- Gerhard Eisler
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Gerhart Eisler (* 20. Februar 1897 in Leipzig; † 21. März 1968 in Jerewan, Armenien) war ein österreichisch-deutscher Journalist und Politiker der DDR. Er war der Bruder von Hanns Eisler und Ruth Fischer und der Sohn des österreichischen Philosophieprofessors Rudolf Eisler und Ida Maria Eisler, geb. Fischer.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Gerhart Eisler wuchs in Leipzig und, nach der Übersiedlung der Familie 1901, in Wien auf. Er nahm in der österreichischen Armee am Ersten Weltkrieg teil und schloss sich 1918 bei der Gründung der Kommunistische Partei Österreichs dieser an und nahm als Mitglied der Roten Garde an der Revolution in Österreich teil. 1921 ging er nach Berlin, wurde dort Mitglied der KPD und arbeitete als Journalist für die Rote Fahne. Auf dem Essener Parteitag der KPD (1927) wurde er zum Kandidaten des Zentralkomitees und gleichzeitig zum Kandidaten des Politbüros gewählt. Er gehörte 1927 bis 1929 zur Gruppe der sogenannten Versöhnler und war 1928 aktiv an der versuchten Entmachtung des KPD-Vorsitzenden Ernst Thälmann (Wittorf-Affäre) beteiligt. 1929-1931 wurde Eisler zur Bewährung als Beauftragter der Kommunistischen Internationale nach China versetzt. 1933-1935 war er Vertreter der Kommunistischen Internationale in den USA.
Während des Spanienkriegs übernahm er im Auftrag der Komintern die Leitung des Deutschen Freiheitssenders 29,8. Zu Beginn des 2. Weltkrieges befand sich Eisler in Frankreich wo man ihn bereits im August 1939 in Paris verhaftete. Drei Jahre befand er sich in den französischen Internierungslagern Le Vernet und Le Miles bei Marseille. Im Mai 1941 konnte er in die USA emigrieren, wo seine Schwester Regina lebte. In New York kam er erneut in Haft und wurde auf Ellis Island interniert. Nach seiner Entlassung blieb Eisler im Exil in den USA. Hier arbeitete er für die Parteipresse der KPD und gab zusammen mit Kurt Rosenfeld die Zeitschrift „The German American“ heraus, deren Chefredakteur er bis 1946 war. In dieser Zeit heiratete er Hilde Eisler, die spätere langjährige Chefredakteurin der Zeitschrift Das Magazin. Wegen angeblicher Spionagearbeit für die Sowjetunion saß er ab 1947 vier Jahre in Haft, einer der wertvollsten Informanten des „Komitees für unamerikanisches Verhalten“ war seine Schwester Ruth Fischer. (Hede Massing, seine 1926 geschiedene Frau war eine weitere wichtige Zeugin des Antikommunismus). Einer erneuten Verhaftung entzog er sich durch Flucht nach Europa.
Im Juni 1949 kehrte Eisler als blinder Passagier eines polnischen Frachters über London nach Berlin zurück und wurde Mitarbeiter des Parteivorstandes der SED und Abgeordneter der Volkskammer, dem Parlament der DDR. Im Zuge der Errichtung der Einparteiendiktatur der SED teilte er im Rahmen der Parteivorstandssitzung vom 4. Oktober 1949 seinen Kollegen mit, dass sie als Marxisten wissen müssen: "Wenn wir eine Regierung gründen, geben wir sie niemals wieder auf, weder durch Wahlen noch durch ander Methoden". Bis 1953 war er in der DDR-Regierung verantwortlich für die Lenkung der Presse und des Rundfunks. Wegen Sympathisierens mit den Gegnern von SED-Parteichef Walter Ulbricht vor und während des Aufstandes am 17. Juni 1953 wurde er abgesetzt, aber 1955 rehabilitiert.
Von 1956 bis 1962 war Eisler stellvertretender Vorsitzender und danach bis zu seinem Tode Vorsitzender des Staatlichen Komitees für Rundfunk der DDR, seit 1967 Mitglied des Zentralkomitees der SED. In Hörfunk und Fernsehen moderierte Eisler jede Woche das Sonntagsgespräch des Deutschlandsenders. In der DDR wurden mehrere Straßen und Schulen nach ihm benannt.
Gerhart Eisler starb auf einer Dienstreise in Armenien. Seine Urne wurde in der Gedenkstätte der Sozialisten auf dem Zentralfriedhof Friedrichsfelde in Berlin-Lichtenberg beigesetzt.
Werke
- Auf der Hauptstraße der Weltgeschichte. Artikel, Reden und Kommentare 1956-1968. Berlin: Dietz-Verlag, 1981.
Literatur
- Ronald Friedmann: Ulbrichts Rundfunkmann. Eine Gerhart-Eisler-Biographie, 2007, ISBN 3360010833
- Nathan Notowicz: Wir reden hier nicht von Napoleon. Wir reden von Ihnen! Hanns Eisler-Gerhart Eisler, Gespräche, Verlag Neue Musik Berlin, Hsg. Jürgen Elsner, 1971, Leipzig.
Weblinks
- Literatur von und über Gerhart Eisler im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Ronald Friedmann: Gerhart Eisler und seine österreichischen Wurzeln
Vorsitzende des Staatlichen Rundfunkkomitees der DDRKurt Heiß (1952–1956) | Hermann Ley (1956–1962) | Gerhart Eisler (1962–1968) | Reginald Grimmer (1968–1971) | Rudolf Singer (1971–1980) | Achim Becker (1980–1989)
Personendaten NAME Eisler, Gerhart KURZBESCHREIBUNG deutscher Journalist und Politiker GEBURTSDATUM 20. Februar 1897 GEBURTSORT Leipzig STERBEDATUM 21. März 1968 STERBEORT Jerewan, Armenien
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