Festspielhaus Beethoven

Festspielhaus Beethoven

Das Festspielhaus Beethoven (auch Beethoven Festspielhaus Bonn) ist ein Projekt in Ludwig van Beethovens Geburtsstadt Bonn. Im April 2010 bekundeten der Bonner Oberbürgermeister und die drei Vorstandsvorsitzenden der in Bonn ansässigen Unternehmen Deutsche Telekom, Deutsche Post und Postbank, dass das Projekt „vorerst nicht weiter verfolgt werden“ soll.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Ludwig van Beethovens Geburtstag wird sich im Jahr 2020 zum 250. Mal jähren. Sieben Jahre später, 2027, ist Beethovens 200. Todestag. Vor diesem Hintergrund bekundeten im Frühjahr 2007 die drei in Bonn beheimateten Unternehmen Deutsche Telekom, Deutsche Post und Postbank die Bereitschaft, ein neues Festspielhaus zu bauen.

Einen Grundsatzbeschluss zur Verwirklichung dieses Projektes fasste am 13. Juni 2007 der Rat der Stadt mehrheitlich. Darin wird die Verwaltung beauftragt, „die Gespräche und Verhandlungen mit den am Projekt ‚Festspielhaus Beethoven’ Beteiligten zu intensivieren, das Konzept für das ‚Festspielhaus Beethoven’ weiterzuentwickeln und auf dieser Grundlage die Errichtung eines hochkarätigen Konzerthauses in Bonn vorzubereiten.“ [1] Zum Standort heißt es in Punkt zwei des Grundsatzbeschlusses: „Gemeinsam mit den beteiligten Unternehmen hält der Rat das Areal zwischen Beethovenhalle und Rhein als Standort für das ‚Festspielhaus Beethoven’ für geeignet.“ Unter Punkt vier beschloss der Rat die „als Anlage beigefügten städtebaulichen Rahmenbedingungen für das seitens der Deutsche Post World Net, Deutsche Telekom AG und Postbank AG beabsichtigte Architektenauswahlverfahren“. Und zu den Kosten heißt es unter Punkt sieben: „Die weiteren Planungen sind - u. a. durch eine optimale Projektstruktur - so zu gestalten, dass das Ziel, keine zusätzlichen Belastungen für den städtischen Haushalt zu veranlassen, möglichst erreicht wird.“

Standort

Beethovenhalle – Nachtansicht

Im Grundsatzbeschluss des Rates der Stadt vom 13. Juni 2007 wird der Bereich der jetzigen Beethovenhalle als Standort für das geplante Haus präferiert. Verwaltung und Projektbeirat wurden darüber hinaus aufgefordert, in das weitere Verfahren neben dem favorisierten Areal Alternativstandorte einzubeziehen. Genannt wurden die Museumsmeile und die Gronau.

Hinsichtlich der Beethovenhalle heißt es in der Anlage zu dem Beschluss: „Das neue „Festspielhaus Beethoven“ soll in unmittelbarer Nähe zur bestehenden Beethovenhalle errichtet werden. Hierbei sind planerische Lösungen für die Anbindung zum Komplex der bestehenden Beethovenhalle vorzuschlagen. Als Baufenster vorgesehen ist das östlich angrenzende Grundstück am Ufer des Rheins zwischen den Straßen Wachsbleiche im Norden und Theaterstraße im Süden.“ [2]

Elf mögliche Standorte prüfte danach die Bonner Stadtverwaltung, ob sie für die Errichtung des Hauses geeignet sind. Drei dieser Standorte werden in der Stellungnahme der Verwaltung für die Sitzung des Projektbeirates Festspielhaus vom 17. Dezember 2007 als geeignet bezeichnet. Dabei handelt es sich um den Standort Museumsmeile (Areal südlich der Kunst- und Ausstellungshalle) und um zwei Standorte im Bereich der Beethovenhalle – ein Standort westlich und ein Standort südöstlich der Halle. Ein Standort südlich der Beethovenhalle, dort wo sich das Studentenwohnheim Erzberger Ufer befindet, wurde als eingeschränkt geeignet bezeichnet. Vor dem Projektbeirat Festspielhaus sprach sich die damalige Oberbürgermeisterin Bärbel Dieckmann dafür aus, das neue Konzerthaus in Ludwig van Beethovens Geburtsstadt auf dem Areal der Beethovenhalle zu errichten.

Im April 2008 vollzog Oberbürgermeisterin Dieckmann einen Schwenk: das Festspielhaus sollte weder neben der Beethovenhalle oder gar an einem anderen Standort gebaut werden. „Das wäre mit 75 Millionen Euro nicht zu machen“,[3] zitierte sie der Bonner General-Anzeiger am 19./20. April 2008. Sie setze sich nun für eine „integrative Lösung“ ein. Danach sollten Außenansicht und Dach der Halle „weitgehend erhalten bleiben“[3], der Innenraum aber völlig umgebaut werden mit zwei Sälen und der Verlagerung des Haupteingangs zum Rhein hin. Zu diesem Konzept würden nun auch die Bauherren tendieren.

Drei Monate nach der Wahl eines neuen Stadtrates und eines neuen Oberbürgermeisters im September 2009 teilte der Bonner Stadtdirektor Volker Kregel mit, der gleichzeitig städtischer Projektleiter für das Festspielhausprojekt war, dass es hinsichtlich des Standortes eine Alternativ-Planung gebe.[4] In Absprache mit Oberbürgermeister Jürgen Nimptsch werde laut darüber nachgedacht, „die Entscheidung für den Standort auf dem Gelände der Beethovenhalle aufzugeben“. Als Alternativstandort nannte Kregel ein Grundstück neben der Telekom-Zentrale, auf dem sich derzeit noch das für den Abriss vorgesehene „Landesbehördenhaus“, das ehemalige Bonner Polizeipräsidium, befindet. In einer Stellungnahme vom Februar 2010 erklärte die Verwaltung, es gebe „keine Pläne zum Standortwechsel, sondern lediglich den Hinweis auf andere Optionen“.[5]

Zwei Wochen später, am 19.Februar 2010, teilte Oberbürgermeister Nimptsch mit, dass „die Projektpartner jetzt Alternativen“ prüften, „die am Rhein liegen: am Alten Zoll, im Park zwischen Villa Hammerschmidt, Kanzlerbungalow und Palais Schaumburg. Und in der Rheinaue.“[6] In der dem Projektbeirat im März 2010 vorgelegten „Ergänzenden Standortbewertung“ kam die Verwaltung für den Standort Rheinauenpark/Rheinpavillon zu der Bewertung „sehr eingeschränkt geeignet“, die drei anderen seien nicht geeignet.

