Fried Walter

Fried Walter

Fried Walter (* 19. Dezember 1907 in Ottendorf-Okrilla als Walter Emil Schmidt; † 8. April 1996 in Berlin) war ein deutscher Komponist.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Fried Walter wurde als Sohn eines Volksschullehrers im Kreis Dresden geboren. Die Mutter starb, als Walter fünf Jahre alt war. Der Vater sah für ihn den Beruf des Lehrers vor. Walter erlernte aber auch die Instrumente Klavier, Cello, Orgel und Waldhorn. Mit 17 Jahren wurde er an der Dresdner Oper als Theorie- und Dirigierschüler angenommen. Sein erstes eigenes Geld verdiente er sich als Hornist des Bühnenmusik-Ensembles in Richard-Wagner-Opern. Nach seiner Ausbildung volontierte er am Landestheater in Gotha, danach wechselte er an das Reußisch-Fürstliche Theater in Gera. Die Weltwirtschaftskrise 1929 zwang ihn zur Aufgabe seiner Stellung.

Walter wandte sich nach Berlin, wo er bei Giuseppe Becce die Techniken der musikalischen Filmbegleitung studierte. Eine Karriere als Filmmusiker kam durch das Aufkommen des Tonfilms nicht mehr in Frage. Walter meldete sich an der Akademie der Künste (Berlin), wo Arnold Schönberg ihn als Schüler akzeptierte und er sogar ein Stipendium erhielt. Obwohl er für Schönberg zwei seiner Opern in der Krolloper einstudierte, lehnte Walter die Zwölftonmusik kategorisch ab.

Nach seiner Ausbildung bei Schönberg arbeitete er als Musiker in Kabaretts, Varietés und im Zirkus. Er war Klavierbegleiter verschiedener Vokalensembles, wie Humoresk Melodios und Comedian Harmonists. 1933 heiratete Walter die holländische Kabarettistin Elisabeth Stuy. Als die Nationalsozialisten an die Macht kamen, vermied Walter jeglichen Kontakt zur Partei und Militär. Das gelang ihm auch noch als freier Mitarbeiter am Rundfunksender Leipzig. Noch einmal nahm er Unterricht, diesmal am Leipziger Konservatorium bei Hermann Ambrosius. Mit seiner Frau lebte er für kurze Zeit in Holland, erhielt als Deutscher aber keine Aufträge mehr. 1938 komponierte er seine Oper „Königin Elisabeth“, die ein Jahr später an der Königlichen Oper in Stockholm unter Anwesenheit von König Gustav V. (Schweden) uraufgeführt wurde. Nach dem großen Erfolg seiner Oper beauftragte ihn Heinz Tietjen mit einem neuen Bühnenwerk und sorgte dafür, dass Walter nicht zum Militär eingezogen wurde. Die Oper „Andreas Wolfius“ wurde 1940 an der Berliner Staatsoper uraufgeführt. 1943 ging Walter nach Prag und dirigierte sein Ballett „Kleopatra“. Walters Name steht in der im August 1944 von Hitler genehmigten Gottbegnadeten-Liste.

Als unbelastet eingestuft, erhielt Walter unmittelbar nach dem Krieg eine Stelle als Korrepetitor und Konzertpianist an der Berliner Staatsoper. Hier konnte er sein Ballett „Der Pfeil“ uraufführen. 1947 wurde er beim RIAS angestellt, wo er 25 Jahre lang als Programmgestalter, Dirigent und Arrangeur tätig war. Hier lernte er auch seine zweite Ehefrau Edith kennen. Seine letzte Oper „Die fünf Bräute“ wurde erst 1998 in Hermsdorf unter der musikalischen Leitung von Franns Wilfried Promnitz in der Regie von Claus Martin uraufgeführt

Nach der Wiedervereinigung ehrte ihn seine Geburtsstadt Ottendorf-Okrilla mit der Ehrenbürgerschaft. Im Jahre 1990 wurde ihm die Ehrenmitgliedschaft im Bund deutscher Zupfmusiker verliehen. Nach Walters Tod wurde eine Straße in Ottendorf-Okrilla nach ihm benannt. Sein Grab befindet sich auf dem Berliner Friedhof Dahlem an der Königin-Luise-Straße.

