Dieter Behring

Dieter Behring

Dieter Behring (* 1955) ist als unter Betrugsverdacht stehender Schweizer Financier bekannt geworden. Er rühmte sich, den genetischen Code des Börsenhandels geknackt zu haben und verursachte dadurch einen der grössten Schweizer Finanzskandale. Seinen angeblichen "Hedgefonds", die in der Schweiz allerdings zu keinem Zeitpunkt zum Vertrieb zugelassen waren, flossen gesamthaft Kundengelder in Höhe 1,2 Milliarden Schweizer Franken zu.

Inhaltsverzeichnis

Der erste Versuch

Als Versicherungsagent sammelte er bereits zwischen 1986 und 1990 systematisch Spargelder ein und offerierte den Anlegern dafür hohe Zinsen. Er versprach, die Gelder bei der Versicherungsgesellschaft UAP anzulegen, behielt aber das Geld, um es den bisherigen Kunden als Zinsen auszubezahlen (Schneeballsystem). 1990 ging er mit dieser illegalen Praxis Konkurs.

Illegal war es deshalb, weil er mit der Entgegennahme von Kundengeldern und deren Verzinsung der Aufsicht der Eidgenössische Bankenkommission unterstanden wäre und dafür eine Banklizenz benötigt hätte.

Die Redsafe Bank

Der wirtschaftliche Zusammenbruch des Finanzkonstruktes mit Firmen in der Schweiz, Liechtenstein und auf den Bahamas begann im Juli 2004, als auch eineinhalb Jahre nach der Übernahme der Redsafe Bank durch Dieter Behring immer noch keine Banken-Bewilligung durch die Eidgenössische Bankenkommission vorlag. Die Produkte der Redsafe Bank, die auch zu keinem Zeitpunkt Produkte von Dieter Behring vertrieb, konnten folglich auch nie angeboten werden.

Entsprechende Zeitungsberichte der Basler Zeitung, des Tages-Anzeigers und der SonntagsZeitung bezeichnete er als Schlammschlacht gegen seine Person und erhob Strafklagen gegen mehrere Journalisten im Zusammenhang mit der Berichterstattung um seine Person. Um das Thema zu versachlichen, kündigte er an, die Redsafe Bank an einen Investoren zu verkaufen, was jedoch nicht gelang. Im August wurde bekannt, dass zwei Drittel der Gelder, rund eine Milliarde Franken, welche eigentlich in den angeblichen Hedgefonds enthalten sein sollten, nicht (mehr) vorhanden waren. Weder die Bank noch Behring erklärten, ob dieser Schwund durch Rückzüge von Kunden oder durch Verluste entstand. Dadurch kamen erste Verdachtsmomente auf, dass die angeblich traumhaften Renditen lediglich auf einem Schneeballsystem basierten und nie tatsächlich erwirtschaftet wurden.

Verschiedene Verkaufspläne der Redsafe Bank platzten:

Am 19. September 2004 verfügte die Aufsichtsbehörde die Liquidation der Redsafe Bank, welche am 21. September den Betrieb einstellte und ihr Gesuch für eine Lizenz als Bank und Effektenhändlerin zurückzog.

Am 19. Oktober 2004 wurde Dieter Behring wegen Verdacht auf Betrug in der Höhe von mehreren Hundert Millionen Franken verhaftet. Eine eigens dafür eingerichtete Hotline der Bundeskriminalpolizei verzeichnete bereits am ersten Tag ihrer Einrichtung rund 35 Anrufe.

Am 12. November 2004 zog er die Strafanzeigen gegen die Journalisten wieder zurück.

Nebenschauplätze

Zusammen mit Behring waren die Basler Grossrätin und Ständerätin Anita Fetz und der Solothurner Regierungsrat Roberto Zanetti im Stiftungsrat von Pro Facile tätig. Dabei wurden Gelder in einen Hedgefonds investiert, welche allerdings nicht verloren gingen: Die Stiftung konnte die Rückführung der Gelder im August 2004 bestätigen.[1] Bei den darauf folgenden Wahlen mussten beide um ihre Wiederwahl bangen – unter anderem darum, weil Behring beide während vergangener Wahlkämpfe finanziell unterstützt hatte. Während Fetz als Ständerätin bestätigt wurde, schaffte Zanetti die Wiederwahl nicht mehr. Er wurde jedoch 2010 als Ständerat gewählt.

