Embraer E-Jets

Embraer E-Jets
Embraer E-Jets
2010-07-08 ERJ190 Cityline D-AECE EDDF 01.jpg
Embraer 190 der Lufthansa Cityline
Typ: Zweistrahliges Regionalverkehrsflugzeug
Entwurfsland: BrasilienBrasilien Brasilien
Hersteller: Embraer
Erstflug: 19. Februar 2002
Indienststellung: März 2004
Produktionszeit: Seit 2001 in Serienproduktion
Stückzahl: 700 (Stand: 9. November 2010)

Die Embraer E-Jets sind eine Flugzeugfamilie des brasilianischen Flugzeugherstellers Embraer mit zwei Triebwerken und Platz für 70 bis 118 Personen (Embraer 170/175/190/195). Alle Varianten teilen sich dieselben Rumpfsektionen und verfügen über untereinander kaum zu unterscheidende Systeme.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Embraer kündigte die Embraer 170 und 190 im Februar 1999 als Antwort auf die deutsche Dornier 728/928 an. Offiziell gestartet wurde das Programm am 14. Juni 1999 auf der Pariser Luftfahrtschau mit der Schweizer Regional-Airline Crossair als Erstkunden. Crossair, zu jener Zeit mit über 80 Flugzeugen europäischer Marktführer im Regionalsegment, war damals überraschend von Dornier zu Embraer gewechselt, nachdem Lufthansa bereits eine Bestellung bei Dornier bekanntgegeben hatte. Der Grund für Crossairs Präferenz war, dass einige Versprechungen Dorniers bezüglich Gewicht und Reichweite gegenüber den Berechnungen von Embraer wesentlich weniger plausibel erschienen. Zudem konnte Embraer die Flugzeuge aus eigenen Mitteln und den Gewinnen der Embraer-ERJ-145-Familie entwickeln, während Dornier auf externe Geldgeber angewiesen war. Die Flugzeugfamilie wurde zudem auch von Anfang an auf die Bedürfnisse der Crossair zugeschnitten. Dazu gehörte beispielsweise für die kleinste Variante die Fähigkeit, auf kurzen Pisten wie Lugano und London City zu landen. Die Embraer 170 war das erste Mitglied dieser Flugzeugfamilie, vollführte ihren Roll-Out am 29. Oktober 2001 und flog erstmals am 19. Februar 2002. Die Zulassung folgte im Februar 2004, worauf man ab März desselben Jahres mit den Auslieferungen an die Erstkunden LOT, US Airways und Alitalia begann. Für die Geschichte der weiteren Typen siehe den Abschnitt „Varianten“.

Blick in die Kabine

Charakteristisch für die Flugzeugfamilie ist der relativ lange, aber schmale Doppelkreis-Rumpf mit Zwei-Plus-Zwei-Bestuhlung anstelle der von Dornier umgesetzten Zwei-Plus-Drei-Bestuhlung.

Lange Zeit waren diese Embraer-Regional-Jets konkurrenzlos, nachdem Dornier trotz der Übernahme durch Fairchild Insolvenz anmelden und dadurch das eigentlich modernere 728/928-Programm stoppen musste. Die einzigen verbliebenen Konkurrenten von Bombardier, der CRJ700/900, verkauften sich zwischenzeitlich aufgrund des geringeren Komforts deutlich schlechter, konnten aber wegen des niedrigeren Kerosinverbrauchs wieder Aufträge erhalten. Für neue Konkurrenz wird der Superjet 100 von Suchoi sorgen, der sich zurzeit in der Entwicklungsphase befindet. Dieses Flugzeug wird eine Alternative für Fluglinien bilden, die sich einen größeren Rumpfdurchmesser wünschen.

Am 13. Dezember 2008 meldete Embraer die Auslieferung des 500. E-Jets. Insgesamt lagen Anfang 2009 etwa 850 Festbestellungen und 820 Optionen vor.[1]

Kommunalität

Ähnlich wie beim Familienkonzept von Airbus sind die anderen Modelle dieser Familie (Embraer 175, Embraer 190 und Embraer 195) lediglich Derivate des Grundmodells Embraer 170. Die Embraer 170 und 175 haben bis zu 95 % bauliche Übereinstimmung, die technischen Gemeinsamkeiten mit Embraer 190/195 liegen bei 85 %.