Finanzierung

Das künftige Beethoven Festspielhaus Bonn sollte auf zwei Säulen ruhen. Besitzer und Bauherr sollte eine von den drei Unternehmen noch zu gründende Objektgesellschaft sein. Die Objektgesellschaft hätte dann das Festspielhaus an eine ebenfalls noch zu gründende Stiftung, die die Konzerthalle betreiben soll, gestiftet.

Baukosten

Die unterstützenden Unternehmen erklärten im Jahr 2007, die Kosten für den Bau des Festspielhauses in Höhe von 75 Millionen Euro übernehmen zu wollen.

Anfang 2008 berichtete Spiegel Online, dass das Zustandekommen dieser Zusage „ziemlich dubios“ gewesen sei – zumindest aus Sicht der Deutschen Telekom und ihrer Aktionäre. „Der Plan für das Millionengeschenk wurde nämlich“, so Spiegel Online weiter, „keineswegs im Telekom-Vorstand oder in der Marketingabteilung geboren. Die teure Idee kam von Telekom-Aufsichtsratschef Klaus Zumwinkel“,[7] dem am 15. Februar 2008 zurückgetretenen Vorstandsvorsitzenden der Deutschen Post.

In einem Interview mit dem Bonner Generalanzeiger bekannte sich Zumwinkels Nachfolger, Frank Appel, als Vorstandsvorsitzender der Deutschen Post zu dem Projekt: „Unsere Zusagen stehen, und bei unserem Engagement wird es auch bleiben.“ [8]. Karl-Gerhard Eick, bis Februar 2009 stellvertretender Vorstandsvorsitzender der Deutschen Telekom, machte in einem Brief vom September 2008 an die Oberbürgermeisterin klar, dass es bis zu diesem Zeitpunkt keinen Beschluss über die Finanzierung des Festspielhauses seitens seines Unternehmens gebe. Einen endgültigen Beschluss mache er von einer Reihe von Bedingungen abhängig. Dazu zählten die „gesicherte Einhaltung des Finanzrahmens“, „die finanzielle Absicherung eines nachhaltigen Betriebs des Festspielhauses auf Spitzeniveau“ und „die abschließende Ausräumung etwaiger Rechtsrisiken für das Unternehmen“. Diese Position vertrat auch Eicks Nachfolger, Timotheus Höttges. „Wir haben aber im Vorstand noch keine Entscheidung für das Festspielhaus getroffen“, bekräftigte Höttges in einem Interview im Mai 2009. Auf die Frage, was denn noch fehle, nannte Höttges „ein klares, nachhaltiges Kultur-Konzept“ für die Stadt, außerdem stelle sich die Frage der Finanzierung des laufenden Betriebes des Festspielhauses und die Frage der Finanzierung des Festspielhauses selbst, „die sich in dem dafür veranschlagten Rahmen bewegen muss“. Nach Höttges Meinung brauchte das Projekt Festspielhaus „noch mehr Zeit zur Reife“. [9]

Der Anteil, den die Stadt Bonn in das Projekt einbringen könnte, wenn es zu einem Beschluss über den Abriss der Beethovenhalle kommen sollte, würde aus dem Grundstück und den Aufbauten der Beethovenhalle bestehen. Ihren Wert einschließlich Veranstaltungshalle, Verwaltungsgebäude, Anbau Beethovenhalle und Außenanlagen bezifferte die Stadt in einer Vorlage für den Stadtrat auf insgesamt 14,4 Mio. €. Im Dezember 2008 beschloss der Rat der Stadt, im Falle einer Übertragung des Beethovenhallengrundstücks auf die Objektgesellschaft in einer Erbbaurechtsvereinbarung auf eine vertraglich fixierte Bauverpflichtung zu verzichten. [10]

In einem Interview mit dem General-Anzeiger machte auch der neue Bonner Oberbürgermeister Jürgen Nimptsch Ende Oktober 2009 deutlich, dass die Unternehmen den Bau selbst finanzieren: „Da fließt kein städtischer Euro rein.“

Betriebskosten

Für den laufenden künstlerischen und technischen Betrieb des Beethoven Festspielhauses sollte eine Stiftung verantwortlich sein. Mit dem Grundsatzbeschluss des Bonner Rates von 2007 wurde der Bonner Stadtdirektor Volker Kregel beauftragt, eine Satzung für diese Stiftung zu erarbeiten. Beteiligte der Stiftung sollten der Bund, das Land NRW, die Stadt Bonn, der Rhein-Sieg-Kreis, die Sparkasse KölnBonn, der Bonner Kulturrat und die drei Unternehmen sein. Größter Geldgeber für das Stiftungskapital wäre der Bund gewesen, der 39 Millionen Euro einbringen wollte, weil er die Pflege von Beethovens Vermächtnis als nationale Aufgabe ansieht. Die Sparkasse KölnBonn beabsichtigte fünf Jahre lang jeweils eine Million Euro in die Stiftung einzubringen. Überdies erklärte der Rhein-Sieg-Kreis drei Millionen Euro zum Stiftungskapital beizusteuern.

Mit Hilfe eines Business-Planes sollten die Betriebskosten berechnet werden, die auf die Stiftung zugekommen wären. Ein von Karsten Witt [11] für Oktober 2008 angekündigter Business-Plan konnte zu dem vorgesehenen Zeitpunkt nicht vorgelegt werden. Im Rahmen der Arbeitsteilung der Sponsoren war Witt mit inhaltlichen Fragen beschäftigt. Zur Begründung gab er an, er habe den „Abstimmungbedarf bei der Erstellung vollkommen unterschätzt“ und die „derzeitigen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen“ hätten dazu geführt, dass er „bei den beteiligten Unternehmen gar keine Ansprechpartner mehr finde“ [12]. Statt eines Business-Plans legte Witt zwei Monate später, am 15. Dezember 2008, ein „Konzept für das Festspielhaus Beethoven in Bonn“ vor. Die darin vorgenommene Schätzung von Einnahmen und Ausgaben des geplanten Festspielhauses gingen von jährlichen Ausgaben in Höhe von 13,1 Mio. € aus. Als die wichtigsten Einnahmeposten wurden genannt: Karteneinnahmen (3,69 Mio. €), Vermietungen (1,11 Mio. €), Zuschüsse (der Stadt Bonn in Höhe von 3,8 Mio. € und des Landes NRW in Höhe von 1 Mio. €) und Erträge aus dem Kapital der geplanten Stiftung Festspielhaus Beethoven (2 Mio. €). Anfang 2010 war der Business-Plan fertig. Im März 2010 wurde er dem städtischen „Projektbeirat Festspielhaus“ präsentiert. Der von Seiten der Stadt vorgesehene Zuschuss hätte sich danach auf insgesamt 4,6 Mio. € erhöht, wobei immer noch nicht alle Kosten miteingerechnet waren, die von der Stadt aufzubringen gewesen wären.[13] Nach dem Anfang 2010 vorgelegten Business-Plan sollte der jährliche Betrieb des Festspielhauses insgesamt mehr als 18 Mio. € kosten. Der wichtigste Unterschied zu den Berechnungen von Karsten Witt aus dem jahr 2008 war der Posten Miete, den Witt in dem „Konzept für das Festspielhaus Beethoven in Bonn“ nicht berücksichtigt hatte. Die Stiftung sollte für die Miete des von den Sponsoren erbauten Hauses 30 Jahre lang 6 Mio. € aufbringen.[14]

