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Lothar Wolleh (* 20. Januar 1930 in Berlin; † 28. September 1979 in London) war ein deutscher Fotograf.
Bis Ende der sechziger Jahre arbeitete Lothar Wolleh als Werbefotograf, dann begann er, international bekannte Maler, Bildhauer und Aktionskünstler zu porträtieren. Insgesamt wurden dabei 109 Künstler fotografiert, darunter bekannte Persönlichkeiten wie Georg Baselitz, Joseph Beuys, Dieter Roth, Jean Tinguely, René Magritte, Günther Uecker, Gerhard Richter oder Christo.
Inhaltsverzeichnis
Leben und Werk
Wolleh studierte von 1946 bis 1948 in der Klasse für Elementarlehre und gegenständliche Malerei an der Hochschule für angewandte Kunst in Berlin-Weißensee. Als junger Mann wurde er wegen angeblicher Spionage durch die russische Besatzung verhaftet und für fünfzehn Jahre zur Zwangsarbeit untertage nach Sibirien verurteilt. Nach einer sechsjährigen russischen Gefangenschaft im Straflager Workuta konnte er, aufgrund erfolgreicher Verhandlungen über die Heimkehr deutscher Kriegsgefangener, nach Berlin zurückkehren.
Nach seiner Freilassung absolvierte er von 1956 bis 1957 eine Ausbildung im Lette-Verein, einer Berufsfachschule für Fotografie, Grafik und Mode in Berlin. Ein mehrmonatiges Erholungsprogramm am Weltkirchenrat, das ihm im Jahr 1958 einen Aufenthalt auf der schwedischen Insel Gotland ermöglichte, begründete bei ihm eine lebenslange Zuneigung zu den Menschen und der Landschaft dieser Region.
Von 1959 bis 1961 studierte Wolleh an der Folkwangschule für Gestaltung in Essen. Zu seinen Lehrern gehörte der deutsche Fotograf Otto Steinert. Als freischaffender Fotograf war Wolleh zunächst überwiegend im Bereich der Werbung tätig. Zu seinen Kunden gehörte bekannte Unternehmen wie die Deutsche Bundesbahn oder Volkswagen.
Im Jahre 1965 fotografierte Wolleh in Rom das Zweite Vatikanische Konzil, woraufhin unter Mitwirkung von Pater Emil Schmitz die Dokumentation: „Das Konzil. II. Vatikanisches Konzil“ entstand. 1975 dokumentierte er die Feierlichkeiten anlässlich des Heiligen Jahres und veröffentlichte zu beiden Anlässen die prachtvollen Farbfotofolianten Das Konzil (1965) und Apostolorum Limina (1975).
Auf Anregung seines Freundes, dem deutschen Maler und Objektkünstler Günther Uecker, begann Wolleh Ende der 1960er Jahre systematisch insgesamt über einhundert international bekannte Maler, Bildhauer und Aktionskünstler zu porträtieren, darunter Gerhard Richter, Niki de Saint Phalle und Jean Tinguely. Aus den daraus entstandenen Porträtserien entstanden mehrere umfangreich Fotobuch-Projekte, unter anderem das 1970 entstandene Buch UdSSR. Weitere Projekte waren 1972 die Serien Art Scene Düsseldorf sowie Apostolorum Limina und das Unterwasserbuch von Joseph Beuys, das in Zusammenarbeit mit dem Künstler entstand und 1973 erschien.
Für die Arbeit an den unvollendeten Foto-Bänden Die schwarze Madonna von Tschenstochau und Schloß Wawel folgten zwischen den Jahren 1977 und 1979 mehrere Aufenthalte in Polen.
Werk
Lothar Wolleh verfolgte in seinem Werk durchaus eigenwillige, gestalterische Prinzipien, indem er in einem streng symmetrischen Bildaufbau präzise konzipierte und inszenierte. Als ein weiteres bedeutendes Charakteristikum gilt die Schwarz-Weiß-Fotografie, im Rahmen eines grundsätzlich quadratischen Formats. Insgesamt porträtierte Lothar Wolleh 109 Künstler.
