Eisenbahn in Namibia

Eisenbahn in Namibia
Bahnstrecken in Namibia

Der Schienenverkehr in Namibia wird auf einem weitmaschigen Streckennetz betrieben. Betreiber ist heute die TransNamib Holding Ltd. Namibia liegt im südlichen Afrika.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Deutsche Kolonialzeit

Der Beginn

Die Grundstruktur des namibischen Eisenbahnnetzes stammt aus der Zeit, als das Land als Deutsch-Südwestafrika ein Deutsches Schutzgebiet war.

Das aride Südwestafrika war landwirtschaftlich nicht sehr ergiebig, so dass am Anfang der gesamte Überlandtransport mit Ochsengespannen erfolgte. Dieses Verkehrssystem brach nach einer Rinderpest 1897 zusammen.

Da aufgrund der nun extrem prekären Transportsituation schnell reagiert werden musste, wurde die Entscheidung getroffen,

  1. eine Bahnstrecke vom deutschen Hafen Swakopmund zur Hauptstadt Windhoek zu errichten,
  2. dafür vorhandenes, militärisches Feldbahn-Material der 600-mm-Spur zu verwenden und
  3. eine Eisenbahnbrigade mit dem Bau zu beauftragen, der im September 1897 begonnen wurde. Der Betrieb der Gesamtstrecke wurde am 19. Juni 1902 aufgenommen.

Netzaufbau

Der an diese erste Strecke anschließende Eisenbahnbau richtete sich teils nach militärstrategischen Gesichtspunkten in Konsequenz aus dem Aufstand der Herero und Nama 1903, zum Teil nach wirtschaftlichen Erfordernissen. So entstanden bis zum Ersten Weltkrieg die Strecken (Jahr der vollständigen Inbetriebnahme):

Werksbahn der Diamantenfelder

Die Werksbahn der Diamantenfelder zwischen Kolmannskuppe und Bogenfels in 600-mm-Spur wurde seit 1911 elektrifiziert und war damit die bis heute einzige elektrisch betriebene Eisenbahn Namibias. Da der Diamantenabbau immer weiter nach Süden wanderte, wurde der nördliche Teil der Bahn bis Pomona 1931 aufgegeben und das Material zum Teil für die Erweiterung der Bahn Richtung Oranjemund verwendet. Der südliche Abschnitt wurde mit Dieseltraktion betrieben. Die Bahn existiert heute nicht mehr, der Abbau erfolgt heute mit Bulldozern und Lkw.

Südafrikanische Besetzung

Erster Weltkrieg

Mit dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs räumte die deutsche Schutztruppe die Küste, zog sich ins Inland zurück und zerstörte dabei die Otavibahn und die alte Staatsbahntrasse in Richtung Karibib bis Rössing. Die Briten setzten von der britischen Enklave Walfishbay sofort nach und errichteten noch 1914 eine 37 Kilometer lange Bahn nach Swakopmund in Kapspur. Auch der Wiederaufbau der Otavibahn in Richtung Karibib erfolgte in Kapspur, wobei das letzte Stück zwischen Usakos und Karibib neu trassiert wurde. Das Netz nördlich von Usakos verblieb im 600-mm-Betrieb. Die Werkstatt für beide Betriebsarten wurde in Usakos zusammengefasst, die in Karibib geschlossen.

Das benachbarte Südafrika war ebenfalls Kriegsgegner von Deutschland. Von dort wurde nun – in Verlängerung der Strecke De AarPrieska – der Eisenbahnbau vorangetrieben, um einen sicheren Nachschubweg für die südafrikanischen Truppen zu erhalten. 1916 wurde das Gleis in Kalkfontein/Karasburg an das deutsche Netz angeschlossen.

