Eurokorps

Eurokorps
Eurokorps
Aufstellung 1. Oktober 1993
Land Flag of Germany.svg Deutschland

Flag of France.svg Frankreich
Flag of Belgium.svg Belgien
Flag of Spain.svg Spanien
Flag of Luxembourg.svg Luxemburg

Streitkräfte Flag of Germany.svg Bundeswehr

Flag of France.svg Les forces armées françaises
Flag of Belgium.svg Armée belge/Defensie van België
Flag of Spain.svg Fuerzas Armadas Españolas
Flag of Luxembourg.svg Lëtzebuerger Arméi/L'Armée luxembourgeoise

Typ NATO flag.svg Rapidly Deployable Corps Headquarters

NATO flag.svg NATO Response Force (temporär)

Hauptquartier Straßburg Flag of France.svg
Kommandeur
Kommandierender General Generalleutnant Olivier de Bavinchove Flag of France.svg
Stellvertretender Kommandierender General Generalmajor Walter Spindler Flag of Germany.svg
Chef des Stabes Generalmajor Guy Buchsenschmidt Flag of Belgium.svg

Das Eurokorps ist ein multinationaler militärischer Verband der Staaten Deutschland, Frankreich, Belgien, Spanien und Luxemburg (Rahmennationen), der allen Mitgliedsstaaten der Westeuropäischen Union (WEU) und den mit der EU und NATO assoziierten Staaten offensteht. Zu Ausbildungszwecken nimmt auch das polnische Heer in Brigadestärke am Eurokorps teil und wird 2016 die sechste vollwertige Rahmennation werden. Das Korps stellt Kräfte für EU- und NATO-Missionen, u. a. für die schnelle Eingreiftruppe der NATO.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Das Geburtsjahr des Eurokorps ist das Jahr 1987. In diese Zeit fällt auch die Einrichtung des Deutsch-französischen Verteidigungs- und Sicherheitsrates. Zwei Jahre später wurde eine erste Deutsch-Französische Brigade aufgestellt, die dann 1991 einsatzbereit war. Auf der Grundlage des Beschlusses des deutsch-französischen Gipfeltreffens am 22. Mai 1992 in La Rochelle wurde das eigentliche Eurokorps gegründet, das am 1. Oktober 1993 mit dem Dienstantritt von Generalleutnant Helmut Willmann offiziell geschaffen und am 5. November 1993 in Straßburg der Öffentlichkeit vorgestellt wurde. Im SACEUR-Abkommen vom 21. Januar 1993 wurden die Beziehungen und Kompetenzen zwischen NATO und Eurokorps geregelt.

Ab 25. Juni 1993 beteiligte sich Belgien, ab 1. Juli 1994 Spanien und ab 7. Mai 1996 auch Luxemburg am Eurokorps.

Im Juni 2001 wurde das Eurokorps in ein so genanntes „schnelles Reaktionskorps“ umgewandelt, das nicht nur der EU, sondern auch der NATO zur Verfügung steht. Das Korps ist in der NATO-Kommandostruktur als Rapidly Deployable Corps Headquarters mit Unterstellung zum Supreme Headquarters Allied Powers Europe (SHAPE) klassifiziert und stellt turnusmäßig Kräfte für die NATO Response Force. Seitdem sind im Korpsstab Offiziere mehrerer NATO-Bündnispartner (Griechenland (2002), Türkei (2002), Polen (2003), Italien (2009)) und EU-Partner (Österreich (2003 bis Jahresende 2011) präsent.[1]

Mit dem Straßburger Vertrag soll das Eurokorps eine eigene Rechtspersönlichkeit erhalten.[2]

Einsätze

Balkan

Anfang 1998 verstärkten Soldaten des Korps das SFOR-Hauptquartier. 2000 stellte das Korps das KFOR Hauptquartier im Kosovo.

Afghanistan

2004 stellte das Eurokorps den Kern des Hauptquartiers für ISAF in Kabul. Erneut vom 1. Juli 2006 bis 31. Dezember 2006 im Rahmen der Führung der Landstreitkräftekomponente der Eingreiftruppe NATO Response Force 7 (NRF7) sowie im zweiten Halbjahr 2010 (NRF 15).[3] 2012 wird das Eurokorps 275 Offiziere, Unteroffiziere und Mannschaften in das International Joint Command nach Kabul entsenden. Dieses wird der vierte Einsatz des Eurokorps sein.[4]

Verbands- und Barettabzeichen

Barettabzeichen

Das Verbandsabzeichen zeigt ein nach oben gerichtetes Schwert auf einem EU-blauen Hintergrund und der stilisierten Darstellung des europäischen Kontinents mit 9 (nur teilweise sichtbaren) verzerrten goldenen Sternen. Das Verbandsabzeichen wird – zumindest bei den deutschen Anteilen des Korps – auf dem linken Ärmel des Dienstanzugs getragen. Das Barettabzeichen ist einheitlich für alle Mitglieder des Korpsstabes und an das Verbandsabzeichen angelehnt. Zusätzlich zeigt es die 12 Sterne, die auch auf der Flagge der Europäischen Union abgebildet und auf dem Verbandsabzeichen nur unvollständig und verzerrt abgebildet sind. Auch die deutschen Truppenanteile tragen dieses Abzeichen und nicht wie gewöhnlich eines, das ihre Truppengattung anzeigt. Wie auch die Soldaten der Deutsch-Französischen Brigade, die allerdings ein eigenes Abzeichen haben, tragen die Soldaten ein marineblaues Barett.

