- Gert Haller
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Gert Haller (* 30. April 1944 in Tübingen; † 11. April 2010 [1] in Bremen) war ein deutscher Politiker und Manager. Er war von 2006 bis 2009 als Staatssekretär und Chef des Bundespräsidialamtes der protokollarisch ranghöchste deutsche Beamte.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Als Sohn des Volkswirtschaftsprofessors und Staatssekretärs Heinz Haller - dieser arbeitete von 1970 bis 1972 unter dem Finanzminister Alex Möller bei der Vorbereitung der Steuerreform mit[2] - studierte er Volkswirtschaftslehre in Berlin und Heidelberg. Von 1970 bis 1977 war er Wissenschaftlicher Assistent am Lehrstuhl für Wirtschaftspolitik an der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg.
Nach seiner Promotion trat Haller 1977 in das Bundesministerium der Finanzen ein. Dort war er zuletzt Staatssekretär und als persönlicher Beauftragter des Bundeskanzlers zur Vorbereitung der Weltwirtschaftsgipfel tätig[3].
Ab dem 1. Januar 1993 leitete er die Abteilung IX im Bundesfinanzministerium.[4] Haller leistete hier einen wesentlichen Beitrag zur Einführung der europäischen Währung.[5] Zum 1. Januar 1995 wechselte er in die Privatwirtschaft und wurde Vorstandssprecher beim Finanzkonzern Wüstenrot & Württembergische. Von Anfang 2001 an war er deren Vorstandsvorsitzender und in dieser Zeit entscheidender Befürworter der Zusammenführung der Wüstenrot-Gruppe und der Württembergischen Versicherung, die seitdem unter dem neuen Namen W & W auftreten.
Vom 1. März 2006 bis 30. September 2009 war Haller Chef des Bundespräsidialamtes in Berlin.[6] Horst Köhler und Haller waren persönlich befreundet. Sie kannten sich seit der Zeit, als sie beide unter dem Bundesfinanzminister Gerhard Stoltenberg arbeiteten. Hallers Nachfolger auf dieser Position wurde Hans-Jürgen Wolff.[7]
Neben der politischen Tätigkeit gehörte Haller seit 1998 dem Vorstand der Wissenschaftlichen Buchgesellschaft (WBG) an und war ab 2007 deren Vorsitzender. Dort forcierte er unter anderem die Übernahme des Verlages Philipp von Zabern und des Hörbuchverlags auditorium maximum. Sein Nachfolger in diesem Amt wurde kommissarisch Dieter Planck.[8]
Haller starb nach einer kurzen schweren Erkrankung in Bremen und wurde in Heidelberg beigesetzt. Sein Tod und die Probleme, die nach seinem Ausscheiden im Bundespräsidialamt auftraten, werden als ein Grund für den Rücktritt von Bundespräsident Köhler am 31. Mai 2010 angeführt.[9]
Kritik
Gert Haller arbeitete als Chef des Bundespräsidialamts im Range eines Staatssekretärs, verzichtete auf ein reguläres Gehalt und arbeitete stattdessen für einen symbolischen Euro. Für seinen Lebensunterhalt kam sein ehemaliger Arbeitgeber, der Finanzkonzern Wüstenrot & Württembergische AG auf, von dem Haller nach seinem Ausscheiden als Vorstandsvorsitzender eine Pension bezog. Der Publizist und frühere SPD-Politiker Albrecht Müller kritisierte, dass die Versicherungswirtschaft in Haller einen Repräsentanten im Bundespräsidialamt hatte, der aufgrund seiner Position über die Möglichkeit verfüge, als Fürsprecher der kapitalgedeckten Privatvorsorge (siehe "Altersvorsorge") Einfluss auf Entscheidungsträger zu nehmen.[10]
Auszeichnungen
- 2006: Großkreuz des Verdienstordens der Italienischen Republik
- 2007: Norwegischer Verdienstorden
- 2008: Niederländischer Verdienstorden
- 2008: Großes Bundesverdienstkreuz
Einzelnachweise
- ↑ http://www.welt.de/die-welt/wirtschaft/article7159031/Staatssekretaer-Gert-Haller-gestorben.html
- ↑ Gert Haller gestorben, in: Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 13. April 2010
- ↑ bundespraesident.de
- ↑ Heinz Hoffmann, Die Bundesministerien 1949-1999, Koblenz 2003, S. 232
- ↑ ols. Gert Haller, in: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 13. April 2010
- ↑ Todesanzeige von Hans-Jürgen Wolff als Chef des Bundespräsidialamtes, in: Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 14. April 2010
- ↑ Wechsel im Amt des Chefs des Bundespräsidialamts, 31. August 2009
- ↑ Dr. Gert Haller, Vorstandsvorsitzender der WBG ist gestorben
- ↑ Stefan Braun, Traurig, vereinsamt, enttäuscht. Horst Köhler trat zurück, weil er einen engen Freund verlor und sich zunehmend politisch isoliert fühlte, in: Süddeutsche Zeitung vom 26. Juni 2010
- ↑ NachDenkSeiten.de 18. Dezember 2005
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