Netzaufbau

Personenzug in Namibia zur Zeit der Südafrikanischen Besetzung

Unter südafrikanisch/britischer Regie entstanden so die Strecken (Jahr der vollständigen Inbetriebnahme):

  • 1914: Walfishbay–Swakopmund in 1067-mm-Spur
  • 1915: Swakopmund–Karibib: Wiederaufbau in 1067-mm-Spur
  • 1915/1916: (De Aar)–Nakop (Grenze)–Kalkfontein in 1067-mm-Spur
  • 1921: Otjiwaronge–Outjo in 600-mm-Spur (beruhte auf deutschen Vorarbeiten)
  • 1929: Bahnstrecke Windhoek–Gobabis
  • Ab 1958 wurde die Otavibahn nördlich von Usakos schrittweise auf 1067 mm umgespurt, wobei die Trasse überwiegend neu angelegt wurde; Inbetriebnahme 1961.

Mandatszeit

Seit August 1915 wurde das Eisenbahnnetz von Südwestafrika de facto von der South African Railways betrieben und ihr 1922 auch offiziell zugeschlagen.

Seit 1959 wurden schrittweise die Dampflokomotiven durch Diesellokomotiven ersetzt, für die ein Bahnbetriebswerk in Windhoek errichtet wurde. Dies erleichterte den Betrieb sehr, da in Namibia das Wasser knapp ist und die Kohle für die Maschinen ebenfalls aus dem Transvaal herbeigeschafft werden musste.

Gegenwart

Güterzug südlich von Keetmanshoop

Seit der Unabhängigkeit Namibias wird das Eisenbahnnetz von der TransNamib Holding Ltd. betrieben.

Hauptartikel: TransNamib

Eine Eisenbahnstrecke von Tsumeb nach Oshikango über Ondangwa befindet sich im Bau. Eine Verbindung mit den angolanischen Bahnen (CFA) wird angestrebt. Allerdings ist ab Grenze eine Schienenlücke von rund 130 Kilometern zu schließen, und die CFA fährt auf 1000-mm-Spur.

Der Omugulu Gwombashe Star, ein moderner vierteiliger Zug aus chinesischer Produktion (Sifang) verkehrt jeweils am Freitagabend von Windhoek via Tsumeb nach Ondangwa. Die Rückfahrt beginnt um 13 Uhrdes folgenden Tages. Die Fahrzeit pro Richtung beträgt jeweils 15 Stunden.[2] Der Luxuszug wird gesondert von TransNamib und Starline unter eigenem Management vermarktet und erscheint nicht in den Fahrplänen der vorgenannten Gesellschaften. Der Streckenteil nach Oshikango an der Grenze zu Angola ist im Bau.

Bis Lehale Lya Mpingana (Ondangwa) verkehren wöchentlich mehrere Containerzüge und ein Tankwagenzug.[3]

Museen

Panzerfahrzeug aus der Zeit der südafrikanischen Besetzung im TransNamib-Museum in Windhoek
  • Das TransNamib-Museum ist das zentrale Eisenbahnmuseum von Namibia. Es ist im ersten Stock des historischen Empfangsgebäudes des Bahnhofs von Windhoek untergebracht. Einige Fahrzeuge werden auch auf dem Freigelände vor dem Bahnhof gezeigt.
  • Ein Zug der 600-mm-Spur ist im Namibischen Nationalmuseum in Windhoek ausgestellt – einschließlich für diese Spurweite unüblicher Schlafwagen.

Literatur

  • Brenda Bravenboer und Walter Rusch: The First 100 Years of State Railways in Namibia, Windhoek 1997, ISBN 0-86976-401-2
  • Helmut Schroeter: Die Eisenbahnen der ehemaligen deutschen Schutzgebiete Afrikas und ihre Fahrzeuge = Die Fahrzeuge der deutschen Eisenbahnen 7, Frankfurt 1961.
  • Beat H. Schweizer: Bahnen in Namibia, 110 Jahre Schienentransportsystem im ehemaligen Deutsch Südwest-Afrika. TrevorB Editions, Somerset West 2007, ISBN 3-907579-99-2

Einzelnachweise

  1. Angabe nach Schroeter; Bravenboer erwähnt die Bahn nicht.
  2. Quellen: TransNamib und "Bahnen in Namibia", TrevorB Editions 2007, p78ff und p97.
  3. Quelle: TransNamib

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