolf Lenhartz (1925-1987), Manager, Vorstandsvorsitzender der Saarbergwerke AG, Träger des Bundesverdienstkreuzes
- Paul Letocha (1834-1911), als Richter an der Erarbeitung des Bürgerlichen Gesetzbuchs beteiligt, außerdem Mitglied des Reichstags
- Otto Linke (1846-1930), Lehrer und Historiker
- Max Lortzing (1839-1895), Schriftsteller
- Robert von Ludwig (1821–1884), Mitglied des Reichstages
- Günther Lummert (1903-1968), Rechtsanwalt und Strafverteidiger
- Werner Lüthgen (* 1933), Tierarzt, Träger des Bundesverdienstkreuzes
- Hermann Maas (1842-1886), Professor für Chirurgie
- Alfred Manigk (1873–1942), Professor für Rechtswissenschaft, Gegner des Nationalsozialismus
- Max Meier (1863-1919), Eisenwerkunternehmer
- August Mittnacht (1818/19-1884), Amtsbezirksvorsteher
- Johann Hermann Müller-Tschirnhaus (1867-1957), Pastor und Schriftsteller
- Franz Münzer (1823-1893), katholischer Pfarrer und Politiker
- Günter Nebelung (1906–1999), Direktor des Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft
- Kurt Nickisch (1889-1967), Bergbauunternehmer, Träger des Bundesverdienstkreuzes
- Cäsar Olearius (1821-1901), Landrat in Reichenbach, Mitglied des Preußischen Abgeordnetenhauses
- Mutius Aloys Ottow (1809-1884), Richter und Politiker (Paulskirchenparlament)
- Max von Pohl (1841/42-1905), Regierungspräsident von Oppeln
- Ernst-Egon Pralle (1900-1987), Unternehmer und Landtagsabgeordneter
- Torsten Quidde (1932-2004), Oberkreisdirektor (= Landrat) von Land Hadeln
- Hermann Rahe (1913-1998), Jurist, Leitender Ministerialrat, Direktor der Deutschen Richterakademie in Trier, Träger des Großen Bundesverdienstkreuzes
- Hellmuth Reichel (1900-1962), Badearzt in Bad Pyrmont und Professor für Balneologie in Göttingen
- Klaus Reichel (1934-1996), Professor für Chirurgie in Hannover, Pionier der minimalinvasiven Chirurgie
- Karl-Ferdinand Reuss (1907-1973), Rechtsanwalt
- Hans-Hermann Rösner-Mautby (1917-1999), Klinikunternehmer in Oberaudorf, Träger des Bundesverdienstkreuzes
- Gustav Roth (1916-2008), Indologe in Göttingen
- Gerd Schäfer-Rolffs (1909-1986), Ingenieur, VAC-Funktionär
- Erich Schlüter (1903-1977), Landgerichtspräsident und Ostpolitiker
- Klaus Schucht (1930–2001), Vorstandsmitglied der Treuhandanstalt, SPD-Politiker, Minister für Wirtschaft und Technologie in Sachsen-Anhalt
- Ferdinand Schuppe (1831-1894), bischöflicher Verwaltungsbeamter
- Friedrich-Wilhelm Semmler (1860–1931), Professor für Chemie, Mitglied des Reichstags
- Ulrich Senger (1900-1973), Ingenieur und Professor in Stuttgart
- Herbert Siegmund (1892-1954), Professor für Pathologie
- Rudolf Stahl (1889-1986), Professor für innere Medizin, Träger des Bundesverdienstkreuzes
- Georg Maximilian Franz von Steinmann (1830–1901), Oberpräsident von Schleswig-Holstein
- Otto Steinmann (1831-1894), Regierungspräsident in Gumbinnen, Mitglied des Reichstags
- Adolph Stier (1823-1890), Generalarzt
- Fedor Strahl (1926-2009), Unternehmer, Träger des Bundesverdienstkreuzes
- Heinrich Teller (1910-2008), Professor für Dermatologie
- Viktor von Tepper-Laski (1844-1905), Regierungspräsident von Wiesbaden und von Köslin
- Rüdiger Thiele (1936-1996), FDP-Politiker, Staatssekretär in Sachsen
- Karl von Unruh (1845-1898), Richter, Mitglied des Preußischen Abgeordnetenhauses
- Robert Urban (um 1827-1899), Landrat des Untertaunus-Kreises
- Karl Egbert Wenzel (1930-1998), Rechtsanwalt, Presserechtler
- Albin von Wentzky (Landrat) (1804-1849), Landrat
- Wolfgang Winkler (1902-nach 1945), Landrat von Züllichau-Schwiebus
- Hermann Wollheim (1817–1855), Arzt und Dichter
- Georg Zaeschmar (1852-1932), Richter am Reichsgericht
- Rudolf Zander (1910-1977), Landarzt, Träger des Bundesverdienstkreuzes
Beziehungen zu Corps an anderen Universitäten
Silesia hat Kartellverhältnisse mit den Corps Thuringia Jena, Guestphalia Bonn, Starkenburgia in Gießen, Franconia Tübingen und Saxonia Leipzig sowie befreundete Beziehungen zu den Corps Corps Nassovia Würzburg, Normannia Berlin und Borussia Halle. Früher bestand auch ein befreundetes Verhältnis mit dem inzwischen erloschenen Corps Hansea Königsberg.
