Goldenes Kartell

Goldenes Kartell

Das Goldene Kartell oder auch nur Goldkartell genannt, ist ein Verhältnisvertrag von sechs Studentenverbindungen. Diese Landsmannschaften verfügen über ein sehr enges Verhältnis und treten in Verbandsangelegenheiten meist geschlossen auf. Da im Wesentlichen aus diesen Kartell- und Freundschaftsverhältnissen einzelne Verbände entstanden sind, hängt die Geschichte des Goldenen Kartells sehr eng mit der Verbandsgeschichte der Vorgängerverbände des Coburger Convents zusammen.[1]

Inhaltsverzeichnis

Landsmannschaften des Goldenen Kartells

Hochschulort Name Gründung Couleur
Aachen Pomerania Halle-Aachen 1792 himmelblau-weiß-schwarz
Berlin Preußen 1871 schwarz-weiß-oranierorange
Bonn Teutonia 1844 rot-schwarz-gold
Jena Rhenania Jena 1828 rot-weiß-blau
Marburg Rhenania Jena zu Marburg 1951 rot-weiß-blau
München Teutonia 1831 hellgrün-weiß-rosa
Tübingen Ghibellinia 1845 grün-gold-schwarz

Geschichte

Vorgeschichte

Der Beginn der Entwicklung des Goldenen Kartells ist mit dem Augenblick anzusetzen, in dem der Hallenser Torgove Gottfried Kuhl im Jahre 1855 das Band der Bonner Teutonia aufnahm. Torgovia war 1853 von aus Torgau stammenden Studierenden gegründet worden und nahm 1859 den Namen Teutonia Halle an. Seit 1855 nannte sie sich Landsmannschaft und vertrat deren Grundsätze, was auch die 1844 gestiftete Teutonia Bonn tat, die aber zu diesem Zeitpunkt noch "Burschenschaft" hieß, was mit den örtlichen Gegebenheiten in Bonn zusammenhängen mochte. Im Jahre 1856 ergriff Kuhl als Erstchargierter der Bonner Teutonia die Initiative zum Abschluss eines Kartells mit seinem Mutterbund. Die darauf hin beschlossenen Kartellstatuten forderten von den Mitgliedern beider Bünde die Trennung von Burschen und Füxen, die Anerkennung des Prinzips der unbedingten Satisfaktion und ließen die Möglichkeit des Beitritts weiterer Korporationen offen. In der ersten Zeit wird somit unter dem Begriff Kartell ein enges Verhältnis zwischen nur zwei Bünden verstanden. Erst später fanden sich in einem Kartell mehrere Verbindungen zusammen. So wurde dieses Kartell 1858 durch Gothia Königsberg und Dresdensia Leipzig, erweitert. Die Aufnahme politischer Prinzipien führte aber schon 1862 und 1865 zu deren Austritt, sie wurden Burschenschaften.

Entstehung kleiner Kartelle und landsmannschaftlicher Verbände

Haus der Ghibellinen

Der nächste Versuch einer Erweiterung des Kartells führte dann zur Gründung des Coburger Landsmannschafter Convent (Coburger LC), als sich die im Wintersemester (WS) 1866/67 rekonstituierte Ghibellinia Tübingen an Teutonia Halle wandte und die Aufnahme eines freundschaftlichen Verhältnisses vorschlug. Der Vorschlag wurde angenommen und noch 1867 ein Freundschaftsverhältnis zwischen Ghibellinia und dem Kartell der Teutonia Halle und Teutonia Bonn abgeschlossen, die daraufhin den Namen Landsmannschaft annahm. Die von Ghibbellinia ebenfalls angeschriebene Verdensia Göttingen war zwar bereit, mit jenen ein Freundschaftsverhältnis abzuschließen, wollte jedoch keinem Kartell beitreten, sondern schlug die Gründung eines Verbandes vor, was dann schließlich 1868 Wirklichkeit wurde. In Kassel gründeten Ghibellinia, Verdensia, Teutonia Bonn und Teutonia Halle den Allgemeinen Landsmannschafts-Convent (LC). Dem trat kurz darauf Makaria Würzburg bei. In den folgenden Jahren vergrößerte sich der Verband zusehends.