Was die Zuschüsse der Stadt anging, sah der Grundsatzbeschluss des Rates vom 13. Juni 2007 vor, die weiteren Planungen des Projektes Festspielhaus so zu gestalten, „dass das Ziel, keine zusätzlichen Belastungen für den städtischen Haushalt zu veranlassen, möglichst erreicht wird.“[1] Dies war vor dem Hintergrund zu sehen, dass die Stadt Bonn hoch verschuldet ist und ihr drohte, in ein Haushaltssicherungskonzept (HSK) oder sogar in den Nothaushalt zu rutschen.[15] Welche Kosten wegen des WCCB-Desasters auf die Stadt zukommen, war noch gar nicht abzusehen. Die Förderung der Bonner Kultur durch den Bund lief 2010 aus. Diese Umstände führten in den vergangenen Jahren zu einem harten Sparkurs im Bereich der Kultur.

Künstlerisches Konzept

Im Dezember 2008 schlug Karsten Witt in seinem „Konzept für das Festspielhaus Beethoven in Bonn“ vor, das Programm des Festspielhauses in zwei Bereiche zu gliedern: In Konzertreihen und in Festivals. Durch die mehr als 20 Konzertreihen soll „gewissermaßen die musikalische Grundversorgung durch das Festspielhaus sichergestellt“[16] werden. Solche Reihen sollen beispielsweise Konzerte des Beethoven Orchesters Bonn, Internationaler Orchester, Konzerte von Streichquartetten und „großer Solisten“ sein. Von derselben Wichtigkeit wie die Reihen sollen ein halbes Dutzend Festivals sein. Witt nennt das Beethovenfest, ein „Festival alter Musik zu einem bestimmten Thema“ und ein „Populäres Festival zu einem bestimmten Thema“.[16]

Dieses Konzept war ein erster Entwurf; zwischenzeitlich sind - nach Auskunft der Sponsoren - verschiedene Konzepte entwickelt worden, um mögliche Bespielungsvarianten finanziell durchzurechnen. In einem Sachstandsbericht an den Rat der Stadt Bonn teilte der Oberbürgermeister im November 2009 mit, dass ein „Vollprogramm, beispielsweise nach dem Modell der Kölner Philharmonie“ seitens der Verwaltung „betriebswirtschaftlich nicht für realisierbar erachtet“ wird. Die Verwaltung gehe „im derzeitigen Arbeitsentwurf eines Businessplans von insgesamt rd. 250 Veranstaltungen jährlich aus“ [17].

Architekturentwürfe

Entwurf von Karl-Heinz Schommer

Entwurf für ein neues Festspielhaus von Karl-Heinz Schommer

Einen ersten Entwurf für ein neues Haus legte der Bonner Architekt Karl-Heinz Schommer 2004 vor. Karin Hempel-Soos, Initiatorin des Festspielhausprojektes, hatte den Architekten um eine „Standortanalyse“ gebeten. Schommer verband die Beethovenhalle durch einen langen Steg mit dem auf einem Plateau auf dem Rhein liegenden Festspielhaus. „Der Konzertsaal selbst“, beschreibt der Architekt seinen Entwurf, „wird als eigenständiger Kubus in eine transparente Gebäudehülle eingestellt. Von den Galerien zwischen dem inneren Körpern und der äußeren Gebäudehülle blickt man über die Südbrücke auf das Siebengebirge.“ [18]

Besser könne man Bonns „Genius Loci“, den Rhein, nicht einbinden, meint Schommer, dessen Pläne jedoch bald in der Versenkung verschwanden. Zum Architektenauswahlverfahren, das die Sponsoren 2008 starteten, wurde er dann nicht mehr eingeladen. Der Öffentlichkeit wurde Schommers Entwurf 2011 bekannt. Er war im Rahmen einer Ausstellung von Arbeiten des Architekten im Kameha Grand Bonn zu sehen.

Architektenauswahlverfahren

Das privatrechtlich ausgerichtete Vergabeverfahren aus dem Jahr 2008 war kein ordentlicher, offener Architektenwettbewerb, wie er bei öffentlichen Aufträgen vorgeschrieben ist. Zu Beginn des Auswahlverfahrens, Mitte Oktober 2008, nannte die Deutsche Post AG für die drei Unternehmen 11 internationale Architekturbüros, die mit Entwürfen für den Bau beauftragt wurden. Drei Leitlinien galten für sie: Das neue Haus soll sowohl architektonisch als auch akustisch Weltniveau haben, das Investitionsvolumen maximal 75 Millionen Euro betragen. Als „Option“ von Seiten der Sponsoren hatten die Architekten, die Beethovenhalle einzubeziehen oder abzureißen, womit die Sponsoren die vom Rat beschlossenen „städtebaulichen Rahmenbedingungen“ ignorierten. Die „städtebaulichen Rahmenbedingungen“ gehen von einem Nebeneinander von alter und neuer Halle aus, nicht von einem Abriss.

Bis auf Norman Foster legten alle eingeladenen Architekturbüros Beiträge für das Auswahlverfahren vor. Die Beiträge wurden von den Sponsoren mit 50.000 € honoriert.[19] Von einem Neubau an Stelle der Beethovenhalle gehen die Entwürfe von Zaha Hadid, Hermann & Valentiny and Partners, Arata Isozaki, Richard Meier, Murphy/Jahn und Thomas van den Valentyn aus. Die Entwürfe von David Chipperfield, Allies and Morrison Architects, Antonio Citterio und Schuster Architekten gehen von dem Erhalt der Beethovenhalle bzw. wichtiger Elemente aus. Die 10 Entwürfe waren vom 31. Januar 2009 bis zum 15. Februar 2009 im Posttower zu besichtigen.

