- HPV-Impfstoff
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HPV-Impfstoffe sind Impfstoffe, die gegen bestimmte Typen der sexuell übertragbaren humanen Papillomaviren (HPV) schützen und zur Krebsprävention dienen. Die Hochrisiko-HPV-Typen 16 und 18 sind weltweit für etwa 70 % aller Zervixkarzinome (Gebärmutterhalskrebs) verantwortlich. Die Papillomaviren vom Typ 6 und 11 sind primär verantwortlich für die Entstehung von Genitalwarzen (Feigwarzen).
Derzeit sind zwei HPV-Impfstoffe zugelassen: Cervarix ist ein bivalenter Impfstoff und ausschließlich gegen die HPV-Typen 16 und 18 wirksam. Gardasil ist ein tetravalenter Impfstoff (Vierfach-Impfstoff) und richtet sich gegen die HPV-Typen 6, 11, 16 und 18. Die Wirksamkeit des tetravalenten Impfstoffs hinsichtlich der Vorbeugung von durch die entsprechenden HPV-Typen hervorgerufenen Vorstufen des Gebärmutterhalskrebses lag in klinischen Studien bei 98–100 % für vorher nicht HPV-infizierte Probanden.
Die Impfstoffe wirken nur vorbeugend und nicht therapeutisch, d.h. bereits bestehende Infektionen können durch sie nicht behandelt werden. Die Vorsorgeuntersuchung zur frühzeitigen Erkennung des Gebärmutterhalskrebses (Pap-Test) wird weiterhin empfohlen, da nicht alle kanzerogenen HPV-Typen durch die Impfung erfasst werden. HPV-Impfstoffe sind nach gegenwärtigem Wissensstand gut verträglich und sicher. Die häufigsten unerwünschten Wirkungen sind lokale Reaktionen wie Rötung, Schwellung und Schmerzen an der Injektionsstelle.
Inhaltsverzeichnis
Risiken der HPV-Infektion
Die Hochrisiko-HPV-Typen 16 und 18 werden weltweit für etwa 70 % aller Zervixkarzinome (Gebärmutterhalskrebs) bei der Frau verantwortlich gemacht.[1] 55,3 % aller Gebärmutterhalskrebsvorstufen der Schweregrade CIN 2 und 3 waren in zwei deutschen Studien mit HPV 16 assoziiert, 6,4 % mit HPV 18, HPV 45 konnte in 8,5 % und HPV 31 in 6,4 % der Fälle nachgewiesen werden.[2] Hochrisiko-Virus-Untergruppen sind jedoch nicht nur an der Entstehung von Gebärmutterhalskrebs beteiligt, sondern man findet sie auch bei Krebserkrankungen des Penis, der Vulva (äußeres weibliche Genital), des Anus und des Mundes. Die WHO hat 2005 die HPV-Typen 16, 18, 31, 33, 35, 39, 45, 51, 52, 56, 58, 59 und 66 als krebserregend eingestuft. [3]
Die sogenannte Niedrigrisiko-HPV-Typen 6 und 11 sind verantwortlich für die Entstehung von über 90 % der Genitalwarzen (Feigwarzen). Genitalwarzen sind die weltweit häufigste virale sexuell übertragene Krankheit. Man schätzt, dass etwa 1 % der europäischen und bundesdeutschen Bevölkerung in der Altersgruppe vom 15. bis 49. Lebensjahr von diesen gutartigen Tumoren betroffen ist. Untersuchungen der letzten Jahre zeigen eine ansteigende Häufigkeit. Genitalwarzen führen oft zu Ängsten und psychosozialen Komplikationen sowie zu Partnerproblemen und damit zur erheblichen Einschränkung der Lebensqualität.[4]
Entwicklung
