- Die Gentlemen bitten zur Kasse
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Filmdaten Deutscher Titel Die Gentlemen bitten zur Kasse Produktionsland Bundesrepublik Deutschland Originalsprache Deutsch Erscheinungsjahr 1966 Länge 235 Minuten Altersfreigabe FSK 12 Stab Regie John Olden
Claus Peter WittDrehbuch Henry Kolarz
Robert MullerProduktion Egon Monk Musik Heinz Funk Kamera Gerald Gibbs Schnitt Oswald Hafenrichter
Gisela Quicker
Monika Tadsen-ErfurthBesetzung - Horst Tappert : Michael Donegan
- Hans Cossy : Patrick Kinsey
- Günther Neutze : Archibald Arrow
- Karl-Heinz Hess : Geoffrey Black
- Hans Reiser : Tomas Webster
- Rolf Nagel : Gerald Williams
- Wolfgang Weiser : Harold McIntosh
- Harry Engel : George Slowfoot
- Wolfram Schaerf : Andrew Elton
- Guenther Tabor : Ronald Cameron
- Wolfried Lier : Walter Lloyd
- Franz Mosthav : Alfred Frost
- Kurt Conradi : Arthur Finegan
- Horst Beck : Twinky
- Paul-Edwin Roth : Peter Masterson
- Kai Fischer : Inge Masterson
- Grit Böttcher : Jennifer Donegan
- Eleonore Schroth : Eileen Black
- Sylvia Lydi : Suzy Fast
- Siegfried Lowitz : Dennis MacLeod
- Lothar Grützner : Sgt. Robbins
- Günter Meisner : Smiler Jackson
- Dirk Dautzenberg : Sgt. Davies
- Albert Hörrmann : Montague
- Alexander Golling : Gerichtsvorsitzender
- Isa Miranda : Mona
- Sprecher Hans-Günter Martens
Die Gentlemen bitten zur Kasse ist ein deutscher Fernsehdreiteiler. Er wurde ab Anfang 1965 gedreht, Erstausstrahlung war am 8., 10. und 13. Februar 1966. Der Film beschreibt den spektakulären Postzugraub in Großbritannien am 8. August 1963, der generalstabsmäßig geplant und durchgeführt wurde und den Tätern eine Rekordbeute einbrachte. Mehrere der verhafteten Posträuber wurden von ihren Komplizen aus dem Gefängnis befreit. Die Filmhandlung folgt der Berichterstattung von Henry Kolarz, die in der Zeitschrift Stern veröffentlicht wurde. Der Dreiteiler gehört zum Genre der Heist-Movies und war bei seiner Erstausstrahlung ein regelrechter Straßenfeger.
Gleichzeitig ist „Die Gentlemen bitten zur Kasse“ der Name des parallel zum Film erschienenen Brettspiels aus dem Verlag Schmidt Spiele, in dem 2–6 Spieler Geldsäcke erbeuten und in Sicherheit bringen müssen.
Inhaltsverzeichnis
Handlung
Der Plan
Archibald Arrow, Gentlemanganove und Besitzer eines Friseurladens, bekommt vom schmierigen Tippgeber Twinky den Hinweis, dass mit einem Postzug regelmäßig größere Mengen gebrauchter Scheine von Glasgow nach London gebracht werden, damit sie dort vernichtet und durch neue Scheine ersetzt werden. Diesen Tipp erhält Arrow im Pub des Gentlemanganoven Gerald „Jerry“ Williams, der später auch mitmacht. Arrow überzeugt den Antiquitätenhändler Michael Donegan, von allen nur „Major“ genannt, und dessen Kompagnon Geoffrey Black, beide ebenfalls Gentlemanganoven, von der Sache. Zusammen mit dem Kunstmaler Harry McIntosh, der für das Antiquitätengeschäft von Donegan und Black Bilderkopien erstellt, dem Perückenmacher Patrick Kinsey, dem Gemüsehändler und Wettbürobetreiber Thomas Webster, dem Pubbesitzer Gerald Williams, dem Buchmacher Andrew Elton, dem Garagen- und Tankstellenbesitzer Ronny Cameron, dem Rennfahrer George Slowfoot und anderen planen sie den Überfall. Zusätzlich heuern sie die drei Fulham-Boys Walter Lloyd, Arthur Finegan und Alfred Frost, den Schwager von Walter Lloyd, an, die ihnen von Mona vermittelt werden. Bei Mona handelt es sich um eine alte Freundin von Michael Donegan, die ihm viel beigebracht und mit der er ein uneheliches Kind hat. Walter Lloyd ist für das Lichtsignal verantwortlich. Walter Lloyd macht zur Bedingung, dass sein Schwager Alfred Frost und Arthur Finegan (in der Realität: Ronald Biggs) mitmachen können.
