Streitkräfte Luxemburgs

Streitkräfte Luxemburgs
Flag of Luxembourg.svg Streitkräfte Luxemburgs
ltz Lëtzebuerger Arméi
Führung
Oberbefehlshaber: Großherzog Henri
Verteidigungsminister: Jean-Marie Halsdorf
Militärischer Befehlshaber: General Gaston Reinig
Militärische Führung: Generalstab
Sitz des Hauptquartiers: Luxemburg
Militärische Stärke
Aktive Soldaten: 450 (davon ca. 50 Militärmusiker) + 340 Rekruten sowie 100 Zivilisten
Wehrpflicht: Nein
Wehrtaugliche Bevölkerung: 90.279 Männer im Alter von 17-49

88.638 Frauen im Alter von 17-49 (Stand 2005)

Wehrtauglichkeitsalter: Vollendetes 17. Lebensjahr
Haushalt
Militärbudget: € 208 Millionen
Anteil am Bruttonationaleinkommen: 0,8%
Geschichte
Gründung: 8. Januar 1817
Faktische Gründung: 16. Februar 1881

Luxemburg besitzt eine bis zu 1.000 Mann starke ausschließlich leichtbewaffnete Freiwilligenarmee (luxemburgisch: Lëtzebuerger Arméi). Die luxemburgische Armee ist in ein Infanteriebataillon und zwei Aufklärungskompanien gegliedert. Mit einer dieser beiden Kompanien beteiligt sich Luxemburg am Eurokorps.

Inhaltsverzeichnis

Übersicht

Die luxemburgischen Streitkräfte sind in die NATO integriert und im Rahmen ihres verfassungsmäßigen Auftrages organisiert und ausgebildet. Der Wehrdienst ist freiwillig; seine Ableistung erleichtert allerdings den Zugang zu einer Laufbahn im Staatsdienst (z. B. Polizei, Post, Zoll, Strafvollzug). Trotz geringer Kapazitäten beteiligt sich Luxemburg an internationalen Friedensmissionen auf dem Balkan (NATO-Einsatz KFOR im Kosovo, EUFOR in Bosnien-Herzegowina oder EU-Einsatz in Mazedonien) sowie an der ISAF-Mission in Afghanistan mit neun Soldaten[1]. Außerdem ist Luxemburg an den UN-Missionen im Libanon, Sudan und im Kongo beteiligt.

Die Organisation der Luxemburgischen Armee geht auf das Gesetz vom 29. Juni 1967 zurück. Eigene Marine und Luftwaffe besitzt Luxemburg nicht. Jedoch haben die luxemburgischen Streitkräfte zusammen mit den belgischen Streitkräften je zur Hälfte ein Airbus A400M-Militärtransportflugzeug bestellt; dieses soll jedoch – weil es sich nicht lohnen würde, einen militärischen Bereich am Luxemburger Flughafen einzurichten – in Brüssel stationiert und vom NATO-Mitglied Belgien gewartet werden.

Aus juristischen Gründen sind allerdings die Aufklärungsflugzeuge der NATO (AWACS) in Luxemburg registriert; sie fliegen somit unter luxemburgischem Hoheitszeichen.

Luxemburg arbeitet sicherheitspolitisch eng mit seinem Nachbarland Belgien zusammen. Wie oben erwähnt, wird das Land ab 2018 zusammen mit den belgischen Streitkräften je zur Hälfte ein in Belgien stationiertes A400M-Transportflugzeug betreiben und außerdem zu einem Viertel Miteigner eines für Belgien beschafften Transportschiffes werden. Luxemburg wird ein Viertel der Beschaffungs- (47 Mio. Euro) und Betriebskosten (1,5 Mio. Euro jährlich) des Schiffes übernehmen. Experten gehen davon aus, dass die Sollstärke der Luxemburger Streitkräfte aufgrund dieser Beschaffungen auf rund 1.400 Soldaten angehoben werden muss.[2]

Der Verteidigungshaushalt betrug 2004 rund 208 Millionen Euro oder 0,8 Prozent des Bruttoinlandsprodukts.