Ein von Sanofi Pasteur MSD hergestellter Vierfach-Impfstoff wurde im Juni 2006 zunächst in den USA und von der Europäischen Arzneimittelagentur im September 2006 mittels des zentralen Zulassungsverfahrens in den Ländern der Europäischen Union zugelassen. In Europa wird er unter dem Handelsnamen Gardasil bzw. Silgard vertrieben. Der Impfstoff enthält gereinigte, rekombinant hergestellte L1-Proteine aus dem Kapsid der vier Papillomavirustypen 6, 11, 16 und 18, die sich spontan zu Virus-like particles (VLP) zusammenlagern.[5] Laut Europäischer Arzneimittelagentur wurden bis Januar 2008 in Europa bereits 1,5 Millionen Patientinnen mit Gardasil geimpft.[6] In den USA ist 2008 die Zulassung für den Impfstoff auf die Prävention von Vorstufen des Vaginal- und Vulva-Karzinoms erweitert worden.[7] Dies ist mittlerweile auch in Europa erfolgt.[8] Seit Oktober 2009 ist Gardasil in den USA auch zur Verhütung von Genitalwarzen bei Männern und Jungen zugelassen.[9][7]
Die Zulassung für den von GlaxoSmithKline entwickelten bivalenten Impfstoff, der unter dem Handelsnamen Cervarix vertrieben wird, wurde im Mai 2007 in Australien und am 20. September 2007 für die Europäische Union erteilt. Eine Zulassung durch die Food and Drug Administration erfolgte im Oktober 2009.[10] Dieser Impfstoff enthält ebenfalls rekombinante L1-Proteine aus dem Kapsid in VLPs, jedoch nur der Papillomavirustypen 16 und 18.[11]
Wirksamkeit
Die Wirksamkeit des tetravalenten Impfstoffes (Gardasil) wurde in vier placebokontrollierten, randomisierten und doppelblinden Phase II- und Phase III-Studien untersucht. Bei Frauen, die zum Zeitpunkt der Impfung nicht mit den entsprechenden humanen Papillomaviren infiziert waren, konnte durch die Impfung eine Infektion in 96 – 100 % der Fälle verhindert werden. Bei den geimpften Studienteilnehmerinnen konnte durch die Impfung das Auftreten von Vorstufen des Gebärmutterhalskrebses (cervikale intraepitheliale Neoplasien, CIN; einem Surrogatmarker für Gebärmutterhalskrebs), die durch die entsprechenden HPV-Typen verursacht wurden, in 98 – 100 % der Fälle verhindert werden. Beispielsweise wurde in der sogenannten Future II-Studie das Auftreten von CIN Grad 2 oder schwereren Vorstufen des Gebärmutterhalskrebses registriert. Während in der Gruppe der geimpften Frauen (insgesamt 5305 Frauen) ein Fall von CIN auftrat, kam es in der Gruppe der Frauen, die mit Placebo geimpft wurden (5260 Frauen) zu 42 Fällen. Darüber hinaus schützte die Impfung in 98 – 100 % der Fälle vor der Entwicklung von anogenitalen Warzen. Das unabhängige Data Safety Monitoring Board empfahl aus ethischen Gründen eine schnelle Impfung der mit Placebo geimpften Probandinnen.[12][13]
Bezieht man Frauen mit zu Studienbeginn bestehenden Infektionen durch die HPV-Typen 6, 11, 16 und/oder 18 in die Auswertung mit ein und auch solche, die weniger als die drei erforderlichen Impfdosen erhielten, ist die Wirksamkeit von Gardasil gegenüber durch die entsprechenden HPV-Typen verursachten Vorstufen des Gebärmutterhalskrebs geringer, aber immer noch vorhanden. In der für die Zulassung durchgeführten kombinierten Interimsanalyse der vier relevanten Wirksamkeitsstudien lag die Wirksamkeit bei 39 %.[5]