Um an „Betriebskapital“ zu kommen, überfallen sie auf dem London Heathrow Airport einen Lohngeld-Transport und erbeuten mehr als 50.000 Pfund. Zusammen mit seiner Dauerfreundin Suzy Fast erwirbt Archibald Arrow über den Anwalt Peter Masterson eine Farm ca. 20 Meilen von dem Tatort entfernt, von der aus die Bande den Überfall auf den Postzug startet und wo sie eine Zeit lang unterkriecht. Von dem ehemaligen Lokomotivführer Smiler Jackson bekommen sie gezeigt, wie man eine Lokomotive fährt und wie man Züge entkuppelt. Da der Waggon mit dem Geld am vorgesehenen Abend nicht direkt hinter der Lokomotive hängt, wird der Überfall um 24 Stunden verschoben. Ebenso ist die Ausbeute in dieser Nacht nicht so hoch wie in der darauf folgenden Nacht. Diese Verschiebung des Postraubes um 24 Stunden verursacht bei den Gentlemenganoven Nervosität, da die für diese Nacht vorbereiteten Alibis geplatzt sind.
Der Überfall
Bis auf einen kleinen Zwischenfall mit Smiler Jackson klappt das Stoppen des Zugs reibungslos. Da jedoch der Lokführer Schwierigkeiten macht, bekommt er von Archie Arrow einen Schlag mit einer Eisenstange. Die Lokomotive und der Waggon mit dem Geld werden, wie vorgesehen, vom Rest des Zuges entkuppelt und bis zur nächsten Brücke gefahren. Das Personal der Wagens wird unter Kontrolle gehalten, die Geldsäcke von der Brücke hinunter zu drei LKWs geworfen und dann in diese geladen. Danach fahren die Gangster wieder zu der Farm, wo sie ihren Unterschlupf haben.
Nach dem Überfall behalten nur Michael Donegan und der stets um Ruhe und Ausgleich bemühte Patrick Kinsey (in der Realität Buster Edwards) einen klaren Kopf. Nach einem Saufgelage spaltet sich die Gruppe in drei Teile: Michael Donegan, Geoffrey Black und ihre Leute, Archie Arrow und seine Leute und die Fulham-Boys als dritte Fraktion. Der an sich neutrale Patrick Kinsey schließt sich Archie Arrow an, aber eigentlich nur um „Archies Leute im Auge zu behalten“. Dies verspricht Kinsey dem Major, als Arrow und seine Leute die Farm verlassen. Die Donegan-Gruppierung vergräbt ihren Anteil auf einem Friedhof, und die anderen beiden Fraktionen kommen ungehindert durch die Straßenkontrollen.
Die Flucht
Die Fraktion von Arrow (Arrow, Kinsey, Webster, Elton und Williams) wird von Inge Masterson, der Ehefrau des Anwalts, an den Straßensperren vorbei geschleust und kriecht bei den Mastersons unter, was zu einem Nervenzusammenbruch von Inge Masterson führt.
Twinky, der das Farmhaus niederbrennen soll, bekommt Angst und taucht unter. Donegan macht ihm klar, dass das nächste Geld für ihn erst dann kommt, wenn die Farm niedergebrannt wurde, und Donegan mittels einer kodierten Anzeige mit vorher festgelegtem Text in der „Times“ davon erfahren hat. Anschließend denunziert Twinky die Bande anonym bei Scotland Yard.
