Deutschlandhalle

Deutschlandhalle
Deutschlandhalle in Berlin-Westend, 2006

Die 1935 errichtete und nach ihrer Zerstörung im Zweiten Weltkrieg wieder aufgebaute Deutschlandhalle ist ein Veranstaltungsort im Berliner Ortsteil Westend des Bezirks Charlottenburg-Wilmersdorf, direkt am S-Bahnhof Messe Süd (Eichkamp) gelegen. Der Abriss der Halle ist für das Jahr 2011 vorgesehen.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Die erste Deutschlandhalle, 1939

Die Deutschlandhalle ist eine der weltweit ältesten Veranstaltungsarenen dieser Dimension. Sie wurde anlässlich der Olympischen Sommerspiele 1936 als damals „größte Mehrzweckhalle der Welt“ in Berlin nach Entwürfen des Hallendirektors Franz Ohrtmann und des Bauunternehmers Fritz Wiemer in nur neunmonatiger Bauzeit errichtet und am 29. November 1935 im Beisein von Adolf Hitler eingeweiht.

Die 117 Meter lange und 83 Meter breite Stahlkonstruktion bietet ein Platzangebot für bis zu 10.000 Zuschauer; unter Ausnutzung aller Möglichkeiten passten bis zu 16.000 Menschen hinein.[1]

Anschließend wurden in der Deutschlandhalle vor allem Sportveranstaltungen, große Show-Veranstaltungen sowie Massenveranstaltungen der NSDAP und ihrer Organisationen durchgeführt. Bei den Olympischen Spielen 1936 wurde in der ersten Woche das Ringer- und das Gewichtheberturnier und in der zweiten Woche das Boxturnier dort ausgetragen. 1938 wurde von der Pilotin Hanna Reitsch in der Deutschlandhalle während der Revue Ki sua heli der erste Hubschrauber-Hallenflug vorgeführt. Bei der Show Menschen-Tiere-Sensationen stürzte am 20. Januar 1940 die Hochseilartistin Camilla Mayer in den Tod, als ein Mast brach. Bei einem Luftangriff der Alliierten im Januar 1943 wurde die Deutschlandhalle zerstört.

Nach dem Kriegsende wurde die Ruine wieder aufgebaut und am 19. Oktober 1957 wiedereröffnet. Als West-Berlins größte Veranstaltungshalle wurden Shows wie Holiday on Ice, Menschen, Tiere, Sensationen und das British Tattoo dort aufgeführt.

Auch zahlreiche Konzerte fanden in der Deutschlandhalle statt. Unter anderem The Rolling Stones, AC/DC, Metallica, The Who, Johnny Cash, Queen und Jimi Hendrix haben hier gespielt, aber auch Herbert Grönemeyer und Gianna Nannini. David Bowie hatte in dem Film Christiane F. – Wir Kinder vom Bahnhof Zoo einen Auftritt in der Deutschlandhalle. Eine der eindrucksvollsten Veranstaltungen fand drei Tage nach dem Fall der Berliner Mauer statt. Unter dem Motto Konzert für Berlin wurde am 12. November 1989 spontan ein Festival organisiert. Bei freiem Eintritt spielten Musiker wie Nina Hagen, Udo Lindenberg, Ulla Meinecke, Konstantin Wecker, Joe Cocker und Bands wie die Toten Hosen, 3 Tornados (mit einem ihrer letzten Auftritte), Die Zöllner, Puhdys oder BAP, um dieses emotionale Ereignis zu feiern. 50.000 Besucher aus Ost und West strömten den ganzen Tag über in die Halle.[2] Das Konzert wurde von Steffen Simon moderiert und stundenlang vom SFB live im Radio und in den dritten Fernsehprogrammen der ARD-Sender übertragen.

Auch große Sportveranstaltungen fanden regelmäßig in der Deutschlandhalle statt. Gegen den Widerstand des DFB wurde vom 13. bis 17. Januar 1971 das erste Hallenfußballturnier mit Profimannschaften auf deutschem Boden ausgetragen[3]. Viele Boxkämpfe fanden dort statt, unter anderem am 4. Juni 1979 ein Schaukampf des Deutschen Meisters Georg Butzbach mit Muhammad Ali. Die Halle war von 1974 bis 1998 Austragungsort des Berliner Sechstagerennens. Die Basketball-Showtruppe Harlem Globetrotters gastierte wiederholt in der Deutschlandhalle. 1980 fand das Endspiel im Europapokal der Basketball-Landesmeister in der Halle statt und 1995 war sie die Spielstätte des Basketball-Europapokalsiegs im Korac-Cup von Alba Berlin.

