Gerhard Michael Frey

Gerhard Michael Frey
Gerhard Frey beim NPD-Bundesparteitag 2006

Gerhard Michael Frey (* 18. Februar 1933 in Cham in der Oberpfalz) ist ein deutscher Verleger und Politiker. Von 1971 bis 2009 war er Bundesvorsitzender der von ihm gegründeten rechtsextremistischen[1] Deutschen Volksunion, die zunächst als Verein und seit 1987 als Partei in Erscheinung tritt. Er verfügt darüber hinaus über einen umfangreichen Immobilienbesitz.[2]

Inhaltsverzeichnis

Familie und Jugend

Gerhard Frey stammt aus einer wohlhabenden Kaufmannsfamilie der Oberpfalz, in der eine konservative Gesinnung herrschte. Sein Vater Adalbert Frey (1889−1944) war Mitglied der Bayerischen Volkspartei und von 1919 bis 1929 Stadtrat in Cham, in beiden Weltkriegen Soldat (zuletzt Hauptmann) und gehörte 1919 dem Bayerwald-Bataillon an, einem der Freikorps, die auf Befehl der sozialdemokratischen Regierung Hoffmann gegen die Räterepublik eingesetzt wurden.

Gerhard Frey hatte noch einen älteren Bruder, Adalbert jr., einen promovierten Nationalökonomen, der die familiären Kaufhäuser besaß und im Jahr 2006 verstarb.

Als im Frühjahr 1945 amerikanische Truppen seine Heimatstadt Cham besetzten, habe der damals Zwölfjährige laut der Ausgabe Nr. 11/63 des Spiegels geweint, weil „das Vaterland geschlagen“ gewesen sei[3]. Für Frey sei dieses Ereignis ein regelrechtes Trauma gewesen, er habe es gemäß seiner Erziehung und Kindheit als „totale Niederlage der unvergleichbaren deutschen Wehrmacht“ empfunden, so der Spiegel.

Er ist mit Regine Frey verheiratet; aus der Ehe sind vier Kinder hervorgegangen. Seine Tochter Michaela (* 1965) ist Juristin, sein Sohn Gerhard jr. (* 1969), Rechtsanwalt. Frey wohnt in Gräfelfing bei München.

Beruflicher Werdegang

Frey besuchte zunächst die Oberrealschule in seiner Heimatstadt Cham, dann vom 21. November 1945 bis 23. Oktober 1946[4] das Gymnasium in Ettal. Nach dem Abitur in Cham studierte er Rechts- und Staatswissenschaften. Seine beiden Referendariatsjahre legte er bei der Regierung von Oberbayern ab. Es folgte ein zweijähriges Volontariat bei der Passauer Neuen Presse.

1956 wurde er an Universitäten in München und Graz zum Dr. rer. pol. in Wirtschaftsrecht promoviert. Das Thema seiner Dissertation lautete: Die Handelsverflechtung Österreichs mit Deutschland. [5]

Frey erbte die Hälfte der familiären Kaufhauskette. Sein Vermögen beziffert sich angeblich auf rund 250 Millionen Euro. Neben seinen Verlagen und Zeitungen besitzt er eine Reihe von Mietshäusern in München und Berlin.

Presseorgane

Seit 1951 war Frey als freier Mitarbeiter für die Deutsche Soldaten-Zeitung aktiv, die in jenem Jahr von früheren Wehrmachtsoffizieren mit amerikanischer Unterstützung zur Förderung des Gedankens eines Verteidigungsbeitrages der Bundesrepublik gegründet worden war. Das Organ vertrat einen antisowjetischen Kurs und eine nationalistische Linie. Ab 1954 versiegten die Geldquellen der US-Regierung sowie des Bundespresse- und Informationsamts. 1958 gründete Frey die Druckschriften- und Zeitungsverlags GmbH (DSZ-Verlag) und erreichte, dass die Deutsche Soldaten-Zeitung, später in Deutsche National-Zeitung umbenannt, zur Hälfte in seinen Besitz überging. 1959 wurde er zum Herausgeber und Chefredakteur dieser Zeitung. Seit 1960 gehört ihm das Blatt vollständig.

