Druschba (Kaliningrad)

Druschba (Kaliningrad)
Siedlung
Druschba/Allenburg
Дружба
Föderationskreis Nordwestrussland
Oblast Kaliningrad
Rajon Prawdinsk
Erste Erwähnung 1256
Frühere Namen Allenburg (bis 1946)
Siedlung seit 1946
Höhe des Zentrums 27 m
Zeitzone UTC+3
Telefonvorwahl (+7) 40157
Postleitzahl 238405
Kfz-Kennzeichen 39, 91
OKATO 27 233 807 001
Geographische Lage
Koordinaten 54° 30′ N, 21° 12′ O54.492521.19222222222227Koordinaten: 54° 29′ 33″ N, 21° 11′ 32″ O
Druschba (Kaliningrad) (Russland)
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Lage in Russland
Druschba (Kaliningrad) (Oblast Kaliningrad)
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Oblast Kaliningrad

Druschba (russisch Дрýжба, Družba, deutsch Allenburg, polnisch Alembork, litauisch Alna) ist ein Ort (bis 1945 Stadt) im Rajon Prawdinsk (Friedland) (Oblast Kaliningrad/Russland, früher Ostpreußen) und gehört zur Prawdinskoje gorodskoje possenelnije (Stadtgemeinde Prawdinsk).

Inhaltsverzeichnis

Geographische Lage

Der Ort liegt am Fluss Alle (russisch Лава, Lawa) nahe der Einmündung des Omet und des Masurischen Kanals.

Durch den Ort verläuft die russische Fernstraße R 514 (bis hierher Teilstück der ehemaligen deutschen Reichsstraße 142), die innerorts von einer Nebenstraße gekreuzt wird, die die Anbindung an die Fernstraßen R 508 und R 512 herstellt.

Vor 1945 war der Ort Bahnstation an der Bahnstrecke von Wehlau (heute russisch: Snamensk) über Friedland (Ostpreußen) (Prawdinsk) nach Bartenstein (heute polnisch: Bartoszyce) und Heilsberg (Lidzbark Warmiński), die heute nicht mehr in Betrieb ist.

Geschichte

Historisches Wappen
Königsstraße mit dem Königlichen Amtsgericht und der Post, um 1910
Stadtkirche vor 1914 bei Hochwasser im Frühjahr

Allenburg wurde 1256 erstmals erwähnt, als der Deutsche Ritterorden die Burg auf der östlichen Seite der Alle zu einer Vorburg mit Wallanlage als Wehranlage gegen die Litauer ausbaute. Bereits vier Jahre darauf zerstörten die Prussen die Burg, jedoch wurde 1272 nach Niederwerfung der Prussen eine neue Burg errichtet.[1]

Am 19. Oktober 1400 erhielt Allenburg die Stadtrechte von Konrad von Jungingen, dem Hochmeister des Deutschen Ritterordens, nach Kulmer Recht. Die Stadt schloss sich dem Preußischen Bund an und wurde deswegen 1455 vom Deutschen Orden angegriffen, erobert und dabei teilweise zerstört.[1]

Seit 1818 gehörte Allenburg zum Landkreis Wehlau im Regierungsbezirk Königsberg in Ostpreußen.

Im Ersten Weltkrieg wurde die Stadt im August 1914 von der russischen Armee erobert und dabei stark zerstört. Auch die Stadtkirche wurde in Mitleidenschaft gezogen. Nach Kriegsende erfolgte Anfang der 1920er Jahre der allgemeine Wiederaufbau der Stadt. Sie gehörte bis 1945 zum Landkreis Wehlau im Regierungsbezirk Königsberg der preußischen Provinz Ostpreußen.

Nach dem Zweiten Weltkrieg kam die Stadt 1945 unter sowjetische Verwaltung und wurde in Druschba (deutsch: „Freundschaft“) umbenannt. Die nach der Flucht verbliebenen deutschen Einwohner wurden bis 1948 ausgesiedelt und durch solche aus verschiedenen Teilen der Sowjetunion ersetzt.