Heutige Situation

1995 wurde das Gebäude, das zu diesem Zeitpunkt seit 60 Jahren in Betrieb war, unter Denkmalschutz gestellt. Am 1. Januar 1998 wurde die Deutschlandhalle geschlossen und der Berliner Senat plante trotz des Denkmalschutzes auf Drängen der Messe Berlin den Abriss. Die Messegesellschaft wollte zu diesem Zeitpunkt ein Parkhaus errichten, da die notwendige Sanierung aus ihrer Sicht zu teuer gewesen wäre. Die Stimmung des damaligen Senats war nicht einheitlich, da der damals zuständige Wirtschaftssenator beispielsweise für eine Komplettsanierung und Umwandlung in eine Multifunktionsarena plädierte. Dies wäre auch nötig gewesen, da vorgesehen war, die Eissporthalle an der Jafféstraße ebenfalls abreißen zu lassen – zugunsten eines Südeingangs zum Messegelände – und die Berlin Capitals somit ohne Spielstätte gewesen wären. Den Plänen zufolge sollte die Deutschlandhalle noch vor der Jafféhalle abgerissen werden.

Die Arena wurde letztlich jedoch notgedrungen für die Berlin Capitals und den Amateursport mit einer Eisfläche und mehreren Kabinen versehen und stand seit dem 15. August 2001 wieder für Großveranstaltungen und erstmals primär dem Eissport zur Verfügung. Zwischenzeitlich stand die Deutschlandhalle fast dreieinhalb Jahre leer, ohne Wartung, Sanierung oder Renovierung.

Ende 2005 wurde die Deutschlandhalle erneut geschlossen, da bei einer Routineprüfung festgestellt wurde, dass das Dach erneuert werden musste. Im März 2006 wurde die Halle dann wieder für den Eishockeysport geöffnet und war bis zur Schließung im April 2009 Heimat des ECC Preussen Juniors Berlin.

Die Dachtragwerkskonstruktion wurde 2007 für die Auszeichnung als Historisches Wahrzeichen der Ingenieurbaukunst in Deutschland nominiert.

Am 27. Mai 2008 beschloss der Berliner Senat, die Deutschlandhalle abzureißen und den Neubau einer Eishalle nahe der Glockenturmstraße zu errichten.[4][5] Der Abriss wird voraussichtlich erst im Jahr 2011 erfolgen.[6] Nachdem der Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf zwischenzeitlich versucht hatte, den Abriss zu verhindern, zog der Berliner Senat das Verfahren an sich und genehmigte im November 2010 den Abriss. Die landeseigene Messegesellschaft wird die Deutschlandhalle abbrechen, um an ihrer Stelle für 65 Millionen Euro eine neue Messehalle mit 20.000 Quadratmetern zu errichten. Da der Neubau dieser Messehalle europaweit ausgeschrieben wird, ist noch kein konkreter Zeitplan zu Abriss und Neubau fixiert. Ab 2014 soll das benachbarte ICC saniert werden; daher wird mit einer Fertigstellung der neuen Messehalle Ende des Jahres 2013 gerechnet. Sie soll dann vorübergehend auch Tagungen beherbergen.[7]

Siehe auch

Weblinks

 Commons: Deutschlandhalle (Berlin) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Deutschlandhalle – Menschen, Tiere, Emotionen. Tagesspiegel, 27. Mai 2008
  2. Melancholie und Schmerz zum Abschied. Berliner Zeitung zum letzten Betriebstag am 30. April 2009
  3. Für die Deutschlandhalle schlägt die letzte Stunde Berliner Morgenpost, 30. April 2009
  4. Brigitte Schmiemann: Mit der Deutschlandhalle fällt ein Stück Geschichte. Welt Online, 27. Mai 2008
  5. Christine Richter: ICC-Umbau kostet 182 Millionen Euro. Berliner Zeitung, 28. Mai 2008
  6. Deutschlandhalle soll erst 2011 fallen. Berliner Morgenpost, 23. Juni 2008
  7. Abriss-Genehmigung/Senat besiegelt Ende der Deutschlandhalle; Berliner Morgenpost, 4. November 2010
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