Franns Wilfried Promnitz von Promnitzau

Franns Wilfried Promnitz von Promnitzau

Franns Wilfried Promnitz von Promnitzau (* 8. März 1952 in Dresden) ist ein deutscher Dirigent, Organist, Pianist, Sänger (Tenor) und Erzähler.

Inhaltsverzeichnis

Leben und Wirken

Promnitz von Promnitzau war Mitglied im Dresdner Kreuzchor. An der Hochschule für Musik in Dresden studierte er die Fächer Dirigieren, Klavier, Komposition, Cello, Gesang und Orgel. Als 18jähriger arbeitete er als verantwortlicher Leiter des Philharmonischen Chores Dresden unter Kurt Masur. Als 20jähriger erhielt er ein Engagement an die Sächsische Staatsoper Dresden, Dezember 1975 erfolgte sein erstes Opern- und Balletdirigat.

1975 gründete Promnitz von Promnitzau das Ensemble Dresdner Vocalisten und konzertierte mit ihm auf verschiedenen Festivals und Konzertreisen in Europa. Angeregt durch eine Begegnung mit Erwin Bootz, einem Mitglied des legendären Berliner Ensembles Comedian Harmonists, arbeitete Promnitz an der Wiederbelebung der Lieder der Comedian Harmonists und rekonstruierte diese durch Abhören von Schallplatten.

Promnitz von Promnitzau wandte sich frühzeitig zur historischen Aufführungspraxis und zu alten Spielweisen hin. Er wurde dazu angeregt durch Kurse bei Harald Vogel, dem Gründer der Norddeutschen Orgelakademie, und durch Konzerterfahrungen an den ältesten Orgeln der Niederlande, wo er ab 1985 für einige Jahre in der Nähe von Rotterdam seinen Wohnsitz hatte. Als Konzertorganist gastierte er an den bedeutendsten Orgeln Europas: St. Pauls Cathedral London, Dom zu Lübeck, St. Jacobi Hamburg, Dom zu Belves/Dordogne, St. Jans Kathedrale s’Hertogenbosch, St. Bavokerk Haarlem, Sion/Schweiz.

1981 wirkte Promnitz von Promnitzau an der Gründung des Vereins „Seifersdorfer Tal“ mit, der sich zur Aufgabe machte, den Landschaftsgarten in der Nähe von Dresden im Sinne der Kunst- und Gartendenkmalpflege neu zu beleben.

1984 wurde in der Sieben-Ritter-Kirche in Seifersdorf zum ersten Mal ein Werk von Johann Gottlieb Naumann aufgeführt.

1990 begründete Promnitz von Promnitzau die Konzertreihe Laufen und Lauschen [1].

Ab 1991 bis 2005 arbeitete Promnitz von Promnitzau als Chorleiter, Kirchenmusiker und Organist auf Norderney, wo er parallel die Aufführung der Opern von Johann Gottlieb Naumann vorbereitete.

1992 Komposition und Uraufführung der Angelus-Silesius-Miniaturen für singenden Organisten in der Sieben-Ritter-Kirche zu Seifersdorf.

Von 1993 bis 2003 war er Lehrbeauftragter an der Hochschule für Musik „Carl Maria von Weber“ Dresden.

2001 wirkte Promnitz von Promnitzau bei der Gründung des Kulturvereins Muse im Fasanengarten e.V. mit, der die Wiederbelebung des kulturhistorisch wertvollen Fasanengartens zu Moritzburg bei Dresden als bedeutendes Gesamtkunstwerk des ausgehenden 18. Jahrhunderts in europäischem Maßstab anstrebt.

2002 gründete Promnitz von Promnitzau gemeinsam mit der Sängerin Jana Karin Adam des Ensemble TreCantus, das sich hauptsächlich musikalischen Werken der Gotik und Renaissance widmet, in der seltenen Besetzung mit zwei Stimmen und einem Portativ, einer tragbaren Orgel, die ihre Blütezeit im Mittelalter und in der Renaissance hatte [2]

2002 bis 2004 wirkte Promnitz von Promnitzau als Schlossorganist im Gohliser Schlösschen, Leipzig-Gohlis. Er regte dort Wandelkonzerte an (sonntägliche musikalische Führungen) und führte zum Bachfest 2003 am 24. Mai Johann Sebastian Bachs Kunst der Fuge für Orgeltasten und Tanzgestaltung auf der Kabinett-Orgel mit choreografischer Ausgestaltung durch Manfred Schnelle auf.