Der bivalente Impfstoff Cervarix schützt gegen die krebserregenden HPV-Typen 16 und 18. Statistisch signifikante Wirksamkeit konnte für dieses Medikament in einer großen Studie nur für HPV 16 nachgewiesen werden. Klinische Daten liegen für Cervarix bisher über einen Zeitraum von 5,5 Jahren vor.[14] Nach neuen Daten schützt Cervarix auch gegen Infektionen mit HPV-Typen, die nicht im Impfstoff enthalten sind. Diese sogenannte Kreuzprotektion erstreckt sich in unterschiedlichem Maß auf die Virustypen 31, 33, 35, 39, 45, 51, 52, 56, 58 und 59. Dabei haben besonders die Virustypen 31 und 45 (neben HPV 16 und 18) ein hohes onkogenes Potenzial.[15] Auch bei Gardasil ist eine Kreuzprotektion mit den phylogenetisch verwandten HPV-Typen 45, 52 und 58 bekannt.[16][17][18]
Die erste direkte Vergleichsstudie zwischen beiden Präparaten (HPV 010), die 1.106 gesunde Frauen zwischen 18 und 45 Jahren aus 40 US-Zentren einschloss, zeigte eine deutlich höhere Immunantwort des bivalenten Impfstoffs Cervarix, die am ehesten durch ein neues Adjuvans (AS04) erklärt werden kann. Ob diese gesteigerte Immunantwort relevant für den Schutz oder dessen Dauer ist, ist derzeit unklar.[15]
Nach Daten der PATRICIA-Studie (Papilloma Trial against Cancer in young Adults), einer Phase-III-Studie (HPV 008) mit Cervarix, an der in 14 Ländern Nord- und Südamerikas, Europas und der Asien-Pazifik-Region 18.644 Frauen im Alter zwischen 15 und 25 Jahren teilnahmen, wurde eine Verminderung der CIN 2+-Befunde um 70 % (33 gegenüber 110 Fälle), der CIN 3+-Befunde um 87 % (3 gegenüber 23 Fälle) gefunden. Die Rate der Konisationen reduzierte sich um 68,8 Prozent.[15][14]
Alle HPV-Impfstoffe wirken vorbeugend; eine bereits bestehende HPV-Infektion kann nicht behandelt oder beseitigt werden. Ebenso wenig können die Folgen einer solchen Infektion, wie beispielsweise Gebärmutterhalskrebs oder dessen Vorstufen mittels einer Impfung behandelt werden. Die Vorsorgeuntersuchung zur frühzeitigen Erkennung des Gebärmutterhalskrebses (Pap-Test) wird trotz Impfung weiterhin empfohlen.
Jungen im Alter von 9 bis 15 Jahren entwickelten nach Impfung eine Immunität. Der quadrivalente Impfstoff wurde in einer Studie mit 4.065 Jungen und Männer im Alter von 16 bis 26 Jahren als effektiv beurteilt.[19] Für homosexuelle Männer läuft eine weltweite klinische Studie zur Vorbeugung vor Geschlechtskrankheiten, insbesondere Feigwarzen, ferner Studien mit dem HPV-Impfstoff. Ziel ist eine Schutzimpfung zur Vorbeugung von Anal- und Peniskrebs, deren Entstehung ebenfalls mit Infektionen mit HPV in Verbindung gebracht wird. Aufgrund des Übertragungsweges besteht für homosexuelle Männer ein erhöhtes Risiko, ein Analkarzinom zu entwickeln.