Bis 2007 gab es die Einzelausstellung: Lothar Wolleh – Eine Wiederentdeckung: Fotografien 1959 bis 1979 mit Stationen in Kunsthalle Bremen, Stadtmuseum Hofheim, dem Kunstmuseum Ahlen und im Deutschherrenhaus Koblenz.
Porträtierte Künstler
Galerie Weitere, von Lothar Wolleh porträtierte Künstler sind unter anderem Magdalena Abakanowicz, Max Bill, Pol Bury, Christo, Sonia Delaunay-Terk, Paul Dierkes, Francois Dufrene, Robert Filliou, Vic Gentils, Karl Gerstner, Gotthard Graubner, Raymond Hains, Al Hansen, Bernhard Heiliger, Dorothy Iannone, Ferdinand Kriwet, Laszlo Lakner, Adolf Luther, Heinz Mack, Claes Oldenburg, Roman Opalka, César Pelli, Martial Raysse, Hans Richter, Klaus Rinke, Ulrich Rückriem, Reiner Ruthenbeck, Jesús Rafael Soto, Daniel Spoerri, André Thomkins, Mark Tobey, Georges Vantongerloo, Stefan Wewerka, Fritz Wotruba.
Bibliografie
- 1965: Lothar Wolleh: Das Konzil. II. Vatikanisches Konzil; Chr. Belser Verlag
- 1970: UdSSR. Der Sowjetstaat und seine Menschen.; Chr. Belser Verlag, ISBN 3763015485
- 1971: Günther Uecker / Lothar Wolleh: Nagelbuch; Verlag Galerie Der Spiegel, Köln
- 1972: Lothar Wolleh: Art Scene Düsseldorf 1; Chr. Belser Verlag
- 1975: Lothar Wolleh: Apostolorum Limina; Arcade Verlag, Arcade Verlag
- 1978: Günther Uecker: Ludwig van Beethovens Leonore. Idee einer Oper; Belser Verlag
Ausstellungen (Auswahl)
- 1962: Otto Steinert und Schüler. Fotografische Ausstellung, Gruppenausstellung in der Göppinger Galerie, Frankfurt/Main
- 1964: Farbige Fotografie. Bilder aus dem Vatikan, Einzelausstellung: Schatzkammer des Essener Münsters. Die Ausstellung wurde vom Essener Bischof Dr. Hengsbach (am 21. März 1964) eröffnet
- 1965: Zyklus von Farbfotos zum römischen Konzil, Einzelausstellung in der Galerie Valentin, Stuttgart
- 1980: Lothar Wolleh: Künstlerbildnisse. Kunstobjekte, Photographien, Einzelausstellung der Künstlerporträts in der Städtischen Kunsthalle Düsseldorf
- 2005–2007: Lothar Wolleh. Eine Wiederentdeckung: Fotografien 1959 bis 1979, Einzelausstellung: Kunsthalle Bremen, Ludwig Museum im Deutschherrenhaus, Kunst-Museum Ahlen, Stadtmuseum Hofheim am Taunus
- 2006: Joseph Beuys in Aktion. Heilkräfte der Kunst – Gruppenausstellung: museum kunst palast, Düsseldorf
- 2008: Fotos schreiben Kunstgeschichte – Gruppenausstellung: museum kunst palast, Düsseldorf
- 2008: Lothar Wolleh: Künstlerportraits Galerie f5,6, München
Literatur
- Lothar Wolleh - Künstlerbildnisse - Kunstobjekte - Photographien; Düsseldorf, 1980
- Lothar Wolleh - Eine Wiederentdeckung. Fotografien 1959-1979; Hauschild Verlag, ISBN 3897573040
Weblink
- Offizielle Webseite des Photographen Lothar Wolleh
- Lothar Wolleh - Eine Wiederentdeckung, Ausstellung im Ludwig Museum im Deutschherrenhaus, Koblenz
Personendaten NAME Wolleh, Lothar KURZBESCHREIBUNG deutscher Photograph GEBURTSDATUM 20. Januar 1930 GEBURTSORT Berlin STERBEDATUM 28. September 1979 STERBEORT London
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