Organisation

Organigramm Stab Eurokorps

Das Eurokorps wird von einem Drei-Sterne-General geführt. Ihm ist ein Zwei-Sterne-General als Stellvertreter beigeordnet. Der Chef des Stabes ist ebenfalls Zwei-Sterne-General. Dieser hat drei Stellvertreter (jeweils ein Ein-Sterne-General): für Operationen, für Unterstützung und für Ausbildung/Ressourcen. Zudem gibt es Verbindungselemente der Marine und der Luftstreitkräfte.

Mit Ausnahme von Belgien und Luxemburg unterstellen die Nationen im Bedarfsfall eine Division. Damit ist auch das Eurokorps kein ständig präsenter Großverband, es hat aber die Deutsch-Französische Brigade unter seinem Kommando. Diese etwa 4.600 Soldaten starke Infanteriebrigade ist ein ständiger präsenter Verband und war auch schon auf dem Balkan und Afghanistan im Einsatz. Das Korps besteht jetzt aus etwa 60.000 Soldaten und ist seit 1995 einsatzbereit. Eine weitere Brigade ist die Multinational Command Support Brigade (MNCS Bde), die zur Unterstützung des Stabes dient (z. B. Führungsunterstützung (Fernmelder und Elektronische Kampfführung), Pioniere, Feldjäger und ABC-Abwehr). Auch sie wird nur im Bedarfsfall voll aktiviert und kann je nach Einsatzform differenziert zusammengestellt werden. Im Frieden ist die Brigade nur 80 Soldaten stark. Die Stehzeit der Angehörigen des Stabes beträgt rund drei bis vier Jahre, die Generale wechseln alle zwei Jahre.[5]

Neben der bedarfsgesteuerten Unterstellung unter EU und SHAPE werden die nationalen Kontingente auch der ständig präsenten Truppenteile truppendienstlich national geführt. Die deutschen Anteile beispielsweise werden durch das Heeresführungskommando geführt.

Der Offizierverein des Eurokorps heißt seit 2004 CLUO (Club des Officiers). Präsidenten des Clubs: seit 2011 Marylin Mingou. Der Unteroffizierverein hat sich den Namen CLUSO (Club des Sous-officiers) gegeben. Beide Vereine tragen zum Zusammenhalt der Mitglieder und ihrer Familien in einer multinationalen Gemeinschaft bei.

Kommandierende Generale

Folgende Kommandierende Generale führten bisher das Korps:

Nr. Name Nation Beginn der Berufung Ende der Berufung
10 GenLt Olivier de Bavinchove Frankreich 1. Jul. 2011
9 GenLt Hans-Lothar Domröse Deutschland 25. Sep. 2009 1. Jul. 2011
8 GenLt Pedro Pitarch Spanien 21. Sep. 2007 25. Sep. 2009
7 GenLt Charles Henri Delcour Belgien 23. Sep. 2005 21. Sep. 2007
6 GenLt Jean-Louis Py Frankreich 4. Sep. 2003 23. Sep. 2005
5 GenLt Holger Kammerhoff Deutschland 10. Dez. 2001 4. Sep. 2003
4 GenLt Juan Ortuño Such Spanien 26. Nov. 1999 10. Dez. 2001
3 GenLt Leo Van Den Bosch Belgien 1. Jan 1998 26. Nov. 1999
2 GenLt Pierre Forterre Frankreich 31. Jan. 1996 15. Dez. 1997
1 GenLt Helmut Willmann Deutschland 1. Okt. 1993 31. Jan. 1996

Der erste stellvertretende Kommandierende General war seit dem 1. Februar 1996 der deutsche Generalmajor Klaus Olshausen. Ihm folgte am 15. Dezember 1997 der spanische General de División Manuel Ignacio Oliver Buhigas.