Stand der Ermittlungen

Die Bundesanwaltschaft ermittelt wegen Anlagebetruges, Veruntreuung und Geldwäscherei gegen ihn. Behring sass bis am 25. April 2005 in Untersuchungshaft. Er wurde gegen Kaution von einer Million Franken, die von einer XXX Ltd. geleistet wurde, auf freien Fuss gesetzt. Behring musste seinen Reisepass hinterlegen und muss sich regelmässig bei der Polizei melden. Im Sommer 2006 ist er ins Fricktal umgezogen. Die genaue Schadenssumme ist noch unklar, genauso wie der Zeitpunkt der Anklage.

Er, sowie ein anderer Verdächtigter, sassen seit 6. März 2007 vorübergehend wieder in Untersuchungshaft und wurden nach zwei Wochen wieder aus der Haft entlassen.

Laut der am 21. Februar 2008 veröffentlichten Orientierung der Bundesanwaltschaft zuhanden der Geschädigten und der Öffentlichkeit über das Ermittlungsverfahren gegen Dieter Behring und Mitbeschuldigte besteht der Verdacht, dass die illegal entgegengenommenen Publikumsgelder nie wirklich angelegt wurden, sondern gezielt für die Verwendung in einem Umlageverfahren gesammelt, verschoben und schliesslich unrechtmässig und zur Aufrechterhaltung des mutmasslich betrügerischen Systems verwendet wurden. Damit konkretisiert sich der Verdacht, dass es sich hierbei um ein illegales Schneeballsystem gehandelt hatte. Das Ermittlungsverfahren richtet sich derzeit gegen insgesamt zwölf Personen. Bis zu diesem Zeitpunkt haben geprellte Anleger einen Schaden von mindestens 220 Millionen Franken geltend gemacht.[2][3]

Neue, Ende April 2008 aufgeschaltete Website

Verschiedene Schweizer Medien berichteten Ende April 2008, aufgrund eines in der «Basler Zeitung» erschienenen Artikels, über eine neue von Dieter Behring betriebene und am 27. April 2008 erstmals aufgeschaltete Website. In dieser pries Behring eine neue Aktienstrategie an und empfahl sich für die Verwaltung von Gelder, die er von Privaten, Firmen und Fondsgesellschaften ab einer Million Franken entgegennehmen würde.[4] Die Eidgenössische Bankenkommission stellte die entsprechende Website unter Beobachtung.[5] Daneben bietet Behring über seine Website einen Gedichtband für 980 Franken sowie Selbstportrait-Bilder für bis zu 8'050 Franken zum Kauf an.[6]

Zitate

  • "Es kann immer und es kann alles passieren."
  • "Überleben macht Spass." (Im Weltwoche-Interview April 2006, in dem er jede Schuld von sich weist.)
  • "Ich teile einfach gern." (Interview im Tages-Anzeiger, 2. Mai 2008)

Literatur

  • Peter Zihlmann: Der Börsenguru. Aufstieg und Fall des Dieter Behring, Orell Füssli Verlag, Zürich 2005
  • Leo Müller: Tatort Zürich. Einblicke in die Schattenwelt der internationalen Finanzkriminalität, Berlin (Econ), 3. Auflage 2006

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Solothurner Zeitung, 19. August 2004
  2. Bundesanwaltschaft, 21. Februar 2008 - Ermittlungsverfahren gegen Dieter Behring und Mitbeschuldigte (PDF)
  3. Berner Zeitung, 22. Februar 2008
  4. 20 Minuten, 29. April 2008
  5. Epoch Times, 29. April 2008
  6. Blick, 30. April 2008



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