- Franz Sperr
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Franz Sperr (* 12. Februar 1878 in Karlstadt am Main; † 23. Januar 1945 in Berlin-Plötzensee) war Berufsoffizier, Jurist, Gesandter der bayerischen Regierung in Berlin und schließlich der Kern einer bayerischen Widerstandsgruppe gegen die Nationalsozialisten.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Franz Sperr war Sohn eines Ingenieurs der Königlich Bayerischen Staats-Eisenbahnen. Da der Arbeitsort seines Vaters oft wechselte, besuchte er unter anderem die Gymnasien in Kempten (heute Carl-von-Linde-Gymnasium) und Neu-Ulm. Nach dem Abitur 1897 trat er in die bayerische Armee ein.
Im Ersten Weltkrieg diente er als Major und war Mitglied des bayerischen Generalstabs. Von 1919 bis 1934 war er als Beamter und letzter bayerischer Gesandter der Weimarer Republik in der Berliner Gesandtschaft Bayerns tätig. Als überzeugter Gegner des Nationalsozialismus und aus seinem föderalistischen Verfassungsverständnis heraus legte er am 20. Juni 1934 wegen der Zerschlagung des föderalen Systems durch die Nationalsozialisten sein Amt nieder, schied auf eigenen Wunsch aus dem Staatsdienst aus, wurde in München Unternehmer und ging in den Widerstand.
Er unterhielt weiter Kontakt zu Kronprinz Rupprecht und nutzte seine Verbindungen aus seiner aktiven Militär- und Gesandtenzeit. In den folgenden Jahren scharte er einen kleinen Kreis Oppositioneller um sich, die die Ablösung der Nationalsozialisten in Bayern anstrebten. Unter ihnen waren die früheren bayerischen beziehungsweise Reichsminister Otto Geßler, Anton Fehr und Eduard Hamm, aber auch Bankiers und einflussreiche Geschäftsleute, wie zum Beispiel der Präsident der Münchener Rückversicherungsgesellschaft, Kurt Schmitt. Da Sperr keine realistische Möglichkeit eines Sturzes Hitlers sah, überlegte er zusammen mit Exilkreisen in der Schweiz, Bayern während des Vormarsches der Alliierten in Frankreich mit militärischen und polizeilichen Mitteln aus dem Dritten Reich auszugliedern.
Über den Jesuitenpater Alfred Delp und Augustin Josef Rösch knüpfte er im Winter 1942 Kontakte zum Kreisauer Kreis und wurde unter anderem Helmuth James von Moltke vorgestellt. Im Juni 1944 fand ein Treffen mit Claus Schenk von Stauffenberg statt, bei dem Sperr die Idee eines Anschlags skeptisch bewertete. Wegen Mitwisserschaft am Attentat vom 20. Juli 1944 und dessen Nichtanzeige wurde er am 28. Juli 1944 verhaftet, am 11. Januar 1945 vom Volksgerichtshof unter dem Vorsitz von Roland Freisler zum Tode verurteilt und am 23. Januar 1945 im Plötzensee erhängt.
Ehrungen
Seit 2004 erinnert im Foyer der Vertretung des Freistaates Bayern in Berlin eine Gedenktafel an Franz Sperr, seit 1998 ist ein Besprechungszimmer nach ihm benannt. Außerdem gibt es im Münchner Norden einen nach ihm benannten Franz-Sperr-Weg. Am 22. Januar 2005 fand in der Bayerischen Staatskanzlei in München ein Festakt zum Gedenken an Sperr statt. Daran war auch ein Streichquartett mit Schülern des Carl-von-Linde-Gymnasiums beteiligt, an dem Sperr einst Schüler war. An Sperr erinnern eine Gedenktafel an seinem Geburtshaus in Karlstadt und eine Tafel an der St. Georgskirche in München-Bogenhausen.
Am 23. Januar 2007 wurde in der Aula des Carl-von-Linde-Gymnasiums Kempten eine Bronzetafel enthüllt, die an die ehemaligen Schüler Franz Sperr und Alfred Kranzfelder (1908-1944) erinnert. Beide waren als Widerstandskämpfer gegen das NS-Regime in Berlin-Plötzensee hingerichtet worden.
Literatur
- Hermann Rumschöttel, Walter Ziegler (Historiker) (Hsg): Franz Sperr und der Widerstand gegen den Nationalsozialismus in Bayern. 2001, C.H. Beck, 2001
- Peter Pfister (Hsg): Franz Sperr: Blutzeugen der Erzdiözese München und Freising. Die Märtyrer des Erzbistums München und Freising in der Zeit des Nationalsozialismus. 1999, Regensburg 1999, S. 67-69.
- Ralf Lienert: Kemptener Widerstandskämpfer, Kempten 2008, S. 86-93
Weblinks
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