Kurz bevor Donegan und Kinsey das Farmhaus niederbrennen können, werden sie von der Polizei entdeckt. Durch Nachlässigkeiten und Fehler wird fast die gesamte Bande erwischt. So machen die beiden Fulham-Boys Lloyd und Frost den Fehler, eine Garage für den doppelten Betrag des geforderten Preises anmieten und dabei bar in kleinen Pfund-Noten bezahlen zu wollen. Ebenso bieten sie an, die Miete für mehrere Monate im voraus zu bezahlen. Die beiden ahnen auch nicht, dass ihre mögliche Vertragspartnerin, Mrs Stanley, die Witwe eines Polizeibeamten ist und immer noch gute Kontakte zur Polizei in Bournemouth hat. Ebenso findet die Polizei Beweismittel im Ferienquartier von Lloyd und Frost in Bournemouth. Der leitende Kriminalbeamte, Dennis McLeod, von allen nur Mr. Mac genannt, ist erstaunt, dass Lloyd und Frost zu den Tätern gehören, obwohl diese Namen bei dem anonymen Anruf nicht genannt worden waren. Weiterhin vermutet Mr. Mac, dass Twinky der Denunziant ist, weiß aber auch, dass dieser nur anonym Informationen an Scotland Yard gibt.
Von einem Großteil der Bande findet man auf Gegenständen der Woodland-Farm Fingerabdrücke, und Archie Arrow hat an seinen Schuhen die passenden Lackspuren, mit denen auch die verwendeten Fahrzeuge lackiert wurden. In einem Wald findet sich eine Reisetasche mit 100.000 Pfund, in deren Seitentasche sich die Adresse der Mastersons findet. Nur Patrick Kinsey, Ronald Cameron und Michael Donegan kommen davon. Dessen Schwager Geoffrey Black muss freigelassen werden, da der Fingerabdruck auf einem Monopolyspiel, das man auf der Farm findet, als Beweis nicht ausreicht. Nach seinen Freispruch entwickelt Geoffrey Black eine ungewöhnliche Methode, um an die Familien der Inhaftierten Unterstützungen, von den Gentlemenganoven als „Pensionen“ bezeichnet, aus der Beute zu bezahlen.
Alle anderen bekommen, mit Ausnahme des Elektrikers Walter Lloyd, der durch seine Schuldeingeständnid „nur“ zwanzig Jahre bekommt, drakonische Strafen zwischen fünfundzwanzig und dreißig Jahren Haft. Immerhin gelingt es Donegan und Kinsey Thomas Webster als verkleidete Justizvollzugsbedienstete zu befreien. Der in seiner Art widerspenstige Arthur Finegan droht auszupacken, wenn man ihn nicht befreit. Donegan und Kinsey, die eine Art „Notstandsregierung“ gebildet haben, heuern ein Ausbruchskommitee an, und mittels eines „trojanischen Möbelwagens“ wird Arthur Finegan – das filmische Pendant zu Ronald Biggs befreit. Obwohl bei den Gentlemenganoven die Anwendung von Schusswaffen verpönt ist, verwendet das Ausbruchskommitee entgegen den Absprachen Schusswaffen.
Haftstrafen
Besonders spannend machte es die Regie im dritten und letzten Teil. Nachdem die eigentliche Geschichte mit der Aburteilung der Bande endet, fahren die Nachspanntitel hoch – und rutschen gleich wieder herunter, um auf die Bemühungen zur Befreiung einiger Mitglieder einzugehen. Nachdem auch das erzählt wurde, fahren die Abspanntitel erneut hoch – und gehen erneut gleich wieder herunter, um als Letztes noch die restliche Geschichte um den Chef Michael Donegan zu erzählen. Erst dann wird der komplette Abspann gezeigt.
Donegan wurde am 8. November 1968 in einem Ferienort an der Südküste Englands verhaftet. Kinsey stellte sich selbst der Polizei. In Revisionsverfahren wurden die Strafen der verurteilten Posträuber deutlich gemildert. Nach Verbüßung von ca. 1/3 der ursprünglichen Strafen wurden die Posträuber freigelassen. Von der Beute wurde nur ein Bruchteil gefunden.