Nach dem Verlust des Hinterlandes und der meisten Verkehrsverbindungen durch die sowjetisch-polnische Grenzziehung mitten durch Ostpreußen sowie dem Verlust der Stadtrechte hat das nunmehrige Druschba seit 1945 stark an Bedeutung verloren und es stehen nur noch wenige Häuser.

Im Jahre 1946 erhielt die ehemalige Stadt den russischen Namen „Druschba“. Bis 2009 war der Ort innerhalb der seit 1991/92 russischen Oblast Kaliningrad Zentrum des Druschbinski sowjet (Dorfsowjet) und ist seither – aufgrund einer Struktur- und Verwaltungsreform[2] – eine als „Siedlung“ (russisch: possjolok) eingestufte Ortschaft innerhalb der Prawdinskoje gorodskoje posselenije (Stadtgemeinde Prawdinsk (Friedland (Ostpr.)) im Rajon Prawdinsk.

Entwicklung der Einwohnerzahl

  • 1768: 1.138[3]
  • 1798: 1.321[4]
  • 1810: 1.250[4]
  • 1831: 1.654[4]
  • 1840: 1.730[5]
  • 1875: 2.090
  • 1910: 1.697
  • 1925: 1.730, meist evangelische Einwohner[6]
  • 1939: 2.692

1711 wütete die Pest in der Stadt, und nur elf Einwohner sollen überlebt haben. 1782 lebten schon wieder 1.379 Menschen in Allenburg.[1] 1875 hatte Allenburg 2.090 Einwohner. Die Einwohnerzahl sank bis 1910 auf 1.697 und stieg danach bis 1939 wieder auf 2.692 Einwohner an.

Bürgermeister

Kirche

Die Pfarrkirche in Druschba (Allenburg) im Jahre 2006

Pfarrkirche

Bis zum Bau der Kirche[7] im Jahre 1405 wurde die Burgkapelle als Gotteshaus genutzt. Anfang des 15. Jahrhunderts begann man mit der Errichtung der Kirche aus Backstein mit dem bemerkenswerten Ostgiebel, allerdings ohne Chor.

Gegen Ende des 15. Jahrhunderts erweiterte man den Saalbau nach Westen. Die Nordseite des Kirchenschiffs war zugleich Stadtmauer. Bei den Kämpfen im Ersten Weltkrieg entstand schwerer Schaden am Gebäude. Am 30. August 1925 konnte man die wieder errichtete Kirche wieder einweihen. Der von russischen Truppen gesprengte Turm wurde neugotisch erhöht, wohl nach Plänen des Archtiekten Hugo Häring.

Seit dem Jahr 2005 – im Jahr der Feier des 600-jährigen Bestehens der Kirche – kann diese wieder für Gottesdienste genutzt werden.

Kirchengemeinde

Die Reformation setzte sich relativ früh in Allenburg durch. Im Jahre 1529 wurde der letzte vorreformatorische Geistliche abgesetzt und am 23. Februar 1529 der erste lutherische Pfarrer bestellt.

Allenburg mit seiner mehrheitlich evangelischen Bevölkerung war bis 1945 Sitz eines weitflächigen Kirchspiels, das zum Kirchenkreis Wehlau (russisch: Snamensk) innerhalb der Kirchenprovinz Ostpreußen der Kirche der Altpreußischen Union gehörte.

Während der Sowjetzeit konnte kirchliches Leben nicht stattfinden. Erst in den 1990er Jahren sammelten sich vor allem Russlanddeutsche in Druschba. Es entstand eine kleine Gemeinde, die zur Kirchenregion der Auferstehungskirchengemeinde in Kaliningrad (Königsberg (Preußen)) gehört. Sie ist Teil der ebenfalls neu gegründeten Propstei Kaliningrad innerhalb der Evangelisch-Lutherischen Kirche Europäisches Russland (ELKER)[8].