Im November 2008 forderten 13 Wissenschaftler verschiedener deutscher Forschungseinrichtungen eine Neubewertung der HPV-Impfung mit der Begründung, die Wirksamkeit könne deutlich niedriger sein als angenommen.[20] [21] In dieser Neubewertung des Robert-Koch-Instituts vom 10. August 2009 wurde die Impfung weiterhin empfohlen. Informationsmedien, die den Eindruck erwecken, dass eine HPV-Impfung zu 100 % gegen Gebärmutterhalskrebs schützt, wurden jedoch nach derzeitigem Wissensstand als unseriös eingeschätzt.[22]
Im Jahre 2011 wurden erste Daten nach Einführung eines flächendeckendes Impfprogramms mit einem quadrivalenten Impfstoff publiziert. Das Programm wurde 2007 in Australien etabliert. Die Impfrate liegt dort bei 80 bis 90 Prozent. Bereits drei Jahre nach Beginn der Impfkampagne sind die behandlungsbedürftigen Krebsvorstufen bei Mädchen unter 18 Jahren um 59 Prozent zurückgegangen.[23][24]
Durchführung
Die Grundimmunisierung erfolgt mittels dreier intramuskulärer Injektionen, die je im Abstand von zwei und sechs Monaten nach der Erstinjektion (Gardasil) bzw. nach einem und sechs Monaten (Cervarix) verabreicht werden. Ob eine Auffrischimpfung erforderlich wird, ist derzeit nicht bekannt, da erst Studiendaten für sieben Jahre vorliegen (Stand 2009).
Impfempfehlung
Die Impfung ist weltweit in das Impfprogramm von über 80 Ländern, wie Australien[25], Kanada[26], Neuseeland[27], Südkorea[28] eingegangen. In den USA wurde die Impfung in vielen Bundesstaaten gesetzlich festgeschrieben.[29]
Länder in Europa, die eine Impfempfehlung ausgesprochen haben, mit dem Datum der Empfehlung[30] Land Datum der Impfempfehlung Land Datum der Impfempfehlung Österreich 20. Dezember 2006 Spanien 10. Oktober 2007 Luxemburg 27. Februar 2007 Vereinigtes Königreich 26. Oktober 2007 Italien 28. Februar 2007 Portugal 10. Dezember 2007 Frankreich 16. März 2007 Griechenland 7. Februar 2008 Deutschland 26. März 2007 Island 19. Februar 2008 Norwegen 12. April 2007 Schweden 26. Februar 2008 Belgien 11. Mai 2007 Niederlande 31. März 2008 Schweiz 18. Juni 2007 Irland 5. August 2008 Dänemark 4. Oktober 2007 Deutschland
Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt die Impfung gegen die HPV-Typen 16 und 18 für alle Mädchen von 12 bis 17 Jahren.[31][32] Über dieses Alter hinaus liegt eine Impfung in der Entscheidung der Frau und des Arztes.
Nach der Einführung der HPV-Impfung entbrannte in Deutschland eine Diskussion um deren Kosten, Kosteneffizienz, Werbemaßnahmen der Herstellerfirmen sowie Risiken der Impfung. Im November 2008 veröffentlichten 13 Gesundheitswissenschaftler auf einer Internetseite der Universität Bielefeld ein „Manifest“[33], in dem sie ein Ende von „irreführenden Informationen“ zur Wirksamkeit der HPV-Impfung und eine erneute Überprüfung der STIKO-Empfehlung forderten. Kritisiert wurde insbesondere, dass bisher keine Daten zum Schutz vor Zervixkarzinom vorliegen und die STIKO über die HPV-Impfempfehlung entschieden habe, bevor die entscheidenden Studiendaten publiziert worden seien.[34][18][35] Der Berufsverband der Frauenärzte (BVF), die Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (DGGG), die Gesellschaft für Virologie (GfV) und die Deutsche Vereinigung zur Bekämpfung von Viruserkrankungen (DVV) sowie der Nobelpreisträger Harald zur Hausen wiesen die Kritik zurück.[36][37] In einer Stellungnahme zur Impfung nimmt die STIKO auf die Kritik bezug und kommt nach Auswertung aller vorliegenden wissenschaftlichen Daten zu dem Schluss, dass die Impfung unverändert für Mädchen von 12 bis 17 Jahren empfehlenswert ist. [32]