Am 31. Januar 2009 informierten die Sponsoren die Öffentlichkeit über die Ergebnisse der bisherigen Architektenauswahl. Sie nannten vier Entwürfe, die in eine zweite Planungsphase gingen und dabei weiter präzisiert werden sollten. Das waren die Entwürfe von Zaha Hadid, Hermann & Valentiny and Partners, Arata Isozaki und Richard Meier. Architekten, deren Entwürfe den Abriss der Beethovenhalle verlangen.

Ein einberufenes Expertengremium [20] begleitete das Auswahlverfahren. Das Gremium bestand aus rund 80 Mitgliedern (Bund, Land NRW, Stadt Bonn, Wirtschaft, Kultur, Architektur, Akustik u.a.). Zur abschließenden Beratung über die zehn Modelle teilte sich das Gremium in zwei Gruppen auf: Architektur und Akustik. Beide stellten je eine Liste mit ihren Favoriten zusammen, die in zwei Punkten voneinander abwichen. Anschließend fanden sich die beiden Gruppen wieder zusammen, und das Gremium bestimmte eine endgültige Liste mit vier Entwürfen für die nächste Runde. Diese favorisieren sämtlich einen Abriss der Beethovenhalle und einen Festspielhaus-Neubau.

Die geladenen Experten für das Auswahlverfahren hatten Beraterfunktionen.[21] Vertreter der Stadt und der Bürger waren bei der Expertenanhörung, so Andreas Rossmann in der F.A.Z vom 16. Februar 2009, „Zaungäste“.[19] Die Entscheidung, welche Entwürfe ausgewählt wurden, trafen alleine die Sponsoren. Am 16. Februar 2009 berichtete die Frankfurter Allgemeine Zeitung (F.A.Z), dass die vier ausgewählten Entwürfe der Sponsoren nicht identisch seien mit vier Entwürfen, die das Expertengremium favorisierte. Die Zeitung beruft sich auf Landeskonservator Udo Mainzer, der als Experte an der Anhörung teilnahm. So seien von den Sponsoren zwei Entwürfe, die von Schuster & Schuster und von David Chipperfield „plötzlich“ ausgetauscht und durch die Entwürfe von Hermann & Valentiny und Arata Isozaki ersetzt worden. Begründungen für diese Entscheidung wurden von Seiten der Sponsoren nicht gegeben. Ebenfalls sei kein Wettbewerbsprotokoll geführt worden.[19]

„Integrative“ Entwürfe

Die von den Sponsoren ausgewählten Entwürfe

Sieger des Architekten-Auswahlverfahrens

Am 9. Juni 2009 teilte die Post mit, dass Zaha Hadid und Hermann & Valentiny die Sieger des Architekten-Auswahlverfahrens seien. Ursprünglich wollten die Sponsoren im Frühjahr 2010 die endgültige Entscheidung über das Modell treffen. Nach einer Entscheidung des Postvorstandes am 19. November 2009 sollte die Entscheidung im Herbst 2010 getroffen werden. Bis dahin würden „alle Vorbereitungen auf Eis“ [22] gelegt. Die Post wolle das Ergebnis einer Bürgerbefragung zum Thema Festspielhaus abwarten.

Unterstützung für das Festspielhausprojekt

Zur Unterstützung des Festspielhausprojektes schlossen sich im Dezember 2009 mehrere Organisationen zusammen. „Fest.Spiel.Haus.Freunde“ nennen sie sich. In einer Resolution heißt es: "Wir sind überzeugt, dass das Festspielhaus das Alleinstellungsmerkmal der Stadt Bonn fördern und den Ruf Bonns national und international als Geburtsstadt Beethovens und aufstrebende Festspielstadt in die Zukunft tragen wird".[23]

Ratsbürgerentscheid, Bürgerentscheid oder Bürgerbefragung?

In einem Antrag vom 9. Februar 2009 forderte die Ratsfraktion der Grünen die Durchführung eines Ratsbürgerentscheides über den Bau des Festspielhauses und die „notwendige finanzielle Beteiligung“ der Stadt am Bau und Betrieb des geplanten Hauses.[24] Der Rat der Stadt lehnte am 25. März 2009 diesen Antrag mehrheitlich ab.

Daraufhin kündigte eine Bürgerinitiative „Für eine soziale Stadt Bonn - gegen Bau eines Festspielhauses“ die Durchführung eines Bürgerbegehrens mit dem Ziel, einen Bürgerentscheid zu erzwingen, an. [25]

Im Rahmen eines Projektes „Neue Formen der Bürgerbeteiligung in der Bundesstadt Bonn“ plante der neu gewählte Oberbürgermeister Jürgen Nimptsch eine „Befragung“ zur „Thematik Festspielhaus Beethoven“. Dieser Plan sollte nach den Vorstellungen des Oberbürgermeisters „zeitgleich mit der Landtagswahl am 9. Mai 2010 stattfinden“ [17]. Im Januar 2010 rückte Nimptsch von diesem Zeitplan ab und kündigte eine gesonderte Umfrage zum Thema Festspielhaus vor dem Sommer 2010 an, zu der es aber nicht kam.

In dem im Dezember 2009 vereinbarten Koalitionsvertrag [26] zwischen CDU und Grünen begrüßten diese „das Engagement der Daxe für den Ausbau der Beethovenstadt Bonn und den Bau eines Festspielhauses“. Für den Beschluss für eine Beteiligung der Bundesstadt am Betrieb des Festspielhauses erneuerten die Grünen in dem Vertrag ihre Position, dass „die Einbeziehung der Bonner Bürger in Form eines Ratbürgerentscheides unbedingt erforderlich“ ist.

Projekt soll vorerst nicht weiter verfolgt werden

Nach einem Gespräch am 21. April 2010, an dem die Vorstandsvorsitzenden der drei Sponsoren und Oberbürgermeister Nimptsch und Stadtdirektor Kregel teilnahmen, erklärten die Beteiligten, dass das „Projekt Beethoven-Festspielhaus vorerst nicht weiter verfolgt werden“ soll. Begründet wurde die Entscheidung mit der wirtschaftlichen Situation der Stadt Bonn, die „derzeit andere Prioritäten“ verlange, mit Risiken wie Denkmalschutz und nachhaltige Finanzierung, die „noch nicht abschließend bewertbar“ seien, mit der Prüfung der Unternehmen hinsichtlich alternativer Förderprojekte für Jugend und Bildung und mit der geplanten Erarbeitung eines „ganzheitliches Konzept für den Kulturstandort Bonn und Region“.[27]

Offene Fragen

Wichtige Fragen waren bis zum April 2010 offen, als Sponsoren und Stadt erklärten, dass das Projekt „vorerst nicht weiter verfolgt werden“ sollte.