Varianten

Embraer 170 (170-100)

Eine Embraer 170 der Cirrus Airlines

Die Embraer 170 war das erste Modell der neuen E-Jets-Serie. Das Roll-Out fand am 29. Oktober 2001 statt, der Erstflug am 19. Februar 2002. Zugelassen wurde diese Variante im Februar 2004.

In der Embraer 170, auch Embraer 170-100, haben in der Standardbestuhlung 70 Passagiere Platz, bei einer engeren Bestuhlung 78. Die Auslieferung an Kunden begann im März 2004. Derzeit fliegen unter anderem US Airways, die französische Régional, Fuji Dream Airlines, Finnair, die polnische LOT, die ägyptische Egyptair und Alitalia Express dieses Modell. In Deutschland betreibt die Cirrus Airlines als erster Regionalanbieter diesen Typ. Nach Angaben des Herstellers liegen derzeit 193 feste Bestellungen (Stand 30. Juli 2009) für dieses Muster vor. Hauptkonkurrenten waren und sind die Bombardier CRJ700, die Dornier 728 und die Suchoi Superjet 100/75.

Da die Maschine auch von BA CityFlyer, die den London City Airport anfliegt, bestellt wurde, ist die Maschine seit 2007 auch für den dort geltenden steep approach (Landung mit 5,5 anstelle von 3° Sinkwinkel) zugelassen.

Embraer 175 (170-200)

Eine Embraer 175 der LOT

Das nächstgrößere Modell ist die Embraer 175, auch Embraer 170-200, bei der es sich um eine um 1,78 m gestreckte Version des Modells Embraer 170-100 handelt. Dabei wurden zwei weitere Rumpfsegmente eingefügt, eines mit 83,8 cm vor den Tragflächen und eines mit 94 cm dahinter. Der Erstflug erfolgte am 14. Juni 2003, die Zertifizierung in Brasilien erhielt dieses Muster im Dezember 2004. Die Auslieferungen an Kunden begannen im Juli 2005, Erstkunde war Air Canada.

In der Embraer 175 haben in der Standardbestuhlung 78 Passagiere Platz, bei einer engeren Bestuhlung sind es 86. Von diesem Typ wurden bisher (Stand: 30. Juli 2009) 135 Exemplare bestellt. Hauptkonkurrenten waren und sind die Bombardier CRJ700, die Dornier 728 und die Suchoi Superjet 100/75.

Embraer 190 (190-100)

Eine Embraer 190 der Lufthansa CityLine

Der Rollout der Embraer 190(-100) erfolgte am 6. Februar 2004. Die Zertifizierung fand im August 2005 statt. Die erste Auslieferung an den Erstkunden, die US-amerikanische Fluggesellschaft JetBlue, erfolgte Mitte September 2005. Noch vor der Auslieferung des ersten Modells kündigte Embraer im Januar 2005 eine Variante an. Die 190 AR (Advanced Range) soll durch strukturelle Verstärkungen des Rumpfs und Änderungen an den Tragflächen ein höheres maximal zulässiges Abflug- und Landegewicht und damit eine um bis zu 300 Seemeilen höhere Reichweite haben. Am 2. Februar 2010 erhielt der Typ die Zulassung für Steilanflüge (Steep Approaches), wie sie beispielsweise am Flughafen London City notwendig sind.

In der Embraer 190 haben in der Standardbestuhlung 98 Passagiere Platz, bei einer engeren Bestuhlung 106. Nach Angaben des Herstellers liegen derzeit (Stand 30. Juli 2009) 443 feste Bestellungen[2] für Flugzeuge dieses Typs vor, davon allein 100 für JetBlue, 45 für die Air Canada und 15 für Copa Airlines. Hauptkonkurrenten sind und waren der Airbus A318, die Boeing 717, die Boeing 737-600, die Bombardier CRJ900, die Dornier 928 und die Suchoi Superjet 100/95.