Eurokorps-Gliederung 2011

  • Multinationaler Korpsstab Straßburg
  • Multinationale Führungsunterstützungsbrigade
  • die Deutsch-Französische Brigade
  • ein État-Major de Force, Frankreich (Brigaden des französischen Heeres werden nach Bedarf dem État-Major de Force unterstellt)
  • eine Division, Deutschland
  • die 1. Medium Brigade, Leopoldsburg, Belgien
  • eine Aufklärungskompanie, Diekirch, Luxemburg
  • die Cuartel General del Mando de Fuerzas Pesadas, Spanien mit drei schweren Brigaden
  • Fernmeldekompanie Eurokorps Sigmaringen

Die genaue Zusammensetzung variiert, bleibt jedoch qualitativ vergleichbar.

Eurokorps-Gliederung 2007

Mitgliedstaaten: Blau; Mögliche Mitglieder bzw. WEU & assoz. Staaten: Hellblau

Das Eurokorps ist 2007 wie folgt gegliedert:

  • Multinationaler Korpsstab
  • Multinationales Stabs- und Versorgungsbataillon
  • 10. Panzerdivision, Deutschland
  • État-Major de Force 3, Frankreich
    • eine Panzerbrigade
    • eine Mechanisierte Brigade
    • Unterstützungstruppen nach Bedarf
  • División de Infantería Mecanizada Brunete n. 1, Spanien
    • 10. Mechanisierte Infanteriebrigade „Guzmán el Bueno“
    • 11. Mechanisierte Infanteriebrigade „Extremadura“
    • 12. Panzerbrigade „Guadarrama“
  • COMOPSLAND, Belgien
    • 1. Mechanisierte Brigade
    • 7. Mechanisierte Brigade
    • Aufklärungskompanie, Luxemburg
  • Deutsch-Französische Brigade
    • seit 1. April 2007 Fernmeldekompanie Eurokorps in Sigmaringen

Eurokorps-Gliederung 1997/98

  • Multinationaler Korpsstab
  • Multinationales Stabs- und Versorgungsbataillon in Straßburg (ein gemischter Unterstützungsverband, der aus nationalen Kompanien bestand) (ausgerüstet einheitlich mit Sturmgewehr FAMAS und Standardmaschinengewehr MG3.
  • Deutsch-Französische Brigade in der Robert-Schuman-Kaserne in Müllheim im Markgräflerland (5.000 Soldaten)
  • 10. deutsche Panzerdivision in Sigmaringen (18.000 Soldaten)
  • 1. belgische mechanisierte Division in Saive (Belgien)
  • 42ème Régiment de Transmission (42. französisches Fernmelderegiment) in Achern
  • 1re division blindée (1. französische Panzerdivision) mit Stab in Baden-Baden; ab Juli 1999: 1re brigade mécanisée (1. mechanisierte Brigade)
  • eine Aufklärungskompanie (Luxemburg), die am 11. Dezember 1996 in die belgische 1. Mechanisierte Division aufgenommen wurde
  • 10. mechanisierte Infanteriebrigade „Guzmán el Bueno“ in Córdoba (Spanien) (4.500 Soldaten), ab Oktober 1998 wurde die gesamte 1. Mechanisierte Division mit Stab in Burgos dem Eurokorps zugeordnet (dann 15.000 Soldaten)

Siehe auch

Literatur

  • Uwe R. Proll: Eurokorps – Das Handbuch. Bd. 1, Bonn: ProPress Verlag GmbH, 1994
  • Philipp Wassenberg: Das Eurokorps – Sicherheitsrechtliches Umfeld und völkerrechtliche Bedeutung eines multinationalen Großverbands. Baden-Baden: Nomos, 1999
  • Eurokorps: Europäische Verteidigung – Eine kritische Bestandsaufnahme. Bd. 3, Bonn: ProPress Verlag GmbH, 2002
  • Wichard Woyke: Deutsch-französische Beziehungen seit der Wiedervereinigung – Das Tandem fasst wieder Tritt (= Grundlagen für Europa). 2. Aufl., VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden 2004, S. 156. ISBN 3-8100-4174-2

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Domröse, Hans-Lothar 2011: Zwei Jahre Kommandierender General des Eurokorps. Eine persönliche Bilanz. In: Europäische Sicherheit Nr. 10/2011. S. 13-16
  2. Domröse, Hans-Lothar 2011: Zwei Jahre Kommandierender General des Eurokorps. Eine persönliche Bilanz. In: Europäische Sicherheit Nr. 10/2011. S. 13-16
  3. Domröse, Hans-Lothar 2011: Zwei Jahre Kommandierender General des Eurokorps. Eine persönliche Bilanz. In: Europäische Sicherheit Nr. 10/2011. S. 13-16
  4. Domröse, Hans-Lothar 2011: Zwei Jahre Kommandierender General des Eurokorps. Eine persönliche Bilanz. In: Europäische Sicherheit Nr. 10/2011. S. 13-16
  5. Domröse, Hans-Lothar 2011: Zwei Jahre Kommandierender General des Eurokorps. Eine persönliche Bilanz. In: Europäische Sicherheit Nr. 10/2011. S. 13-16

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