- Dakorumänen
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Rumänen (Români oder Rumâni) Gesamtbevölkerung 28 Millionen Siedlungsgebiete Als Staatsvolk in Rumänien und Moldawien, sowie als Minderheit in Ukraine, Ungarn, Bulgarien, Griechenland, Serbien, Mazedonien, Kroatien und Albanien Sprache Rumänisch Religion Vorwiegend orthodox; selten auch katholische und protestantische Rumänen. Verwandte Ethnien Rumänen, Aromunen, Istrorumänen, Meglenorumänen Unter Rumänen (in heutigem Rumänisch meistens români, veraltet und selten auch rumâni) versteht man:
- die Staatsbevölkerung von Rumänien
- die Angehörigen der rumänischen Volksgruppe(n) innerhalb und außerhalb Rumäniens und Moldawiens mit rumänischer Sprache und/oder rumänischer Kultur. Hier werden also neben der Dakorumänisch sprechenden Bevölkerung auch die Aromunen, Meglenorumänen und die Istrorumänen mitgezählt, soweit man deren Sprachen als Dialekte der rumänischen Sprache betrachtet und die gemeinsame Abstammung von den Proto-Rumänen berücksichtigt.
Die Rumänen als Volksgruppe stellen die Mehrheit der Einwohner von Rumänien und Moldawien. In beiden Ländern leben neben ihnen auch große ethnische Minderheiten; andererseits leben auch Rumänen in einigen Ländern der Region als ethnische Minderheit (so besonders in der Ukraine, Serbien und Ungarn). Auch die Walachen Ostserbiens sind ethnische Rumänen.
Während die Eigenbezeichnung der Rumänen schon immer rumäne war, wurden sie bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts von den Fremden als Walachen bezeichnet – dieser Begriff wurde benutzt eine romanische Bevölkerung zu bezeichnen und leitete sich von dem Begriff Welsche ab.
Inhaltsverzeichnis
Die rumänische Ethnogenese
Eine bis heute in der Wissenschaft und Politik umstrittene Frage ist, ob die Ethnogenese der Rumänen sich weitgehend im heutigen rumänischen Raum abgespielt hat oder eher außerhalb des heutigen Rumäniens. Diese Auseinandersetzung betrifft nicht die Herausbildung der rumänischen Nation innerhalb der letzten fünf Jahrhunderte, wohl aber die Zeit davor. In der Geschichtswissenschaft gibt es zwei Hauptströmungen: Während die eine Seite zu einer Herkunft der Rumänen aus dem südwestlichen Balkan tendiert, besteht die andere Seite auf einer Abstammung der Rumänen von der romanisierten Bevölkerung Dakiens. Im Sinne dieser Auseinandersetzung spielt daher eine wichtige Rolle, was in den Jahrhunderten nach 271 im vormals römischen Dakien passiert ist. Zwei Hypothesen werden in diesem Zusammenhang angeführt:
- Es wurden nicht nur die römischen Truppen abgezogen, sondern auch die Bevölkerung über die Donau etwa ins heutige Serbien evakuiert. Die romanischsprachige mobile Hirtenbevölkerung des Zentralbalkans breitete sich im Mittelalter über ganz Südosteuropa aus u.a. auch ins heutige Rumänien. Dies ist die Migrationstheorie.
- Es wurde nur die römische Armee sowie die staatliche Verwaltung zurückgezogen, die restliche Bevölkerung blieb in Dakien. Der dako-romanischen Kontinuitätstheorie zu Folge haben sich die Reste der römischen Kolonisten und die romanisierte dakische Bevölkerung nach Abzug der römischen Truppen und Verwaltung in das Gebirge zurückgezogen und dort die Zeiten der Wandervölker überstanden.
Argumente zugunsten der ersten Hypothese
- Heute existieren wenige Ortsnamen aus römischer Zeit, dafür aber lateinische Flussnamen. Die Toponymie weist für das heutige rumänische Gebiet zudem zahlreiche aus dem ungarischen (v. a. in Siebenbürgen) und slawischen (in ganz Rumänien) stammende Ortsnamen auf.
- Gerade in den aufgelassenen Provinzen an der römischen Nordgrenze scheint die Evakuierung bzw. Abwanderung der römischen/romanisierten Bevölkerung üblich gewesen zu sein. Es stellt sich die Frage, warum dies ausgerechnet für das relativ kurze Zeit römisch besetzte Dakien (Dacia Superiora) anders gewesen sein sollte.
