Faserbuendel

Faserbuendel
Faserbündel

als Totalraum mit Zusatzstruktur

berührt die Spezialgebiete

ist Spezialfall von

umfasst als Spezialfälle


Ein Faserbündel ist in der Mathematik, speziell in der Topologie, ein Raum, der lokal wie ein Produkt aussieht: Faserbündel kann man als stetige surjektive Abbildungen \pi\colon E\to B mit einer lokalen Trivialitätsbedingung auffassen: Für jeden Punkt von B gibt es eine Umgebung U, für die die Einschränkung \pi|_{\pi^{-1}(U)} Projektion eines Produkts U\times F mit einer Faser F ist.

Spezielle Faserbündel sind z. B. Vektorbündel, welche eine fundamentale Rolle bei der mathematischen Formulierung der physikalischen Eichtheorie spielen.

Inhaltsverzeichnis

Definition

Ein Faserbündel wird durch die Daten (E, B, π, F) spezifiziert, wobei E, B und F topologische Räume sind und die Projektion π : EB eine stetige surjektive Abbildung ist, welche lokal trivialisierbar ist, d. h. es existiert für jeden Punkt x in B eine offene Umgebung U, so dass π−1(U) homöomorph zur Produkttopologie U × F ist, also das folgende Diagramm kommutiert:

Lokale Trivialität

wobei proj1: U × FU die natürliche Projektion auf den ersten Faktor und Φ: π−1(U) → U × F ein Homöomorphismus ist. Die Menge aller {(Ui, Φi)} nennt man lokale Trivialisierung des Bündels.

Für jedes x aus B ist das Urbild π−1(x) homöomorph zu F und heißt Faser über x. Ein Faserbündel (E, B, π, F) wird oft durch die kurze exakte Sequenz Datei:FiberBundle-02.png dargestellt. Man beachte, dass jedes Faserbündel π: EB eine offene Abbildung ist, da Projektionen von Produkten offene Abbildungen sind. Daher trägt B die durch die Abbildung π induzierte Quotiententopologie.

Ein Faserbündel ist ein Spezialfall einer Faserung, das heißt, es besitzt die sogenannte Homotopie-Hochhebungs-Eigenschaft.

Beispiele

Das Möbiusband ist ein nichttriviales Bündel über S1 mit Faser [0,1].
Die Kleinsche Flasche ist ein nichttriviales Bündel über S1 mit Faser S1.

Sei E = B × F und π: EB die Projektion auf den ersten Faktor. Dann ist E ein Faserbündel über B mit Faser F. In diesem Fall ist E nicht nur lokal ein Produktraum, sondern sogar global. Solch ein Faserbündel bezeichnet man als triviales Bündel.

Das einfachste Beispiel eines nichttrivialen Bündels ist das Möbiusband. Die Basis ist hier S1 (die Kreislinie), die Faser ein offenes Intervall. Das entsprechende triviale Bündel wäre ein Zylinder, von dem sich das Möbiusband durch ein Verdrehen der Faser unterscheidet. Diese Verdrehung ist nur global sichtbar, lokal sind Zylinder und Möbiusband identisch.

Ein ähnliches nichttriviales Bündel ist die Kleinsche Flasche, welche eine S1-Faserung über S1 darstellt. Das entsprechende triviale Bündel wäre ein Torus.

Jede Überlagerung ist ein Faserbündel mit einer diskreten Faser.

Eine spezielle Klasse von Faserbündeln, die Vektorbündel, sind dadurch ausgezeichnet, dass ihre Fasern Vektorräume sind. Wichtige Beispiele sind hier die Tangential- und Kotangentialbündel einer Mannigfaltigkeit.

Eine weitere spezielle Klasse von Faserbündeln sind die Prinzipalbündel oder Hauptfaserbündel.

Schnitte

Hauptartikel: Schnitt (Faserbündel)

Unter einem globalen Schnitt versteht man eine stetige Abbildung f: B \to E, so dass π(f(x)) = x für alle x aus B. Die Theorie der charakteristischen Klassen in der Algebraischen Topologie beschäftigt sich mit der Existenz von globalen Schnitten.

Oft kann man Schnitte nur lokal definieren. Ein lokaler Schnitt ist eine stetige Abbildung f:U \to E, wobei U eine offene Menge in B ist und π(f(x)) = x für alle x aus U. Für eine lokale Trivialisierung (U,φ) ist dies immer möglich. Diese Schnitte sind äquivalent mit stetigen Abbildungen U \to F, welche eine Garbe bilden.

Strukturgruppen

Faserbündel werden bis auf topologische Äquivalenz durch "Atlanten" charakterisiert, die angeben, wie ihre lokalen Trivialisierungen "zusammengeklebt" sind: Sei G eine topologische Gruppe, die frei auf der Faser F von links wirkt. Ein G-Atlas des Bündels (E, B, π, F) besteht aus lokalen Trivialisierungen, so dass für je zwei überlappende Karten (Ui, φi) und (Uj, φj) der Endomorphismus

\phi_i\phi_j^{-1} : (U_i \cap U_j) \times F \to (U_i \cap U_j) \times F

durch

\phi_i\phi_j^{-1}(x, \xi) = (x, t_{ij}(x)\xi)

gegeben ist, wobei t_{ij} : U_i \cap U_j \to G eine stetige Abbildung ist. Zwei G-Atlanten sind äquivalent, falls ihre Vereinigung ebenfalls ein G-Atlas ist. Ein G-Bündel ist ein Faserbündel zusammen mit einer Äquivalenzklasse von G-Atlanten. Die Gruppe G bezeichnet man als die Strukturgruppe des Bündels. Jedes Faserbündel kann durch einen G-Atlas beschrieben werden, wenn wir die Automorphismengruppe der Faser als Strukturgruppe wählen; wählen wir G kleiner, so gewinnt das Faserbündel zusätzliche Struktur.

Weil die Kartenwechsel tij den Übergang zwischen lokalen Trivialisierungen beschreiben, genügen sie der Cozykel-Bedingung tik(x) = tij(x)tjk(x) (siehe auch Čech-Cohomologie); insbesondere folgen t_{ii}(x) = id_{U_i} und tij(x) = tji(x) − 1.

Ein Prinzipalbündel ist ein G-Bündel, bei dem die Faser mit G identifiziert wird und auf dem eine Fasern erhaltende Rechts-G-Wirkung auf dem Totalraum erklärt ist.

Literatur

  • Norman Steenrod, The Topology of Fiber Bundles, Princeton University Press 1951, ISBN 0-691-00548-6.
  • David Bleecker, Gauge Theory and Variational Principles, Addison-Wesley publishing, Reading, Mass. 1981, ISBN 0-201-10096-7. Kapitel 1.
  • Martin Schottenloher, "Geometrie und Symmetrie in der Physik", Vieweg Lehrbuch 1995, ISBN 3-528-06565-6

Weblinks


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