Embraer 195 (190-200)

Eine Embraer 195 der Air Dolomiti
Eine Embraer ERJ-195 der Lufthansa Regional

Bei der Embraer 195, auch Embraer 190-200, handelt es sich um eine gestreckte Version des Modells Embraer 190-100. Dabei wurde je ein weiteres Rumpfsegment vor und hinter den Tragflächen eingefügt. Seinen Erstflug absolvierte dieses Modell am 7. Dezember 2004. Die Zertifizierung dieses Typs durch die brasilianische Luftfahrtbehörde (ANAC) erfolgte am 30. Juni 2006. Noch vor der Auslieferung des ersten Modells kündigte Embraer im Januar 2005 eine Variante an. Die 195 AR (Advanced Range) soll durch strukturelle Verstärkungen des Rumpfs und Änderungen an den Tragflächen ein höheres maximal zulässiges Abflug- und Landegewicht haben und damit über eine um bis zu 300 Seemeilen höhere Reichweite verfügen.

In der Embraer 195 haben in der Standardbestuhlung 108 Passagiere Platz, bei einer engeren Bestuhlung 118. Für diesen Typ liegen derzeit (Stand: 30. Juli 2009) 111 feste Bestellungen und 76 Optionen vor, darunter 30 für die Deutsche Lufthansa.[3][4][5][6]Hauptkonkurrenten sind und waren der Airbus A318, die Boeing 717, der Bombardier CRJ900, die Dornier 928 und der Suchoi Superjet 100/95.

Das erste Modell dieses Typs wurde am 1. September 2006 an die britische Airline Flybe ausgeliefert. Die Deutsche Lufthansa AG erhielt für ihre 100-prozentige Tochtergesellschaft Air Dolomiti im Jahr 2009 fünf Maschinen dieses Typs mit einer Bestuhlung für 116 Passagiere. Weitere fünf baugleiche Maschinen erhielt der Lufthansa-Konzessionsnehmer Augsburg Airways und auch die hauseigene Lufthansa CityLine betreibt bereits einige dieser Maschinen.

Embraer Lineage 1000

Am 2. Mai 2006 wurden von Embraer Pläne veröffentlicht, aus der bestehenden 190er Serie ein Geschäftsreiseflugzeug zu entwickeln, das eine wesentlich höhere Reichweite aufweisen und 19 Passagieren ein luxuriöses Reisen ermöglichen sollte. Der Typ erhielt im Dezember 2008 seine Zulassung durch die EASA und die ANAC sowie am 9. Januar 2009 durch die FAA. Die Ausstattung des Flugzeugs gleicht der anderer Firmenflugzeuge wie zum Beispiel der Global 5000 oder einer A318ACJ, allerdings auf wesentlich kleinerem Raum, was durch den sehr kleinen Rumpfdurchmesser bedingt ist. Der Jet ist durch seine im Vergleich zur Boeing 737BBJ kleineren Triebwerke leiser und kann dadurch auch Flughäfen anfliegen, die für andere Jets aufgrund ihrer höheren Lärmemission nicht zugelassen sind. Die Embraer Lineage 1000 kommt außerdem mit einer kürzeren Startbahn aus als vergleichbare Flugzeuge. Ein großer Vorteil dieses Typs ist, dass bereits ausgebildete Embraer-Piloten ohne große Probleme auf ihn wechseln können, da er vom Cockpit her den anderen Modellen der E-Jet-Reihe gleicht.