Österreich
Der Oberste Sanitätsrat empfiehlt seit 2007 die Impfung gegen onkogene HPV-Typen für alle 9 bis 17 jährigen Mädchen und Frauen möglichst vor erstem Sexualkontakt. Die Impfung von Knaben bzw. männlichen Jugendlichen wird im österreichischen Impfplan 2009 als "prinzipiell sinnvoll" bezeichnet, um eine Unterbrechung der Infektionskette zu erreichen. Bei Verwendung eines Impfstoffs, der auch vor Kondylomen verursachenden Viren schützt, hätten auch die männlichen Jugendlichen einen persönlichen Vorteil.[38]
Schweiz
Das Bundesamt für Gesundheit (BAG) und die Eidgenössische Kommission für Impffragen (EKIF) empfehlen die Impfung aller Mädchen im Alter von 11 bis 14 Jahren gegen humane Papillomaviren. Eine Nachholimpfung wird für weibliche Jugendliche bis zum 26. Altersjahr empfohlen. Von der Impfung für Knaben wird abgeraten.[39][40]
Kosten
Mit Ausnahme von Österreich und Finnland haben bislang alle westeuropäischen Länder eine Finanzierung der HPV-Impfung beschlossen.[41] Internationale Studien zeigen bei der Kosten-Nutzen-Analyse der Impfung unter Annahme einer lebenslangen Dauer des Impfschutzes ein Kosten-Effektivitäts-Verhältnis, welches unter dem Schwellenwert von 50000 Euro pro zusätzlichem qualitätsadjustiertem Lebensjahr (QALY), einem Lebensjahr mit guter Lebensqualität, liegt. Daher kommen die meisten Studien zum Ergebnis, dass die HPV-Impfung kosteneffektiv ist.[16][42][43] Eine Bewertung kann jedoch derzeit nur über Modellrechnungen erfolgen, deren Ergebnis von den berücksichtigten Faktoren (wie etwa Annahmen zur unbekannten Wirkung gegen Gebärmutterhalskrebs und unbekannten Dauer des Impfschutzes) und den Rahmenbedingungen im jeweiligen Land abhängt. So kam man in den Niederlanden zu dem Ergebnis, dass die Impfung nicht kosteneffektiv ist.[44][45] Die Impfung von Frauen, die 35 Jahre und älter sind, ist in den USA nicht kosteneffektiv.[46] Nobelpreisträger Harald zur Hausen hat selbst „...bei jeder sich bietenden Gelegenheit darauf hingewiesen, dass der Impfstoff zurzeit zu teuer ist. Dies gilt in besonderer Weise für Entwicklungsländer, in denen Gebärmutterhalskrebs zum Teil die häufigste Krebserkrankung von Frauen darstellt.“[47] In Kenia kostet der Impfstoff etwa ein halbes durchschnittliches Jahreseinkommen.[48][49]
Deutschland
Im Jahr 2008 gaben die Krankenkassen in Deutschland für die beiden Impfstoffe Gardasil und Cervarix 244 Millionen € aus, die Impfung kostet in Deutschland ungefähr 480 € pro Person – so die Zahlen aus dem "Arzneiverordnungsreport 2009". Die gesetzlichen Krankenkassen übernehmen nach Aufnahme der Impfung in die Richtlinie des Gemeinsamen Bundesausschusses über Schutzimpfungen nach § 20d Abs. 1 SGB V[50], die Impfkosten für Mädchen zwischen 12 und 17 Jahren. Einige Krankenkassen übernehmen die Kosten für die Impfung von Frauen bis zum 26. Lebensjahr als freiwillige Satzungsleistung.
