Ernst Christian Friedrich Schering

Ernst Christian Friedrich Schering
Ernst Schering
Berliner Gedenktafel in Berlin-Wedding (Müllerstraße 170)

Ernst Christian Friedrich Schering (* 31. Mai 1824 in Prenzlau; † 27. Dezember 1889 in Berlin) war ein deutscher Apotheker und Industrieller.

Inhaltsverzeichnis

Frühe Jahre

Schering wurde als jüngstes von fünf Kindern eines Gastwirtes geboren. Seine Eltern wünschten, dass er Apotheker werden sollte. Einer seiner älteren Brüder hatte es bis zum Justizrat geschafft. Er selbst wollte unbedingt Förster werden, da er die Arbeit eines Apothekers als ungesund ansah und die Gründung einer Apotheke viel Geld erfordere. Als er endlich dem Druck seiner Familie nachgab, forderte er eine Ausbildung an der Apuliusschen Apotheke, der besten Apotheke Berlins. Nach der Lehre arbeitete er als Apothekengehilfe in verschiedenen Apotheken, darunter auch in Berlin. Hier studierte er ab 1848 Pharmazie. Mit dem Abschluss als „Apotheker 1. Klasse“ am 6. August 1850 durfte er in Berlin eine Apotheke führen.

Karriere

Schering kaufte 1851 die Schmeissersche Apotheke in der Chausseestraße am Oranienburger Tor am Nordrand des damaligen Berlin (heute Berlin-Mitte), die er auf Grund seiner Naturliebe bald in „Grüne Apotheke“ umbenannte. Hier wohnte er damals auch mit seiner Familie. In einem kleinen Laboratorium hinter seinem Verkaufsraum bemühte er sich ab 1854 erfolgreich, Chemikalien besonderer Reinheit zu produzieren, die die Gesundheit der Patienten nicht belasten sollten. Auch für die sich entwickelnde Fotografie stellte er die benötigten hochreinen Stoffe her. Um 1865 trat er der Société française de Wothlytypie bei und erhielt von diesem die Lizenz zur Anfertigung von Bildern nach dem neuartigen Wothlytypie-Verfahren mit speziellen ausgesuchten Chemikalien.

In dieser Zeit gab es noch keine standardisierten Rezepte und Technologien in Chemie und Pharmazie und jeder Apotheker verwendeten seine eigenen, an die Alchemie erinnernden Methoden. Auf der Pariser Weltausstellung 1855 stellte er seine „reinen Präparate“ vor und errang eine Silbermedaille. Wegen der großen Nachfrage begann er im gleichen Jahr, getrennt von der Apotheke eine chemische Produktionsstätte zu entwickeln, für die er am 21. September 1864 als „Chemische Fabrik Ernst Schering“ die staatliche Konzession zum Bau des Stammwerks in der Müllerstraße 171 in Berlin-Wedding erhielt. Im Jahr 1867 gehörte Ernst Schering zu den Mitbegründern der Deutschen Chemischen Gesellschaft, deren Schatzmeister er bis 1880 war. In seinem Laboratorium ließ Hof-Photograph Jacob Wothly seine Ingredienzien anfertigen. Im Deutsch-Französischen Krieg 1870/71 erhielt Scherings Firma den Auftrag zur Versorgung der Armee mit Arzneimitteln, was Ernst Schering den Titel „Königlicher Kommerzienrat“ einbrachte und erlaubte, die Fabrik in die Aktiengesellschaft „Chemische Fabrik auf Actien (vorm. E. Schering)“ umzuwandeln. Daraus ging die heutige Schering AG hervor. Die Apotheke wurde währenddessen vom Sohn Richard Schering weitergeführt und 1881 in die „R. Schering Fabrik chem.-pharmaz. Präparate“ umgewandelt. Sie ist als „Blücher-Schering GmbH & Co.“, nachdem sie enteignet wurde, seit 1946 in Lübeck weiterhin im Familienbesitz und stellt Drogerieartikel her.

Späte Jahre

Ernst Schering sorgte in seiner Firma bereits vor gesetzlichen Regelungen auch für die soziale Absicherung seiner Beschäftigten. Die Firma gründete 1876 eine „Freie Hilfskasse“ (Betriebskrankenkasse), 1879 eine Beamten- und Arbeiter-Pensionskasse und 1892 eine Witwen- und Waisenkasse. Seine Vorbehalte gegen den ungeliebten Beruf bestätigten sich in lange währenden gesundheitlichen Beschwerden, die ihn 1882 zum Ausscheiden aus dem Vorstand und zum Wechsel in den Aufsichtsrat seiner Firma zwangen. Er verstarb im Alter von 65 Jahren und wurde in Berlin-Kreuzberg, Friedhöfe vor dem Halleschen Tor, bestattet. In Berlin erinnern an Ernst Schering neben der Schering AG die Scheringstraße (seit 1894), die Ernst-Schering-Oberschule (seit 1984) und eine Gedenktafel in der Müllerstraße 170 (seit 1988), alles in Wedding (Berlin-Mitte). Im Jahr 1968 wurde in Wien Penzing (14. Bezirk) die Scheringgasse nach ihm benannt.

Die Schering Forschungsgemeinschaft rief 1991 den nach ihm benannten, mit 50.000 € dotierten Preis ins Leben, der seit 1992 jährlich für besonders herausragende wissenschaftliche Pionierleistungen auf dem Gebiet der naturwissenschaftlichen Grundlagenforschung, besonders der Biologie, Medizin und Chemie vergeben wird. Seit 2003 ist die Scheringstiftung der Preisverleiher.

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