Kirchspielorte

Zum Kirchspiel Allenburg vor 1945 gehörten zwölf politische Gemeinden, von denen einige heute nicht mehr existieren[9]:

Name (bis 1946) Russischer Name
Allenburg Druschba
Eiserwagen Bely Jar
Ernstwalde --
Freudenfeld --
Groß Allendorf Kostromino
Koppershagen --
Kortmedien Kostromino
Leißienen Rodniki
Neumühl Kostromino
Plauen Fedotowo
Schallen --
Schönrade Schtscherbinino

Zu den dazugehörigen Ortschaften und Wohnplätzen zählen u. a.: Dettmitten (Iswilino), Trimmau (Nowoje).

Pfarrer

Seit der Reformationszeit amtierten in Allenburg bis 1945 jeweils zwei Geistliche[10]:

  • Johann Laxophorin, ab 1529
  • Balthasar Gottshtuer, bis 1537
  • Alex Magnus, bis 1546
  • L. Tollenburg, 1550–1558
  • Johann Sperber, 1562–1575
  • Martin Bezelius, ab 1575
  • Theodor Siligeneus, ab 1601
  • Johann Jungius, 1619–1625
  • Andreas Meyer, 1625
  • Georg Hintz, 1625–1651
  • Johann Röder, 1625–1657
  • Georg Frischeisen, 1653–1670
  • Johann Friedrich Weißemmel, 1657–1662
  • Friedrich Gerholtz, ab 1662
  • Georg Bliesner, 1670–1681
  • Christoph Moldenhauer, 1666
  • Michael Hefter, 1681–1711
  • Friedrich Kranich, 1681–1716
  • Friedrich Mickeht, 1711–1721
  • Johann Ludwig Colbius, 1717–1748
  • Michael Freytag, 1721–1737
  • Daniel Friedrich Glawe, 1738–1743
  • Bernhard Jacob Drenckhan, 1743–1786
  • Johann Ernst Henne, 1749–1761
  • Johann Gottlieb Schudich, 1761–1773
  • Samuel Heinrich Keber, 1773–1777
  • Jacob Friedrich Töppen, 1777–1786
  • Johann Gottlob Patzig, 1786–1817
  • Johann Daniel Schmidt, 1792–1816
  • Gottfried Laudien, 1816–1820
  • Simon Mäckelburg, 1817–1821
  • Karl Wilhelm Ferdinand Bobrik, 1820–1832
  • Daniel Samuel Weißemmel, 1822–1838
  • Friedrich Adolf Günther, 1833–1845
  • Sigismund Erwin Otto von Schäwen, 1838–1866
  • Adolf Eduard Treibe, 1846–1892
  • August Wolfgang Adalbert Kähler,
    1866–1876
  • Albert Leonhard H. Wodaege, 1877–1880
  • Carl Gustav Marter, 1880–1882
  • Otto Meißner, 1884–1885
  • August Wilhelm Lucas, 1885–1886
  • Josef Grunert, 1887–1906
  • Max Zacharias Ebel, 1892–1900
  • Alexander Gerhard A. Wormit, 1901–1910
  • Richard Bernhard Böhnke, 1907–1910
  • Hermann Erich Kramm, 1910–1918
  • Georg Wagner, 1911–1914
  • Rudolf Erich Sack, 1914–1916
  • Georg Kern, 1918–1924
  • Georg Luntowski, 1922–1925
  • Paul Bendrich, 1925–1927
  • Georg Luntowski, 1925–1927
  • Otto Rosinski, 1927–1930
  • Bruno Adelsberger, 1927–1932
  • Friedrich Mickwitz, 1930–1933
  • Ernst Daudert, 1935–1940
  • Berthold Kröhnert, 1936–1938
  • Heinz Paul Albert Reich, 1939–1945
  • Alfred Blaesner, 1943–1945
  • Michael Klumbies, 1943–1945

Persönlichkeiten des Ortes

  • Paul Treibe (1876–1956), Ministerialdirektor im Reichsverkehrsministerium
  • Erwin Moeller (1883–1966), Bürgermeister

Partnerstädte

Hoya an der Weser ist seit 1972 die Patenstadt der Allenburger.

