Geschäftskleidung

Geschäftskleidung

Der Begriff Geschäftskleidung bezeichnet die Oberbekleidung, die üblicherweise im Geschäftsleben getragen wird.

Ausgenommen von dieser Definition sind viele an der amerikanischen Westküste ansässige Unternehmen und bestimmte Hochtechnologie-Unternehmen, bei denen im Geschäftsalltag auch auf der Führungsebene nicht die hier beschriebene Kleidung, sondern Bürokleidung üblich ist.

Inhaltsverzeichnis

Geschäftskleidung für Herren

Als allgemeiner Standard hat sich in der Herren-Geschäftskleidung der Geschäftsanzug durchgesetzt. Ein Geschäftsanzug ist ein seriöser Herren-Anzug (zweiteilig, oft auch dreiteilig mit Weste) mit Krawatte. Dieser Anzug entstand aus dem knielangen Gehrock, der sich im 19. Jahrhundert vom festlichen Kleidungsstück zum allgemeinen Tagesstandard der Geschäftswelt entwickelt hatte. Obwohl ursprünglich in der westlichen Welt, insbesondere im damaligen Herrenmodezentrum London, entwickelt, hat sich diese Garderobe weltweit als anerkannte Kleiderordnung durchgesetzt. Im Zusammenspiel mit sonstigem gepflegten Auftreten (Stiletikette) ist der Anzug üblicherweise die seriöse Geschäftskleidung von Politikern, Managern, Rechtsanwälten, Kaufleuten, Vertretern und Beratern.

Angemessene Farben für den Geschäftsanzug sind Schwarz, Anthrazit und Grautöne, sowie dunkle Blautöne. Braun- und Beigetöne wirken weniger seriös und kommen, je nach Anlass, eher nicht zur Anwendung. Im angelsächsischen Raum scheidet braun komplett aus. Grünliche und rötliche Stoffe gehen gar nicht, und auch alle kräftigen sowie die hellen Farben kommen nicht in Frage. Ein kleinformatiges Streifenmuster, z.B. Nadelstreifen, ist möglich, wenn es die Mode erlaubt. Auch Webmuster, welche dem Stoff eine erkennbare Struktur geben, sind zulässig. Der Schnitt darf ein wenig mit der Mode gehen, ohne extravagant zu wirken.

Erste Wahl sind feine Wollstoffe, ggf. mit synthetischer Beimischung. Je nach Tuchgewicht gibt es sie für alle Raumtemperaturen bzw. Jahreszeiten. Grobe Tuche kommen dagegen nicht in Betracht. Pflanzenfasern wie Baumwolle und Leinen sind im Sommer angenehm, doch wegen ihrer Knitterneigung ungeeignet. Seide, ggf. als Beimischung, ist je nach Mode möglich. Allerdings wirkt der entstehende Glanzeffekt unter Umständen zu aufdringlich. Anleihen bei der Arbeitsbekleidung, wie sogenannte Edeljeans, sind nicht akzeptabel. Das Jackett wird höchstens bei großer Hitze abgelegt, sofern es der Anlass erlaubt. Im Stehen und Gehen ist es zugeknöpft, mit Ausnahme des untersten Knopfs. Im Sitzen ist es aufgeknöpft.

Die Ärmel des Jacketts enden am Handgelenk kurz oberhalb der Ärmel des Hemdes. Das zugeknöpfte Jackett umschließt den Oberkörper gerade ohne Spannung auf den Knöpfen oder Enge im Schulterbereich. Die Hosenbeine reichen am unbeschuhten Fuß genau bis zum Boden. Der Hosenbund liegt fest an, ohne einzuengen.

Hochwertige Halbschuhe und Ledergürtel sind schwarz und ohne auffällige Verzierungen. In Verbindung mit blauen und braunen Anzügen kommen auch Brauntöne in Frage, die zueinander passen. Dazu farblich abgestimmte dunkle Kniestrümpfe ohne auffällige Musterung. Socken sind akzeptabel, allerdings sollte man kein nacktes Bein zeigen. Alternativ zum Gürtel sind Hosenträger möglich, die aber unsichtbar bleiben müssen - bei großer Leibesfülle womöglich die bessere Alternative.

Die Krawatte endet in Höhe der Mitte des Gürtels. Sie darf einen farblichen Akzent setzen. Rot, blau, auch mit Diagonalstreifen in fast allen Farben, solange der Gesamteindruck harmonisch und seriös bleibt. Kleine Karomuster usw. sind in Ordnung, man kann hier ein wenig mit der Mode gehen, wie auch bei der Breite der Krawatte. Schwarze und anthrazitfarbene Anzüge können mit allen Krawattenfarben kombiniert werden. Blaue Anzüge kann man mit blauen, gelben und roten Krawattenfarben sehen. Die schwarze Krawatte wird bei Trauerfeiern getragen und zeigt darüber hinaus einen Todesfall im engsten Umfeld an. Sehr helle Farben kontrastieren nicht mit dem Hemd und ergeben kein schönes Bild.

Das Herrenhemd ist langärmlig. Umschläge mit Manschettenknöpfen sind möglich, aber nicht zwingend. Kurzärmlige Hemden sind, je nach Anlass und Jahreszeit, eventuell akzeptabel. Das Hemd ist hell und einfarbig, auch mit dezentem Streifenmuster, und passt farblich zum Anzug. Weiß geht immer, doch je nach Mode sind auch verschiedene Pastelltöne möglich, die mit den Farben von Anzug und Krawatte harmonieren müssen. Kräftige oder dunkle Töne passen nicht ins Bild.