Die Kartellbeziehungen zwischen den einzelnen Verbindungen wurden weiter gefestigt und in dem neuen Verband wurden die Kartellverhältnisse weiter ausgebaut. 1870 wurden aus dem Freundschaftsverhältnis zwischen Ghibellinia und Teutonia Bonn ein Kartellverhältnis. In die wechselseitigen Beziehungen wurden Makaria Würzburg, Budissa Leipzig[2] und Pomerania Halle aufgenommen, was jedoch nicht bedeutete, dass jeder dieser Bünde mit jedem anderen im gleichen Verhältnis stand, vielmehr entsprachen die Gesamtbeziehungen aller Bünde dem Verstandnis eines Kreises im Kösener SC-Verband. Der enge Kontakt zwischen den Kartellbünden ist unter anderem durch das Sitz- und Rederecht des jeweiligen Erstchargierten auf Conventen des Kartellbundes geprägt. 1874 brachte Verdensia im Verband einen Antrag durch, dass ein Kartellabschluss erst nach dreijähriger Zugehörigkeit zum Verband zulässig war.

Zerfall Coburger LC und Abwanderung zum Kösener Senioren Convent

Ab 1875 verfällt der Verband, wobei die Auseinandersetzungen zwischen einzelnen Gruppierungen eine Hauptrolle spielten. Nach einem Streit zwischen Makaria Würzburg und dem Corps Nassovia wird Makaria aus dem Coburger LC ausgeschlossen und im gleichen Jahr tritt Teutonia Bonn aus. Weil Ghibellinia ein Mitglied wegen Falschaussage vor dem Convent nicht genügend bestraft, wird Ghibellinia vom Verband bestraft. Ghibellinia nimmt die Strafe nicht an und tritt aus dem Verband aus. Auch Pomerania und Hercynia treten in dieser Zeit aus. Die meisten Bünde treten dem Kösener Senioren-Convents-Verband (KSCV) bei. 1878 auch Teutonia Halle. Nach Auflösung des Verbandes im Jahre 1877 wurden die Kartellbeziehungen weitergepflegt. Im Jahre 1878 schloss Makaria mit Ghibellinia und Budissa ein Kartell ab, während Pomerania, Teutonia Bonn und Teutonia Halle in den Kösener SC-Verband eingetreten waren.

Erneuerung Coburger LC und Erwähnung des „Goldenen Kartells“

Ab 1878 taucht entsprechend den goldenen Perkussionen des Burschenbandes dieser drei Landsmannschaften der Name Goldenes Kartell zum ersten Mal auf, so wie die drei Bünde des Silbernen Kartells, Plavia Leipzig, Neoborussia Halle und Troglodytia Kiel, Bänder mit silberner Perkussion trugen. Als zu Pfingsten 1882 in Coburg der Verband erneuert wurde, sollte aufgrund der schlechten Erfahrung im ersten Coburger LC der status quo beibehalten werden, neue Kartelle durften nur mit Genehmigung des Verbandes mit 2/3 Mehrheit abgeschlossen werden. Daher trat die in den Coburger LC neu aufgenommene Palaio-Silesia nur in ein Verkehrsverhältnis zu Ghibellinia und Pomerania, die aus dem Kösener SC wieder ausgeschieden war. Von den heute zum Goldenen Kartell gehörenden Landsmannschaften trat im Wintersemester (WS) 1889/90 Teutonia München dem Verband bei, die aus dem Goslarer Chargierten-Convent (GCC) kommende Rhenania Jena wurde 1893 mit ihrer Unterstützung reaktiviert, WS 1891/92 die ebenfalls aus dem Goslarer Chargierten Convent stammende Cheruscia Leipzig aufgenommen. Im Verlauf des "LC Krachs" traten aus dem Bereich des Goldenen Kartells Makaria, Budissa und die erst 1894 als Landsmannschaft rekonstituierte Teutonia Bonn im Kösener SC über. (Daraus entstanden später die Landsmannschaft Alemannia-Makaria, Corps Makaria sowie das Corps Makaria-Guestphalia Würzburg, die sich auf das Gründungsdatum dieser Landsmannschaft berufen.) Der nun gegründete Arnstädter Landsmannschafter-Convent (Arnstädter LC) bestand im Wesentlichen aus Landsmannschaften der beiden Kartelle. Das Gold war hier durch Ghibellinia, Pomerania und Palaio-Silesia vertreten, die nun ganz in das Kartell hineinwuchs. Als Ausfluss dieses Freundschaftsverhältnisses bildeten diese drei Verbindungen 1906 das innere Goldkartell. Die Chargierten trugen quer zu ihrem Band das der beiden anderen Landsmannschaften. Dieser Brauch wird bei Ghibellinia und Pomerania noch heute praktiziert, die Palaio-Silesia ist 1978 durch Fusion mit der Altmark zur Preußen Berlin geworden und zur besseren Integration zwischen Palaio-Silesen und Altmärkern hat man darauf verzichtet. Unmittelbar nach der Vereinigung der beiden Verbände wurde Teutonia München und Cheruskia Leipzig in das Goldene Kartell aufgenommen, in dem nun alle Verbindungen im gleichen Verhältnis zueinander standen. Auch Darmstadtia Gießen trat jetzt dem Kartell bei, das nach der Suspendierung der Palio-Silesia durch die Universitätsbehörden (1907) bei Spandovia Berlin verkehrte. 1908 wurde Teutonia Bonn Kartellmitglied.