Voraussetzungen zur Rekrutierung

Um sich in der luxemburgischen Armee zu verpflichten muss man folgende Voraussetzungen erfüllen:

  • Die luxemburgische Staatsangehörigkeit besitzen, oder die eines anderen EU-Mitgliedstaates und mindestens drei Jahre in Luxemburg wohnhaft sein.
  • Zwischen 18 und 24 Jahren alt sein.
  • Ledig sein.
  • Keine Krankheiten oder Behinderungen haben, die nicht mit dem Militärdienst zu vereinbaren sind.
  • Die nötigen intellektuellen, moralischen und physischen Fähigkeiten besitzen.

Geschichte

Miliz

Die erste luxemburgische Armee entstand in Form einer Miliz am 8. Januar 1817 auf Anordnung durch Wilhelm I., König der Niederlande und erster Großherzog Luxemburgs. Die Miliz mit einer Stärke von rund 3000 Mann musste bis 1840 ihren Dienst in der Niederländischen Armee leisten. Das erste Jahr der fünfjährigen Wehrpflicht umfasste einen ganzjährigen aktiven Dienst, wohingegen der Wehrpflichtige die folgenden vier Jahre lediglich für drei Monate mobilisiert wurde.

Während der belgischen Revolution (1830–1839) wurde die Wehrpflicht nicht angewandt.

Bundeskontingent (1841–1867)

Das Bundeskontingent als Teil des Bundesheeres des Deutschen Bundes bestand in der Zeit, als Luxemburg zum Deutschen Bund gehörte. Nach dem preußischen Sieg im Deutschen Krieg von 1866 löste sich der Deutsche Bund auf und Frankreich versuchte Luxemburg zu annektieren. Das entfachte die Luxemburgkrise, die 1867 mit dem 2. Londoner Vertrag endete und in der Luxemburg für immer neutral erklärt und die Deutsche Bundesfestung Luxemburg geschleift wurde.

Jägerkorps (1867–1881)

Am 10. September 1867 wurde durch einen Erlass des Großherzogs ein Jägerkorps (Corps de Chasseurs Luxembourgeois) gegründet, das eine Stärke von 1568 Mann aufwies. Im Jahre 1881 erfolgte die Auflösung der Miliz.

Freiwilligen- und Gendarmeriekorps (1881–1940)

Das Luxemburger Korps der Gendarmen und Freiwilligen, um 1910.

Am 16. Februar 1881 wurde das Corps des Gendarmes et Volontaires gegründet, was als Geburtsstunde der heutigen Luxemburger Armee gilt. Es umfasste anfangs eine Kompanie Gendarmen (125 Mann) und eine Kompanie Freiwillige (250 Mann) sowie neun Offiziere. Obwohl Luxemburg während des Ersten Weltkrieges offiziell neutral war, dienten viele Luxemburger als Freiwillige in der französischen Armee. Im Jahre 1940 umfasste die Armee 13 Offiziere, 255 Gendarmen und 425 Freiwillige.

Situation im Zweiten Weltkrieg

Bei der Invasion am 10. Mai 1940 stießen die deutschen Truppen auf keinen nennenswerten Widerstand, da die Freiwilligenkompanie in der Kaserne geblieben war. Aufgrund der enormen militärischen Überlegenheit hätte diese ohnehin nichts ausrichten können.

Während des Krieges wurden 11.160 Luxemburger für die Wehrmacht zwangsrekrutiert. Von ihnen haben sich 3510 dem Militärdienst entzogen, 2848 wurden getötet und 96 blieben vermisst.

Viele junge Luxemburger haben sich den luxemburgischen, französischen und belgischen Untergrundbewegungen angeschlossen. Die Aktionen beschränkten sich dabei hauptsächlich auf eine psychologische Kriegführung und weniger auf bewaffneten Widerstand. Der Hauptverdienst der Bewegungen, welcher nicht unterschätzt werden sollte, war die moralische Unterstützung der Bevölkerung etwa durch Verteilen von Flugzetteln oder Wandmalereien, aber auch das Verstecken von Wehrdienstverweigerern und anderen Verfolgten.