Zeitplan

Der ursprüngliche Zeitplan sah vor, das neue Haus 2011 zu eröffnen [28]. Nach der Entscheidung des Postvorstandes vom 19. November 2009, „alle Vorbereitungen auf Eis” zu legen und das Ergebnis einer “Bürgerbefragung” abzuwarten, präsentierte Bonns Oberbürgermeister Jürgen Nimptsch Ende November 2009 einen neuen Zeitplan: ursprünglich sollte im Mai 2010 eine “Bürgerbefragung” durchgeführt werden. Würde die - so Nimptsch - zugunsten des Festspielhausprojektes ausfallen, werde im Sommer 2010 darüber entschieden, in welcher Weise die Stadt Bonn für den Haushalt 2012 oder 2013 Mittel für das Projekt zur Verfügung stellt. Nachdem der städtische Ausschuss für Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger im Februar 2010 die Pläne des Oberbürgermeisters abgelehnt und eigene Pläne für eine Bürgerbefragung verabschiedet hatte, war nicht abzusehen, in welcher Form eine Beteiligung der Bonner Bürger an der Entscheidung über das Festspielhaus geschehen sollte. Auch der Zeitpunkt war unklar.

Programm

Was an inhaltlichen Aussagen zu dem Programm für das geplante Festspielhaus nach dem Grundsatzbeschluss des Rates vorlag, war ein von Karsten Witt vorgelegtes „Konzept für das Festspielhaus Beethoven in Bonn“ (s. o. Kapitel „Künstlerisches Konzept“). Mehr als eine Sammlung von Ideen stellt dieses Konzept nicht dar. Die Bonner Verwaltung teilte im März 2009 mit, „dass nunmehr unter der Koordination des Landes NRW ein Arbeitskreis „Programm und Budget“ gebildet wird, der sich mit der Erarbeitung der kulturellen Konzeption und eines hieraus abgeleiteten Businessplans befassen wird.“ [29] Ergebnisse dieses Arbeitskreises, die auch der Öffentlichkeit vorgelegt wurden, gab es keine.

Finanzierung

Bei der Finanzierung bestanden sowohl offene Fragen hinsichtlich der absehbaren Baukosten als auch bei den absehbaren Betriebskosten. Die ursprünglichen Zusagen umfassten 75 Mio. €. Einen verbindlichen Beschluss über die Finanzierung des Projektes gab es von keinem der drei Unternehmen. Die Umsetzung der „Sieger“-Entwürfe hätte einen erheblich höheren Betrag als die 75 Mio. € verlangt. Wie hoch der Betrag sein würde, wurde zum Zeitpunkt der „Sieger“-Kürung am 9. Juni 2009 nicht präzisiert.

Die Post AG hatte - so die Stadt in einer Mitteilungsvorlage für den Rat - „zur Absicherung der Kostenschätzungen ein Auswahlverfahren von Generalunternehmen gestartet“. Ende November 2009 sollten aus einer Gruppe namhafter Generalunternehmer zwei ausgewählt und beauftragt werden, eine marktbasierte Kostenschätzung der überarbeiteten Entwürfe von Zaha Hadid und Hermann&Valentiny bis Anfang Februar 2010 zu erarbeiten. Gemäß dem von der Post ausgegebenen Zeitplan sollten „somit im Februar 2010 zwei optimierte und bis in Details durchgearbeitete Entwürfe mit einer auf vier Säulen ruhenden, externen Kostenschätzung vorliegen“.[17] Ob es diese Kostenschätzung gab, in nicht bekannt - der Öffentlichkeit wurde keine vorgelegt.

Ebenfalls nicht klar war die Deckung der Betriebskosten. In Karsten Witts Konzept wurde der Zuschuss der Stadt Bonn mit 3,8 Mio. € jährlich angesetzt. Der Rat der Stadt beschloss in seinem Grundsatzbeschluss, dass keine zusätzlichen Belastungen für den städtischen Haushalt entstehen dürfen. Die jährlich vorgesehenen 3,8 Mio. € städtischer Betriebskostenzuschuss hätten eine Vervierfachung dessen bedeutet, was die Stadt für die Beethovenhalle zahlt.

Standort

Seit 1990 steht die Beethovenhalle unter Denkmalschutz. Die zwei noch im Rennen befindlichen Entwürfe gingen jedoch von einem Abriss der Beethovenhalle aus. Schon 2007 wollten die Sponsoren in einer vertraulichen Marketing-Studie und einem ebenfalls vertraulichen Projektbericht von der damaligen Oberbürgermeisterin Bärbel Dieckmann „definitiv wissen“, ob „die Beethovenhalle abgerissen werden kann, oder ob zumindest der Denkmalschutz so weit aufgehoben werden kann, dass die Halle umgebaut und in ihrem äußeren Erscheinungsbild verändert werden kann“.[30]

Im Gegensatz zu der Aussage der Oberbürgermeisterin, die Bauherrn träten für eine „integrative Lösung“ ein, ließen die bei dem Architektenwettbewerb die Option Abriss der Beethovenhalle zu und wählten in der „Vorauswahl“ solche Entwürfe, die auf den Denkmalschutz keine Rücksicht nehmen.

In einem Interview mit dem General-Anzeiger Bonn sprach sich Landeskonservator Professor Udo Mainzer unter Berücksichtigung vorliegender Entwürfe, die den Erhalt der Beethovenhalle vorsehen, gegen einen Abriss aus. Zu der notwendigen Verbesserung in Funktionalität und Akustik der Halle meinte er: „… All das könnte man innerhalb der bestehenden Hülle verbessern. Bonn kann gerne eine Festspielhaus bekommen, aber nicht auf Kosten des Denkmals.“[31]

Auf einem Kolloquium in der Universität Bonn am 28. November 2009 plädierte der ehemalige Bonner Oberbürgermeister Hans Daniels dafür, „nach Ausweichflächen für das Festspielhaus zu suchen, die im Besitz von Land oder dem Bund seien“ [32]. Einen solchen alternativen Standort schlägt die Personalversammlung des Theaters Bonn vor: sie möchte, dass an Stelle des derzeitigen Operngebäudes das neue Haus errichtet wird.

