Gymnasium am Ostring

Gymnasium am Ostring
Gymnasium am Ostring
Der Altbau des Gymnasium am Ostring
Der Altbau des Gymnasium am Ostring
Schulform Gymnasium
Gründung 1860
Ort Bochum
Land Nordrhein-Westfalen
Staat Deutschland
Koordinaten 51° 28′ 53,5″ N, 7° 13′ 31,8″ O51.4815277777787.2255Koordinaten: 51° 28′ 53,5″ N, 7° 13′ 31,8″ O
Schüler 800
Leitung OStD Werner Schulz
Website http://www.gymnasium-am-ostring.com

Das Gymnasium am Ostring ist das älteste Gymnasium in Bochum. Im Schuljahr 2005/2006 wurden 786 Schüler von 55 Lehrern und Referendaren unterrichtet. Die Schule liegt zentral in der Bochumer Innenstadt nahe dem Hauptbahnhof und besitzt einen stadtteilübergreifenden Einzugsbereich. Es ist eine anerkannte Europaschule.

Inhaltsverzeichnis

Humanismus

Das Gymnasium befindet sich im Osten der Innenstadt zwischen der Industrie- und Handelskammer im Mittleren Ruhrgebiet zu Bochum, dem Güterbahnhof Nord sowie der vor allem in Bochum erfolgreichen Fiege Brauerei. Gegenüber liegt das neue Haus der Stadtwerke Bochum. Zu den Nachbarn zählten ehemals auch die alte Berufsschule von Bochum, die Milchfabrik DoBoMil und der alte Bochumer Schlachthof.

Die Schule wurde auf Betreiben des Bochumer Bürgermeisters Max Greve als paritätische höhere Bürgerschule am 4. Oktober 1860 in der Diekampstraße eröffnet. Einige Jahrzehnte später wurde es Zeit für ein größeres Gebäude.

Der Altbau am Ostring stammt aus der Bauzeit 1890 bis 1892 und prägt das Gesicht der Schule, Architekt war der Stadtbaumeister Hermann Bluth. Das bis dato städtische Gymnasium ging zum 1. April 1910 in die Trägerschaft des Königreichs Preußen über und hieß fortan Königliches Gymnasium, seit der Revolution im November 1918 Staatliches Gymnasium. Das Gebäude überstand den Zweiten Weltkrieg trotz einiger Zerstörungen einigermaßen unbeschadet. Auf dem gegenüberliegenden Teil des Schulgeländes befindet sich ein Lehrerseminar.

Gymnasium am Ostring, 1912

Der Anbau zu Beginn der 1970er Jahre fügte Pausenhalle und Fachräume für Kunst, Biologie und Chemie hinzu. Gleichwohl musste man aufgrund der geburtenstarken Jahrgänge zusätzlich auf einen Pavillon und eine ehemalige Grundschule zurückgreifen. Ende der 1970er Jahre folgten die Dreifachturnhalle, weitere Klassenräume und der tartanbeschichte Sportplatz. Bis dahin fand der Schulsport auf dem Aschesportplatz an der JVA Bochum ("Krümmede"), in den Turnhallen einer Nachbarschule und im acht Kilometer entfernten Südbad, aber auch im ehemaligen Stadtbad Bochum statt; der Transport der Schüler erfolgte mit den Bussen eines privaten Busunternehmers. Die Erweiterungen wurden auf dem Schulhof durch weitere Mauern und Betonröhren abgerundet − genannt Gräsel-Z von Friedrich Gräsel.

Zum 1. Januar 1974 wechselte die Trägerschaft zur Stadt, so dass die Schule in Gymnasium am Ostring umbenannt wurde. Die Nähe zum Standort der 1979 aufgestellten Plastik Terminal von Richard Serra trug der Schule den Spitznamen Gymnasium am Rostding ein. Eine Initiative von 1982 zur Umbenennung der Schule nach Bertolt Brecht im Sinne der gleichnamigen Theater-AG entsprach nicht dem damaligen konservativen Selbstverständnis der Schule.

Anfang der 1980er Jahre hatte die Schule weit über tausend Schüler. Aufgrund der geburtenstarken Jahrgänge hatte die Schule im Schuljahr 1980/81 eine Spitze von 1.310 Schülern.