2005 ließ am 21. Juli, Bachs Todestag, Promnitz von Promnitzau auf dem Festival „Schwing“ im Kultur- und Kommunikationszentrum der Tuchfabrik Trier Johann Sebastian Bachs gesamtes Werk „Die Kunst der Fuge - gespiegelt um den Grundton d“ auf dem Flügel erklingen, eine Weltpremiere.

2006 Neukomposition der verschollenen Telemann-Serenata „Der Ochsenbraten“ für die Hamburger Ratsherren

Seit 1995 ist Promnitz von Promnitzau auch mit Erzählerprogrammen auf Tournee, u.a. mit „Naumann zu Besuch in Gingst“, Texten von Rilke, Heine, Becket, Villon, Fontane, Shakespeare und Schiller.

Theaterarbeit

  • 1978: Der Schuhu und die fliegende Prinzessin von Peter Hacks, Gastspiel, Hamburgische Staatsoper
  • 1978: Tartuffe von Molière, Volkstheater Bautzen
  • 1981: Die Vögel von Thomas Hertel, Dirigent des Musicals, Staatsschauspiel Dresden
  • 1984: Die Verwandlung von Paul-Heinz Dittrich, Staatsoper Unter den Linden, Berlin
  • 1985: Der Kaufmann von Venedig“ von William Shakespeare, Staatsschauspiel Dresden
  • 1991: Beginn der Konzertreihe “Laufen und Lauschen” im Seifersdorfer Tal
  • 1991–2001: Aufführung von 10 Opern in der „Sächsischen Thaloper“ Seifersdorf
  • 1996: Sieg der Treue Kurfürstin Maria Antonia, 27.5. Premiere zur Feier des 70. Geburtstages von Prinz Maria Emanuel Markgraf von Meißen, Schirmherr der Sächsischen Thaloper, Hoflößnitz zu Radebeul

Gastspiele Schlösser Machern, Weesenstein, Pillnitz, Taschenbergpalais Dresden

Musik für Dokumentar- und Trickfilme

  • 1980–1982 Dokumentarfilm, sieben Folgen der Sandmännchen-Serie „Selbstgemalt“ von Heinz Wittig, Dresden [3]
  • 1981 „Die Heimkehr der Madonna“ (Zum 25. Jahrestag der Wiedereröffnung der Dresdner Gemäldegalerie [4])
  • 1986 Dokumentarfilm „Slang“ über das Leben Fritz Hampels

Wiederbelebung des Werkes von Johann Gottlieb Naumann

Promnitz von Promnitzau ist Präsident der 1991 gegründeten Johann-Gottlieb-Naumann-Gesellschaft e.V. Er sichtete und rekonstruierte 75 Werke des Komponisten Johann Gottlieb Naumann, leitete zahlreiche Naumann-Erstaufführungen und ließ sie zumeist an historischer Aufführungsstätte, wie im Landschaftspark „Seifersdorfer Tal“, erklingen. Promnitz von Promnitzau rekonstruierte Naumanns Klavierwerk, 2 Oratorien, Lieder und Kammermusik, sowie 7 Opern:

  • 30.Mai 1992 Cora (Spielleitung: Justus Carrière)
  • 22.Mai 1993 Amphion
  • 14.Mai 1994 Orpheus (Choreografie: Bea Beck)
  • 27.Mai 1995 Titus
  • 31.Mai 1996 Die Dame als Soldat (Regie: Claus Martin)
  • 6.Juni 1999 Medea, Uraufführung der deutschen Textfassung Theater Meißen (Inszenierung: Annette Jahns, Bühnenbild: Arne Walther, Kostüm: Marina Zydek, Technische Leitung: Ulrich Bahrmann)
  • 14.Juni 2001 Abels Tod, Aufführung Militärhistorisches Museum Dresden unter Mitwirkung der Dresdner Kapellknaben

Außerdem schuf er Transkriptionen von Instrumentalmusik Johann Gottlieb Naumanns für Orgel.