Seitdem hat Frey teilweise mit Erfolg versucht, die National-Zeitung bundesweit zum Zentralorgan rechtsextremistischer Parteien und Verbände zu machen. Themenbereiche und Darstellungsformen der National-Zeitung reichen von Stimmungsmache gegen weitere Zuwanderung über revisionistische Geschichtsinterpretationen bis hin zu Antisemitismus und Stellungnahme gegen das Holocaustmahnmal. Trotzdem gelang es dem Blatt immer wieder, prominente Mitarbeiter zu gewinnen, beispielsweise den Psychiater Hans Jürgen Eysenck, der vor Hitler fliehen musste und in der National-Zeitung zahlreiche Aufsätze veröffentlichte, oder den 1983 verstorbenen Moshe Menuhin und seinen Enkel Gerard Menuhin, der in der National-Zeitung unter dem Titel „Menuhin und wie er die Welt sieht“ eine Kolumne veröffentlicht.

Frey konnte bundesweit umfangreichen Immobilienbesitz erwerben. In späteren Jahren kaufte er die Deutsche Wochenzeitung. Dem DSZ-Verlag ist die Freiheitliche Buch- und Zeitschriftenverlags GmbH (FZ-Verlag) angegliedert. Geschäftsführerin des FZ-Verlags ist seine Ehefrau Regine Frey. Seine Tochter Michaela, eine Juristin, ist ebenfalls in der Verlagsleitung tätig. Sein Sohn vertritt auch seine Partei und seinen Verlag als Rechtsanwalt vor Gerichten.

Politische Karriere

Zur Bundestagswahl 1969 bemühte sich Frey vergeblich darum, für die NPD als Kandidat aufgestellt zu werden. Im selben Jahr beantragte der damalige Bundesinnenminister Ernst Benda beim Bundesverfassungsgericht, dass Frey das Grundrecht der Pressefreiheit wegen Missbrauch nach Artikel 18 Grundgesetz verwirkt habe. Der Antrag wurde aber schließlich 1974 vom Bundesverfassungsgericht abgelehnt. 1971 gründete er die Deutsche Volksunion (DVU), einen Verein, den er als Auffangbecken für enttäuschte ehemalige NPD-Mitglieder konzipiert hatte und dessen Aktivitäten sich vor allem gegen Willy Brandts Ostpolitik wandten. 1975 wurde Frey Mitglied der NPD und versuchte vergeblich, zum stellvertretenden Bundesvorsitzenden gewählt zu werden; er wurde jedoch Beisitzer im Bundesvorstand. Dieses Amt gab er allerdings ein Jahr später wieder auf. 1979 kehrte er der NPD den Rücken. 1987 gründete er die DVU auch als Partei unter dem Namen Deutsche Volksunion - Liste D.

Frey (mit schwarzem Hut) auf dem "Trauermarsch" der Jungen Landsmannschaft Ostpreußen (JLO) in Dresden am 13. Februar 2005

Die neu gegründete Partei ging bis Anfang der neunziger Jahre Bündnisse mit der NPD ein, die ab 2004 erneuert wurden. Dazwischen war das Verhältnis zwischen beiden Parteien sehr angespannt. Frey finanziert „seine“ Partei zu einem nicht unerheblichen Teil aus seinem Privatvermögen, was ihm einen autoritären Führungsstil ermöglicht. Der DVU gelang mehrfach der Einzug in Landesparlamente, jedoch kehrten viele DVU-Landtagsabgeordnete der Partei wegen des Führungsstils den Rücken, oft wird sogar von Fernsteuerung durch die Bundespartei berichtet. Deshalb wird die DVU häufig auch als „Frey-Partei“ bezeichnet, manchmal auch als „Phantom-“ oder „virtuelle Partei“, da sowohl Frey als auch seine Partei in der Öffentlichkeit kaum in Erscheinung treten und ein innerparteiliches Leben so gut wie gar nicht existiert. Die Partei ist vielmehr ein Macht- und Wirtschaftsinstrument von Frey, da auch keine klare Trennung zwischen Verlag, Zeitung und Partei besteht. Die Mitgliederzahlen der Partei sind seit den letzten Jahren kontinuierlich rückläufig.