Wer entscheidet: Post oder Bürger?

Bei dem Beethoven-Festspielhaus ging es um ein Projekt, das das Erscheinungsbild und das Kulturleben Bonns zukünftig entscheidend mitprägen sollte und dessen Folgekosten von den Bürgern der Stadt hätten maßgeblich getragen werden müssen. Von daher lag die Zuständigkeit für das Projekt beim Rat der Stadt Bonn. Mit dem Grundsatzbeschluss vom 13. Juni 2007 hat die Vertretung der Bonner Bürger die städtebaulichen Vorgaben formuliert. Projektleiter auf städtischer Seite war der Bonner Stadtdirektor Volker Kregel. Die Projektbearbeitung wurde von einem nicht-öffentlich tagenden „Projektbeirat ‚Festspielhaus Beethoven’“ aus Vertretern des Rates und der Stadtverwaltung begleitet, der allerdings nur selten tagte. Nach der Kommunalwahl 2009 wurde ein neuer - nun öffentlich tagender - Projektbeirat eingerichtet.

Mit der Bekanntgabe einer „Vorauswahl“ aus den zehn Architektenentwürfen für das Festspielhaus und dem damit implizierten Abriss der Beethovenhalle trafen die Sponsoren eine Entscheidung, die die Vorgaben des Ratsbeschlusses vom Dezember 2007 ignorierte, der da lautete: „Zwingend ist eine gelungene Verknüpfung von Alt- und Neubebauung, bzw. ein verträgliches Nebeneinander der beiden Bereiche, die zugleich eine klare Trennung und damit eine Erkennbarkeit der beiden Bereiche ermöglicht.“ [2]

Der am 30. August 2009 gewählte neue Oberbürgermeister der Stadt Bonn, Jürgen Nimptsch, sprach sich beim Amtsantritt eindeutig für den Bau des Festspielhauses aus. Er beabsichtigte allerdings, anders als seiner Vorgängerin, die Bürgerinnen und Bürger der Stadt in den Entscheidungsprozess um das Festspielhaus einzubeziehen. In welcher Form dies geschehen sollte, war unklar.

Ausstieg wichtiger Geldgeber

Ihren Ausstieg aus dem Projekt erklärte die Deutsche Telekom im September 2010. Man könne sich zwar vorstellen, den laufenden Betrieb zu unterstützen, erklärt Stephan Althoff, der Leiter des Konzern-Sponsorings. "Aber das bisherige Bauherrenmodell ist aus heutiger Sicht unrealistisch."[33]

Am 5. September 2011 erklärte auch die Postbank ihren Ausstieg, da das Projekt den Mitarbeitern und Aktionären nicht mehr vermittelbar sei.[34] Auch die Telekom bestätigte zu diesem Anlass nochmals ihren Ausstieg, während die Post erklärte, den Anteil der anderen Unternehmen nicht übernehmen zu wollen.[35]

Neues Festspielhaus oder „Plan B“

Im Verlauf des Jahres 2011 gab es mehrfach Versuche, das Projekt Festspielhaus Beethoven vor dem endgültigen Aus zu retten. Alternativ dazu mehrten sich die Stimmen in der Stadt, die einen „Plan B“ befürworten, der statt eines Neubaues die Modernisierung der Beethovenhalle vorsieht.

Am 20.10.2011 fasste der Rat der Stadt Bonn einen Beschluss, in dem er den politischen Willen unterstrich, „einen akustisch höchsten Ansprüchen genügenden Konzertsaal in Bonn zu errichten“.[36] Diesem Beschluss stimmten sowohl die Befürworter eines Neubaus zu als auch die Befürworter des „Plans B“. Die Verwaltung wurde in dem Beschluss beauftragt, die nach wie vor offenstehenden Fragen der Finanzierung und des Standortes eines neuen Festspielhauses zu beantworten. Darauf aufbauend sollte dann ein Zeitplan festgelegt werden für anstehende Entscheidungen.

Am 2.11.2011 legte die Verwaltung eine Beschlussvorlage für den Rat vor.[37] Darin schlug sie für einen Neubau einen Standort am Rande des Rheinauenparkes in unmittelbarer Nähe des Posttowers vor. Im Hinblick auf die Finanzierung des Neubaus gab es zu diesem Zeitpunkt lediglich noch die Zusage der Post, 30 Mio. € in das Projekt einzubringen. Die Lücke von mindestens 40 - 50 Mio. € sollten nach den Vorstellungen der Beschlussvorlage dadurch geschlossen werden, dass „fehlende Mittel insbesondere von Unternehmen aus Bonn und der Region sowie von den Bürgerinnen und Bürger aus Bonn und der Region“ erbracht werden. Als Frist, bis zu der die Klärung der Finanzierungsfrage erfolgt sein soll, nennt die Beschlussvorlage den 30.6.2012. Dann müsse die Entscheidung erfolgen, ob ein neues Konzerthaus errichtet werde könne.

Ein vom Präsidenten der Bonner Industrie- und Handelskammer (IHK), Wolfgang Grießl, initiierter Unterstützerkreis, der Freundeskreis "Grießl and friends", begann im Herbst 2011 eine Kampagne, um einen Teil der Finanzierung des Festspielhauses durch bürgerschaftliches und unternehmerisches Engagement sicherzustellen. Der Freundeskreis will 5.000 Unternehmer und Bürger gewinnen, die in den nächsten fünf Jahren jeweils 1.000 Euro für den Neubau spenden.[38]

Medien

Das Festspielhausprojekt in Bonn fand ein vielfältiges Medienecho. Das galt vom Beginn des Projektes an für lokale Medien, spätestens seit der Veröffentlichung der Entwürfe galt das auch für überregionale Medien.

General-Anzeiger Bonn

Der Bonner General-Anzeiger widmete sich dem Festspielhausprojekt von Beginn an. Die anfängliche völlige Identifikation mit dem Projekt wich allerdings spätestens nach dem WCCB-Desaster einer differenzierteren Betrachtungsweise.