Abspaltung des Dreibundes

1920 wurde Tuisconia-Bonn als Nachfolgerin der alten Teutonia als Mitglied des Kartells anerkannt. Auf dem gleichen Kartellconvent beantragte Teutonia München und Darmstadtia die Aufnahme der Spandovia aufgrund enger Verbundenheit in das Kartell, wogegen Palaio-Silesia Einspruch erhob, da nach der Satzung nicht zwei Goldkartell Verbände an einem Hochschulort bestehen dürfen. Auf einem außerordentlichen Kartelltag am 18. Dezember 1921 wurde Spandovia auf Antrag der Ghibellinia aufgenommen, worauf hin Palaio-Silesia ausschied. Im folgenden Jahr trat Rhenania Jena[3] dem Kartell bei, zu Pfingsten 1925 Zaringia Heidelberg. In der Folge kam es zu Meinungsverschiedenheiten über die Modalitäten der vorangegangenen Abstimmung, was zur Folge hatte, dass Darmstadtia, Spandovia und Zaringia ausschieden, die bis heute unter dem Namen Dreibund ein Freundschaftsverhältnis pflegen. Palaio-Silesia wurde daraufhin wieder aufgenommen. Aus diesem Grund wurde eine Satzungänderung beschlossen, die eine Einstimmigkeit bei Neuaufnahmen besagt.

Verschmelzungen nach 1945

Rhenanenhaus in Jena

Das Goldene Kartell rekonstituierte sich nach dem Zweiten Weltkrieg, wobei die Rhenania Jena 1951 in Marburg wieder aufmachte, Pomerania 1952 mit der gleichnamigen Verbindung in Aachen verschmolz und Teutonia Bonn nahm ihren alten Namen wieder an, da das gleichnamige Corps suspendiert blieb. 1959 verschmolz Cheruskia Leipzig mit Plavia München zur Plavia-Cheruskia 1960 in München, was zum Austritt dieser führte. Plavia-Cheruskia stand bis in die 90er Jahre im Freundschaftsverhältnis zu den Kartellbünden. Als ein bei der Teutonia München mit schlichten Austritt entlassener Bundesbruder das Band bei der Plavia-Cheruskia aufnimmt, wird das Freundschaftverhältnis von Seiten der Teutonia München gekündigt. Die 1978 aus der Verschmelzung der Landsmannschaften Palaio-Silesia und Altmark hervorgegangene Preußen Berlin beschloss bei den Fusionsverhandlungen zunächst sowohl dem Goldenen Kartell als auch dem Treubund weiterhin anzugehören. Dies wurde vom Treubund sofort, vom Goldenen Kartell nach einer Bedenkzeit 1983 anerkannt, da ein Kartellbund keinem anderen Kartell angehören sollte. Die Satzung wurde entsprechend geändert.

Rekonstitution in Jena

Nach der Deutschen Wiedervereinigung nahm Rhenania im Jahre 1991 den Aktivenbetrieb in Jena wieder auf und konnte wenige Jahre später ihr angestammtes Korporationshaus in Jena zurück erwerben.

Weblinks

Siehe auch

Anmerkungen und Quellen


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