Frohnhausen (Dillenburg)

Frohnhausen (Dillenburg)
Frohnhausen
Koordinaten: 50° 46′ N, 8° 18′ O50.77340168.3012431273Koordinaten: 50° 46′ 24″ N, 8° 18′ 4″ O
Höhe: 273 m ü. NN
Fläche: 9,1 km²
Einwohner: 3.919 (31. Dez. 2008)
Eingemeindung: 1977
Postleitzahl: 35684
Vorwahl: 02771
Frohnhausener Hauptstraße

Frohnhausen ist mit ca. 3.919 Einwohnern nach der Kernstadt der größte Stadtteil der Stadt Dillenburg. Bis 1977 war das im Westen Mittelhessens gelegene Dorf eine selbstständige Kleingemeinde. Frohnhausen liegt im Tal der Dietzhölze, Naturraum Dilltal, an der Nahtstelle der Höhenzüge Struth (nordwestlich) und Schelder Wald (südöstlich, Teil des Gladenbacher Berglandes), die beide zum Westerwald gerechnet werden.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

1340 wurde das Dorf Frohnhausen erstmals erwähnt. Es wird allerdings davon ausgegangen, dass sich hier bereits zur Zeit der Karolinger Siedlungen befanden. Im Jahr 1434 wurden dann in Urkunden 34 Hauseigentümer mit Namen genannt.

Hauptsächlich verantwortlich für das heutige Dorfbild ist der Totalbrand von 1778.

Der Dorfbrand von 1778

Brände, die ganze Ortschaften vernichteten, waren im 18. Jahrhundert in Nassau keine Seltenheit. In benachbarten Orten waren schon vor 1778 ähnliche Brande vorgekommen, zum Beispiel in Manderbach, Nanzenbach, Wissenbach, Haigerseelbach und Dillenburg, und auch später kam es noch zu großen Bränden, etwa in Donsbach, Driedorf und Mensfelden. Selten wurde aber ein Ort so vollständig durch Feuer zerstört wie Frohnhausen. Am 26. Juli 1778 brach hier ein Brand aus, der fast sämtliche Häuser, Scheunen und Ställe vernichtete. Die genaue Ursache ist bis heute ungeklärt. Die Dorfbewohner und der Amtmann aus Dillenburg gaben einem Gewitter die Schuld, das am Abend vorher über den Ort gezogen war und in eine der letzten Scheunen eingeschlagen hatte, doch die Landesregierung in Dillenburg teilte diese Meinung nicht; dort vermutete man „Mordbrennerei“ (Brandstiftung), da in einigen Nachbardörfern Ähnliches vorgekommen war.

Die aus Lehm und Holz gebauten und mit Stroh gedeckten Häuser standen sehr eng beieinander, sodass sich das Feuer schnell ausbreiten konnte. Frohnhausen hatte eine einfache Feuerspritze (Druckspritze), die aber ständig mit Wassereimern gefüllt werden musste. Da es Sommer war, waren die Dorfbrunnen schnell leer und das Wasser musste mit Eimern aus den Bächen geholt werden. Jeder Dorfbewohner half bei den Löscharbeiten mit, und auch aus den Nachbardörfern kamen freiwillige Helfer. Nach einer halben Stunde war die Feuerspritze defekt. Aus Dillenburg wurde eine neue geholt, die jedoch zu spät ankam – innerhalb einer Stunde waren 128 Häuser und 122 Scheunen verbrannt. Die Hitze war so groß, dass sogar die Kirchenglocken schmolzen. Nur wenige Gebäude, die etwas abseits standen, blieben verschont: die Kirche, das Haus Pade und das „Weber’sche“ Haus in der heutigen Hauptstraße, die Scheune in der Hohl (heute Landhandel Weber) und einige weitere Scheunen.

Die Hilfe der fürstlichen Landesregierung in Dillenburg setzte mit großer Präzision ein – durch die früheren Dorfbrände in Nanzenbach, Wissenbach und Haigerseelbach hatte man etwas Übung in der Organisation bei derartigen Katastrophen. Die 129 Familien, die jetzt ohne Obdach dastanden, wurden auf die benachbarten Dörfer verteilt. Manderbach erhielt 154 Personen und 101 Stück Vieh zur Einquartierung, der Rest kam nach Wissenbach und in andere nahegelegene Orte. Menschenleben waren nicht zu beklagen, aber einige hatten sich beim Retten von Vieh und Hausrat schwere Verletzungen zugezogen. Da niemand Geld für einen Arzt hatte, schickte die Landesregierung einen Arzt, der die Menschen kostenlos behandelte.

Wiederaufbau

Sehr bald waren die Mannschaften des Kreisbataillons zur Stelle, um die Aufsicht über die Brandstelle zu übernehmen. Die erste Maßnahme der Regierung war es, die Brandstelle aufräumen zu lassen. Dazu wurden die Einwohner der Nachbargemeinden herangezogen. Es kam zu einigen Auseinandersetzungen, wenn eine Gemeinde nicht erschienen war oder einzelne Bürger oder Einwohner sich „drücken“ wollten.

Die Bauplätze wurden nun neu vermessen und verteilt. Damit ein solcher Brand nicht wieder geschehen konnte, plante man das ganze Dorf sehr großzügig; alle Häuser wurden in Reih und Glied gebaut. Der Bau von Nothütten war von vornherein verboten.

Der Wiederaufbau kostete viel Geld. Da es zu dieser Zeit noch keine Brandversicherung gab und die Bürger sehr arm waren, genehmigte die Landesregierung eine Geldsammlung, zu der Männer in viele Dörfer geschickt wurden, bis in den Westerwald und nach Siegen. Den Frohnhäusern selbst war das Betteln um Unterstützung in den Dörfern strengstens verboten. Die Menschen aus den näher gelegenen Dörfern hatten selbst nicht viel Geld, und da es in dieser Zeit häufiger Dorfbrände gab, waren solche Sammlungen nicht selten.

Auch die Holzbeschaffung war schwierig. Aus dem Wald allein konnte der Bedarf nicht gedeckt werden, sondern es musste auch Holz aus anderen Gemeinden angekauft werden. Dafür gab Dillenburg Frohnhausen einen Kredit. Da die Frohnhäuser diesen nicht zurückzahlen konnten, mussten sie den Dillenburgern das Heunsteingebiet überlassen. Weiterhin beauftragte die fürstliche Landesregierung die Ämter Dillenburg, Haiger und Ebersbach, durch Rundfrage festzustellen, wie viele leerstehende Gebäude es dort gebe, die sich zum Abbruch und zum Wiederaufbau in Frohnhausen eignen könnten. Am 1. August 1778 schickte Amtmann Rühle bereits eine Liste der entbehrlichen alten Gebäude ein. Am 3. August erhielt er den Auftrag, die Besitzer dieser Gebäude zu bitten, sie an die Brandgeschädigten zu verkaufen. Die Häuser wurden dann abgerissen und in Frohnhausen neu aufgebaut.

Kultur und Sehenswürdigkeiten

  • Evangelische Kirche
  • Giebelständige Fachwerkhäuser entlang der Hauptstraße

Wirtschaft und Infrastruktur

Öffentliche Einrichtungen

  • Bücherei
  • Bürgerhaus (ehemaliges Rathaus)
  • Obdachlosenwohnheim (Industriestraße 9)

Bildung

In Frohnhausen gibt es zwei evangelische Kindergärten, einen an der Hauptstraße und einen an der Oranienstraße. Darüber hinaus gibt es eine Grundschule sowie die Haupt- und Realschule Goldbachschule.

Weblinks


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