- Egon Günther
-
Egon Günther (* 30. März 1927 in Schneeberg/Erzgebirge) ist ein deutscher Filmregisseur und Schriftsteller.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Egon Günther stammt aus einer Arbeiterfamilie. Er absolvierte eine Lehre als Schlosser und arbeitete anschließend als Technischer Zeichner in einem Konstruktionsbüro. 1944/45 nahm er als Soldat der Wehrmacht am Zweiten Weltkrieg teil. Er geriet in den Niederlanden in Kriegsgefangenschaft, aus der ihm die Flucht gelang. Nach Kriegsende arbeitete er anfangs als Neulehrer in der Sowjetischen Besatzungszone. Von 1948 bis 1951 studierte er Pädagogik, Germanistik und Philosophie an der Karl-Marx-Universität Leipzig; anschließend war er wieder als Lehrer tätig. Er wechselte dann ins Verlagswesen und war Lektor beim Mitteldeutschen Verlag in Halle/Saale. Ab 1958 war er als Dramaturg, Szenarist und Regisseur für das Filmstudio Babelsberg der DEFA tätig; ab 1961 lebte er als freier Schriftsteller und Regisseur in Potsdam-Babelsberg.
Seit den Sechzigerjahren trat das schriftstellerische Werk Günthers, der seit 1953 Erzählungen und Romane veröffentlicht hatte, gegenüber der Arbeit für Film und Fernsehen in den Hintergrund. Günther verfasste eine Reihe von Drehbüchern und führte ab 1961 auch selbst Regie bei Spielfilmproduktionen der DEFA. Bereits seit dem Verbot der Märchenkomödie Wenn du groß bist, lieber Adam im Jahre 1965 hatte der Regisseur bei der Verfilmung von Gegenwartsstoffen immer wieder Probleme mit der DDR-Zensur; andererseits waren seine Literaturverfilmungen große Erfolge.
Als ihm 1978 die nichtrealistische Bildsprache eines seiner Filme zum Vorwurf gemacht wurde, reagierte Günther mit dem Austritt aus dem Verband der Filmschaffenden der DDR. Er verließ das Land (behielt jedoch den DDR-Pass) und arbeitete in den folgenden Jahren nur noch an westdeutschen Film- und Fernsehproduktionen mit. Erst 1990 kehrte er in die DDR zurück. Auch nach der Wiedervereinigung drehte er eine Reihe von Spielfilmen, von denen vor allem Die Braut, die Geschichte von Goethes Geliebter und späterer Ehefrau Christiane Vulpius, Aufsehen erregte. Daneben wirkte Günther wieder als Dozent an der Filmhochschule Potsdam-Babelsberg. Er lebt heute mit seiner dritten Ehefrau und seiner Tochter in Groß Glienicke.
Egon Günther war Mitglied der SED und des Schriftstellerverbandes der DDR. Als Regisseur erhielt er u.a. folgende Auszeichnungen: 1972 einen Nationalpreis 2. Klasse und den Hauptpreis des Internationalen Filmfestivals von Karlovy Vary für den Film Der Dritte, 1974 gemeinsam mit seinem Team den Fernsehfilmpreis der Deutschen Akademie der Darstellenden Künste für die beste Gesamtleistung in Erziehung vor Verdun, 1983 den Adolf-Grimme-Preis für die Literaturverfilmung Exil, 1990 den FIPRESCI-Preis der Berlinale für den Film Wenn du groß bist, lieber Adam sowie 1999 den Ehrenpreis des Deutschen Filmpreises in Gold für sein Gesamtwerk.
Belletristische Werke
- Till, Halle (Saale) 1953
- Die Maurerklasse 3c, Leipzig 1954 (zusammen mit Werner Persicke)
- Flandrisches Finale, Halle (Saale) 1955
- Fünf Spiele nach den Gebrüdern Grimm, Leipzig 1955
- Die Zukunft sitzt am Tische, Halle (Saale) 1955 (zusammen mit Reiner Kunze)
- Die Abenteuer des tapferen Schneiderleins, Leipzig 1957
- Dem Erdboden gleich, Halle/Saale 1957
- Das gekaufte Mädchen, Leipzig 1957
- Der kretische Krieg, Halle (Saale) 1957
- Die schwarze Limousine, Berlin 1963
- Schießen Sie nicht!, Berlin 1964
- Kampfregel, Berlin 1970
- Rückkehr aus großer Entfernung, Berlin 1970
- Die merkwürdigen Umstände der Marquise von O, Berlin 1972
- Einmal Karthago und zurück, Berlin [u.a.] 1974
- Reitschule, Berlin [u.a.] 1981
- Der Pirat, Berlin [u.a.] 1988
- Rosamunde, Bergisch Gladbach 1990
- Palazzo Vendramin, Bergisch Gladbach 1993
- Die Braut, Berlin 1999
Bearbeitungen
- Erwin F. Albrecht: Die Löwen der Cyrenaika, Leipzig 1954
- Yü-hsiang Ch'ao: Zwei Standpunkte, Leipzig 1959
- Klaus Günther: Die Fahne, Leipzig 1954
- Peter Karvas: Menschen unserer Straße, Halle (Saale) 1953
- Igor V. Lukovskij: Der dreifache Knoten, Leipzig 1955
- Albert Maltz: Die Wahl, Leipzig 1954
- Martin Selber: Das Trommelmädchen, Leipzig 1955
- Isidor Stok: Die Teufelsmühle, Leipzig 1957
- Iwan Turgenew: Geldmangel, Leipzig 1954
- Aleksandr V. Uljaninskij: Ein entscheidender Tag, Leipzig 1959
- Aleksandr V. Uljaninskij: Urlaub, Leipzig 1954
- Vom bösen Wolf, vom Froschkönig, einem Märchenbuch und anderen seltsamen Dingen, Leipzig 1954
Filmografie
- 1961: Das Kleid (zusammen mit Konrad Petzold)
- 1965: Lots Weib
- 1965: Wenn du groß bist, lieber Adam
- 1968: Abschied
- 1970: Junge Frau von 1914
- 1971: Der Dritte
- 1973: Die Schlüssel
- 1973: Erziehung vor Verdun
- 1975: Lotte in Weimar
- 1976: Die Leiden des jungen Werthers
- 1978: Ursula
- 1978: Weimar, du Wunderbare
- 1980: Exil
- 1981: Euch darf ich's wohl gestehen
- 1983: Morenga
- 1983: Hanna von acht bis acht
- 1984: Mamas Geburtstag
- 1985: Die letzte Rolle
- 1988: Heimatmuseum
- 1988: Rosamunde
- 1991: Stein
- 1992: Lenz
- 1999: Else
- 1999: Die Braut
Literatur
- Leonore Krenzlin, Bernd-Rainer Barth: Günther, Egon. In: Wer war wer in der DDR? 5. Ausgabe. Ch. Links Verlag, Berlin 2010, ISBN 978-3-86153-561-4, Band 1.
Weblinks
- Literatur von und über Egon Günther im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Egon Günther in der deutschen und englischen Version der Internet Movie Database
- Egon Günther bei filmportal.de
- http://egon-guenther.regieguide.de Egon Günther im Regieguide Online
Kategorien:- Filmregisseur
- DDR-Literatur
- Person (Schneeberg)
- Deutscher
- Geboren 1927
- Mann
- Nationalpreisträger (DDR)
Wikimedia Foundation.