Dreharbeiten
Es wurden noch geänderte Namen für die Posträuber verwendet und fast alle Szenen in Deutschland gedreht; im Vereinigten Königreich wurde dagegen mangels Genehmigung meistens mit versteckter Kamera gefilmt.
Der Überfall wurde an der Bahnstrecke der Sollingbahn zwischen Altenbeken und Northeim in der Gemeinde Stadt Moringen in der Nähe von Göttingen gedreht. Der NDR mietete von der Bundesbahn einen ganzen Zug, dessen Behelfspackwagen oberflächlich als Royal-Mail-Fahrzeuge verkleidet wurden. Die im Film eingesetzte Diesellok mit der Nummer V 200 050 wurde mit dem Schriftzug „British Rail“ versehen. Für die Bridego-Brücke, an der der Überfall stattfand, fand sich genauso eine deutsche Kopie wie für den nahe gelegenen Bahnhof Cheddington. Im Film zu sehen ist das – inzwischen abgerissene – Bahnhofsgebäude von Moringen, die gezeigte Brücke dient noch heute als Überführung über den Feldweg nach Vorwerk Holtensen. Eine Villa in Großhansdorf bei Hamburg diente dem NDR als Kulisse der Woodland-Farm.
„Filmarbeiten durch Regen verzögert“ titelte die Moringer Zeitung am 24. Juli 1965. Doch der häufige Niederschlag im Sommer 1965 blieb nicht das einzige Problem bei den Dreharbeiten. Schon zu Beginn wurden einige Kameraleute verletzt, als ein Zug auf einen Güterwagen auffuhr und dabei einen Turm mit Aufnahmepersonal umwarf. Auch der Regisseur John Olden – Ehemann der Schauspielerin Inge Meysel – verstarb nach etwa zwei Dritteln der Dreharbeiten unerwartet. Von einem auf den anderen Tag musste Claus Peter Witt die Regie übernehmen.
Medien
- Die Gentlemen bitten zur Kasse, 2 DVD, ARD Video, ISBN 3-937308-97-0
Die DVDs enthalten keinerlei Bonusmaterial. Als Vorlage für die DVDs wurden die Magnetbänder der Fernsehausstrahlung verwendet, inklusive der darauf aufgezeichneten Filmfehler, so im dritten Teil mit genau demselben Tonfehler beim Gespräch zweier Polizisten nach der Entdeckung von Michael Donegan, der schon in der Fernsehausstrahlung zu hören war. Die Originalfilmrollen wurden in den 1980er Jahren vernichtet, da man damals irrtümlich der Ansicht war, dass die Videokopie auf 1-Zoll-MAZ ausreichend sei. Das 1-Zoll-MAZ-Material – auf dem sich die einzige Filmkopie befindet – ist allerdings durch Materialalterung fehlerhaft und wurde Anfang der 1990er Jahre auf Betacam SP umkopiert, was auf der DVD-Kopie eindeutig zu sehen ist. Bei der ersten Auflage der DVD wurde auf eine Restaurierung verzichtet, bei der aktuellen zweiten Auflage wurden Filmrisse, Schrammen und MAZ-Fehler retuschiert, was allerdings die unbefriedigende alte Filmabtastung nicht wesentlich verbessert.
Literatur
- Drama um den Postraub-Film in: Nachrichtenmagazin Der Stern Nr.39 1965 S.171–172
- Durchs Knopfloch gefilmt in: Nachrichtenmagazin Der Stern Nr.6 1966 S.3–5
- Vockrodt, Stefan : Das Geld kam im Zug in Lok Magazin 11/2001 S.50–51, Verlag GeraNova
- Hehl, Michael: Die Gentlemen bitten zur Kasse in Eisenbahn Kurier 5/1989 S.30–33, Eisenbahnkurier Verlag
- Die Gentlemen baten zwischen Soest und Northeim zur Kasse in: Der Patriot, Lippstädter Zeitung vom 19. Juli 2006.
Weblinks
- Die Gentlemen bitten zur Kasse in der deutschen und englischen Version der Internet Movie Database
- Tonträger mit der Titelmusik
- IMCDB – Internet Movie Car Database
- Hintergrundinformationen zum Film
- Angaben über die Eisenbahnszenen im Film
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