Österreich
Die Medikamente kosten ungefähr 600 €. Die Kosten werden von der gesetzlichen Krankenkasse nicht übernommen.[51] In einzelnen Bundesländern kann die HPV-Impfung jedoch im Rahmen von Schul- oder öffentlichen Impfaktionen vergünstigt bezogen werden. So läuft in Niederösterreich bereits seit 2007 eine Impfaktion, bei der sich alle Mädchen und Frauen zwischen 9 und 26 Jahren an den niederösterreichischen Landeskliniken zu einem vergünstigten Preis von 90 Euro pro Dosis (statt 208 Euro) impfen lassen. Im Burgenland wird die Impfung seit September 2008 über eine Schulimpfaktion allen Mädchen der 5. bis 8. Schulstufe vergünstigt angeboten. Der Aktionspreis inkl. Landesförderung liegt bei 90 Euro (statt 208 Euro) pro Teilimpfung. Auch Mädchen und Frauen von 15 bis 26 Jahren sowie Knaben von 9 bis 15 Jahren können den Impfstoff über eine öffentliche Impfaktion im Burgenland vergünstigt beziehen. Hier liegt der Aktionspreis bei 150 Euro (statt 208 Euro) pro Teilimpfung. [52]
Das Ludwig Boltzmann Institut sieht die aktuelle Impfempfehlung aufgrund hoher Unsicherheit und hoher Kosten und somit unklarer Kosteneffektivität nur als dritte Option an.[53]
Schweiz
Für weibliche Jugendliche bis zum 26. Altersjahr werden die Kosten der HPV-Impfung (vorerst begrenzt bis 2012) durch die obligatorische Krankenversicherung übernommen.[54][55] Voraussetzung ist, dass die Leistung im Rahmen eines kantonalen Impfprogrammes erbracht wird. Der Preis pro Dosis für den Impfstoff Gardasil wurde auf 140 Franken festgelegt.[56] Die gesamte Rückerstattungspauschale für die Krankenkassen beträgt pro Impfung 159 Franken.
Unerwünschte Wirkungen
Zur Verträglichkeit der HPV-Impfung lagen zum Zeitpunkt der Zulassung Daten aus mehreren klinischen Studien mit über 20.000 Teilnehmerinnen vor. Seit der Zulassung von Gardasil wurden weltweit mehrere Millionen Mädchen und Frauen geimpft. Das Auftreten von unerwünschten Wirkungen, die möglicherweise durch die HPV-Impfung verursacht werden, wird in speziellen Überwachungsprogrammen registriert. Aufgrund der vorliegenden Studiendaten wird die HPV-Impfung im deutschen Health Technology Assessment, von der amerikanischen Zulassungsbehörde für Arzneimittel (FDA), dem Centers for Disease Control and Prevention (CDC) und der Europäische Arzneimittelagentur als sicher und gut verträglich eingeschätzt.[16][57][5][11]
Die in den kontrollierten Studien am häufigsten aufgetretenen unerwünschten Wirkungen waren bei beiden Impfstoffen lokale Reaktionen (Rötung, Schwellung und Schmerzen) an der Einstichstelle. In den Studien zu Gardasil traten lokale Reaktionen bei etwa 83 % der Frauen in der Impfgruppe und bei 73 % der Frauen in der Placebogruppe auf. Die häufigsten systemischen Reaktionen waren Kopfschmerzen, Müdigkeit, Muskelschmerzen und Übelkeit; sie traten in gleicher Häufigkeit in der Impf- und Placebogruppe auf. Fieber wurde bei 10–15 % der Frauen sowohl in der Impf- als auch in der Placebogruppe gemessen. Schwerere unerwünschte Wirkungen traten ebenfalls gleich häufig in der Impf- und Placebogruppe auf und bestanden in einer Einengung der Atemwege (Bronchospasmus), Gastroenteritis, Erhöhung des Blutdrucks, starken Kopfschmerzen, Schmerzen an der Einstichstelle und verminderter Beweglichkeit im benachbarten Gelenk. In einer Studie, die das Auftreten von chronischen Krankheiten bis zu vier Jahre nach Gabe des HPV-Impfstoffs oder des Placebos untersuchte, zeigte sich, dass bei 3 % der Frauen in der Impfgruppe eine chronische Krankheit aufgetreten war. In der Placebogruppe lag der Anteil neu aufgetretener chronischer Krankheiten bei 5 %. Hinsichtlich aufgetretener Todesfälle zeigte eine Metaanalyse der klinischen Studien, dass Todesfälle gleich häufig in Impf- und Placebogruppe auftraten und zumeist durch Unfälle verursacht waren. Für keinen der Todesfälle wurde die Impfung als Ursache angesehen.[13][58]