Diskografie

  • „Die Dresdner Vocalisten - Josquin, Lasso, Byrd, Schubert, Schumann u. a.“ - DDR-LP: Eterna dmm 7 25 126, [1987]
  • Laudate Dominum I, Geistliche und weltliche Chormusik des 17./18. Jahrhunderts, Hendrik-Ido-Ambacht, Niederlande, 17./18. Juni 1988, Digital Recording 223345, [1988]
  • Johann Sebastian Bach: Kunst der Fuge. Konzertmitschnitt vom 12.Dezember 1992, Sieben-Ritter-Kirche, Seifersdorf, Phonothek der Sächsischen Landesbibliothek/Sächsisches Staatsarchiv, ZÖLLNER STUDIO DRESDEN, [1995]
  • Johann Sebastian Bach: Sechs „Französische“ Suiten. Martin Fischer, Dresden [1999]
  • Johann Gottlieb Naumann : Six Quatuors, Sechs Quartette, nach 1776, Sixtina-Klassiklabel, Dresden [1996]
  • Johann Gottlieb Naumann: Orgelwerke, Kindt-Orgel (1790) der St. Jacobi-Kirche Gingst/Rügen, audiolis, Hartmut Lissner, Dresden [2001]
  • Johann Gottlieb Naumann: Konzert im Freien, Die Claviersonaten, audiolis, Hartmut Lissner, Dresden [2002]
  • Johann Gottlieb Naumann: Tastenmusik auf Originalinstrumenten, audiolis, Hartmut Lissner, Dresden [2008]
  • Traugott Maximilian Eberwein: Amor Proteus oder Liebeserklärungen verschiedener Stände und Temperamente. Ein Liederzyklus nach Texten von Ernst Friedrich Conradi. Gesungen von 18 Sängern, u. a. Bär, Scheibner, Ude, Junghanns, Sixtina-Klassiklabel, Dresden [1999]
  • Musikland Erzgebirge, Orgeln in Wehrkirchen, gespielt von Franns Wilfried Promnitz von Promnitzau, Mauersberger Freundeskreis e.V., HOROS [2003]
  • Viktor Fortin: Werke für Blockflöte, gespielt von Dorothea Senf (Blockflöte) und Franns Wilfried Promnitz von Promnitzau (Klavier), www.natom-productions.de, [2005]
  • Georg Philipp Telemann: aus „Drei Dutzend Clavier „Fantasien“ in italienischer und französischer Manier“, audiolis, Hartmut Lissner, Dresden [2006]
  • Ensemble TreCantus: Das untemperierte Portativ, mitteltönige Musik des Mittelalters, Zisterzienserabtei Altzella, audiolis, Hartmut Lissner, Dresden [2002]
  • Ensemble TreCantus: Musik aus Mittelalter und Renaissance, audiolis, Hartmut Lissner, Dresden [2009]
  • Zusammenarbeit mit der Sächsischen Landesbibliothek Staats- und Universitätsbibliothek SLUB - Mitschnitte aller Aufführungen

Quellen

Einzelnachweise

  1. Bericht unter anderem Konzertreihe „Laufen und Lauschen“
  2. Artikel: TreCantus
  3. Film- und Videostudio Heinz Wittig, Dresden
  4. IFA Archiv

Literatur

  • Franns Wilfried Promnitz von Promnitzau: Die Naumann-Gesellschaft und die sächsische Thaloper. Auf Harmoniesuche im Seifersdorfer Tal. In: Hans-Peter Lühr (Hrsg.): Johann Gottlieb Naumann. Komponist in vorromantischer Zeit. Dresdner Geschichtsverein, Dresden 2001, ISBN 3-910055-58-3 (Dresdner Hefte. Beiträge zur Kulturgeschichte; 66).

Weblinks


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