In humanistischer Tradition werden am Gymnasium bis heute die alten Sprachen Latein, Altgriechisch und Hebräisch angeboten. Es ist jedoch auch möglich, in der Fächerauswahl Englisch und Französisch, später auch Neugriechisch, Spanisch und Italienisch zu wählen. Seit 1971 ist Englisch auch als Anfangssprache möglich.

Plakat zum Bürgerentscheid

Zukunft der Schule

Die Zukunft und Ausrichtung der Schule war bis zum Ausgang des Bürgerentscheids am 22. Juni 2008 ungewiss.

Zunächst war beabsichtigt, dass das Gymnasium die Schüler aus der schadstoffbelasteten Albert-Einstein-Schule aufnehmen sollte. Die aktuellen Pläne der Stadt Bochum sehen einen Schulneubau am jetzigen Standort des Albert-Einstein-Schule vor. In der unter Mitwirkung aller Beteiligten neu entstehenden Schule sollen die Profile beider Gymnasien erhalten bleiben und sich gegenseitig ergänzen.

Das nicht denkmalgeschützte Gebäude des Gymnasiums am Ostring soll im Jahre 2010, während des Kulturhauptstadtjahrs und zugleich 150jährigen Jubiläums der Schule, saniert werden und ein neues Justizzentrum aufnehmen.

Die Initiative für den Erhalt der Schule sammelte über 20.000 Unterschriften zum Erhalt des Gymnasiums am jetzigen Standort.[1]

Der Bürgerentscheid fand in Bochum bis zum 22. Juni 2008 statt. Zwar stimmten 70,6% für und nur 29,4% gegen den Erhalt des Gymnasium am Ostring in seiner bisherigen Form, jedoch hätten mehr als 20% aller stimmberechtigten Bürger mit Ja-Stimmen müssen. Diese Zahl wurde verfehlt, da nur 13,21% aller Stimmberechtigten überhaupt abgestimmt haben.

Am 1. August 2010 fusionierte das Gymnasium am Ostring mit der Albert-Einstein-Schule zum Neuen Gymnasium Bochum. Im Sommer 2012 zieht die Schule dann in ein neues Gebäude an der Querenburger Straße um.

Interna

Der Verein der Freunde und Förderer des Gymnasiums am Ostring, gegründet im November 1958, kümmert sich um Belange der Schule und der Schüler.

Schon 1928 wurde die Vereinigung ehemaliger Schülerinnen und Schüler gegründet, heute Vereinigung Ehemaliger Schülerinnen und Schüler des Gymnasiums am Ostring, Bochum.

Der Lichtblick, um 1977 von Schülern gegründet, erreichte den Status der ältesten Schülerzeitung Deutschlands. Er wird auch heute noch von engagierten Schülern weitergeführt und erscheint viermal im Jahr. Seit 1980 erscheint jährlich im Dezember eine Chronik, die in Wort und Bild über Personen und Ereignisse des vergangenen Schuljahres berichtet.

Die Theater-AG unter Leitung von Hans-Joachim Salmen wirkte bereits an vielen internationalen Projekten mit und gewann mehrere Male den Ruhrpott Oscar beim Schülertheatertreffen des Schauspielhauses Bochum. Des Weiteren fährt sie alle zwei Jahre für eine Woche nach Jyväskylä in Finnland, um Schülerinnen und Schülern der Partnerschule "Jyväskylän Lyseon Lukio" ein Stück zu präsentieren.

Internationales

Der Europa Tag findet einmal im Jahr jeweils am 5. Mai statt. Im Rahmen eines Schulfestes wird dabei ein zufällig ausgewähltes europäisches Land von Schülern präsentiert.

Zusätzlich gibt es den Europa-Kurs, den jeder Schüler ab der 11. Klasse belegen kann. Der Unterricht basiert auf dem Geschichts- und Sozialwissenschaftsunterricht, wobei der Schwerpunkt auf dem Thema „Europa“ liegt. Zwei Höhepunkte, die dieser Kurs bietet, sind drei- bis vierwöchige Schüleraustausche (je einer in Klasse 11 und 12) mit den zahlreichen Partnerschulen des Gymnasiums in ganz Europa.

Im Rahmen von Lernen für Europa traf man sich im September 2006 mit Austauschpartnern aus elf europäischen Ländern zu einem Europa-Kongress.

