Delfinarium

Delfinarium
Delfinarium im Brookfield Zoo, Chicago

Als Delfinarium oder Delphinarium bezeichnet man eine Form der Tierhaltung, in der Delfine oder Wale in Gefangenschaft leben. Meist werden sie trainiert und führen entsprechende Kunststücke vor. Man unterscheidet wissenschaftlich geführte Delfinarien, wie den Zoo Duisburg oder den Tiergarten Nürnberg, die sowohl Forschung betreiben als auch einen Bildungsauftrag haben und reine Show-Delfinarien, wie etwa das Conny-Land. Diese Shows dienen ausschließlich zur Unterhaltung der Zuschauer. In der Regel sind es Große Tümmler und Orcas, welche die Kunststücke ausüben.

Inhaltsverzeichnis

Delfinarien und Zucht

Delfinarien werden häufig auch zur Züchtung der darin gehaltenen Tierarten verwendet. In Delfinarien wird dabei versucht, Inzucht zu vermeiden, indem die Tiere zu einem anderen Park transportiert werden. Dies kann die bei Walen sehr stark ausgeprägte Beziehung zur Mutter beeinträchtigen. Da die Tiere hochsozial sind, können sie sich schnell an die neue Umgebung und die neuen Gefährten gewöhnen. So entschärft man Konflikte zwischen Delfinen durch Umsiedelung eines der betroffenen Tiere in ein anderes Delfinarium. Seit dem Jahre 2001 ist es üblich, die künstliche Befruchtung einzusetzen.

Programme

Neben Delfinshows bieten Delfinarien und Wasserparks oft noch weitere Aktivitäten an:

In Delfin-Schwimmprogrammen können Besuchergruppen zu den Delfinen ins Wasser steigen und sie berühren. Das Risiko von Verletzungen oder der Übertragung von Krankheiten ist bei direkten Begegnungen für Mensch und Tier jedoch relativ hoch.

Vor über 25 Jahren entstand in den USA die Idee, dass die Begegnung mit Delfinen eine heilsame Wirkung haben könnte. Seither bieten immer mehr Delfinanlagen Delfintherapien zur Behandlung verschiedener psychischer Erkrankungen und Entwicklungsstörungen an. Die Meinungen über den Nutzen der Delfintherapie gehen stark auseinander. Bis heute gilt die langfristige Wirksamkeit der Delfintherapie als wissenschaftlich weder belegt noch widerlegt.Die bekannteste Studie im deutschsprachigen Raum zur Delfintherapie wurde von der Universität Würzburg in Kooperation mit dem Tiergarten Nürnberg unter Leitung von Prof.Dr. Erwin Breitenbach und PD Dr. Eva Stumpf durchgeführt.[1] Auch dieser Studie werden methodische Mängel vorgeworfen.[2][3][4][5]

In Fütter- und Streichelbecken („petting pools“) können Delfine von Besuchern berührt und gefüttert werden. Durch die ständige Konkurrenz untereinander sind die Tiere oftmals aggressiv, dominierende Tiere oft stark übergewichtig und das Risiko gegenseitigen Verletzens groß.

Kritik an Delfinarien

Die Haltung von Delfinen und Orcas in Gefangenschaft ist umstritten. Von Seiten der Tierschützer gibt es reichlich Kritik an Delfinarien. Bemängelt wird die wenig artgerechte Haltung, bedingt durch die Enge und Eintönigkeit des Umfelds, künstlich aufbereitetes Wasser, unnatürliche Gruppenzusammensetzung, das ungewohnte Futter - Delfine meiden normalerweise tote Fische - sowie der Lärm und die dauernde Anwesenheit von Menschen. Diese Dinge setzten die Tiere unter Stress. Der Nürnberger Tiergarten ließ auch von solchen Behauptungen getrieben über 3 Jahre hinweg die Stresshormone seiner Delfine messen. Das Resultat: Keine Anzeichen für Stress. Tierschützer halten die Haltungsbedingungen in Delfinarien dennoch für "stressig" und machen sie für innerartliche Aggressionen, Schwächung des Immunsystems bis hin zu chronischen Krankheiten und Tod verantwortlich. Viele Tiere stünden deshalb auch regelmäßig in medizinischer Behandlung, zum Beispiel wegen Magengeschwüren.

