- Der Augsburger Kreidekreis
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Der Augsburger Kreidekreis ist eine Erzählung von Bertolt Brecht aus dem Jahre 1940. Sie erschien erstmals 1941 und Brecht nahm sie später ebenfalls in die 1949 erstmals veröffentlichten Kalendergeschichten auf.
Brecht verlegte die Handlung der Geschichte, deren Motiv er einer chinesischen Geschichte von Li Qingzhao entnommen hatte, in die Zeit des Dreißigjährigen Krieges in seine Heimatstadt Augsburg.
Mit dem Motiv der Kreidekreisprobe beschäftigte sich Brecht in mehreren Werken; das bekannteste ist das spätere Theaterstück „Der kaukasische Kreidekreis“, das eine ähnliche Handlung wie der Augsburger Kreidekreis hat.
Inhaltsverzeichnis
Inhalt
In der Geschichte geht es um eine Magd, die ein Kind aufnimmt und um das Recht kämpft, es zu behalten.
Der Schweizer Protestant Zingli, Besitzer einer großen Gerberei in Augsburg am Lech, wird erschlagen, als die Katholiken die Stadt einnehmen. Seine Frau, die mit dem Kind in eine Vorstadt fliehen sollte, hält sich zu lange mit dem Packen ihrer Kleider auf und lässt in der Eile das Kind zurück. Die einfache Magd Anna nimmt sich nach einigem Zögern des Kindes an und flieht mit ihm zu ihrem Bruder aufs Land. Ihr Bruder hatte auf einem Bauernhof eingeheiratet und nahm sie gerne auf. Wegen des Misstrauens ihrer Schwägerin erfindet Anna Geschichten von einer Ehe und sagt, dass ihr Mann sie bald holen würde. Doch nachdem die Schwägerin nach einiger Zeit immer misstrauischer wird, geht sie eine Ehe mit einem scheinbar Todkranken ein, damit sie, nachdem er gestorben ist, bei ihrem Bruder bleiben kann. Nachdem sie einige Zeit vergebens auf den Totenschein gewartet hat, erweist sich der Sterbenskranke plötzlich als kerngesund. Sie lebt mit ihm einige Jahre.
Nach dem Ende des Krieges zwischen Protestanten und Katholiken kehrt auch die Gerberfrau zurück und nimmt das von ihr geborene Kind ihrer ehemaligen Magd weg. Diese gerät außer sich und trägt den Behörden vor, dass man ihr Kind gestohlen habe. Durch Glück gerät sie an den Richter Ignaz Dollinger, der wegen seiner Grobheit und Gelehrsamkeit in ganz Schwaben berühmt ist. Doch in der Verhandlung lässt sich nicht feststellen, wer nun die richtige Mutter ist, und der Richter ordnet an, den Beweis der Mutterschaft durch eine Mutter-Prüfung im Kreidekreis zu erbringen. Der Richter lässt das Kind also in einen Kreidekreis stellen, und beide Frauen sollen gleichzeitig versuchen, das Kind zu sich aus dem Kreis herauszuziehen. Herrisch reißt die Gerberfrau ihr Kind an sich, das Anna voll Mitleid loslässt.
Schließlich erhält nicht die Gerberfrau Zingli trotz ihres verbrieften Rechts das Kind zugesprochen, sondern die Magd Anna, die in Liebe und täglicher Pflichterfüllung bewiesen hat, dass sie dem Kind niemals wehtun würde und dass sie die richtige Mutter für das Kind ist.
Literatur
Textausgaben
- Der kaukasische Kreidekreis. Text und Kommentar, Frankfurt am Main 2009, ISBN 978-3-518-18842-2 (Suhrkamp BasisBibliothek, 42) (Anhang: "Der Augsburger Kreidekreis", Erzählung von 1940)
Siehe auch
- Salomo: Das Urteil des Königs Salomo
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