Festlich begangen wurde 1997 die 25-jährige Patenschaft und auch im Jahr 2000 der 600. Jahrestag der Verleihung der Stadtrechte. Ein Gedenkstein für die 600 Jahre Stadtrechte wurde an der Martinskirche, dem Kulturzentrum von Hoya, aufgestellt und feierlich eingeweiht.

Sehenswürdigkeiten

Gut erhalten ist die Stadtkirche aus dem 15. Jahrhundert mit ihrem markanten Treppengiebelturm. 1999 wurde ein Verein gegründet zur Erhaltung und Nutzung der Kirche für evangelisch-lutherische Gottesdienste und ein kleines Museum. Nach umfangreichen Sanierungsarbeiten wurde im Juli 2005 ein kleines Museum im Kirchturm und ein Gottesdienstraum für die evangelisch-lutherische Gemeinde eingerichtet. Vom Turm der Kirche besteht eine gute Aussicht über die Umgebung und auf ein auf dem Ostgiebel des Kirchturmes befindliches und benutztes Storchennest.

Die Schleuse und das Schleusenwärterhaus am Masurischen Kanal sind gut erhalten.

Druschbinski sowjet

Bis zum Inkrafttreten der Verwaltungsreform des Jahres 2009[11] war Druschba zentraler Ort des nach ihm benannten Druschbinski sowjet (Дружбинский посельковый совет), zu dem folgende Ortschaften gehörten:

russischer Name deutscher Name (bis 1946)
Берёзово (Berjosowo) Schönbaum
Домково (Domkowo) Arndtshof
Дружба (Druschba) Allenburg
Красное (Krasnoje) Schöntritten
Курортное (Kurortnoje) Wohnsdorf
und Agnesenhof
Луговое (Lugowoje) Hohenfelde
Овражное (Owraschnoje) Wilhelmshöhe
Песочное (Pessotschnoje) Althof,
Kreis Bartenstein
Прогресс (Progress) Auglitten (bis 1938 Ochtolite)[12]
Сельцы (Selzy) Königstann

Von diesen Ortschaften existieren heute noch sechs, die ebenfalls jeweils eine „Siedlung“ innerhalb der Stadtgemeinde Prawdinsk darstellen.

Siehe auch

Weblinks

 Commons: Druschba (Kaliningrad) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b c Handbuch der historischen Stätten - Ost- und Westpreussen, Historische Stätten, Stuttgart 1981, ISBN 3-520-31701-X, S. 5
  2. Nach dem Gesetz über die Zusammensetzung und Territorien der munizipalen Gebilde der Oblast Kaliningrad vom 25. Juni/1. Juli 2009, nebst Gesetz Nr. 476 vom 21. Dezember 2004, präzisiert durch Gesetz Nr. 370 vom 1. Juli 2009
  3. Leopold Krug: Die preußische Monarchie - topographisch, statistisch und wirtschaftlich dargestellt. Teil 1: Provinz Ostpreußen, Berlin 1833, S. 304.
  4. a b c Leopold Krug (1833), loc. cit.
  5. Supplemente zum Universal-Lexikon oder Enzyklopädischen Wörterbuch der Wissenschaften, Künste und Gewerbe (herausgegeben von H. A. Pierer, bearbeitet von Franz Dornberger). 1. Band, Altenburg 1841, S. 180.
  6. Der Große Brockhaus. 15. Auflage, 1. Band, Leipzig 1928, S, 301.
  7. Die Kirche in Allenburg
  8. Ev.-luth. Propstei Kaliningrad
  9. Kirchspiele im Kreis Wehlau
  10. Friedwald Moeller, Altpreußisches evangelisches Pfarrerbuch von der Reformation bis zur Vertreibung im Jahre 1945, Hamburg, 1968, Seite 14-15
  11. Gesetz vom 25. Juni/1. Juli 2009 wie oben genannt
  12. litauische Wikipedia

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