Die Partnerschulen sind (Stand 2005):

  1. Nationales Gymnasium für alte Sprachen und Kulturen, Sofia, Bulgarien
  2. Greve Gymnasium, Greve, Dänemark
  3. High Storrs School, Sheffield, Großbritannien
  4. Jyväskylän Lyseon Lukio, Jyväskylä, Finnland
  5. Lycée Auguste Angellier, Dunkerque, Frankreich
  6. Lycée Chateaubriand, Rennes, Frankreich
  7. Deutsche Schule Thessaloniki, Thessaloniki, Griechenland
  8. Istituto Magistrale Statale, Lodi, Italien
  9. Talsu 2. Vidusskola, Talsi, Lettland
  10. Liceum Ogólnoksztalcące, Warschau, Polen
  11. Agnebergsgymnasium, Uddevalla, Schweden
  12. Gymnázium Bilíkova, Bratislava, Slowakische Republik
  13. Prva Gimnazija Maribor, Maribor, Slowenien
  14. Vicente Medina, Archena, Spanien
  15. Gymnázium Český Brod, Český Brod, Tschechische Republik
  16. Schkola Nr. 96, Donezk, Ukraine
  17. Perczel Mór Gimnazium, Siófok, Ungarn

Persönlichkeiten

  • Franz Darpe (1842 − 1911) arbeitete 1883 bis 1896 als Gymnasialprofessor am Gymnasium. Er gilt als ein bedeutender Geschichtsschreiber der Stadt Bochum.
  • Ernst Ising (1900 − 1998) war ein deutscher Mathematiker und Physiker (Ising-Modell).
  • Manfred Eigen (* 1927) ein Schüler des Gymnasiums, erhielt 1967 den Nobelpreis für Chemie.
  • Hans-Werner Schmidt (* 1935) diente der Schule 26 Jahre lang als Schulleiter, bis er im Jahre 2000 in den Ruhestand trat. Als Altphilologe unterrichtete er Latein und Altgriechisch und wirkte an der bildungspolitischen Diskussion dieser Fächer maßgeblich mit.
  • Norbert Lammert (* 1948) besuchte die Schule von 1959 bis 1967 und wurde im Jahr 2005 zum Präsidenten des Deutschen Bundestages gewählt.
  • Michael Holthaus (* 1950) war ein erfolgreicher deutscher Schwimmer und Sportlehrer an der Schule.
  • Dietrich Grönemeyer (* 1952), Mediziner
  • Godehard Ruppert (*1953), Abitur 1974, seit 2000 Rektor bzw. Präsident der Otto-Friedrich-Universität Bamberg.
  • Herbert Grönemeyer (* 1956) war bis 1975 ein Schüler des Gymnasiums und ist heute einer der erfolgreichsten deutschen Musiker.
  • Hansa Czypionka (* 1958), Film- und Theaterschauspieler, besuchte die Schule von 1967 bis 1976. Seine ersten Hauptrollen spielte er in Aufführungen der Theater-AG.
  • Karl-Heinz von Liebezeit, (* 1960), Schauspieler, besuchte die Schule bis 1979
  • Jochen Malmsheimer (* 1961), Kabarettist, war bis 1982 Schüler
  • Frank Goosen (* 1966), Autor und Kabarettist, besuchte die Schule von 1976 bis 1986

Einzelnachweise

  1. Bürgerentscheid Ostring: Sonntagsfrage am 22. Juni. In: WAZ, 28. März 2008 (online)

Literatur

  • Das Festbuch zur fünfzigjährigen Jubelfeier des Königlichen Gymnasiums zu Bochum, Oktober 1910
  • Festschrift des Staatlichen Gymnasiums und Realgymnasiums zu Bochum zum 75jährigen Bestehen, Oktober 1935
  • Festschrift zum hundertjährigen Bestehen des Staatlichen Gymnasiums in Bochum 1860-1960, Bochum, 1960
  • Chronik des Gymnasiums am Ostring Bochum, Dezember 1985 mit der Geschichte der Jahre 1960 - 1985
  • 'Was dann kam, darüber reden wir nicht...' Das Staatliche Gymnasium Bochum unter dem Nationalsozialismus - Versuch einer Aufarbeitung, Bochum, 1987
  • Festschriften des Gymnasiums Bochum (1910, 1935, 1960, 1985), CD Bochum 2007

Weblinks


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