Seit der US-Zulassung des HPV-Impfstoffs Gardasil im Juni 2006 sind bei der FDA und bei den Centers for Disease Control and Prevention im Rahmen von Überwachungsprogrammen bis zum September 2009 17.160 Berichte über mögliche unerwünschte Arzneimittelwirkungen bei etwa 26 Millionen verabreichter Dosen Impfstoff eingegangen. Die überwiegende Zahl der unerwünschten Wirkungen (92 %) wurde als nicht schwerwiegend eingestuft und bestand in lokalen Reaktionen, Kopfschmerzen, Übelkeit, Fieber und Synkopen. 8 % der gemeldeten unerwünschten Wirkungen waren schwerwiegend. Als schwerwiegend wurden Fälle definiert, bei denen es zu einer Krankenhausaufnahme, zu einer lebensbedrohlichen Erkrankung, zu einer irreversiblen Behinderung oder zum Tod kam. Beispielsweise wurden im zeitlichen Zusammenhang mit der Impfung aufgetretene Erkrankungen an einem Guillain-Barré-Syndrom, Thrombosen sowie Todesfälle gemeldet. Alle schwerwiegenden Fälle wurden hinsichtlich einer möglichen Verursachung durch Gardasil untersucht; in keinem Fall konnte ein ursächlicher Zusammenhang zwischen der Impfung und der jeweiligen Erkrankung nachgewiesen werden.[57] In Einzelfällen wurden eine Schwellung der Lymphknoten (Lymphadenopathie) sowie leichte anaphylaktoide Reaktionen berichtet.
Schwangerschaft und Stillzeit
Hinsichtlich der Sicherheit einer Impfung mit HPV-Impfstoffen während der Schwangerschaft existieren nur begrenzte Daten aus klinischen Studien. Diese zeigten jedoch kein erhöhtes Risiko für den Embryo oder den Fetus. Ebenso liegen keine Hinweise für unerwünschte Wirkungen der Impfung während der Stillzeit vor.[59] Obwohl weder Tierexperimente noch die vorhandenen Daten aus klinischen Studien beim Menschen Hinweise auf direkte oder indirekte schädliche Auswirkungen geben, wird eine Impfung während der Schwangerschaft derzeit von der STIKO jedoch nicht „als bedenkenlos“ eingestuft und die Hersteller raten von der Anwendung während der Schwangerschaft ab.[31]
Gardasil wurde in klinischen Studien bei stillende Müttern gegen Placebo getestet. Die Häufigkeit der Nebenwirkungen bei Mutter und Säugling war in beiden Gruppen vergleichbar. Die Immunogenität des Impfstoffs bei stillenden Müttern war mit der Immunogenität des Impfstoffs bei Frauen, die zum Zeitpunkt der Impfung nicht gestillt haben, vergleichbar. Gardasil kann daher stillenden Frauen verabreicht werden.[8] Cervarix sollte während der Stillzeit nur verabreicht werden, wenn die möglichen Vorteile die möglichen Risiken überwiegen, da die Auswirkungen auf gestillte Kinder, deren Mütter Cervarix erhalten haben, in klinischen Studien nicht untersucht wurden.[60]
Die Autoren der S3-Leitlinie Impfprävention HPV-assoziierter Neoplasien der Paul-Ehrlich-Gesellschaft für Chemotherapie (AG HPV-Management-Forum), der Deutschen STD-Gesellschaft und der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft halten eine Impfung in der Stillzeit generell für vertretbar.[4]
Therapeutische HPV-Impfstoffe
Zusätzlich zu den präventiven Impfstoffen, wie z. B. Gardasil und Cervarix, werden Forschung und etliche klinische Studien durchgeführt, die das Ziel haben, therapeutische HPV-Impfstoffe zu entwickeln. Meistens konzentrieren sich diese Impfstoffe auf die Hochrisiko-HPV-Typen 16 und 18. Man hofft, einen Impfstoff entwickeln zu können, der auch bei bestehenden HPV-Infektionen, schon entstandenen Tumoren oder deren Vorstufen wirksam ist und die HP-Viren durch eine Immunreaktion vollständig entfernen kann.