Die Identifikation des Blattes mit dem Projekt zeigte sich besonders deutlich am 31. Januar 2009. An diesem Tag präsentierte der General-Anzeiger in seinem Feuilleton die zehn Architektenmodelle. Titel und Wortlaut der Beiträge, auch ihre Wertungen wie sie beispielsweise in den Namen „Diamant“ und „Welle“ für die Entwürfe zum Ausdruck kommen, sind - bis auf leichte Kürzungen - identisch mit den Titeln und Texten der Broschüre, die die Sponsoren in ihrer öffentliche Ausstellung im Posttower verteilten. Im General-Anzeiger erschienen die Beiträge nicht als Sonderbeilage der Deutschen Post oder der Deutschen Telekom, sondern als ganz normale Beiträge im Feuilleton. Alles unter dem Titel „In tiefster Verehrung für Beethoven“.[39]

Angesichts der damaligen Identifikation des Blattes mit dem Projekt fiel es Autoren schwer zu Wort zu kommen, die bei dem Projekt auf offene Fragen hinweisen und Kritik üben. So erschien im Feuilleton das Interview mit Landeskonservator Udo Mainzer, in dem er sich gegen den Abriss der Beethovenhalle ausspricht, fast zwei Wochen nach der Präsentation der Modelle, wenige Tage vor dem Ende der Ausstellung im Posttower. Eine Meldung der Bonner Grünen, die schon vor der Expertenanhörung kritisierten, dass die Bonner Bürger und gewählte Vertreter bei der Entscheidung über die Architektenentwürfe nur „Zaungäste“ [40] sind, erschien erst gar nicht.

Großen Raum nahm das Thema Festspielhaus/Beethovenhalle auf den Leserbriefseiten des General-Anzeigers ein. Dass mehrere Jahre nach dem Start des Projektes nach wie vor wichtige Fragen nicht geklärt waren, vermittelte ein „GA-Extra“ am 9. April 2010. Befürworter und Kritiker kamen darin zu Wort und die vier von Oberbürgermeister Nimptsch und Stadtdirektor Kregel im März 2010 genannten Varianten zur Zukunft des Festspielhausprojektes [41] wurden dargestellt: 1. Variante - die Beethovenhalle wird abgerissen, 2. Variante - das Festspielhaus wird auf einem anderen Grundstück errichtet, 3. Variante - das Festspielhaus wird auf dem Grundstück der Bonner Oper errichtet und die 4. Variante - „Alles bleibt, wie es ist...“[42]

F.A.Z

Die Frankfurter Allgemeine Zeitung (F.A.Z) widmete sich Mitte Februar 2009 in drei Beiträgen dem Festspielhausprojekt und speziell den Entwürfen.

„Wenig Rückbesinnung auf vorhandene Qualitäten“

Unter der Überschrift „Geschwind, fast allzu sehr, und mit Entschlossenheit“ erschien am 13. Februar 2009 ein Artikel von Dieter Bartetzko, in dem der Autor die zehn Architektenentwürfe für das Festspielhaus vorstellt. Für drei von den Sponsoren ausgewählte Entwürfe, für die Entwürfe von Hadid, Valentiny und Isozaki findet Bartezko lobende Worte. Demgegenüber ist der vierte ausgewählte Entwurf, der Entwurf von Richard Meier für ihn eine „Enttäuschung“. Irritiert äußert sich der F.A.Z-Autor allerdings über die mit diesen vier ausgewählten Entwürfen verbundene „Eliminierung“ des „1959 eingeweihten und lange Zeit als Meisterwerk gefeierten Bau Siegfried Wolskes“ - gemeint ist die Beethovenhalle. Und Bartetzko weiter: „Nachdenklich macht dies schon deshalb, weil drei der Vorrundensieger - Hadid, Hermann&Valentiny und Isozaki - unverkennbar von Wolskes gemäßigt expressionistischem „organischem“ Bauen inspiriert sind, also den Altbau aktualisierend wiederholen.“ „Vollends irritiert“ gibt sich der FAZ-Autor, dass Meiers Entwurf ausgewählt wurde, der Entwurf des Düsseldorfer Architektenbüros Schuster & Schuster aber nicht. Dieser Entwurf ist für ihn „zukunftsweisend“, „weil er die Geschichte mit sich trägt“. Abschließend bekennt der Autor, dass einem „recht wohl“ nicht ist, angesichts des „flotten Tempos“, das die Sponsoren vorlegen und „das so wenig Rückbesinnung auf vorhandene Qualitäten zum Vorschein gebracht hat“.

„Ein barbarischer Akt“

Drei Tage später, am 16. Februar 2009, ging Andreas Rossmann in der Druckausgabe der Zeitung der Frage „Weltarchitektur zum halben Preis?“ nach und Michael Gassmanns Beitrag im FAZ-Net trägt den Titel „Ein barbarischer Akt“ [43], womit der Autor einen Abriss der Beethovenhalle meint. Gassmann würdigt das Werk des Architekten Siegfried Wolske und sieht in der Beethovenhalle „das bedeutendste Nachkriegsbauwerk der Stadt Bonn“. Zur Rechtfertigung des Baus des Festspielhauses an Stelle der Beethovenhalle „redet man“, so Gassmann, „das bestehende Bauwerk schlecht“.

Süddeutsche Zeitung

„Wohltat für Beethoven“

In seinem Artikel „Wohltat für Beethoven“ in der „Süddeutschen Zeitung“ vom 10. März attestierte Gottfried Knapp den vier Entwürfen, die zu diesem Zeitpunkt noch im Wettbewerb waren, Fehler, kritisiert die Stadt jedoch andererseits dafür, sich in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten viel zu wenig um die „Marke Beethoven“ gekümmert zu haben. „Die neuen Herren Bonns“, so Knapp, „die Chefs der Deutschen Post AG, der Deutschen Telekom AG und der Postbank AG, die aus ihren Verwaltungshochhäusern auf die Stadt herunterblicken, wollen der alten Bundeshauptstadt und neuen Hauptstadt der Telekommunikation ein Beethoven-Festspielhaus spendieren, das den Verlust an bundespolitischer Macht kompensieren, die Gewichte innerhalb der Stadt weiter in Richtung Kultur verlagern und den Weltstar Beethoven endlich wirksam aufs lokale Schild heben, ja seiner Musik ein Forum von Weltrang oder, wie es in der Broschüre der Sponsoren heißt, „World-Class-Architektur mit First-Class-Akustik“ bieten soll“. Weiter heißt es: „Mit einem Beethoven-Festspielhaus könnte man die Kulturzone der Stadt am Rheinufer wirkungsvoll verstärken.“ Was die jetzige Beethovenhalle betrifft, so der Autor, habe „vor allem die keilförmig auf das Foyer zuführende Eingangshalle mit ihren Glas- und Ziegelwänden und die weitgespannte sphärische Kuppel über dem großen Saal“ als „baukünstlerisch außergewöhnliche Monumente jeden Schutz verdient“. Allerdings „funktional kann das Ensemble kaum überzeugen“. Insbesondere die Akustik sei „keineswegs ideal“ - ein Urteil, das Knapp ähnlich übrigens auch über die Berliner Philharmonie ausspricht: auch die ist für ihn „akustisch nicht ganz unproblematisch“. Sollte sich die Beethovenhalle nicht halten und umbauen lassen - was für den SZ-Autoren „noch einmal nachdrücklich überprüft werden müsste“ -, dann sollte sie seiner Meinung nach „durch etwas ersetzt werden, was ganz neue Maßstäbe setzt“. Zaha Hadids Vorschlag würde diesem Anspruch nach Gottfried Knapps Meinung am ehesten gerecht. Der Autor abschließend: „Doch wenn man hört, dass dieses extravagante Baukunstwerk für 75 Millionen Euro errichtet werden soll, kann man nur lachen. Auch für das Doppelte wird es kaum zu haben sein. Offenbar ergehen sich Bauherren bei Konzertsaalneubauten - siehe Hamburg und demnächst vielleicht auch München - besonders gerne in finanziellen Illusionen.“[44]

