- Hagelfeiertag
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Als Hagelfeiertag bezeichnet man einen christlichen Gedenktag zur Erinnerung an eine durch Hagel zerstörte Ernte. Der Hagelfeiertag stammt aus vorchristlicher Zeit und wurde im 5. Jahrhundert n. Chr. in Frankreich erstmals zum christlichen Feiertag ernannt. In einigen Fällen wandelte die evangelische Kirche während der Reformation diesen Feiertag in Feldgottesdienste um. Manche katholische als auch evangelische Gemeinde feiert diesen Tag bis heute.
Inhaltsverzeichnis
Hagelfeiertag in vorchristlicher Zeit
Hagelfeiertage gehen auf vorchristliche Zeiten zurück und an diesem Tag wurden zum Gedeihen der Feldfrüchte und zur Abwendung von Unwettern unter Opfergaben die Götter angerufen. Diese Bräuche gehen auf den Gott Donar zurück, an dessen Stelle das Christentum die Wetterheiligen, vor allem die Apostel Paulus und Johannes der Täufer traten[1].
Ursprünge des Hagelfeiertags
Die Ursprünge des Hagelfeiertags liegen vermutlich in vorchristlicher Zeit und sind in Frankreich von der katholischen Kirche erstmals eingeführt worden: „Im Jahre 466 nach Christi Geburt herrschte in mehreren Ländern, besonders aber in Frankreich, ein ungewöhnlich großer Notstand, der durch Erdbeben, Ungewitter, Stürme, Mißwuchs und anderer Plagen entstanden war und eine furchtbare Hungersnot und ein solches Sterben in Folge hatte. [..] Da verordnete der Bischof Claudius Mamertus zu Vienne im südlichen Frankreich, daß man die ersten drei Tage vor dem Himmelsfahrtsfeste mit Fasten, Beten und feierlichen Aufzügen in den Kirchen und auf den Feldern zubringen sollte und Gott anrufen sollte. [..] Diese Sitte wurde allmählich auch in anderen Orten eingeführt, [..] bis sie endlich im Jahre 591 durch Papst Gregor den Großen auf einer allgemeinen Kirchenversammlung als ein stetiger für die ganze Christenheit festgesetzt wurde“[2]. Hagelfeiertage finden im mitteleuropäischen Raum in der Regel im Juni oder Juli statt, weil in dieser Jahreszeit hierzulande vermehrt mit Hagelwetter zu rechnen ist. Die Christen bitten am Hagelfeiertag anlässlich eines Gottesdienstes oder einer Wettermesse, für die es teilweise eigene liturgische Vorschläge gibt, darum, dass Gott die Felder vor Hagel verschonen möge, weil die zerstörerische Kraft des Hagels immer wieder bewusst macht, wie abhängig die Menschen von Gottes Güte und Wohlwollen sind.
In römisch-katholischen Gemeinden wird der Hagelfeiertag - sofern man ihn überhaupt begeht - grundsätzlich am Tag nach Christi Himmelfahrt gefeiert. Andernorts wird er meist anlässlich des Jubiläums eines Hagels, der die Ernte vernichtet hatte, begangen, so etwa am 25. Juli in Honhardt (Gemeinde Frankenhardt, Baden-Württemberg).
Hagelfeiertag Honhardt
Der Hagelfeiertag Honhardt wurde schon in vorreformatorischer Zeit um das Jahr 1240 begangen. Der Anlass dafür war ein Hagelunwetter, welches das Gebiet zwischen Schwäbisch Hall und Dinkelsbühl verwüstete, infolgedessen sich eine große Hungersnot ergab. Die Menschen suchten aus dem kärglichen Rest der Ernte und mit allerlei Wurzeln und Gemüse etwas Essbares zuzubereiten, um wenigstens zu überleben. Am Feiertag Mariä Verkündigung (25. März) wurde dann ein Bittgottesdienst gefeiert. Nach der Reformation wurde der Feiertag auf den Gedenktag Peter und Paul (29. Juni) verlegt und nach Abschaffung dieses Feiertags auf den Johannistag („Johanni“, 24. Juni). Als auch dieser kirchlicher Feiertag gestrichen wurde, beschloss man in Honhardt den Hagelfeiertag auf den Jakobustag („Jakobi“, 25. Juli) festzuschreiben. Seither wurde an diesem Tag in Honhardt der Hagelfeiertag mit einem Gottesdienst gefeiert.
In den Hungerjahren 1815 bis 1817 regte der württembergische König Wilhelm I. an, in der gesamten evangelischen Landeskirche einen Erntebittgottesdienst zu feiern. In Honhardt wurde der Erntebittgottesdienst am 25. Juli, dem früheren Hagelfeiertag, begangen. Andere Gemeinden verlegten den Erntebittgottesdienst auf einen Sonntag. Da die Bedeutung der Landwirtschaft in den letzten Jahrzehnten immer mehr zurückging, ließ auch das Interesse am Hagelfeiertag stetig nach und die Besucherzahl sank erheblich ab.
1983 feierte man in Honhardt jedoch durch Initiative der ehemaligen Pfarrerseheleute Zweigle nach dem Erntebittgottesdienst in der Peter- und Paul-Kirche ein Gemeindefest auf dem Kirchplatz mit "Hungersuppe, Bratwürsten, einem kühlen Trunk etc.". Dieses Heimatfest ist in Honhardt inzwischen zu einem festen Bestandteil des Gemeindelebens ("regionaler Nationalfeiertag") geworden und zieht jährlich zahlreiche Besucher an.
Hagelfeiertage in Deutschland
- Wittighausen: Donnerstag nach Fronleichnam, mit feierlicher Prozession durch den Altort Wittighausens
- Amlishagen (Stadt Gerabronn): 1. August (seit 1760, Zerstörung von Kirche und Dorf durch Gewitterbrand)
- Braunschweig: Die Geschichte des Braunschweiger Hagelfeiertags seit Mitte des 16. Jahrhundert bis ins Jahr 1968.
- Hengstfeld (Gemeinde Wallhausen): 13. Juli (seit der Reformation); der Ort hat sogar ein eigens gedichtetes „Hagelfeiertagslied“ aus dem 17. Jahrhundert
- Honhardt (Gemeinde Frankenhardt): 25. Juli (seit 1240; in neuerer Zeit seit 1983)
- Poppenhausen (Wasserkuppe): 21. Juni (seit 1647)
- Morschreuth (Marktgemeinde Gößweinstein): Donnerstag nach Fronleichnam (seit ca. 1840)
- Iphofen: Donnerstag nach Fronleichnam mit Prozession, allerdings in entgegengesetzter Richtung wie Fronleichnam
- Groß Himstedt (Gemeinde Söhlde): 11.06 eines jeden Jahres
- Hahlen, Hartum, Holzhausen und Nordhemmern (bei Minden): seit 14. Juni 1680 wird am Montag nach Trinitatis ein Erntebittgottsdienst gehalten
- Steppach (Pommersfelden): Fronleichnam [3]
Literatur
- Hans Ehlert: Der Hagelfeiertag im Lande Braunschweig. In: Braunschweigische Heimat. 60, 1, 1974, ZDB-ID 400448-6, S. 16–18.
Weblinks
Pressemitteilung der Landesregierung Baden-Württemberg zum Hagelfeiertag in Honhardt
Einzelnachweis
- ↑ Ehlers: Hagelfeiertag, S. 18 (siehe Literatur)
- ↑ Ehlert: Hagelfeiertag, S. 17 (siehe Literatur)
- ↑ Hagelfeiertage in der Gemeinde Pommersfelden
Kategorien:- Kirchenjahr
- Religiöses Fest
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