Einzelnachweise
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- ↑ Klug S. J., Hukelmann M., Hollwitz B., Duzenli N., Schopp B., Petry K. U., et al: Prevalence of human papillomavirus types in women screened by cytology in Germany. J Med Virol 79 (2007), 616-25, PMID 17385693
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- ↑ Richtlinie des Gemeinsamen Bundesausschusses über Schutzimpfungen nach § 20d Abs. 1 SGB V vom 11. Februar 2009, PDF-Datei, 244 kB
- ↑ netdoktor.de, Stand 29. April 2009
- ↑ Österreichische Initiative gegen Gebärmutterhalskrebs
- ↑ Ingrid Zechmeister, Birgitte Freiesleben de Blasio, Philipp Radlberger, Claudia Wild, Erich Kvas, Geoff Garnett, Aileen Rae Neilson. Ökonomische Evaluation der Impfung gegen humane Papillomaviren (HPV-Impfung) in Österreich. HTA-Projektbericht 2007; 9.
- ↑ HPV-Impfung, Kostenübernahme durch die obligatorische Krankenpflegeversicherung, Bulletin BAG 2008; Nr. 8: 152-153 (PDF)
- ↑ Impfung gegen Gebärmutterhalskrebs
- ↑ HPV-Impfprogramme in den Kantonen, P. Pesenti, Medienorientierung vom 15. September 2008
- ↑ a b CDC: Reports of Health Concerns Following HPV Vaccination
- ↑ Francisco A. R. Garcia, Debbie Saslow: Prophylactic Human Papillomavirus Vaccination: A Breakthrough in Primary Cervical Cancer Prevention. In: Obstet Gynecol Clin N Am 2007 Dec;34(4):761–81. PMID 18061868
- ↑ Ulrich Heininger: Impfratgeber. Impfempfehlungen für Kinder, Jugendliche und Erwachsene. 5. Auflage. Uni-Med Verlag, Bremen 2009. ISBN 978-3-8374-1101-0. S. 99–102.
- ↑ Fachinformationen Cervarix
Weiterführende Literatur
- Ulrich R. Hengge (Hrsg.): HPV-Infection and Cancers of the Skin – Diagnostics and Therapy. 1. Auflage, Uni-Med Science, Bremen 2008. ISBN 978-3-8374-1076-1
- Gregory D. Zimet, Marcia L. Shew, Jesicca A. Kahn: Appropriate Use of Cervical Cancer Vaccine. In: Annual Review of Medicine. 2008; 59:223–36. PMID 18186704.
Weblinks
- S3-Leitlinie Impfprävention HPV-assoziierter Neoplasien der Paul-Ehrlich-Gesellschaft für Chemotherapie (AG HPV-Management-Forum), der Deutschen STD-Gesellschaft und der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft. In: AWMF online (Stand 06/2008)
- Informationen des Robert Koch-Instituts zu HPV-Impfstoffen
- Informationen des Paul-Ehrlich-Instituts zu HPV-Impfstoffen
- Veröffentlichungen der Europäischen Arzneimittelagentur zu Gardasil und zu Cervarix
- Webseite des Krebsinformationsdienstes des Deutschen Krebsforschungszentrums
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