Delfinarium in Brügge

Auch wenn die Tiere nicht in Shows auftreten müssten, könne ein Becken nicht die Vielfalt des Meeres abbilden. So seien die intelligenten Tiere wesentlich anfälliger für Krankheiten und es mangele ihnen an sozialen Kontakten. Auch die Haltung in abgezäunten Meeresarealen, die den Delfinen bessere Lebensbedingungen zu bieten scheinen, sei nicht unproblematisch. Solche Anlagen, verschmutzt und überdüngt durch Ausscheidungen der Delfine, belasteten die umliegenden Gewässer. Da sich die Delfine auch in diesen Meeresbecken nicht wie in Freiheit in tiefere Gewässer zurückziehen könnten, seien sie ungeschützt der Gewalt von Stürmen ausgesetzt und liefen Gefahr, von den Wellen gegen die Absperrungen geschmettert zu werden oder zu ertrinken.

Ebenfalls stark umstritten ist die Herkunft der Delfine. Die Nachzucht in Gefangenschaft sei bisher nicht nachhaltig und ein Zurückgreifen auf Wildfänge deshalb notwendig. Delfinschulen würden in Buchten getrieben, um dort die schönen Exemplare zu separieren und die übrigen zu schlachten. Verwiesen wird bei dieser Thematik in der Regel auf den Wal- und Delfinfang in Japan, der nur deswegen lukrativ sei, weil Zoologische Gärten hohe Summen für schöne Delfine bezahlen würden. Während es nachweislich im gesamten europäischen Raum keine Delfine aus Japan gibt, ist das brutale Vorgehen japanischer Walfänger im speziellen durch Videomaterial belegt. Entkräftet wird die Argumentation der Delfinariengegner durch die Tatsache, dass in Nordamerika 2/3 aller Großen Tümmler bereits Nachzuchten sind. Von Nachhaltigkeit kann insoweit gesprochen werden, dass es dort auch Nachzuchten in dritter Generation gibt. Amerikanische Delfinarien sind - nach eigener Aussage - nicht mehr auf Wildfänge angewiesen. Aber auch in Europa entwickelt sich die noch sehr junge Delfinhaltung weiter. Bereits jeder zweite Große Tümmler in europäischen Delfinarien stammt aus eigener Nachzucht. Die durchschnittliche Lebenserwartung übersteigt mittlerweile die in freier Wildbahn um Jahre.

Dennoch hat die Kritik der Tierschützer in England zur Schließung aller Delfinarien geführt. Auch in Deutschland und in der Schweiz regt sich immer mehr Widerstand gegen die Delfinhaltung.[6][7][8]

Einer der bekanntesten Kritiker ist Ric O’Barry, der ehemalige Delfintrainer der Fernsehserie Flipper. Nachdem ein Delfin in seinen Armen starb, gab er seinen Job als Trainer auf und gründete 1970 die Organisation „Dolphin Project“. Seither setzt er sich gegen die Haltung von Delfinen in Gefangenschaft ein. In seinem Dokumentarfilm Die Bucht (2009) deckt er grausame Methoden beim Fang der zukünftigen Artisten auf und stellt dar, wie ihre nicht ausgewählten Artgenossen auf brutale Weise umgebracht werden.

Beispiele für Delfinarien

Deutschland

Festa Dolphinarium in Warna (Bulgarien)

Europa

Siehe auch

Weblinks

 Commons: Delfinarien – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Universität Würzburg: Forschungsprojekt Delfintherapie/1998-2011
  2. 2008 Delfintherapie in der Kritik
  3. 2008 Dr.Christian Schulze: Rezension Delfintherapie
  4. Psychologie Heute 4/2010: Doc Dolphin - magischer Heiler oder ausgebeutete Kreatur?
  5. Faktensammlung 2011 Norbert Kochhan: Therapie ohne Delfine
  6. 2011: Delfinschützer drohen mit Klage gegen die Stadt Duisburg
  7. 2011 Hamburger Abendblatt: Nürnberger Zoo eröffnet umstrittene Delfinlagune
  8. 2011 merkur-online: Delfinstreit in Nürnberg: Immer noch dicke Luft
  9. Maryam Schumacher: Das langsame Sterben der Delfinarien. Spiegel Online, 4. Oktober 2010, abgerufen am 5. Oktober 2010.

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