- Es gibt 90 bis 140 Gemeinsamkeiten im Wortschatz der Rumänischen und Albanischen Sprache [1]. Diese erklären sich am leichtesten, wenn man von einer zeitweiligen direkten Nachbarschaft etwa im Gebiet Südserbien-Kosovo ausgeht. Sie können aber auch auf die Erhaltung von gemeinsamen thrakischen und römischen Sprachwurzeln in Gebirgsländern wie Albanien im Balkan und Rumänien in den Karpaten zurückgeführt werden.
- In keinem Gebiet des römischen Reiches fand eine Romanisierung der Bevölkerung innerhalb von lediglich 170 Jahren statt. Solche Prozesse dauerten mehrere Jahrhunderte (z. B. bei Etruskern, Galliern) und im Falle der Basken wurde die Romanisierung auch durch 600 Jahre römische Herrschaft nicht abgeschlossen. Bei günstigerer Ausgangslage als in Dakien ist in Britannien innerhalb von 350 Jahren römischer Herrschaft nur ein Bruchteil der Bevölkerung romanisiert wurden (hauptsächlich Städter), welche nach dem Abzug der römischen Truppen sich selbst überlassen blieben und entweder wieder re-keltisiert wurden oder von Angelsachsen assimiliert oder mitsamt der römischen Städte vernichtet wurden. Da die rumänische Sprache aber auf einem nichtrömischen Substrat basiert, muß es eine Romanisierung eines vorher nichtromanischen Volkes gegeben haben, wofür der kurze Zeitraum von 170 Jahren kaum Wahrscheinlichkeit läßt.
Argumente zugunsten der zweiten Hypothese
- In den antiken Quellen ist nirgends von dem behaupteten völligen Rückzug die Rede. Im Gegenteil, viele archäologische Funde beweisen das Weiterleben der Dako-Romanischen Kultur in Siebenbürgen, auch nach dem Aurelianischen Rückzug aus Dakien.
- Angesichts der weiten Verbreitung der rumänischen Sprache auf dem gesamten Balkan von Istrien (Istrorumänische Sprache bis nach Griechenland (Aromunische Sprache) ist vielleicht davon auszugehen, dass in der Spätantike und im frühen Mittelalter die "Urrumänen" das Leben von Wanderhirten (jahreszeitliche Wirtschaftsform der Transhumanz) gepflegt haben (diese Art der Viehwirtschaft gab es noch bis vor kurzem bei den Aromunen). Diese Annahme würde auch das Fehlen der Siedlungskontinuität erklären.
- In vielen Ländern wurde die Sprache der (unterprivilegierten) Schichten erst relativ spät verschriftlicht. Die vorherrschenden Sprachen bei der Verschriftlichung waren das Lateinische/Griechische, auch das Kirchenslawische und zum Teil das Idiom der herrschenden bzw. privilegierten Schichten. Dies könnte erklären, warum in Siebenbürgen der Nachweis rumänischer Sprache im Mittelalter z.T. schwer fällt.
- Die erste Theorie wurde erst später geboren, als die Ungarn ihren Anspruch auf Siebenbürgen zu untermauern versuchten. Es ist sehr unwahrscheinlich, fast ein historisches Unicum, dass eine gesamte Nation evakuiert wird, zumal sich die Hauptstadt der Dakier auf dem Boden Siebenbürgens befand und auch nach der Eroberung Dakiens noch ein reges Leben aufwies.
- Das Fehlen von rumänischen Ortsnamen ist ein trügerisches Argument: Hierbei stellt sich die Frage, was echt rumänisch ist, zumal Rumänisch eine romanische Sprache ist. Dass viele Ortsnamen im Zuge der Magyarisierung Siebenbürgens umbenannt wurden, ist eine Tatsache, ebenso ist es unbestritten, dass die rumänische Sprache während der österreichisch-ungarischen Herrschaft in ihrer Entwicklung unterdrückt wurde, so dass die rumänische Bevölkerung keine Schulen mehr besitzen durfte und rumänische Namen öfters übersetzt wurden.
- Die Rumänen bilden heute die Mehrheit in Siebenbürgen. Es ist unwahrscheinlich, dass Rumänen während der ungarischen Unterdrückung rumänischer Sprache und Kultur vom 17. bis ins frühe 20. Jahrhundert fortwährend nach Siebenbürgen bis hin zur Bildung einer Mehrheit einwanderten.
Ein Politikum wurde aus der Frage durch den Zankapfel Siebenbürgen. Aus nahe liegenden politischen Gründen wurde die erste Hypothese hauptsächlich von ungarischen Forschern vertreten. Umgekehrt vertreten rumänische Forscher aus dem entgegen gesetzten Blickwinkel stets den zweiten Standpunkt.
Siehe auch den Hauptartikel Dako-romanische Kontinuitätstheorie
Siehe auch
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