Das Hemd übt keinen Druck auf den Bauch aus. Die Ärmel reichen über das Gelenk bis zur Hand, ohne Falten zu schlagen. Der Kragen liegt an, ohne einzuengen.

Ausgebeulte Taschen sind allgemein zu vermeiden. Die Brusttasche des Hemds wird nicht zum Transport von Zigaretten, Kugelschreibern usw. verwendet. Auch die Außentaschen am Jackett eignen sich nicht zur Aufbewahrung von Gegenständen. Sie sind oft herstellerseits zugenäht, um bessere Formstabililtät zu gewährleisten. Das muss nicht, darf aber so bleiben. Eine nicht zu voluminöse Geldbörse in der Gesäßtasche, Schlüssel in einer vorderen Hosentasche sowie Brieftasche, Kugelschreiber und Mobiltelefon in den Innentaschen des Jacketts sind in Ordnung.

Dezente Armbanduhr und Ehering sind in Ordnung, weitere Schmuckstücke wie Armbänder, Ohrringe, Piercings usw. wie auch Tätowierungen sind dagegen fehl am Platz. Krawattennadeln sind nicht mehr üblich. Abzeichen einer Mitgliedschaft, eines Grades oder einer Auszeichnung in Form eines Ringes oder einer Anstecknadel können bei passendem Anlass getragen werden. Für medizinische Hilfsmittel im Falle einer Erkrankung oder Behinderung, wie Orthesen und Ähnliches, muss sich niemand schämen.

Insgesamt ist eine gepflegte Erscheinung gefordert. Körpergeruch oder Zigarettenqualm sind nicht wahrnehmbar. Ein dezentes Rasierwasser ist erlaubt, sollte im Zweifelsfall aber lieber weggelassen werden. Kurz geschnittenes Haar und Glattrasur sind nicht zwingend erforderlich, aber das gepflegte Bild ist andernfalls umso wichtiger. Die Hände sind sauber und ordentlich manikürt, die Kleidung ist hochwertig, glatt und nicht verschmutzt.

Geschäftskleidung für Damen

Damen haben im Geschäftsbereich üblicherweise einen größeren akzeptierten Spielraum bei der Wahl ihrer Kleidung. Weltweit verbreitet sind das Geschäftskostüm und der Hosenanzug. Keines von beiden hat einen dem Herren-Geschäftsanzug vergleichbaren Status eines als verbindlich geltenden Standards erreicht, wobei das Kostüm als etwas gehobener gilt. Ein Geschäftskostüm ist eine Kombination aus (meist schmal geschnittenem) Rock und jackettähnlicher Jacke in Materialien und Farben wie beim Herren-Geschäftsanzug. Der Hosenanzug besteht ebenfalls aus einer Jacke, sowie einer Hose aus demselben Stoff. Zu beidem wird eine Bluse, oder bei höher geschnittenen Jacken auch keine (sichtbare) Unterbekleidung getragen. Eher als beim Herrn darf an warmen Tagen eine kurzärmelige Version der Bluse gezeigt werden. Ein der beim Herrn verpflichtend zu tragenden Krawatte entsprechendes Kleidungsstück gibt es nicht, wobei gelegentlich zum Hosenanzug ein Halstuch aus edlem Stoff getragen wird. Neben Kostüm und Hosenanzug hat ein zum jeweiligen Kontext passendes Kleid weiterhin seinen Platz in der Geschäftskleidung für Damen.

Zum Kostüm werden meist Pumps oder Spangenschuhe (Halbschuhe mit Absatz) getragen, je nach Witterung zum Hosenanzug auch Stiefeletten und zum Kleid auch Sandaletten.

Kleiderordnung

Obwohl Geschäftsanzug und Geschäftskostüm eine Referenz bilden, treten bei internationalen Konferenzen dennoch einige Vertreter nichtwestlicher Staaten auch in nationaltypischer Kleidung auf. Dies ist häufig Ausdruck von nationalem Stolz und herausragendem Status – so verwenden die Vertreter Saudi-Arabiens den traditionellen Thawb auch bei UN-Versammlungen, ehemalige Kämpfer verwenden Varianten einer Ausgehuniform und Vertreter von Religionsgemeinschaften ihrem Stand entsprechenden Gewänder. Häufiger findet man jedoch, dass man sich der geschäftstypischen Kleiderordnung annähert und zur internationalen Geschäftskleidung nationaltypische Elemente kombiniert werden; verbreitet sind dabei traditionelle Kopfbedeckungen wie ein landestypischer Hut, Turban oder Kopftuch (im Orient oft Kufiya/Palituch), seltener finden sich auch regionaltypische Elemente wie der Cowboyhut (in Texas) oder der Kilt (in Schottland). Dazwischen finden sich zahlreiche Mischformen, bei denen die Schnittform des klassischen Jacketts variiert wird, etwa mit einer herkunftstypischen Kragenform (wie dem Kollar).

Siehe auch

  • Bürokleidung, etwas legerere Kleidung für die Büroumgebung
  • Abendgarderobe, die formalere Kleiderordnung für gehobene Anlässe (Gesellschaftsanzug)

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