- ENASA
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Pegaso war der Nachfolger des spanischen Kraftfahrzeug-Herstellers Hispano-Suiza nach der Verstaatlichung des Werkes in Barcelona durch das Franco-Regime im Jahre 1945. Pegaso war der Markenname des in jenem Jahr gegründeten National-Unternehmens ENASA (Empresa Nacional de Autocamiones S.A.).
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Die Kraftfahrzeugproduktion von Hispano-Suiza wurde wegen des sich abzeichnenden Krieges (der ein Jahr später auch tatsächlich begann) 1938 in Paris eingestellt, aber im neutralen Barcelona noch einige Zeit weitergeführt. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Firma durch den spanischen Staatschef General Francisco Franco als Staatseigentum ENASA (Empresa nacional autocamiones sociedad anonima) weitergeführt und unter dem Markennamen PEGASO vorwiegend Nutzfahrzeuge gebaut.
Um der Marke internationale Anerkennung und den eigenen Mitarbeitern einen Ansporn zu höchster Präzision zu verschaffen, entwarf der ehemalige Motorenkonstrukteur von Alfa Romeo, der Ingenieur Wilfredo Ricart das bekannteste Fahrzeug der Marke und Prestigeobjekt Pegaso Z-102, der 1951 auf dem Pariser Automobilsalon vorgestellt wurde. Dieser Sportwagen beinhaltete eine nach den Konstruktionsdaten für die 1950er Jahre extrem fortschrittliche Technik in Verbindung mit einer exklusiven Form, wurde aber nur knapp hundert mal gebaut. Er verfügte anfangs über einen 2,5-Liter-V8-Motor mit je zwei obenliegenden Nockenwellen (DOHC), die über Zahnräder angetrieben wurden und desmodromischer Zwangs-Ventilsteuerung. Außerdem wurde ein 2,8-Liter-V8-Motor angeboten, der von vier statt einem Weber-Doppel-Fallstromvergaser mit Kraftstoff versorgt wurde. Auf Wunsch konnte der größere Motor auch mit einer Motoraufladung versehen werden, was die Leistung weiter steigerte. Das Coupé verfügte bereits über eine De Dion-Hinterachse; das synchronisierte Fünfganggetriebe war hinter dem selbstsperrenden Differential mit der Hinterachse verblockt (Transaxle-Prinzip). Die Vorderachse besaß eine Einzelradaufhängung; die Lenkung erfolgte über ein Pegaso-eigenes System. Dabei ähnelte kaum ein Wagen einem anderen, da die Werkskarosserien als wenig gelungen galten und sich alle namhaften Karosseriebauer förmlich darum rissen, die Sportwagen dieses Herstellers zu gestalten.
Der Pegaso-Sportwagen galt in seiner ersten Ausführung Z-102 nach dem Urteil zeitgenössischer Experten bzw. Testfahrer zweifellos als sehr fortschrittlicher Wagen, wenn auch mit gewissen Entwicklungsmängeln (z. B. bei Lenkung und Schaltung), der aber dennoch in jedem Falle sehr leistungsfähig war und selbst in seiner einfachsten Ausführung ohne Probleme über 200 km/h lief. Der Z-102 kam auch in kleinerem Umfang im Motorsport zum Einsatz und konnte einige Rennen für sich entscheiden. Die Versionen mit Kompressor waren mit bis zu 360 PS und einer Höchstgeschwindiglkeit von über 250 km/h praktisch die schnellsten Sportwagen ihrer Zeit.
