Freude, schöner Götterfunken

Freude, schöner Götterfunken

Die Ode „An die Freude“ (1785) ist eines der berühmtesten Gedichte Friedrich Schillers (1759-1805) und der Titel seiner Bearbeitung im 4. Satz der 9. Sinfonie (1823) von Ludwig van Beethoven (1770-1827).

Inhaltsverzeichnis

Inhalt

Mit hohem Pathos beschreibt die Ode das Ideal einer Gesellschaft von gleichberechtigten Menschen, die durch das Band der Freude und der Freundschaft verbunden sind.

Die Ode beginnt mit den folgenden Versen:

Freude, schöner Götterfunken,
Tochter aus Elysium,
Wir betreten feuertrunken,
Himmlische, dein Heiligthum.

Entstehung

Das Schillerhäuschen in Dresden-Loschwitz auf dem Körnerischen Weinberg.
Hier wohnte Schiller vom Herbst 1785 bis zum Sommer 1787. (Lage51.05769166666713.81317)

Schiller war mit dem Freimaurer Christian Gottfried Körner befreundet, der von 1812 bis 1816 eine Gesamtausgabe von Schillers Werken herausgab. Auf dessen Bitte entstand im Sommer 1785 die Ode „An die Freude“ für die Tafel der Freimaurerloge Zu den drei Schwertern in Dresden[1]. Schiller wohnte damals in einem in der Nähe von Leipzig gelegenen Dorf, dem heutigen Stadtteil Gohlis, ab 13. September 1785 im Weinberghaus Körners in Dresden-Loschwitz. Inspiriert von Dresden und den Waldschlösschenwiesen vollendete er die Ode „An die Freude“ im November 1785 und sandte sie am 29. November zum Druck für das zweite Heft der Thalia an den Buchhändler Georg Göschen in Leipzig. Körner hatte nach einem Brief des Buchhändlers an Schiller dazu eine „Musik“ gemacht, die Schiller mit seinem Gedicht in gedruckter Form am 13. und 23. Februar wieder zurückerhielt.[2]

In einem Brief an Körner schreibt Schiller am 21. Oktober 1800:

„Deine Neigung zu diesem Gedicht mag sich auf die Epoche seiner Entstehung gründen: aber dies gibt ihm auch den einzigen Wert, den es hat, und auch nur für uns und nicht für die Welt, noch für die Dichtkunst.“

Schiller: 21. Oktober 1800

Schon in ihrer Entstehungszeit war die Ode äußerst populär, wie bereits die vielfachen Umdichtungen in studentischen Stammbüchern beweisen. Noch heute wird das Lied von Studentenverbindungen vielfach gesungen, jedoch mit einer einfacheren Melodie.

Dieter Hildebrandt verweist auf den Umstand, dass der Hamburger Dichter Friedrich von Hagedorn schon 1744 - und damit vier Jahrzehnte vor Schiller - ein anderes Gedicht mit dem Titel An die Freude schuf.[3][4]

Vertonungen

Beethovens Freude-Thema (Oboenstimmen)

Die Ode „An die Freude“ liegt dem letzten Satz der 9. Sinfonie von Ludwig van Beethoven zugrunde. Beethoven verwendete die komplette 1. und 3. Strophe, sowie einige Teile der 2. und 4. Strophe. Obwohl die Absicht der Vertonung von Schillers Hymne fast das ganze Leben Beethovens begleitete, war es für ihn selbst nicht von Anfang an klar, ob nun wirklich ein Chor oder ein rein instrumentales Finale das Werk abschließen sollte. Eine Entscheidung für den Chor fiel wahrscheinlich erst gegen Ende des Jahres 1823.

Auch Franz Schubert hat die Ode 1815, also vor Beethovens 9. Sinfonie, als Lied für Solostimme und Klavier vertont. Im Deutsch-Verzeichnis trägt das Werk die Nummer 189. Auch hier wurde der Text verkürzt.

Vor beiden bekanntere Vertonungen hatte bereits Carl Friedrich Zelter, der vor allem mit seinen Vertonungen von Goethe-Texten im Stil der zweiten Berliner Liederschule bekannt ist, 1792 eine Vertonung für gemischten Chor und Begleitung (in D-Dur) auskomponiert. Diese hat er in Folge in vielerlei Besetzungen umgewandelt, z.B. für Terzett und vierstimmigen Männerchor

Rezeption

Der Freimaurer und Begründer der Paneuropa-Bewegung Richard Nikolaus Graf von Coudenhove-Kalergi schlug schon 1955 Beethovens Vertonung als neue Europäische Hymne vor[5]. Seit 1972 ist die Melodie offizielle Hymne des Europarats. Auch zu sonstigen feierlichen Anlässen (z. B. zum Jahresende) wird das Stück gerne gespielt. Auf Bitte des Europarates arrangierte Herbert von Karajan drei Instrumentalversionen: für Klavier, für Blasinstrumente und für Orchester. Seine Instrumentalversion ist seit 1985 die offizielle Hymne der Europäischen Union.

An Weihnachten 1989, einen Monat nach dem Fall der Mauer, wurde Beethovens 9. Symphonie im Ostberliner Konzerthaus am Gendarmenmarkt unter Leonard Bernstein mit einem leicht geänderten Text aufgeführt: "Freiheit, schöner Götterfunken (...)".[6]

Literatur

  • Friedrich John Böttner: „Schillers Hymne an die Freude“. In: „Quatuor Coronati“. Jahrbuch Nr. 26/1989. Bayreuth 1989. ISBN 3-925-749-07-1; S. 35-31
  • Otto W. Förster: „Fritz Schiller – Eine biographische Erzählung“.

Belege

  1. Friedrich Schiller
  2. Erwin Mayer: Friedrich Schiller und die Freimaurerei und seine Hymne „an die Freude“ nach Materialien aus dem Literatur-Archiv Marbach. In: Quator Coronati. Jahrbuch Nr. 36/1999. Freimaurerische Forschungsgesellschaft e. V. Bayreuth.
  3. Dieter Hildebrandt: Die Neunte - Schiller, Beethoven und die Geschichte eines musikalischen Welterfolgs, München 2005, S. 64.
  4. Friedrich von Hagedorn: An die Freude (auf Zeno.org)
  5. Brief im PDF-Format
  6. Das Deutschlandradio lässt den Tag mit einem Motiv aus der Ode an die Freude ausklingen.

Weblinks


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