Zudem gab es viele Luxemburger, die mit Hilfe von Schleusern außer Landes gebracht wurden und sich nach England durchschlagen konnten. Da Luxemburg keine eigenen Streitkräfte besaß, mit denen man gegen die Deutschen kämpfen konnte, haben sich die luxemburgischen Freiwilligen hauptsächlich der belgischen Brigade Piron angeschlossen. Am 31. März 1944 wurde zudem ein extra für Luxemburger eingerichtetes Peloton geschaffen. Die 350 Luxemburger, die in britischer Uniform in der Brigade gedient und gekämpft haben, beteiligten sich an der Befreiung Luxemburgs.

Auch der spätere Großherzog Jean nahm als Soldat an der Befreiung teil. Nachdem er an der kanadischen Universität Laval (Québec) studierte, trat er am 29. November 1942 in das britische Regiment der "Irish Guards" ein und war als aktiver Soldat an der Befreiung des Kontinents beteiligt. Am 11. Juni 1944 landet er in der Normandie und beteiligt sich an der Schlacht um Caen und der Befreiung Brüssels. Am 10. September 1944, dem Tag der Befreiung der Stadt Luxemburg, wird Jean nach Luxemburg abkommandiert, wo er am Nachmittag von der Bevölkerung begeistert empfangen wird. Kurz vor Ende des Krieges ist er in einer Einheit, die Arnheim befreit und in der Ardennenoffensive mitkämpft.

Siehe auch: Luxemburg im Zweiten Weltkrieg

Nachkriegszeit

Die Wehrpflicht wurde in Luxemburg auf den großherzoglichen Beschluss am 30. November 1944 eingeführt. Die Armee hatte in Friedenszeiten eine Mannstärke von ca. 2.500 Soldaten, während im Kriegsfall eine theoretische Stärke von 25.000 Mann zur Verfügung stand. Die Armee bestand aus einer Infanterieabteilung mit fünf Infanteriebataillonen, einer Artillerieabteilung mit 24 Geschützen und der Großherzoglichen Garde. Luxemburg war Gründungsmitglied der NATO. Bis 1955 war die Luxemburger Armee als Besatzungstruppe in Bitburg stationiert. Zwischen 1950 und 1953 beteiligte sich Luxemburg mit etwa 100 Freiwilligen am Koreakrieg. 1967 wurde der obligatorische Militärdienst abgeschafft und durch eine Freiwilligenarmee ersetzt, die heute noch so besteht.

Ausrüstung

Steyr AUG A1.
HMMWV beim Abschuss einer TOW Rakete

Waffen

Fahrzeuge

Weiteres Gerät

  • Funkgerät PR4G
  • Funkgerät BAMS

Bilder

Trivia

Das Militärmuseum in Diekirch verfügt mit u.a. einem Jagdpanzer 38(t), einem M4 Sherman, einer 155er Haubitze M114 über wesentlich mehr schwere Waffen als die aktiven Streitkräfte. Ein weiterer Kampfpanzer sowie mehrere Kanonen Kaliber 88 befinden sich als Denkmäler zur Ardennenoffensive bei Ulflingen/Troisvierges und Ettelbrück.

Einzelnachweise

  1. http://www.wort.lu/wort/web/letzebuerg/artikel/2011/08/158492/juncker-einsamer-kaempfer-fuer-die-nato.php
  2. Künftige Beschaffungen der Luxemburger Streitkräfte. (Nicht mehr online verfügbar.) Ehemals im Original, abgerufen am 17. Mai 2011.

Literatur

  • Quadflieg, Peter M., „Zwangssoldaten“ und „Ons Jongen“. Eupen-Malmedy und Luxemburg als Rekrutierungsgebiet der deutschen Wehrmacht im Zweiten Weltkrieg, Aachen 2008, ISBN 978-3-8322-7078-0

Weblinks



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