Embraer C-390

Hauptartikel: Embraer KC-390

Die C-390 war ein Entwurf für ein militärisches Frachtflugzeug auf Basis der C-170/190. Das Projekt wurde im April 2007 in Rio de Janeiro zum ersten Mal öffentlich vorgestellt. Dazu wurde der Rumpf der Maschine so umkonstruiert, dass er gepanzerte Fahrzeuge wie Patria AMV oder das LAV-25 aufnehmen kann. Allerdings entsprachen die ersten Entwürfe nicht den Anforderungen des Militärs, so dass eine Überarbeitung als Hochdecker mit breiterem Rumpf, T-Leitwerk und verstärktem Hauptfahrwerk notwendig wurde. Damit wurde die Kommunalität mit der C-170/190 weitestgehend aufgegeben, so dass es sich hier um ein eigenständiges Programm handelt. Auch der Name wurde geändert und lautet seit Anfang 2009 KC-390. Die Entwicklungskosten werden mit 700 Mio. US-Dollar beziffert. Die brasilianische Luftwaffe hat einen Bedarf an etwa 25 Maschinen als Transporter und Tanker angemeldet. Der Erstflug ist für 2013, die erste Auslieferung für 2015 vorgesehen.[7]

Technische Daten

Kenngröße Embraer 170 Embraer 175 Embraer 190 Embraer 195 Embraer C-390
Länge: 29,90 m 31,68 m 36,24 m 38,65 m 33,43 m
Spannweite: 26,00 m 28,72 m 33,94 m
Rumpfdurchmesser: 3,01 m k. A.
Rumpfhöhe: 3,35 m 3,67 m k. A.
Höhe: 9,67 m 10,28 m 11,34 m
maximales Startgewicht: 35,99 t
LR: 37,2 t
37,5 t
LR: 38,79 t
50,3 t
AR: 51,8 t
50,79 t
AR: 52,29 t
72 t
Reisegeschwindigkeit: 870 km/h 850 km/h
Passagiere: 70–78 78–86 98–118 108–124 19 t Nutzlast
Notausgänge: 4 6 6 4
Flugreichweite:
(mit maximaler Zuladung)
3.334 km
AR: 3.889 km
3.334 km
AR: 4.260 km
2.593 km
LR: 3.334 km
3.000 km
Antrieb: zwei General Electric CF34-8E-Turbofans
mit je 62,3 kN Schub
zwei General Electric CF34-10E-Turbofans
mit je 82,3 kN Schub
International Aero Engines V2500-E5-Turbofans
mit je 120 kN Schub

Zwischenfälle

Eine Embraer 190 der chinesischen Henan Airlines verfehlte am 24. August 2010 die Landebahn auf dem Flughafen Yichun bei dichtem Nebel um zwei Kilometer.[8] Sie zerbrach bei der Landung in zwei Teile und fing sofort Feuer.[8] Von den 91 Passagieren und 5 Besatzungsmitgliedern starben 42, die übrigen 54 Menschen wurden zum Teil schwer verletzt.[9]

Einzelnachweise

  1. FlugRevue Februar 2009, S. 14, Embraer liefert 500. E-Jet
  2. Embraer’s order book, by product, in the Commercial Aviation segment, on September 30, 2008
  3. Neue Flugzeuge für Lufthansa-Regionalflotte Aufsichtsrat stimmt der Bestellung von 45 neuen Maschinen zu. airliners.de, 18. April 2007, abgerufen am 25. Juli 2010.
  4. Air Dolomiti übernimmt erste Embraer 195. presse.lufthansa.com, 27. Januar 2009, abgerufen am 25. Juli 2010.
  5. Embraer ERJ-195. lufthansa.com, abgerufen am 25. Juli 2010 (Technische Daten auf lufthansa.com).
  6. Flotte/Konzernflotte. lufthansa.com, 31. Dezember 2009, abgerufen am 25. Juli 2010 (von dieser Webpage auch in xls-Format herunterladbar).
  7. FlugRevue Februar 2009, S. 55, C-390 für Brasilien?
  8. a b Die Leute rannten in Panik nach vorn vom 25. August 2010 auf spiegel.de/panorama, abgerufen am 12. November 2010
  9. 42 Tote bei Jet-Bruchlandung vom 24. August 2010 auf bild.de, abgerufen am 12. November 2010

Weblinks

 Commons: Embraer E-Jets – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien

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