Literatur
- Constitution der Silesia zu Frankfurt (Oder) aus dem Jahr 1797, in: Einst und Jetzt - Sonderheft 1981 des Jahrbuchs des Vereins für corpsstudentische Geschichtsforschung, 1981, S. 54-55
- Paulgerhard Gladen: Die Kösener und Weinheimer Corps. Ihre Darstellung in Einzelchroniken, Hilden 2007, ISBN 3933892244, S. 38-39
- Jürgen Herrlein, Silvia Amella Mai: Heinrich Beer und seine studentischen Erinnerungen an Breslau 1847 bis 1850, Hilden 2009, ISBN 3-940891-27-4
- Jürgen Herrlein, Silvia Amella Mai: Georg Zaeschmar und seine studentischen Erinnerungen an Breslau 1873 bis 1875, Hilden: WJK-Verlag 2010, ISBN 978-3-940891-35-8
- Jörg Loke: Zur Entstehung und kurzen Geschichte des Corps Borussia-Polonia an der Europa-Universität Frankfurt an der Oder (1997-2000), in: Einst und Jetzt - Jahrbuch des Vereins für corpsstudentische Geschichtsforschung, Band 48 (2003), S. 315-325
- Johann Hermann Müller, Geschichte des Corps Silesia 1837-1897, Breslau 1897
- Johann Hermann Müller: Das Corps Silesia zu Breslau - Die Entwicklung einer deutschen Studentenverbindung in eineinhalb Jahrhunderten, 2. Aufl., Breslau 1931
- Horst Reichel: Die Silesia Breslau zu Frankfurt/Oder, in: Corps - Das Magazin, 2008 (= Deutsche Corpszeitung, 110. Jahrg.), Heft 2, S. 20-21
- Gerhard v. Rekowsky: Geschichte des Corps Silesia Breslau zu Köln und Aachen 1931-1971, Köln 1971
- Hans-Joachim Weber: Erinnerungen an Breslauer Korporationen. Eine Postkarte aus dem Jahre 1911. Einst und Jetzt (Jahrbuch des Vereins für corpsstudentische Geschichtsforschung), Bd. 11 (1966), S. 91-104
Einzelnachweise
- ↑ Müller: Corps Silesia, 1931, S. 77
- ↑ Jörg Loke: Zur Entstehung und kurzen Geschichte des Corps Borussia-Polonia an der Europa-Universität Frankfurt an der Oder (1997-2000), in: Einst und Jetzt - Jahrbuch des Vereins für corpsstudentische Geschichtsforschung, Band 48 (2003), S. 315-325
- ↑ Horst Reichel: Die Silesia Breslau zu Frankfurt/Oder, in: Corps - Das Magazin, 2008 (= Deutsche Corpszeitung, 110. Jahrg.), Heft 2, S. 20-21
Siehe auch
Corps, Kösener Senioren-Convents-Verband, Studentenverbindung, Liste Kösener Corps
Weblinks
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Commons: Corps Silesia Breslau zu Frankfurt (Oder) – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien
- Literatur von und über Corps Silesia Breslau zu Frankfurt (Oder) im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Homepage des Corps Silesia Breslau
- Informationen zu Corps Silesia Breslau im BAM-Portal
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