Auf dem Bundesparteitag im Januar 2009 kandidierte Frey nicht erneut für das Amt des Bundesvorsitzenden. Er bleibt Herausgeber der National-Zeitung.

Kontakte

In seinem wöchentlichen Politorgan bekennt er immer wieder die gute Freundschaft, die ihn mit dem Chef des militärischen Geheimdienstes Abteilung Fremde Heere Ost im Dritten Reich Reinhard Gehlen verband, der wie Otto John in der britischen Besatzungszone als Chef des Bundesamtes für Verfassungsschutz als der erste Chef des westdeutschen Bundesnachrichtendienstes eingesetzt wurde. Gehlen wurde in der Amerikanischen Besatzungszone Süddeutschland von den US-Amerikanern im Rahmen des Kalten Krieges für eigene Zwecke übernommen und in den BND installiert.

Weitere Kontakte pflegt Frey zum britischen Holocaust-Leugner David Irving, zu Wladimir Daschitschew, zum Vlaams Belang sowie zu Jean-Marie Le Pen. Der vorübergehende Kontakt zum sich als russischer Rechtsextremist gebenden Vizepräsidenten der Duma, Wladimir Wolfowitsch Schirinowski, scheint eingeschlafen zu sein, nachdem dieser wiederholt mit Äußerungen für Negativschlagzeilen sorgte. In der Vergangenheit war Frey mit den CSU-Politikern Alfred Seidl (ehemaliger bayerischer Innenminister) und Theodor Maunz (Rechtsprofessor und Grundgesetz-Kommentator) eng verbunden, was bei letzterem allerdings erst nach dessen Tod bekannt wurde.

Außenwahrnehmung

Frey gilt als öffentlichkeitsscheu. Er selbst weist diese Behauptung allerdings zurück:

„Dass unzählige Interviews mit mir, da nicht in das Konzept meiner Gegner passend, keine Veröffentlichung fanden, ist mir ebenso wenig anzulasten wie die Tatsache, dass nicht selten nur ein Halbsatz oder wenige Worte gebracht werden. Objektive Stimmen wundern sich, dass selbst bei stundenlangen Diskussionen über DVU-Wahlerfolge alle möglichen Kontrahenten sich äußern können, nicht aber ich. Wahr ist also, dass ich Jahr um Jahr null Mal Gelegenheit erhalte, im Fernsehen meine Auffassungen zu vertreten, was sich nur schwer dahin verdrehen lässt, ich würde es scheuen, meine Auffassungen bekannt zu geben.“

Frey ist auch innerhalb der rechten Szene wegen seines kaufmännischen Kalküls umstritten. So warfen ihm selbst zahlreiche Aktivisten der rechten Szene in der Vergangenheit immer wieder vor, mehr an Geld als an Politik interessiert zu sein. Im Gegensatz dazu bezeichnete der einstige Rep-Vorsitzende Franz Schönhuber die National-Zeitung als Freys „Steckenpferd“. Auch sei er nie dahinter gekommen, warum Frey Millionen Mark in seine Partei investiere. Tatsächlich deuten auch die als Bundestagsdrucksachen veröffentlichten Rechenschaftsberichte der Frey-Partei nicht darauf hin, dass der von Haus aus wohlhabende Frey mit der Politik ein Geschäft macht.

Quellen

  1. Bundesamt für Verfassungsschutz: Verfassungsschutzbericht 2005, 2006, S. 93
  2. DIE Zeit: Wohnen Frey-Haus, 39/1998
  3. Der SPIEGEL 11/1963, Seite 46
  4. Jahresberichte 1945-1946, Benediktinergymnasium Ettal 1905-2005; dazu auch: Schülerkartei im Archiv des Benediktinergymnasiums Ettal.
  5. Gerhard Frey: Die Handelsverflechtung Österreichs mit Deutschland. Graz, staatswiss. Diss. 12. Juli 1960. München 1960 (nachgewiesen in der Österreichischen Nationalbibliothek). 

Literatur

  • Linke, Annette: Der Multimillionär Frey und die DVU. Daten, Fakten, Hintergründe, Essen 1994, ISBN 3-88474-207-8

Weblinks


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