Ab 1955 wurde der Nachfolge-Typ Z-103 vorgestellt, der ebenfalls über V8-Motoren verfügte, jedoch zum Teil vergrößert und in etwas vereinfachter Ausführung mit OHV-Ventilsteuerung mit einer zentralen Nockenwelle im Motorblock. Der Hubraum reichte hier je nach Variante von 2.816 bis 4.780 cm³; auf Wunsch war wiederum ein Kompressor erhältlich. Ab 1957 wurden exklusive Cabriolets beim einheimischen Karosseriebauer Serra gebaut, die über 3,2- und 4,5-Liter-Motoren verfügten. Einige Kritiker kritisierten, Ricart hätte statt der V8- besser gleich V12-Motoren für die Sportwagen konstruieren sollen, um erfolgreicher gegen Ferrari konkurrieren können. Jener Firma also, die seinem Widersacher Enzo Ferrari gehörte, dessentwegen Ricart Alfa Romeo 1945 nach Differenzen verlassen hatte. Ricart parierte dieses Argument, mit Hinweis darauf, dass ein V12-Motor den eher kleinen Sportwagen zu kopflastig hätte werden lassen und er einen möglichst optimalen Kompromiss aus Leistung und Fahreigenschaften anstrebte. Dennoch muss trotz des plausiblen Konstruktionsprinzips festgestellt werden, dass der Pegaso gegenüber Ferrari auf der internationalen Bühne wegen des V8-Motors in der Tat etwas im Nachteil war, denn die Italiener bauten seit 1945 Rennwagen mit V12-Motoren, die bereits Weltruhm erlangt hatten.
Aufgrund der bescheidenen Verkaufszahlen, nicht zuletzt wegen des sehr hohen Preises, wurde 1958 die Pkw-Produktion endgültig aufgegeben. Kurz darauf wurden auf persönliche Anordnung von Franco die Fertigungsanlagen demontiert und verschrottet. Insgesamt wurden vom Pegaso-Sportwagen in allen Ausführungen nur ca. 86 Exemplare gebaut (nach anderen Quellen ca. hundert).
Pegaso konzentrierte sich seitdem nur noch auf die Produktion von Nutzfahrzeugen, die dank des lange abgeschotteten spanischen Marktes und der dortigen Zulassungsvorschriften sich zunächst auf die Produktion von Kippern und Pritschenwagen beschränkte. Die 1000er Serie von Frontlenker-Lkw mit geteilter Frontscheibe verfügte bereits 1963 über 160 PS aus einem Reihen-Sechszylinder-Motor. Dabei kam es teilweise zum Erscheinen von (zumindest im Vergleich zu anderen Ländern) eher ungewöhnlichen Lkw-Modellen von besonderer Länge mit zwei gelenkten Vorderachsen und einer oder zwei angetriebenen Hinterachsen, da Sattel- und Gliederzüge bis in die 1980er Jahre auf Spaniens Straßen weitgehend unbekannt waren. Außerdem gehörten Omnibusse zum Lieferprogramm, später kamen noch Lieferwagen/Kleintransporter (von SAVA) hinzu.
Pegaso stellte seit den 1950er Jahren auch diverse Militärfahrzeuge für die spanische Armee her, darunter Lkw und Panzerwagen mit Allradantrieb. In den 1960er Jahren beteiligten sich die britischen Leyland Motors an Pegaso, doch der Erfolg stellte sich nicht ein. Ein Jahrzehnt später, in den 1970er Jahren, beteiligte sich deren niederländischer Partner, der Lkw-Hersteller DAF an Pegaso, doch auch er hatte keinen größeren Erfolg.
Ende der 1980er Jahre wurde Pegaso nach dem Vorbild von SEAT zur Privatisierung vorgesehen. Aufgrund einer Kooperation von MAN mit Pegaso bei der Produktion eines leichten Lkw bewarb sich MAN um die Übernahme. Doch letztlich erwarb Iveco, die Lkw-Sparte von FIAT, im Jahre 1990 die Enasa und führt Pegaso seitdem als eigene Marke von Iveco in Spanien fort. Für die spanische Armee, Feuerwehr usw. wurde die 265 kW (360 PS) starke Euro-Tech-Serie mit einem Reihensechszylinder mit Turbolader angetrieben, die auch fast baugleich in einem Zweigwerk in Venezuela produziert wurden.
Berühmte Fahrzeuge
Pkw
- Z-102
- Z-103
Lkw
- Pegaso I „Mofletes“
- Pegaso II Z-203
- M-3
- Z-207 „Barajas“
- Z-201 (6x2 mit zwei gelenkten Vorderachsen)
- Comet
- T-1
- Troner
- Z-201
Militärfahrzeuge
- M-3
- BMR
Siehe auch
- Hispano-Suiza
- Wilfredo Ricart
Weblinks
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