Ernst Sagebiel

Ernst Sagebiel

Ernst Sagebiel (* 2. Oktober 1892 in Braunschweig; † 5. März 1970 in Starnberg) war ein deutscher Architekt, der vor allem während der Zeit des Nationalsozialismus Bedeutung erlangte.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Der Sohn des braunschweigischen Hofbildhauers Wilhelm Sagebiel (1855–1940) begann nach dem Abitur 1912 ein Studium der Architektur an der Technischen Hochschule Braunschweig. Unterbrochen von der Teilnahme am Ersten Weltkrieg und anschließender Kriegsgefangenschaft konnte er das Studium 1922 beenden. 1924 trat er in das Architekturbüro von Jacob Koerfer in Köln ein. 1926 erfolgte seine Promotion. 1929 wechselte Sagebiel als Projektleiter und Geschäftsführer in das Berliner Büro des Architekten Erich Mendelsohn, das er wegen der schlechten Wirtschaftslage 1932 verließ, um als Bauleiter zu arbeiten.

Nach der „Machtergreifung“ der Nationalsozialisten bewarb sich auch Sagebiel um eine Mitgliedschaft in der NSDAP und wurde Mitglied der SA.

Schon 1933 wurde er bei der Deutschen Verkehrsfliegerschule, die als Tarnorganisation mit dem Aufbau einer Luftwaffe befasst war, angestellt. Ab 1934 war er hier als Leiter des Referats für Sonderaufgaben mit der Planung und Bauleitung zahlreicher Kasernen betraut.

Von Sagebiel entworfener Adler auf dem Platz der Luftbrücke

1934 und 1935 errichtete er mit dem Reichsluftfahrtministerium in der Berliner Wilhelmstraße den ersten Großbau in der Zeit des Nationalsozialismus. Danach war er mit dem Bau des Flughafens Tempelhof, des damals größten Gebäudes der Welt, befasst.

Der Baustil Sagebiels, der sich gegenüber den von Albert Speer vertretenen eher klassizistischen Tendenzen sehr hart und geradlinig darstellt, wird, nicht zuletzt wegen seiner engen Verbindung zur Luftwaffe, als Luftwaffenmoderne bezeichnet. Mit dem frühen Bau des Reichsluftfahrtministeriums für Hermann Göring, der zeitlich vor der späteren Einflussnahme Albert Speers auf die Architektursprache des Nationalsozialismus lag, gab Sagebiel eine Richtungsanzeige vor, die über sein eigenes Wirken hinaus im Dritten Reich erkennbar bleibt. Ab 1938 war er dann auch nur noch direkt dem Reichsminister für Luftfahrt, Hermann Göring, unterstellt und zählte damit endgültig zu den bedeutendsten Architekten des Drittes Reiches. Im selben Jahr wurde er auch zum Professor an der Technischen Hochschule Berlin berufen.

Mit dem Beginn des Krieges gegen die Sowjetunion im Jahr 1941 wurden seine sämtlichen Bauvorhaben eingestellt. Hierunter fällt auch der Neubau des Flughafen Tempelhof, der erst in den Nachkriegsjahren nach Ende der Berliner Luftbrücke zunächst provisorisch fertiggestellt und für den Passagierflugverkehr genutzt werden konnte. Die große Empfangshalle wurde sogar erst 1962 fertiggestellt.

Liste der Bauten und Planungen

Modell des Flughafens Berlin-Tempelhof; Nachkriegszustand mit befestigten Rollbahnen

Literatur

  • Elke Dittrich: Ernst Sagebiel – Leben und Werk (1892–1970). Lukas Verlag, Berlin 2005, ISBN 3-936872-39-2
  • Elke Dittrich: Der Flughafen Tempelhof. In Entwurfszeichnungen und Modellen 1935–1944. Lukas Verlag, Berlin 2005, ISBN 3-936872-52-X
  • Laurenz Demps, Carl-Ludwig Paeschke: Flughafen Tempelhof. Ullstein, 1998, ISBN 3-550-06973-1
  • Hans J. Reichhardt, Wolfgang Schäche: Von Berlin nach Germania. Transit Buchverlag, Berlin 2005, ISBN 3-88747-127-X (gebundene Ausgabe)
  • Wolfgang Schäche: Architektur und Städtebau in Berlin zwischen 1933 und 1945. Gebr. Mann, Berlin 2002, ISBN 3-7861-1178-2
  • André Hoffmann: Der nationalsozialistische ‚Weltflughafen‘ Berlin-Tempelhof – seine Entstehung und Bedeutung. Magisterarbeit, Philipps-Universität Marburg 2002
  • Jost Schäfer: Das ehem. Luftkreiskommando IV in Münster von Ernst Sagebiel. In: Zeitschrift Westfalen, 76. Bd. Münster 1999, S. 380–401. ISSN 0043-4337

Weblinks

 Commons: Ernst Sagebiel – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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