Weblinks

Stadt und Sponsoren

Beschlusslage

Architektenauswahlverfahren

Präsentation der Entwürfe durch Sponsoren/ General-Anzeiger Bonn

Kritiken

Würdigungen des Projektes

Einzelnachweise

  1. a b Grundsatzbeschluss des Rates vom 13. Juni 2007
  2. a b Festspielhaus Beethoven – Städtebauliche Rahmenbedingungen und Zielsetzungen, (PDF 42KB)
  3. a b Bernd Leyendecker: Oberbürgermeisterin drückt beim Bonner Festspielhaus aufs Tempo, General-Anzeiger, 19./20. April 2008
  4. Bernhard Hartmann: „Kommt das Festspielhaus neben die Telekom-Zentrale?“, General-Anzeiger, 12. Dezember 2009
  5. Stellungnahme der Verwaltung vom 4. Februar 2010
  6. [„Ich glaube an das Kongresszentrum“, Kölner Stadt-Anzeiger, 19. Februar 2010]
  7. Millionen für Beethoven, Spiegel Online, 2. Februar 2008
  8. Postchef Frank Appel: "Unsere Zusagen stehen", Frank Appel im Interview mit dem Generalanzeiger 16. August 2008
  9. Timotheus Höttges: Jeder Deutsche braucht einen DSL-Anschluss, General-Anzeiger, 26. Mai 2009
  10. bonn.de: Stadt bereitet Grundstücksübertragung fürs Festspielhaus vor, 19. Dezember 2008
  11. Homepage von Karsten Witt musikmanagement
  12. Schreiben von Karsten Witt an die Stadt Bonn vom 28. Oktober 2008
  13. „Die Post und des Festspielhaus Beethoven - Ein übles Spiel“, www.rheinraum-online.de, 17. März 2010
  14. „Die Post und des Festspielhaus Beethoven - Ein übles Spiel“, www.rheinraum-online.de, 17. März 2010
  15. Rolf Kleinfeld: Stadt Bonn rutscht immer tiefer in rote Zahlen, General-Anzeiger, 21. März 2009
  16. a b „Konzept für das Festspielhaus Beethoven in Bonn“, 15. Dezember 2008
  17. a b c Mitteilungsvorlage: Festspielhaus Beethoven - aktueller Sachstand, 12. November 2009
  18. Ausstellung 30-jähriges Bürojubiläum von Karl-Heinz Schommer im Kameha Grand Bonn
  19. a b c Andreas Rossmann: „Weltarchitektur zum halben Preis“, F.A.Z, 16. Februar 2009
  20. wettbewerb aktuell: Beethoven Festspielhaus (Bonn)
  21. Wettbewerbe Aktuell, 23. März 2009
  22. Bernhard Hartmann: Fragezeichen beim Festspielhaus, General-Anzeiger, 20. November 2009
  23. „Erklärung der 'Fest.Spiel.Haus.Freunde'“
  24. Antrag Bündnis 90/Grüne zum Festspielhaus, 9. Februar 2009
  25. General-Anzeiger, 1. April 2009
  26. Koalitionsvereinbarung CDU - B90/Die Grünen 2009 - 2014
  27. alle Zitate - Stadt Bonn: „Projekt Beethoven-Festspielhaus soll vorerst nicht weiter verfolgt werden“, 21. April 2010
  28. General-Anzeiger (11. Oktober 2007): „Beethoven-Festspielhaus: Eröffnungskonzert soll am 26. März 2011 stattfinden”
  29. Festspielhaus Bonn: Stellungnahme der Verwaltung, 23. März 2009
  30. Thomas Agthe: Festspielhaus mit Fragezeichen, Kölner Stadt-Anzeiger, 27. November 2007
  31. General-Anzeiger Bonn, 13. Februar 2009, S. 10: Interview mit Landeskonservator Udo Mainzer: Die Wegwerfmentalität nimmt zu. Auch online: Bonns Beethovenhalle - einfach nur zum wegwerfen?, Interview mit Udo Mainzer
  32. Mathias Nofze: „Brennpunkt Beethovenhalle: Erhalt oder Abriss?“, General-Anzeiger, 30. November 2009
  33. Festspielhaus: Telekom geht auf Distanz, General-Anzeiger, 30. September 2010
  34. Postbank springt als Investor ab, General-Anzeiger, 6. September 2011
  35. Festspielhaus: Post will nicht allein zahlen, General-Anzeiger, 7. September 2011
  36. DS 1113009EB56
  37. DS 11133316
  38. IHK Bonn/Rhein-Sieg: „5.000 für Beethoven - Jetzt oder Nie!“, 1011.2011
  39. Festspielhaus-Modelle: "In tiefster Verehrung für Beethoven", General-Anzeiger, 31. Januar 2009
  40. „Festspielhaus: Politik nur als Zaungäste?“, Bündnis 90/ Die Grünen Bonn, 28. Januar 2009
  41. „Zukunft des Projektes „Festspielhaus Beethoven“ – Schreiben an die Sponsoren“, Stadt Bonn: Newsletter, 23. März 2010
  42. Blickpunkte - Festspielhaus Beethoven, General-Anzeiger, 9. April 2010
  43. FAZ.net: Michael Gassmann: Ein barbarischer Akt, 15. Februar 2009
  44. Gottfried Knapp: Eine Wohltat für Beethoven, Süddeutsche Zeitung, 10. März 2009

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