Fried Walter hat mehr als fünfhundert eigene Kompositionen und an die 250 Bearbeitungen, vor allem Volkslied-Bearbeitungen, geschrieben. Er zählt zu den vielseitigsten und produktivsten deutschen Komponisten aus dem Bereich gehobene Unterhaltungsmusik.

Literatur

  • Mathias Henke: Das große Buch der Zupfmusik. Schwingestein-Verlag, S. 153

Orchesterwerke (Auswahl)

  • Marionetten und Masken, 1935
  • Die Tageszeiten, 1937
  • Hymnus, 1937
  • Tanz-Suite für Bratsche und kleines Orchester, 1937
  • Die wilden Schwäne, 1937
  • Lustspiel-Ouvertüre, 1941
  • Ballett-Szene, 1942
  • Bergsommer, 1947
  • Der Paradiesvogel, 1953
  • Bremer Capriccio, 1953
  • Ballettszenen, 1953
  • Heidebilder, 1953
  • Karawane, 1953
  • Märchen und Tanzszene, 1958
  • “Frühlings-Sonnenschein“, Koloratur-Walzer, 1958
  • Polonaise, 1958
  • Marokkanisches Tagebuch, 1958
  • Rhapsodie Nr. 1, 1960
  • Klavierkonzert, 1961
  • Rhapsodie Nr. 2, 1963
  • Impressionen aus meinem Garten, 1964
  • Ferien im Tessin, 1967
  • Spanische Ouvertüre, 1972

Weblinks


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужна курсовая?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Walter (Familienname) — Walter ist der 37. häufigste Familienname in Deutschland. Bekannte Namensträger Inhaltsverzeichnis A B C D E F G H I J K L M N O P Q R S T U V W X Y …   Deutsch Wikipedia

  • Walter Fried — Walter J. Fried (August 18, 1877 ndash;August 18, 1925) was an American violinist and conductor. He served as both music director and as concertmaster of the Dallas Symphony Orchestra between 1911 and 1925 and was also one of Dallas s leading… …   Wikipedia

  • Walter Hinderer — (* 3. September 1934 in Ulm) ist ein deutscher Germanist und Literaturwissenschaftler. Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Forschung und Lehre 3 Schriften (Auswahl) …   Deutsch Wikipedia

  • Walter Müller-Wulckow — um 1950, Porträtfotografie von Marta Hoepffner Walter Lothar Müller Wulckow (bis 1907: Müller Dienst; * 18. März 1886 in Breslau; † 18. August 1964 in Oldenburg/Old.) war ein deutscher Kunsthistoriker, Publizist und Gründungsdirektor des… …   Deutsch Wikipedia

  • Walter Steffens (Komponist) — Walter Steffens (* 31. Oktober 1934 in Aachen) ist ein deutscher Komponist. Einen Schwerpunkt seines kompositorischen Schaffens bildet neben mehreren Opern die Musik nach Bildern. Walter Steffens 2005 Inhaltsverzeichnis …   Deutsch Wikipedia

  • Walter Knott — Walter Marvin Knott (December 11, 1887 – December 3, 1981) was an American farmer who created the Knott s Berry Farm amusement park in California.In the 1920s, Walter Knott was a somewhat unsuccessful farmer, whose fortunes changed when he nursed …   Wikipedia

  • Walter E. Dellinger — Walter Estes Dellinger III (* 15. Mai 1941 in Charlotte, North Carolina) ist ein US amerikanischer Jurist und ehemaliger United States Solicitor General. Biografie Nach dem Besuch der High School studierte er von 1959 bis 1963… …   Deutsch Wikipedia

  • Walter Benn Michaels — (born 1948) is an American literary theorist, known as the author of Our America: Nativism, Modernism and Pluralism (1995) and The Shape of the Signifier: 1967 to the End of History (2004). Michaels’s work has generated a set of arguments and… …   Wikipedia

  • Walter J. Cummings — Walter Joseph Cummings, Jr. (* 29. September 1916 in Chicago, Illinois; † 24. April 1999 ebenda) war ein US amerikanischer Jurist, Richter und United States Solicitor General. Biografie Der Sohn eines Bankiers studierte nach dem Besuch der St.… …   Deutsch Wikipedia

  • Fried, Gerald — (1928– )    The film score composer for several STANLEY KUBRICK films, Gerald Fried was born in New York City in 1928. He attended the Juilliard School of Music and grew up in the Bronx, a borough of New York City where Kubrick also spent his… …   The Encyclopedia of Stanley Kubrick

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”